Traubenkernöl: kaltgepresst i.d. Tagespflege?

[petitigre]

Hallo!

Vom Thema zum Imwitor® 375 ausgehend, eröffne ich hier einen neuen Thread zu einem ganz anderen Thema, das mich schon seit einiger Zeit immer wieder beschäftigt.
Im Unterforum "Öle, Buttern, Wachse" habe ich leider keine wirkliche Antwort auf meine Frage gefunden. Auch die Suchfunktion hat nichts (befriedigendes) ergeben.
Falls es doch schon irgendwo besprochen worden sein sollte, bitte ich um Nachsicht und freundlich darum, entsprechende Links zu posten. Danke.

Hier der Original-Beitrag von Bellis und mir:

Ggf. wäre raffiniertes Traubenkernöl ein Kompromiss für Dich? Lt. Heike kann man es in raffinierter Form in der Tagespflege einsetzen, s. hier. Für mich ist die Kombi Argan/Traube auch unschlagbar. Gerade im Sommer mag ich die Leichtigkeit des Traubenkernöls. Deshalb mein Kompromiss mit dem raff. Öl. Ich stabilisiere mit Jojoba und meist einer geringen Menge Esteröl. Natürlich setze ich das Traubenkernöl nicht in Sonnenpflegeprodukten ein, aber schon in einer Tagespflege für den Büroalltag.

Off-topic

Dieser Beitrag und die Infos von ON bzgl. Traubenkernöl verunsichern mich immer wieder aufs Neue. Ich hatte mir extra "gutes", kaltgepresstes Bio-Traubenkernöl gekauft und es in meiner Tagespflege eingesetzt (20 % von der Ölmischung, der Rest Mandelöl, Jojobaöl und Squalan). Ist es trotzdem noch zu instabil, wenn es nicht raffiniert ist? Irgendwie habe ich da bis heute keine Antwort drauf gefunden und in Heikes Liste z.B. wird kein kaltgepresstes Traubenkernöl aufgeführt... Und Mohnöl ist ja z.B. auch kaltgepresst - aber das geht dann ja wieder (wenn ausreichend stabilisiert mit anderen Ölen). Ich bin verwirrt...

Hallo Tobias,
jetzt bin ich auch verunsichert. Ich hatte Heikes Beitrag bisher so verstanden, dass das raff. Traubenkernöl ausnahmsweise in Tagespflege eingesetzt werden kann, während die nativen B3-Öle eher weniger geeignet sind, weil sie aufgrund ihrer höheren Anteile an reaktionsfreudigen Doppelbindungen (zweifach ungesättigte Linolsäure) schneller zur Lipidoxidation neigen als B0, B1 und B2-Öle. Native Öle sind generell anfälliger für Oxidationsprozesse als raffinierte. Neben den Anteilen an ungesättigten Fettsäuren spielen aber auch Fettbegleitstoffe wie Antioxidantien, Phytosterole etc. eine Rolle für die Oxidationsanfälligkeiten. Hohe Anteile im Öl bewirken einen Selbstschutz vor Oxidation. Hierin liegt möglicherweise auch die Ausnahme für Traubenkernöl - innerhalb der B3-Ölgruppe - weil es Antioxidantien (OPC, Oligomere Proanthocyanidine) und Phytosterole enthält. Lt. Heike bleiben bei der Raffination von Traubenkernöl die Phytosterole zu einem großen Teil erhalten. Inwieweit das auch auf OPC zutrifft, da bin ich mir unsicher, habe zumindest gelesen, dass es hitzebeständig sein soll. Phytosterole wie Avocadin oder Gamma-Oryzanol nutzen wir ja auch gezielt gegen lichtbedingte Oxidation.
Aber sicher bin ich mir mit meiner Interpretation nicht. Kann vielleicht einer der erfahreneren Rührerinnen weiterhelfen?

Danke für Deine Antwort Bellis, hatte schon gedacht, das sei untergegangen...
Ich werde aber wohl ein neues Thema dazu eröffnen, das gehört hier ja eigentlich nicht her. Bis gleich!

[petitigre]

Als erstes werde ich jetzt auf Bellis letzte Antwort Bezug nehmen.
Raffiniertes Traubenkernöl wird ja für die Tagespflege "erlaubt", wenn auch nur als B3-Öl. Bedeutet das im Umkehrschluss, dass es in der kaltgepressten, oxidationsanfälligen Variante gar nicht i.d. Tagespflege auftauchen sollte? Ist es dermaßen instabil (wie z.B. Leinöl)? (Im Ölporträt habe ich dazu auch keine aufschlussreichen Informationen gefunden - oder es nicht richtig verstanden.)
Wenn ja, werde ich mir schleunigst raffiniertes kaufen und es ersetzen. Den Rest kann ich dann ja in eine Ölmischung für die Nacht geben - oder essen.

