Überfettung

Traumseifen entwickeln, Rohstoffe testen, Siedegeheimnisse teilen, Fehlern auf die Spur kommen – hier ist der kreative Mittelpunkt für Seifensieder.

Moderator: Birgit Rita

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Natalie

Überfettung

Ungelesener Beitrag von Natalie »

Hallo Ihr Lieben !
Wie sicher ist es eigentlich mit der Überfettung? Bleibt ein Anteil an Öl auch wirklich unverseift?

MfG natalie

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flidibus
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Ungelesener Beitrag von flidibus »

Soweit ich (Siedeküken) weiß: Ja. Allerdings kannst du nicht bestimmen, welcher Anteil ( außer bei der Heißverseifung, da kann man nach der Heißvrseifung noch gezielt Öl unterrühren).
Liebe Grüße
Flidibus

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

Natalie hat geschrieben:Hallo Ihr Lieben !
Wie sicher ist es eigentlich mit der Überfettung? Bleibt ein Anteil an Öl auch wirklich unverseift?
Es bleiben lipophile Bestandteile von Ölen un- bzw. nur teilverseift, aber von dem Bild, es bliebe ein Teil des Öls im naturbelassenen Zustand, muss man sich verabschieden. :-)

Die Lauge greift von außen an die Fettsäuremoleküle und trennt diese nach und nach ab. Von den Fettsäuren (= Triglyceride, da drei Fettsäuren an einem Glycerinmolekül gebunden sind) bleiben je nach Fortschreiten des Verseifungsprozesses zunächst Diglyceride, dann Monoglyceride übrig – heißt: Erst bleiben 2 (»di«), dann nur eine (»mono«) Fettsäure übrig, und dann liegen die fettlöslichen Fettsäuren und das wasserlösliche Glycerin frei vor. Die Partialglyceride, wie man diese »angeknabberten« Fettsäuremoleküle auch nennt, haben vor allem in Verbindung mit Säuren leichte emulgierende Fähigkeiten.

Auch die Fettbegleitstoffe haben Einfluss darauf, wieviel von den ursprünglichen Triglyceriden (als die mit den vollständigen 3 Fettsäuren am Glycerinmolekül) übrig bleiben. Unverseifbares z. B senkt die Verseifungszahl eines Fettes (die wiederum Aufschluss über die benötigte Menge an Lauge gibt). Verseift man ältere Öle, in dene bereits höhere Anteile an freien Fettsäuren vorliegen, ist der notwendige Anteil an Lauge höher, da die Verseifungszahl freier Fettsäuren höher liegt als die des (neutralen) Fettgemischs.

Da kein normaler Seifensieder ohne Labor solche Parameter bestimmen kann, arbeitet man mit Anhaltswerten, was die Berechnung der Lauge angeht. Mal bleiben daher mehr, mal weniger Bestandteile der Fettmischung un- bzw. teilverseift. Statistisch gesehen ist die Teilverseifung wohl wahrscheinlicher als dass sich ein Triglycerid völlig intakt über die Verseifung retten kann.
Liebe Grüße
Heike

Natalie

Ungelesener Beitrag von Natalie »

Vielen lieben Dank für die ausführliche Antwort! :-))

MfG
natalie

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

Natalie hat geschrieben:Vielen lieben Dank für die ausführliche Antwort! :-))
Gerne. :-)
Liebe Grüße
Heike

Natalie

Ungelesener Beitrag von Natalie »

Habe auch so verstanden, dass beim Heißverfahren die Überfettung genauer ist, da das Öl erst nach der Gelphase hinzugefügt wird.

Welcher Überfettungsanteil ist eigentlich üblich in der Seife? So 7% ?

LG
natalie

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Birgit Rita
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Ungelesener Beitrag von Birgit Rita »

Natalie hat geschrieben:Habe auch so verstanden, dass beim Heißverfahren die Überfettung genauer ist, da das Öl erst nach der Gelphase hinzugefügt wird.

Welcher Überfettungsanteil ist eigentlich üblich in der Seife? So 7% ?

LG
natalie
Zwischen 4-10% ist üblich. Ich bevorzuge 6% Überfettung, persönliche Vorliebe.
Die Ausnahme bilden Salzseifen + Soleseifen , die überfette ich gerne bis 10-15%.
Ich habe auch eine Vorliebe für den OHP und gebe gerne zum Schluss ein gutes Öl zu.
Lieben Gruß
Birgit Rita :-)

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Helga
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Ungelesener Beitrag von Helga »

Bei mir ist es ähnlich :) ich überfette - oder unterlauge wie man jetzt sagt - mit
einheitlich 8% und siede auch gerne OHP mit am Schluß einem guten Öl.
Liebe Grüße und noch einen schönen Tag :-)

Helga

Natalie

Ungelesener Beitrag von Natalie »

Lieben Dank an Birgit Rita und Helga!

