Hat schon jemand Erfahrung mit dem Cacay Öl gemacht

Fettsäurespektren, Jodzahlen und Fettbegleitstoffe – hier werden Öle, Buttern und Wachse en detail gewürdigt.

Moderator: Heike

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ruehrerinanja
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Hat schon jemand Erfahrung mit dem Cacay Öl gemacht

Ungelesener Beitrag von ruehrerinanja »

Hallo an Alle,

hat schon jemand Erfahrungen mit dem „Cacay Öl“ gemacht?

Als ich vor einigen Tagen bei amazon auf der Suche nach Marula Öl war, habe ich das Cacay Öl entdeckt.

Im Internet habe ich unter anderem diese Informationen über Cacay Öl gefunden.
Leider wird aber auch auf dieser Seite nicht die genaue Fettsäurezusammensetzung genannt, wieviel % Linolsäure, Ölsäure usw. genau enthalten sind.

Man kann lediglich durch folgende Sätze der genannten Seite:
- „Der Anteil an Linolsäure ist doppelt so hoch wie in Argan-Öl.“
- „Cacay-Öl ist 50 Prozent reicher an zellschützendem Vitamin E“ als Arganöl
- „In Cacay-Öl steckt etwa 1 Prozent natürliches Vitamin A.“
„Das Cacay-Öl hat dreimal so viel Retinol wie Wildrosenöl.“

darauf schließen, dass
- Cacay Öl ca. 62 - 70 % Linolsäure haben müsste (da Arganöl ca. 31–35 % Linolsäure hat) (das würde bedeuten, dass der Linolsäuregehalt ungefähr so hoch wäre, wie beim Traubenkernöl (Linolsäure ca. 70 %)
- 50% mehr Vitamin E haben soll als Arganöl
- ca. 1% Vitamin A enthalten sein soll
- Auf der Seite wird auch gesagt, dass es ein Trockenöl ist.

Sollte man das Öl dann nur nachts anwenden, wie bei vielen Trockenölen, oder ist es genauso wie Haferöl und Cranberrysamenöl/Preiselbeersamenöl auch für die Tagesanwendung geeignet?

Kennt jemand die genaue Fettsäurezusammensetzung des Cacay Öls?

Und hat eventuell schon jemand, der genau wie ich, zu unreiner Haut neigt, mit dem Cacay Öl gute Erfahrungen gemacht, hilft es bei unreiner Haut?


Liebe Grüße
Anja

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pflanzenölscheich
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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

ruehrerinanja hat geschrieben:„Das Cacay-Öl hat dreimal so viel Retinol wie Wildrosenöl.“
Bis auf den Umstand, dass Wildrosenöl an sich kein Retinol, sondern Retinsäure enthält. Diese Werbeaussagen würde ich mit Vorsicht genießen.

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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

So, ich habe ein bisschen Substanzielleres über das Öl gefunden. Die botanische Bezeichnung der Pflanze ist laut dieser Seite Caryodendron orinocense - laut Catalog of Life, um genau zu sein: Caryodendron orinocense H.Karst.

In dieser wissenschaftlichen Arbeit finden sich die Fettsäureanteile und weitere Ergebnisse der chemischen Analyse. Es wurden die Werte dreier Proben bestimmt und mit den Vergleichsdaten einer früheren Studie verglichen. Ich werde die wichtigsten Prozentangaben zitieren (mit Standardabweichung innerhalb der drei Proben) und in Klammern, wenn vorhanden, die Vergleichsdaten nennen.

Auf das ganze Öl bezogen (in Prozent von diesem):
Palmitinsäure (C16:0): 10,3±0,7 (9,5)
Stearinsäure (C18:0): 3.4±0,1 (2,2)
Ölsäure (C18:1): nicht festgestellt (11,8)
Linolsäure (C18:2): 85,6±1,0 (75,1)
Unverseifbares: 8,1±1,1 (1,2)

Die wichtigsten Komponenten des Unverseifbaren (in Prozent von diesem):
Squalen: 11,7±1,1
Campesterol: 12,2±0,9
Stigmasterol: 11,0±1,0
β-Sitosterol: 55,0±2,5
Δ5-Avenasterol: 3,3±0,1
Lanosterol: 1,2±0,1
Cycloartenol: 1,3±0,1

Beim Unverseifbaren waren die Referenzdaten der älteren Studie widersprüchlich. Sie summierten sich auf mehr als 100%.

