Jodzahl - eine ausgewogene Zahl ?

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Moderator: Birgit Rita

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Anonymous

Jodzahl - eine ausgewogene Zahl ?

Ungelesener Beitrag von Anonymous »

hallo,

smile - aber ich lese immer wiedermal die "Jodzahlen" der Fettkombination für diese oder jene Seife stimmen nicht.
Super ich kann zwar die Jodzahlen irgendwo finden (und in Wiki grundsätzliches über die chemische Bestimmung dieser Zahl nachlesen)- und dann ? z.b. vorne in "olianatura" - unter Öle - Ölportraits - nach Jodzahlen (leider nicht alle Seifenfette) schauen - und weiter?
Dann habe ich Jodzahlen - z.b. für so ein Luxusseifchen mal rausgesucht.
Babassu 9
Kokos 9
Olivenöl 79 - 90
Sheabutter 48 - 78
Mandelöl 93 - 103
Kakaobutter 33 - 42
Traubenkernöl 123 - 145
so - und jetzt was mache ich mit diesen hübschen Zahlen?
(addieren? dividieren? zusammenzählen? eine mindestzahl erreichen ??? - was ist ausgewogen bei zahlen ? so und soviel %e innerhalb von diesen oder jenen ?liegend)
ich weiß z.b. dass ich all diese obrigen Fette in ein Seifenrezept packen kann - aber was soll ich dann wie und warum berrechnen.
Wenn ich dann lese die Jodzahlen stimmen nicht - ist nicht ausgeglichen ? Wie kann ich damit zum berechnen anfangen - auch das Buch von Claudia Kaspar bringt mich hier nicht weiter - Wer kann mir hiebei weiterhelfen. Vielleicht überlese ich auch immer was wichtiges ?
Etwas unsicher aber sehr neugierig würde ich mich über Antworten freuen, weils mich schon lange interessiert - ausgewogene Jodzahl .
LG
Mara

Katharina
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Ungelesener Beitrag von Katharina »

Eine Jodzahl gibt für ein Fett die Doppelbindungen an.
Ein Jodmolekül wird pro Doppelbindung addiert.
Du kannst an einer Jodzahl erkennen, wie hart eine Seife wird.
Je niedriger die Jodzahl, desto härter die Seife (Ausnahme ist Rizinusöl).
Sie haben nichts mit der Überfettung bzw. der NaOH-Berchnung der Seife zu tun.
Dafür ist die Verseifungszahl wichtig.

lG
Katharina
Freundlich grüßt
Katharina

Anonymous

Ungelesener Beitrag von Anonymous »

hallo,

ja danke Katharina - so weit ist es verständlich - nur was heißt dann in einer Fettkombination die "jodzahl" ist nicht "ausgewogen".... sprich woher oder wie ergibt sich die Vorgabe wie Fette mit "verschiedenen Jodzahlen" zu kompinieren sind ?
Oder sehe ich das alles zu kompliziert ? Dass ist auch möglich . Sehe gerade dass da wo eine niedrige Jodzahl vorhanden ist auch zwischen 40 u. 50 % Laurinsäure, ebenso 10-20% Myrisitinsäure vorhanden ist - dafür ist die Ölsäure wohl niedrig.

Ach göttchen - täts ja gerne besser verstehen - die sogenannte "Ausgewogenheit".
Da sozusagen ja nur die 3 schaumfördernde Fette mit ziemlich ähnlichen Fettsäurespektrum - Babassu, Kokos u. Palmkern da sind. hmm - ??

lg
mara

Katharina
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Ungelesener Beitrag von Katharina »

