Erfahrung mit diesen Ölen?

Fettsäurespektren, Jodzahlen und Fettbegleitstoffe – hier werden Öle, Buttern und Wachse en detail gewürdigt.

Moderator: Heike

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Tiramisurella
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Erfahrung mit diesen Ölen?

Ungelesener Beitrag von Tiramisurella »

Hallo liebe Rühris,

Ich habe gerade bei Maienfelser gestöbert und bin dabei auf einige interessante Öle gestoßen. Hat jemand von euch Erfahrung mit einem oder mehreren der folgenden Öle und kann mir etwas zu Stabilität, Wirkung, Tocopherolgehalt etc. sagen?

Petersiliensamenöl: Petroselinsäure 73 %, Ölsäure 14 %, Linolsäure 9 %, Palmitinsäure 3 %

Pequiöl: Palmitinsäure ca. 32 %, Ölsäure ca. 56 %, Linolsäure ca. 3 %, Stearinsäure ca. 2 %, hoher Anteil an Pro-Vitamin A und Carotinen.

Kiefernussöl: Linolsäure 43 %, Ölsäure 20 %, Palmitinsäure 4,6 %, Pinolensäure (18:3w5) 17,9 %, Pinolsäure (18:2w5) 4,3 %

Kaffeebutter: Palmitinsäure ca. 23 %, Ölsäure ca. 20 %, Linolsäure ca. 35 %, Carnaubasäure ca. 14 %, Stearinsäure ca. 7 %

Salatsamenöl.: Linolsäure 61,7 %, Ölsäure 24,8 %, Palmitinsäure 7,4 %, Stearinsäure 3,1 %, Arachinsäure 1,1 %

Zucchiniöl: Linolsäure 43,8 %, Ölsäure 35,2 %, Palmitinsäure 11,1 %, Stearinsäure 7,4 %

Wegwartensamenöl (Charge): Linolsäure ca. 73,4 %, Ölsäure 16,5 %, Stearinsäure 2,6 %, Palmitinsäure 6 %

Viele Grüße!

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Helga
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Ungelesener Beitrag von Helga »

Liebes, wenn Du Dich hier einliest, kannst Du selbst die Stabilität eines Öles bestimmen :wink: Fettsäuren

Über Deine angeführten Öle kann ich nichts sagen.
Liebe Grüße und noch einen schönen Tag :-)

Helga

Tiramisurella
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Ungelesener Beitrag von Tiramisurella »

Hallo liebe Helga, danke dir :daisy: Da hast du natürlich Recht.
Aber ich hatte auch gehofft, dass vielleicht schon jemand diese Öle hier verwendet hat und was zur allgemeinen Verträglichkeit sagen kann :klimper:

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pflanzenölscheich
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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

Tiramisurella hat geschrieben:Kiefernussöl: Linolsäure 43 %, Ölsäure 20 %, Palmitinsäure 4,6 %, Pinolensäure (18:3w5) 17,9 %, Pinolsäure (18:2w5) 4,3 %
Ich kenne, verwende und schätze das Öl aus den "Nüssen" (eigentlich Samen) der sibirischen Zirbelkiefer, welches unter allen Kiefersamenölen den höchsten Gehalt an Pinolensäure hat (19%).
Pinolensäure (all-cis-Octadeca-5Z,9Z,12Z-triensäure) ist übrigens C18:3Δ5, nicht ω5 (also Omega 5), weil sie wegen der Δ12-Doppelbindung eine Omega-6-Fettsäure ist. Die Delta-Zählung beginnt mit der Nummer 1 am Kohlenstoffatom der Säuregruppe (COOH).

Die Pinolsäure ist interessanterweise gar keine Fettsäure (und hat darum auch keinen Lipidnamen à la C18:2ω5), sondern ein Abbauprodukt des Pinens (Ich fand Belege für die Entstehung aus α- und β-Pinen) im Wege seiner dreifachen Oxidation. Darum hat Pinolsäure (so wie Pinen) nur 10 Kohlenstoffatome, kann damit als Monoterpenoid gelten und ist nicht im Rahmen eines Triglyceridmoleküls gebunden. Ihr Vorhandensein kann als Indiz für das Übertreten von Kiefernharz (dessen flüchtige Fraktion zum größten Teil aus α- und β-Pinen besteht - den Vorläufern der Pinolsäure) in das gepresste Öl verstanden werden.

Randbemerkung: Ich habe übrigens auch eine Händlerbroschüre, in der dieselben falschen Lipidnamen für Pinol- und Pinolensäure angegeben werden. Diese Fehlinformationen sind anscheinend weit verbreitet. Manche bezeichnen die Pinolensäure auch als Gamma-Linolensäure, obwohl sie ihre erste Doppelbindung in Delta-Zählung am fünften und eben nicht am sechsten Kohlenstoffatom aufweist. Wie dem auch sei...