Der Gesamtgehalt an Tocopherol beträgt durchschnittlich 816 mg/kg des gesamten Öls.
Nun die einzelnen Werte in mg/kg (in Klammern wieder die Referenzwerte der älteren Studie):
α-Tocopherol: 175±2 (28)
β-Tocopherol: 9±1 (nicht festgestellt)
γ-Tocopherol: 575±4 (520)
δ-Tocopherol: 57±2 (148)

Das meiste ist γ-Tocopherol, dient also dem Produktschutz des Öles selbst. Ein Retinol- oder Retinsäuregehalt kommt in dieser Veröffentlichung nicht vor - was aber nicht heißt, dass das Öl dergleichen nicht enthält. Auch über einen allfälligen Carotinoidgehalt schweigt man sich aus.

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Ungelesener Beitrag von ruehrerinanja »

Lieber Harald,
vielen Dank für die Links und vor allem auch vielen lieben Dank, dass du die wichtigsten Daten des Fettsäurespektrums zusammengefasst und ins Deutsche übersetzt hast :)

75,1% Linolsäure, wenig Palmin- und Stearinsäure, dass hört sich doch schon einmal ganz gut bezüglich unreiner Haut an und hätte somit eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Traubenkernöl.
pflanzenölscheich hat geschrieben:Das meiste ist γ-Tocopherol, dient also dem Produktschutz des Öles selbst.
Dann kann man davon ausgehen, dass das Öl länger haltbar ist, eventuell 12 Monate?
Ist dann das Öl auch automatisch lichtstabil, kann man es gut tagsüber anwenden?
Woran erkennt man, ob ein Öl lichtstabil ist?

Liebe Grüße
Anja

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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

ruehrerinanja hat geschrieben:Lieber Harald,
vielen Dank für die Links und vor allem auch vielen lieben Dank, dass du die wichtigsten Daten des Fettsäurespektrums zusammengefasst und ins Deutsche übersetzt hast :)
Gerne. :monsieur:
pflanzenölscheich hat geschrieben:Das meiste ist γ-Tocopherol, dient also dem Produktschutz des Öles selbst.
Dann kann man davon ausgehen, dass das Öl länger haltbar ist, eventuell 12 Monate?
Theoretisch könnte man von einer längeren Haltbarkeit ausgehen. Immerhin wird in der verlinkten Studie auch das Radikalfängerpotenzial im Vergleich zu Olivenöl gemessen, wobei Cacay-Öl immerhin doppelt so gut abschneidet. Aber: Die tatsächliche oxidative Stabilität und damit die Haltbarkeit eines Öles hängt von mehreren Faktoren ab und lässt sich am verlässlichsten mit einem Rancimat-Test ermitteln. Hierzu fand ich leider keine Veröffentlichung.
Ist dann das Öl auch automatisch lichtstabil, kann man es gut tagsüber anwenden?
Siehe oben. Ich rate zur Vorsicht, denn sein Fettsäurespektrum ist das eines anfälligen Öles. Die schiere Menge an Linolsäure weist zwingend darauf hin, dass ein erklecklicher Anteil Trilinolein enthalten sein muss - also ein mit dreimal Linolsäure verestertes Glycerin, bei dem die Linolsäure nicht einmal theoretisch von einer gesättigten Fettsäure stabilisiert werden kann.

Ich würde das Öl trotz seines hohen Gehaltes an γ-Tocopherol und einem gewissen Gehalt an Squalen (das ja auch freie Radikale entschärfen kann) wie ein eher empfindliches Öl betrachten, dessen Linolsäure der Haut noch geballter zugute kommt als bei Traubenkernöl.