mara501 hat geschrieben:hallo,

ja danke Katharina - so weit ist es verständlich - nur was heißt dann in einer Fettkombination die "jodzahl" ist nicht "ausgewogen"....
Das bedeutet, dass entweder zuviel Feste oder zuviel flüssige Fette benutzt worden sind.
sprich woher oder wie ergibt sich die Vorgabe wie Fette mit "verschiedenen Jodzahlen" zu kompinieren sind ?
Da gibt es keine Vorgabe. Nicht im Sinne von "Gesetz". Lediglich Empfehlungen. Du solltet darauf achten, dass nicht zuviele feste Fette da sind. Sonst kann es dir beim schneiden passieren, dass die Seife bröselig wird. Oder sie macht tollen Schaum, pflegt aber nicht genügend, da die meisten festen Schaumfette eher über eine hohe Reinigungskraft verfügen, als über pflegende Wirkung.
Oder, wie bei Sheabutter: sie pflegt, die Seife wird fest, aber macht keinen Schaum.
Oder sehe ich das alles zu kompliziert ? Dass ist auch möglich .
Ein bisschen :D
Da sozusagen ja nur die 3 schaumfördernde Fette mit ziemlich ähnlichen Fettsäurespektrum - Babassu, Kokos u. Palmkern da sind. hmm - ??
Da bist du im Prinzip schon auf dem richtigen Weg. Ein schaumförderndes, festes Fett reicht völlig.
Drei ähnliche Fette sind nicht nötig. Du kannst dich entscheiden, ob du eines oder zwei davon nehmen willst. z.B. Kokos und Babassu, da Babassu nicht ganz so feste Seife macht, wie Kokos.
Kakaobutter wiederum macht super feste Seife - aber keinen Schaum. Und bei zu hoher Dosierung löst sie bei manchen ein Spannen auf der Haut aus.

Du kannst aber auch sagen: "ist mir schnuppe, ich mag die drei und will die drei in der Seife haben." In der richtigen Menge, geschickt kombiniert und mit den entsprechenden flüssigen Ölen, ist das auch eine feine Seife.
Wichtig ist dann nur, dass du der Seife noch ihren Anteil von flüssigen Ölen zufügst. Also die mit der hohen Jodzahl.
In deinem Rezept wären das Mandelöl und Olivenöl - wobei Olivenöl wiederum streng genommen ein festes Fett ist, da es sehr gut Wasser bindet. Traubenkern lasse ich mal außen vor, da es ein schnell ranzendes Öl ist, dass du nur in geringer Menge einsetzten solltest.

Also gegen eine Kombi aus
20% Babassu
20% Kokos
10% Shea
30% Olivenöl
20% Mandelöl
ist nichts einzuwenden. Es wird eine ausgewogene Seife. Fest, schäumend und pflegend.

Es ist verwirrend. Ich weiß jetzt, warum mich Jodzahlen nicht wirklich interessieren :irre:

lieben Gruß
Katharina
Freundlich grüßt
Katharina

Anonymous

Ungelesener Beitrag von Anonymous »

liebe katharina,

danke doch für die aufklärende jodzahlengeschichte. jetzt habe ich mal einige rezepte durch mein exel gejagt... hmm - was kommt dabei raus - jodzahlen -
z.b. dein vorschlag in % von der losen reihe die ich da morgens im kopf hatte...

20 babassu 9 180
20 kokos 9 180
10 shea 60 600
30 olive 85 2550
20 mandel 100 2000
5510

oder klassisch 70 % olive + 30 % kokos

70 olive 60 4200
30 babassu 9 270
4470
oder mit traubenkern (das jetzt nur mal als eines mit hoher jodzahl steht)

30 kokos 9 270
10 bab 9 90
5 mandel 100 500
30 shea 60 1800
25 traubenkern 125 3125
5785

oder ein Dreiöl a la anemone

33 olive 85 2805
33 babassu 9 297
33 shea 60 1980
5082

soweit meine theoretische Spielerei dass es doch mit Sicherheit auch mathem. zu berechnen sein muß. Sozusagen je höher die Jodzahl umso pflegender ? in einer Kombi wo man nur jeweils einen Schaumbildner nimmt - ist dann das Ergebnis - Im Bereich von 4000 bis 5200 ist die Seife so oder so ? Im Bereich von 6000 dann so ?
Oder der Trend bei niedrigen Jodzahlen wäre dann schäumender und nur härter -(immer vorausgesetzt man nimmt Basisölempfehlungen etc. ernst) .

Frage ist eine Seife mit 90 % Olive und nur 10 % Kokos pflegender ? hätte jetzt 7740 ?

Rechnet diese Jodzahlen überhaupt jemand aus oder gibts das so gar nicht ?