Vielleicht mag ja die Autorin - liebe Heike - kurz erläutern, warum kaltgepresstes Traubenkernöl nicht in Ihrer Ölgruppen-Liste auftaucht...

[Bellis]

Danke für Deine Antwort Bellis, hatte schon gedacht, das sei untergegangen...
Ich werde aber wohl ein neues Thema dazu eröffnen,

Danke für den neuen Thread. Nein, es war nicht untergegangen. Ich habe mich selbst nochmal belesen, aber letztlich dennoch keine Klarheit erlangen können.
Vielleicht gibt es ja hier Unterstützung.

[Heike]

Raffiniertes Traubenkernöl gilt als hitzestabil (es hat wohl einen hohen Rauchpunkt), daher werte ich es anders als das native, das mit seinem hohen Linolsäureanteil für mich nicht der erste Kandidat im Sommer wäre. Im Winter ist eh alles anders: Weniger Sonne, kältere Temperaturen lassen einen größeren Spielraum für den Einsatz von Ölen.

Meine Empfehlungen sind unter Vorbehalt geschrieben, mit Blick auf Hautgesundheit und im Zweifelsfall einmal zu kritisch als zu sorglos. Viele Ölbegleitstoffe prägen ein »oxidatives Ölprofil«; die Fettsäuren alleine sind es nicht. Wir sind alle in den letzten Jahren für dieses Thema sensibilisiert worden und haben ein umfassendes Wissen erworben. Damit können wir nun in unserem Rahmen arbeiten. Wir sind hier weder dogmatisch noch beliebig – was man auch an diesem Thread erkennt – und das schätze ich sehr.

Insofern: Dem eigenen Gefühl folgen, das auf einem soliden Wissen basiert, ist ein guter Weg.

[petitigre]

Danke, Heike, mit der Antwort kann ich durchaus etwas anfangen.
Ich orientiere mich vor allem an bereits vorhandenem Wissen hier im Forum und auf ON. Noch traue ich mir nur selten eine eigene Beurteilung zu...
Da ich empfindliche Haut habe, wollte ich gerne "auf Nummer sicher" gehen. Ich habe gedacht, das Traubenkernöl sorgt vielleicht für zusätzlichen Stress...?
Mein Gefühl sagt mir jetzt: brauche den Rest Traubenkernöl bis zum Sommer auf, dann bestellst Du Dir raffiniertes.
Tatsächlich bin ich wenig draußen (zu wenig) und im Winter scheint hier eh nicht oft die Sonne.

(Über weitere Anregungen freue ich mich dennoch. )

[Helga]

Petitgre hat geschrieben: Ist es dermaßen instabil (wie z.B. Leinöl)?

Nein, Leinöl ist - soweit ich informiert bin - noch viel instabiler denn es ist weniger die (wie auch in Traubenkernöl vorwiegend enthalten) Linolsäure die es instabil macht, als die sehr schnell oxidierende Alpha-Linolensäure, die in Leinöl in sehr hohem Anteil enthalten ist. (Alpha-Linolensäure ist übrigens jeweils mit mehr oder weniger Anteilen in fast allen Wirkstoffölen enthalten).

Traubenkern: enthält mehr als 50% Linolsäure
Leinöl: enthält mehr als 50% Alpha-Linolensäure

Traubenkernöl wird Deine Haut nicht "stressen", aber wahrscheinlich hast Du den oxidativen Stress gemeint
Falls Du nachlesen möchtest: Linolsäure

Viel Erfolg beim Öle mischen wünsche ich Dir

[Bellis]

Insofern: Dem eigenen Gefühl folgen, das auf einem soliden Wissen basiert, ist ein guter Weg.

Danke Heike für Deine Erläuterungen! Ich bin an manchen Stellen eher noch vorsichtig und sichere mich ab. Und Wissen kann man, glaube ich, nie zu viel als Grundlage für solides Selbstrühren.

[Amaryllis]

Zuerst mal: Danke Tobias für die Frage, die beschäftigt mich auch immer wieder mal, aber bisher habe ich es leider nicht geschafft, es hier zu fragen.

Allerdings ist für mich jetzt noch eine Frage aufgetaucht:

Raffiniertes Traubenkernöl gilt als hitzestabil (es hat wohl einen hohen Rauchpunkt), daher werte ich es anders als das native

Gehört das native Traubenkernöl dann also erst in die handwarme Emulsion und nicht schon mit den anderen Fetten auf den Herd?

[rasasayang]

Hallo,Amaryllis,
wenn Heike schreibt, dass das raffinierte einen hohen Rauchpunkt hat, dann sollte es doch in die FP direkt auf den Herd..ich liebe Traubenkernöl auch sehr, habe mir jetzt wieder raffiniertzes bestellt, und das kommt auf jeden Fall in die heiße Fettphase..
LG
rasasayang