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Ungelesener Beitrag von ruehrerinanja »

Lieber Harald,
vielen Dank, dass du die Seiten über das Cacay Öl durchgelesen und mir das mit der Haltbarkeit und Lichtstabilität erklärt hast. :)
Ich bin sehr froh darüber, dass du mir das erklärt hast, denn ich versteh noch nicht alle Zusammenhänge der Fettsäurezusammensetzungen (und hinzu kommt noch, dass mein Englisch nicht sehr gut ist).

Seit einiger Zeit sehe ich mir regelmäßig auf den Olionatura Seiten, die Öl Portraits an und grüble dann oft darüber nach, warum ich einige Öle einigermaßen gut vertrage und andere Öle nicht so gut. Momentan teste ich wieder einige Öle. Dabei habe ich festgestellt, dass ich Öle mit hohem Linolsäuregehalt ganz gut zu vertragen scheine. Vor einiger Zeit habe ich nochmal Traubenkernöl getestet, hatte ich vor ein paar Jahren schon einmal getestet und damals nicht so gut vertragen (vielleicht war das Öl nicht mehr ganz ok gewesen und ich hatte das nicht bemerkt), aber diesmal hatte ich einen sehr guten Eindruck von dem Öl, außerdem hatte ich das Gefühl, dass die Poren durch das Öl etwas feiner wirken und das meine Stirn (die meist etwas zur Trockenheit neigt), sich wesentlich besser anfühlt, dass schafft nicht jedes Öl.

Mit einigen sehr ölsäurehaltigen Ölen, wie z.B. Marulaöl (habe ich im Sommer getestet) scheine ich auch ganz gut klar zu kommen.

Zwischendurch hatte ich auch immer mal das Gefühl, dass es eventuell die α-Linolensäure sein könnte, weshalb ich manche Öle nicht ganz so gut vertrage, wie z.B. Hanföl. Aber ich weiß es nicht, ob es daran liegt.

Die Fettsäurezusammensetzung des Cacay Öls hört sich soweit ganz gut an, deswegen werde ich mir das Öl bestellen und dann berichten.

Wenn ich das Cacay Öl gut vertrage, werde ich wahrscheinlich mal versuchen Traubenkernöl, Cacay Öl und Marulaöl zu mischen.


Liebe Grüße
Anja

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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

ruehrerinanja hat geschrieben:Zwischendurch hatte ich auch immer mal das Gefühl, dass es eventuell die α-Linolensäure sein könnte, weshalb ich manche Öle nicht ganz so gut vertrage, wie z.B. Hanföl. Aber ich weiß es nicht, ob es daran liegt.
α-Linolensäure wirkt sehr anregend auf den Hautstoffwechsel, kann aber empfindliche Hautzustände auch manchmal "aufregen". Das muss man selber testen. Ich habe atopische Haut und vertrage α-Linolensäure nur, wenn ich sie mit der gleichen Menge γ-Linolensäure "ausbalanciere". Andere Häute nehmen die anregende Wirkung aber auch ohne solche Vorkehrungen dankbar an.

Wie gesagt: Versuch macht klug. Wenn Du den Eindruck hast, α-Linolensäure sei Deiner Haut (momentan?) zu heftig, dann plane Deine Rezepturen gegenwärtig ohne sie.

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Ungelesener Beitrag von ruehrerinanja »

Lieber Harald,
vielen Dank für den Tipp mit der γ-Linolensäure :)
Ich werde aber momentan erst einmal, wie du vorgeschlagen hast, α-linolensäurehaltige Öle ein wenig meiden.

Allerdings würde mich trotzdem sehr interessieren, wie man den Ausgleich mit
γ-linolensäurehaltigen Ölen errechnen kann.

Würde man, wenn man demnächst z.B. gerne mal Preiselbeersamenöl verwenden möchte, dann z.B. 1g Preiselbeersamenöl nehmen und um den darin enthaltenen α-Linolensäuregehalt von ca. 33 % auszugleichen, dann 4g Nachtkerzenöl (welches einen γ-Linolensäuregehalt von ca. 9 % hat) nehmen?