Nein - ich frage nichts mehr - aber interessant wäre es ja doch. ':ideadev:'l


Liebe Grüße
Mara
ps. für meine Spielerei habe ich ja nur die o.g. Jodzahlen mal mit den %en der rezepte sozusagen fiktiv angenommen.

Anonymous

Ungelesener Beitrag von Anonymous »

Mara, ich finde das interessant, auch wenn ich mich eher an die halbe halbe Formel halte, also die Hälfte flüssige Öle , die andere Hälfte feste Fette.
Da müsste man die als gut bewertete Rezepte mal alle durchrechnen.

Petra

Katharina
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Ungelesener Beitrag von Katharina »

mara501 hat geschrieben:Sozusagen je höher die Jodzahl umso pflegender ?
Das würde ich so definitiv nicht unterschreiben. Was nützt dir eine hohe Jodzahl, wenn die Überfettung 3% ist? Dann pflegt da nicht mehr viel.
Eher gilt, je höher der Anteil an Unverseiftem, desto pflegender.

Eine reine Olivenseife, die hochüberfettet ist, vielleicht noch Zusätze wie Lanolin oder Seife hat mit einer 10% Überfettung, kann deutlich pflegender sein, als eine Seife mit viel Sheabutter, die eine Überfettung von 5% hat.
echnet diese Jodzahlen überhaupt jemand aus oder gibts das so gar nicht ?
Für mich dienen sie lediglich als Orientierung, wie fest meine Seife werden könnte. Aber ehrlich, richtig draufschauen tue ich nicht.
Ich mag bestimmte Öle, andere irgendwie nicht. Und aus diesem "mögen" und "nichtmögen" kombiniere ich.

lieben Gruß
Katharina
Freundlich grüßt
Katharina

kimbajana
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Ungelesener Beitrag von kimbajana »

hallo allerseits,

ich hab' auch schon öfter gelesen, dass die jodzahl dafür verantwortlich ist, ob eine seife bröckelt oder nicht (so wie ich das verstanden hab' ist's teilweise unabhängig von einer ausgewogenen (ca. 50/50) ölmischung). gi hat in ein paar beiträgen im naturseifenforum andeutungen in diese richtung gemacht, aber nie näher erklärt. z.b. hier

ich denke, das hast du mit deiner frage gemeint mara, oder?

ich selbst hatte kaum noch bröckelige seife und komme mit meinen ausgetüftelten ölmischungen, ohne berücksichtigung der jodzahlen gut klar, aber es würde mich auch interessieren, was genau hinter dieser info steckt. vielleicht liest ja gi hier rein und kann's uns erklären?
lg kimbajana

seifiges … und … noch mehr seifiges

Anonymous

Ungelesener Beitrag von Anonymous »

hallo,

@ kimbanjana

genau das hab ich gemeint und habe versucht der Sache auf den Grund zu gehen.
Ich mein, Rechnen selber geht ja mit Exel relativ zackig - wenn man weiß was man überhaupt berechnen soll. Ansonsten ist die Auswahl der Öle sicher auch ein Thema.

Und ich denke die Jodzahl alleine kanns nicht sein, da gehört ja noch wesentlich mehr zu berechnen dazu - Obs nun Zusätze wie Milch in Form von Ziegenmilchpulver oder eben andere Zusätze wie Seide oder Tonerde oder Honig oder xy ist, als dies wird mit Sicherheit die Seife auch beeinflussen.
Und natuerlich die Überfettung der Seife - wie oben Katharina schon erklärt hat - ob hoch oder ganz gering. Das hat ja sozusagen nichts mit den Jodzahlen zu tun - jedenfalls vordergründig.
Wie hoch ist die Temperatur bei Laugenzugabe der Fette - scheinbar abhängig von der benützen Öl/Fettkombi wie die einzelnen Schmelzpunkte dieser betreffenden sind - viele hohe Schmelzpunkte dann insgesamt (auch für die Lauge) höhere Temperatur usw.-

Also ich lese, lese, lese und mach eben nebenbei so meine Versuche... unter diesem Gesichtspunkt habe ich mal versucht der magischen Jodzahl auf die Spur zu kommen.

Liebe Grüße
Mara

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