Welche Seife findet ihr besser, die mit OHP oder doch lieber mit Kaltverfahren?

LG
natalie

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Texana
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Ungelesener Beitrag von Texana »

Heike hat geschrieben:
Natalie hat geschrieben:Vielen lieben Dank für die ausführliche Antwort! :-))
Gerne. :-)
Schliesse mich mit vielen lieben Dank an.
Liebe Grüsse
Ursula

Wo es nichts zu fragen gibt, gibt es auch nichts zu lernen. Hubertus Halbfas

Kami

Ungelesener Beitrag von Kami »

Auch von mir Danke!
Nun habe ich es auch endlich verstanden, was mit der Überfettung gemeint ist und was eigentlich in der Seife beim „Ruhen“ passiert.

Schmunzelsonne
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Ungelesener Beitrag von Schmunzelsonne »

Helga, Birgit Rita,

kann es sein, dass OHP Seifen von der Haptik her fester und glatter sind als CP Seifen?

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Bina
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Ungelesener Beitrag von Bina »

Meistens ist es genau anders herum.
Liebe Grüße
Bine

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Ungelesener Beitrag von Schmunzelsonne »

Bina, sind die Weicher und Hubbeliger?

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Bina
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Ungelesener Beitrag von Bina »

Nicht notwendigerweise... :pfeifen:

dsc02278npx3z[1].jpg
Handschmeichler.jpg
Liebe Grüße
Bine

Schmunzelsonne
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Ungelesener Beitrag von Schmunzelsonne »

Hui - sind die aber schön!!!

Schmunzelsonne
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Ungelesener Beitrag von Schmunzelsonne »

Aber die Gefahr des uneben werdens ist bei OHP größer?

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coboki
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Ungelesener Beitrag von coboki »

Bina hat geschrieben:
Freitag, 2. März 2018, 18:30


Handschmeichler.jpg
Tolle Seifen!
Verrätst Du mir, welche Form Du für die Handschmeichler verwendet hast? Die finde ich sensationell.
Herzliche Grüße
Conny

Die Zeit ist immer reif, um das Richtige zu tun. (Martin Luther King)

vali
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Ungelesener Beitrag von vali »

Die Form findest Du z. B. bei aliexpress. Es gibt sie sicher auch hier, einfach bei Backformen schauen. Diese Form gibt es als Rundling, Eckling oder auch Herz. Dann gibt es-etwas größer und sehr gut in der Hand liegend- Stein- und Kissenform und Rundlinge mit Wellen und Rillen. Alle liegen toll in der Hand und sind eigentlich Back- oder Dessertformen. Viel Spass beim Stöbern....
lg
vali

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Bina
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Ungelesener Beitrag von Bina »

Genau - danke, Vali!
Liebe Grüße
Bine

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Ungelesener Beitrag von Aramis »

Texana hat geschrieben:
Sonntag, 18. Februar 2018, 22:30
Heike hat geschrieben:
Natalie hat geschrieben:Vielen lieben Dank für die ausführliche Antwort! :-))
Gerne. :-)
Schliesse mich mit vielen lieben Dank an.
Vielen Dank auch von mir. Nun habe ich das mit den Mono- Di und Triglyceriden auch endgültig verstanden. Lange ist das Basiswissen her und ein gutes Buch hat sich leider von selbst noch nicht gekauft geschweige gelesen.
Liebe Grüße
Petra

Sabinchen
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Ungelesener Beitrag von Sabinchen »

Ich habe früher auch mit ca. 8% überfettet, mache aber mittlerweile gerne höher überfettete Seifen, da sie gerade jetzt in der kalten Zeit die Haut besser pflegen. Ich rühre allerdings nur CP-Seifen und keine OHPs.
Zu den Seifenrechnern ist noch zu sagen, dass es ja für jedes Fett eine Zahl von-bis gibt, die Seifenrechner kalkulieren meines Wissens eher den höheren Wert, sodass eine berechnete 0%-überfettete Seife in der Regel auch nicht ätzend ist. Aber vielleicht ist ja jemand im Forum, der Seifenrechner selber macht wie die liebe Kathrin Böhm???

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lavendelhexe
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Ungelesener Beitrag von lavendelhexe »

Ein Seifenrechner braucht immer Zahlen - und wir wissen doch nie, welche genaue Verseifungszahl unsere Ölchargen haben. Das Problem ist die aufwändige Bestimmung der Verseifungszahl für jede neue Fettcharge.... :/

Ganz heimlich wünsche ich mir ja immer ein Seifenbüchlein von Heike.... :-*
Liebe Grüßlis,
Lavendelhexe

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