Oder sollte man eher nur ein Öl heraussuchen, welches beides ungefähr zu gleichen Teilen enthält,
γ-Linolensäure (ca. 12–16 %) und α-Linolensäure (ca. 12–14 %) beim Johannesbeersamenöl?
Es scheint nur im Johannesbeersamenöl in ungefähr gleichen Anteilen enthalten zu sein, wodurch die Ölauswahl sich sehr einschränken würde. Hinzu kommt das Johannesbeersamenöl noch einen weiteren Inhaltsstoff enthält, „Stearidonsäure“. Hast du schon Erfahrungen mit der Stearidonsäure bzw. dem Johannesbeersamenöl gemacht?

Liebe Grüße
Anja

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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

ruehrerinanja hat geschrieben:Ich werde aber momentan erst einmal, wie du vorgeschlagen hast, α-linolensäurehaltige Öle ein wenig meiden.
Ja, fange bitte ganz einfach an, gehe von dem aus, was Du verträgst, und taste Dich langsam vorwärts. Das wird Deiner Haut am meisten dienen. :ja:
Allerdings würde mich trotzdem sehr interessieren, wie man den Ausgleich mit
γ-linolensäurehaltigen Ölen errechnen kann.
Meine Haut (Ich weiß allerdings immer noch nicht, ob ich ein kurioser Einzelfall bin) fährt am besten, wenn ich versuche, pro Zeiteinheit der Lipolyse möglichst gleiche Mengen von α-- und γ-Linolensäure freizusetzen. Dazu muss man nicht nur die Gehalte an den beiden Linolensäuren berücksichtigen, sondern auch die Triglyceridkonfiguration - also, ob die jeweilige Linolensäure "außen" an sn-1 beziehungsweise sn-3 liegt oder eben "innen" an sn-2. Die Relevanz dieser Unterscheidung ergibt sich aus der lipasekatalysierten Hydrolyse selbst, weil im ersten Schritt die Fettsäuren an sn-1 und sn-3 freigesetzt werden und dabei ein Monoglycerid entsteht, das im zweiten Schritt noch seine mittlere Fettsäure verliert.

Meine Haut ist so empfindlich, dass sie eine Ölmischung braucht, in der sogar am Beginn der Lipolyse (also der Freisetzung der beiden äußeren Fettsäuren) jede (oder annähernd jede) freigesetzte α-Linolensäure durch eine γ-Linolensäure ausgeglichen wird. Nur als kleines Beispiel:

Hanfsamenöl hat seine α-Linolensäure im Triglycerid außen, Borretschsamenöl seine γ-Linolensäure innen. Selbst bei rechnerischer Gleichheit der Massenanteile in der Ölmischung wird mich die α-Linolensäure trotzdem reizen. Setze ich aber γ-Linolensäure aus Nachtkerzenöl dagegen, so sitzt diese ebenso an den äußeren Positionen und wird in diesem Fall zur gleichen Zeit frei wie die α-Linolensäure.

Johannisbeersamenöl ist ein dankbarer Kandidat, weil seine Linolensäuren gleich schnell freigesetzt werden und je nach Charge (bei allfälligem α-Linolensäure-Überschuss) eventuell noch mit etwas γ-Linolensäure aus Nachtkerzenöl ausgeglichen werden müssen.

Das konnte ich bisher nur auf meiner Haut beobachten und kann nicht sagen, ob es für Deine oder irgendeine andere Haut in gleichem Maße gilt. Für den Anfang, und damit es einfach bleibt, meide die α-Linolensäure fürs Erste und dosiere sie dann langsam stärker. Vielleicht brauchst Du ja gar keinen Ausgleich mit γ-Linolensäure, sondern einfach nur eine bestimmte, nicht zu hohe Dosis α-Linolensäure. Vielleicht hattest Du sie bisher einfach zu hoch dosiert.