Die Wirkung von Kiefernussölen mag vielleicht vergleichbar sein, aus eigener Erfahrung kann ich sie aber nur für die sibirische Zirbelkiefer (Pinus sibirica) schildern. Nach seinem Fettsäurespektrum müsste das Öl, alleine aufgetragen, die Hautbarriere vorrübergehend schwächen - genauer gesagt: fluidisieren. Tatsächlich erhöht sich hingegen die Wasserbindungsfähigkeit der Hornschicht, die Haut beginnt, sich von übermäßiger Verhornung zu befreien, die Produktion der hauteigenen Lipide erhöht sich, wenn sie vorher noch zu wenig ausgeprägt war (zum Beispiel bei atopischer Dermatitis), der Stoffwechsel der Haut wird insgesamt "hochgefahren", die Barriere nicht schwächer, sondern stärker, und bei mehrfacher Anwendung verfeinert sich das Hautbild (ganz besonders bei Verhornungsstörungen).

Dieses Öl ist kein Wundermittel, auch wenn die obige Beschreibung allzu umfassend klingt und sich oberflächlich betrachtet nach einem Öl anhört, das "eh alles kann". Nein, kann es nicht. Aber wenn ich mit meinem atopischen Hautzustand (vulgo "Neurodermitis") nur ein Öl auf eine einsame Insel (allerdings mit Kühlschrank ;)) mitnehmen könnte, so wäre es das Samenöl der sibirischen Zirbelkiefer.

Über die genauen dermatologischen Wirkmechanismen habe ich bis dato viele Unklarheiten. Außerdem existieren so gut wie keine wissenschaftlichen Publikationen zu diesem Thema - und wenn, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie nicht in den gängigen Suchmaschinen indiziert oder im Volltext russisch sind. Das ist aber gar nicht verwunderlich, denn zumindest über die sibirische Zirbelkiefer wird in der ehemaligen Sowjetunion klarerweise am meisten geforscht.

In Summe ergibt sich also der Befund, dass die eigentlichen Wirkstoffe für die günstige Beeinflussung und Anregung des Hautstoffwechsels nach wie vor im Dunkeln bleiben. Ist es die Pinolensäure? Die Pinolsäure? Die Terpene? Sind es andere Fettbegleitstoffe? Wir wissen es nicht...

Ich hoffe, dieser kleine Überblick hat Dir trotzdem dabei geholfen, Kiefernussöle im Allgemeinen (und das der sibirischen Zirbelkiefer im Speziellen) besser einzuschätzen.

Einen schönen Abend wünscht und winkt
Harald - Pinolenpflösch :kicher:

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pflanzenölscheich
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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

Ich habe den obigen Beitrag noch ein bisschen editiert, um Schreibfehler auszubessern. Jetzt ist er bereit zum Lesen.
:monsieur:

Tiramisurella
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Ungelesener Beitrag von Tiramisurella »

Ach, toll, lieber :monsieur: pflösch! Herzlichen Dank für deine Mühe :knicks:
Das klingt nicht so passend für meine Rosaceahaut, die ja auch eher zum Fertigsein neigt.

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pflanzenölscheich
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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

Tiramisurella hat geschrieben:Das klingt nicht so passend für meine Rosaceahaut, die ja auch eher zum Fertigsein neigt.
Haut ist nie fertig. Die wächst jeden Tag. :kicher:

Ich verstehe schon, was Du meinst, aber im Gesicht habe ich selbst Rosacea. Deine Befürchtung, dass die Sebumproduktion dort zu sehr angeregt würde, kann ich in der Praxis nicht bestätigen. Im Gegenteil: Ich finde Zirbelkieferöl (in meinem Fall, wie gesagt, das sibirische) im Gesicht sehr angenehm. Durch seine leicht entzündungshemmenden Eigenschaften und seine Regulation des Hautstoffwechsels (Wohlgemerkt: Es dreht nicht einfach alles stärker auf) könnte es bei Rosacea sogar ein bisschen hilfreich sein - oder ein bisschen mehr als ein bisschen?
:gruebel:
Ich habe es aber nie ausgiebig für diesen Zweck getestet, kann also keine lupenreine Empfehlung aussprechen - nur einen Eindruck.

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pflanzenölscheich
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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

Eines sollte klar sein: Für den Aufenthalt in der prallen Sonne ist ein hochungesättigtes Wirkstofföl wie dieses nicht geeignet. Es sollte von der Haut zumindest völlig aufgenommen und der Pinolensäureanteil (durch Lipoxygenasen und dergleichen) entsprechend verstoffwechselt sein. Weil das tagsüber vielleicht nicht immer möglich oder etwas schwierig einzuschätzen ist, empfiehlt sich dieses Öl besonders im Gesicht und im Sommer für die Nachtpflege.

Tiramisurella
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Ungelesener Beitrag von Tiramisurella »

huch. blöde Autovervollständigung... :domina:
"fettig" sollte es natürlich heißen :lach:

Dann werde ich das vielleicht mal in der Nachtpflege testen. :attacke:

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