Probiere diesen Ansatz zuerst. Mein Weg ist jedenfalls der kompliziertere, bei dem man mehr und möglichst viel über die jeweiligen Ölzusammensetzungen wissen muss.

ruehrerinanja
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Lieber Harald,
pflanzenölscheich hat geschrieben: Ja, fange bitte ganz einfach an, gehe von dem aus, was Du verträgst, und taste Dich langsam vorwärts. Das wird Deiner Haut am meisten dienen. :ja:
Ich werde versuchen mich langsam vorzutasten. Manchmal bin ich allerdings bezüglich des Öle testens etwas ungeduldig. Aber ich versuche zur Zeit immer nur ein Öl über einen etwas längeren Zeitraum zu testen. Das Traubenkernöl habe ich eine Woche getestet und hatte einen guten Eindruck davon. Dann hatte ich Holundersamenöl getestet, allerdings habe ich nur drei Tage durchgehalten, denn ich bekam über Nacht ein paar kleinere Pickelchen im Wangenbereich, auch in den zwei weiteren Nächten war das so, dass ich am Morgen kleine Pickelchen hatte.

Sollte man bei jedem Öl mindestens 3 Wochen oder sogar vier Wochen testen, um genau feststellen zu können, ob man ein Öl wirklich verträgt? Oder sollte man, wenn man, wie z.B. bei dem Holundersamenöl merkt, dass über Nacht immer wieder Pickelchen entstehen, dann doch schon nach 3 – 4 Tagen mit dem Testen aufhören?
pflanzenölscheich hat geschrieben:ich versuche, pro Zeiteinheit der Lipolyse möglichst gleiche Mengen von α-- und γ-Linolensäure freizusetzen. Dazu muss man nicht nur die Gehalte an den beiden Linolensäuren berücksichtigen, sondern auch die Triglyceridkonfiguration - also, ob die jeweilige Linolensäure "außen" an sn-1 beziehungsweise sn-3 liegt oder eben "innen" an sn-2. Die Relevanz dieser Unterscheidung ergibt sich aus der lipasekatalysierten Hydrolyse selbst, weil im ersten Schritt die Fettsäuren an sn-1 und sn-3 freigesetzt werden und dabei ein Monoglycerid entsteht, das im zweiten Schritt noch seine mittlere Fettsäure verliert.

Vielen Dank, dass du mir das alles erklärst und auch anhand vom Hanföl und Borretschsamenöl, sowie Nachtkerzenöl erklärt hast :)
Momentan verstehe ich noch nicht alles, aber ich hoffe dass ich das schnell verstehen werde, damit ich dann auch im Vorfeld ein Öl besser einschätzen kann und weiß mit welchem Öl man es am besten mischen bzw. ergänzen und ausgleichen kann.
pflanzenölscheich hat geschrieben:ob die jeweilige Linolensäure "außen" an sn-1 beziehungsweise sn-3 liegt oder eben "innen" an sn-2
Das Prinzip habe ich durch das Beispiel, welches du genannt hast, verstanden. Das zuerst die äußeren Linolensäuren freigesetzt werden und dann erst die inneren, wodurch Borretschsamenöl nicht gut geeignet wäre, weil dieses keine außen liegende γ-Linolensäure hat und somit die zuerst freigesetzte α-Linolensäure des Hanföls nicht durch die innen liegende γ-Linolensäure des Borretschsamenöls ausgeglichen werden kann. Daher müsste im Falle des Hanföls auf jeden Fall Nachtkerzenöl genommen werden, weil dann die außen liegende α-Linolensäure ausgeglichen, abgepuffert werden kann.

Aber woran kann man erkennen, ob die Linolensäuren außen oder innen an sn-1 oder sn-2 liegen?


Hanföl hatte ich in einigen Abständen vor ein paar Jahren ausprobiert, aber jedes Mal habe ich mit sehr unruhiger Haut darauf reagiert. Ich habe das Hanföl einzeln getestet, eventuell habe ich es nicht vertragen, weil ich es nicht mit Nachtkerzenöl ausgeglichen habe. Aber damals wusste ich das leider noch nicht. Deswegen vielen Dank nochmal, dass du mir das erklärt hast :)
pflanzenölscheich hat geschrieben:Vielleicht hattest Du sie bisher einfach zu hoch dosiert.
Ja, ich habe die Öle immer einzeln getestet.

Dann werde ich ab jetzt, erst einmal nur Öle einzeln testen, die keine α-Linolensäure enthalten und erst, wenn ich genau weiß, welche dieser Öle ich auf Dauer vertrage, werde ich erst einmal diese miteinander mischen, dann diese Mischung eine Weile testen und erst dann werde ich versuchen nacheinander α-Linolensäure haltige Öle in diese Mischung zu geben und am besten direkt versuchen mit Nachtkerzenöl abzupuffern.

Muss man auch bei der Punicinsäure im Granatapfelsamenöl vorsichtig sein bzw. sollte man Granatapfelsamenöl lieber auch nicht einzeln testen?
Ich hatte es mal einzeln getestet und meine Gesichtshaut wirkte unruhiger und die Poren wirkten etwas größer als sonst. Vielleicht lag es aber nur daran, weil ich das Öl einzeln getestet habe.

Welche Öle benutzt du fürs Gesicht?


Liebe Grüße
Anja

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ruehrerinanja hat geschrieben:Oder sollte man, wenn man, wie z.B. bei dem Holundersamenöl merkt, dass über Nacht immer wieder Pickelchen entstehen, dann doch schon nach 3 – 4 Tagen mit dem Testen aufhören?
Wenn es die Haut dermaßen irritiert, dann soll man lieber früher als später damit aufhören. Es wäre sinnlos, sich wochenlang damit zu quälen, wenn man doch schon weiß, dass es Rötungen, Reizungen und/oder Mitesser bewirkt.
Momentan verstehe ich noch nicht alles, aber ich hoffe dass ich das schnell verstehen werde, damit ich dann auch im Vorfeld ein Öl besser einschätzen kann und weiß mit welchem Öl man es am besten mischen bzw. ergänzen und ausgleichen kann.
Ich weiß auch gar nicht, ob es für Deine Haut die richtige Strategie ist. Für meine Haut ist es das, aber ich habe ja immerhin eine Hautkrankheit. Da mag manches anders sein.
Aber woran kann man erkennen, ob die Linolensäuren außen oder innen an sn-1 oder sn-2 liegen?
An den Publikationen über die jeweiligen Öle, sofern in ihnen auch auf die Triglyceridkonfiguration eingegangen wird - und diese Informationen kostenfrei verfügbar sind, denn ansonsten kann es schnell sehr teuer werden. Die Verlage lassen sich teilweise auch Uraltstudien (in denen manches Grundlagenwissen schlummer) immer noch recht gut bezahlen.
Muss man auch bei der Punicinsäure im Granatapfelsamenöl vorsichtig sein bzw. sollte man Granatapfelsamenöl lieber auch nicht einzeln testen?
Es ist sehr sehr regenerationsfördernd. Bei einem entzündlichen Hautzustand, der zur Hyperproliferation neigt (wie atopische Dermatitis), kann es pur angewandt die Haut auch ein bisschen zu stark stimulieren und muss daher entsprechend sorgsam dosiert werden - und ist aber so der kranken Haut eine Hilfe. Auf gesunder Haut sollte es damit keine Probleme geben. Beginne mit einer wirklich kleinen Dosis und schaue, wie die Haut darauf reagiert. :)
Ich hatte es mal einzeln getestet und meine Gesichtshaut wirkte unruhiger und die Poren wirkten etwas größer als sonst.
Wie definierst Du unruhige Haut? Fühlt es sich gereizt an? Schmerzt oder juckt es? Gibt es Rötungen? Entstehen Papeln oder Bläschen?
Welche Öle benutzt du fürs Gesicht?
Gar keine. :) Ich habe meine (anscheinend leichte) Rosacea dadurch im Griff, dass ich ein- bis zweimal täglich mein Gesicht gut nass mache und es mit einem Handtuch gründlich trockne. Dabei geht das überschüssige Sebum herunter - und mehr brauche ich nicht.

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ruehrerinanja hat geschrieben:Dann werde ich ab jetzt, erst einmal nur Öle einzeln testen, die keine α-Linolensäure enthalten und erst, wenn ich genau weiß, welche dieser Öle ich auf Dauer vertrage, werde ich erst einmal diese miteinander mischen, dann diese Mischung eine Weile testen und erst dann werde ich versuchen nacheinander α-Linolensäure haltige Öle in diese Mischung zu geben und am besten direkt versuchen mit Nachtkerzenöl abzupuffern.
Es ist beim Erstellen von Mischungen hilfreich, die völlig problemfreien Fette und Öle zu kennen, die man sogar dann noch gut verträgt, wenn man sie einzeln anwendet und sich also kein besonderes Fettsäurespektrum ausgedacht hat. Aus den Lipiden, die Du derart gut verträgst, kannst Du wahrscheinlich ein paar Rückschlüsse ziehen: Wie gesättigt oder ungesättigt muss es sein? Was ist wichtiger - Palmitinsäure oder Stearinsäure? Geht es eher in Richtung Ölsäure, Linolsäure oder der Balance aus beiden?

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Lieber Harald,
pflanzenölscheich hat geschrieben:Wenn es die Haut dermaßen irritiert, dann soll man lieber früher als später damit aufhören.
Ja, da hast du recht :) Dann werde ich es weiterhin so handhaben, dass ich, wenn ich nach 2-3 Tagen bei der Anwendung eines Öls, immer wieder Irritationen feststelle, das Öl absetze.
pflanzenölscheich hat geschrieben:Ich weiß auch gar nicht, ob es für Deine Haut die richtige Strategie ist.
Ich finde, dass sich die Sachen, die du entdeckt hast sehr gut und sinnvoll anhören, deswegen würde ich es auf jeden Fall auch so machen, dass wenn ich ein Öl mit α-Linolensäure habe, es vorsichtshalber mit der γ-Linolensäure im Nachtkerzenöl ausgleiche.
pflanzenölscheich hat geschrieben:An den Publikationen über die jeweiligen Öle, sofern in ihnen auch auf die Triglyceridkonfiguration eingegangen wird
Wird es in den Publikationen dann automatisch im Text erwähnt, ob die Linolensäuren außen oder innen liegen?
Oder muss man das anhand einer chemischen Formel erkennen? Da ich mich leider mit chemischen Formeln nicht so gut auskenne, hätte ich Schwierigkeiten das dann zu erkennen.
pflanzenölscheich hat geschrieben:Beginne mit einer wirklich kleinen Dosis und schaue, wie die Haut darauf reagiert.
Werde ich machen :) Sobald ich weiß, welche Basisöle ich auf Dauer vertrage, werde ich in dieser Mischung immer nur tropfenweise Granatapfelkernöl hinzufügen.
pflanzenölscheich hat geschrieben:Wie definierst Du unruhige Haut?

Mit unruhig meine ich, wenn plötzlich mehr Unreinheiten da sind, die Gesichtshaut durch die Unreinheiten unebener und durch die Pickelchen auch geröteter wirkt und die Poren größer wirken, als wenn ich nichts auf meine Haut tue (wenn ich nichts auf meine Gesichtshaut tue wirkt sie meist deutlich ruhiger und ausgeglichener).
pflanzenölscheich hat geschrieben:Fühlt es sich gereizt an? Schmerzt oder juckt es? Gibt es Rötungen? Entstehen Papeln oder Bläschen?
Ja, die Haut fühlt sich dann gereizter an, die Pickel jucken manchmal, wenn ich dann dran kratze werden sie noch größer. Aber ich habe teilweise auch Pickel, die sehr weh tun und wenn diese nicht innerhalb von ca. drei Stunden wieder abschwellen, dann kann ich meist davon ausgehen, dass ich dann mindestens zwei Wochen damit Spaß habe.
pflanzenölscheich hat geschrieben:Gar keine. Ich habe meine (anscheinend leichte) Rosacea dadurch im Griff, dass ich ein- bis zweimal täglich mein Gesicht gut nass mache und es mit einem Handtuch gründlich trockne. Dabei geht das überschüssige Sebum herunter - und mehr brauche ich nicht.
Das ist natürlich super :)
Ich habe auch schon die Erfahrung gemacht, dass die Haut besser wird, wenn man gar nichts drauf macht, nur mit Wasser reinigt und weder Öl noch Creme auf die Haut tut. Allerdings ist es bei mir so, dass dann auf Dauer meine Stirn sehr trocken wird (und auch ohne Öl und Creme kommen immer mal wieder Pickel), deswegen teste ich immer wieder Öle, in der Hoffnung, irgendwann das perfekte Öl, oder perfekte Ölmischung zu finden, welches die Haut nicht irritiert, weitestgehend Pickel fernhält, Poren nicht erweitert und gleichzeitig die trockene Stirn wieder ins Gleichgewicht bringt.
pflanzenölscheich hat geschrieben:Wie gesättigt oder ungesättigt muss es sein? Was ist wichtiger - Palmitinsäure oder Stearinsäure? Geht es eher in Richtung Ölsäure, Linolsäure oder der Balance aus beiden?
Ich werde die Öle auf diese Fragen hin auf jeden Fall weiter beobachten. Was Palmitinsäure und Stearinsäure betrifft, bin ich mir noch nicht ganz sicher, vor allem was Pickelbildung betrifft. Doch da in Sheabutter (scheine ich soweit ganz gut zu vertragen) viel Stearinsäure enthalten ist, gehe ich davon aus, dass ich Stearinsäure ganz gut vertrage. Ich bin mir aber noch nicht sicher bezüglich Palmitinsäure, ob sie bei mir, wenn sie in einem Öl zu intensiv enthalten ist, Pickel oder sogar Milien (habe ich manchmal auch Probleme mit, vor allem im Stirnbereich) auslöst.

Insgesamt, habe ich momentan das Gefühl, dass ich sehr linolsäurehaltige Öle gut vertrage, aber auch ölsäurehaltige scheine ich zu vertragen wie z.B. Marulaöl, Moringaöl und Aprikosenkernöl.


Liebe Grüße
Anja

Rita

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Liebe Anja,

hast das Cacay-Öl inzwischen probiert? Wie verträgst du sie?

Bei Amazon ist dieses Öl übrigens preiswerter.

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Liebe Rita,

ja, ich habe das Cacay Öl ca. 3 Wochen getestet. Es gehört zu den Ölen, die ich ganz gut vertragen kann. Es kam zu keinen Unterlagerungen durch das Öl und die Gesichtshaut wirkte insgesamt ruhiger. Es kam zu keinen vermehrten Pickeln und die Poren wirkten auch etwas feiner. Allerdings konnte das Öl meine üblichen 2-3 Pickel, die oft ganz plötzlich entstehen und dann meist schnell anschwellen und teilweise sogar ziemlich schmerzen, nicht verhindern. Deswegen habe ich dann nochmal andere Öle getestet:  Mandelöl, Aprikosenkernöl, Traubenkernöl.

Mandelöl konnte ich diesmal nicht ganz so gut vertragen und habe nach zwei Tagen Anwendung wieder damit aufgehört. Den besten Eindruck hatte ich wieder vom Aprikosenkernöl, dicht gefolgt vom Traubenkernöl und dem Cacay Öl und dem Marulaöl.
Ich bin mir aber immer noch nicht ganz sicher, ob ich von den drei Ölen, das Traubenkernöl oder das Cacay Öl, oder das Marulaöl am besten vertrage. Deswegen habe ich immer noch keine Ölmischung angerührt.
Am allerbesten scheine ich Aprikosenkernöl zu vertragen (das wird auf jeden Fall als erstes in eine Ölmischung kommen). Ich werde aber alle vier Öle nach und nach nochmal testen.

Vielen Dank für den Link :)

Liebe Grüße
Anja

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