Olivenöl

Fettsäurespektren, Jodzahlen und Fettbegleitstoffe – hier werden Öle, Buttern und Wachse en detail gewürdigt.

Moderator: Heike

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Heike
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Olivenöl

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Für Olivenöle gibt es eigene gesetzliche Vorschriften, dazu gehört einmal

a) die Verordnung (EWG) Nr. 2568/91 der Komission der Europäischen Gemeinschaft über die Merkmale von Olivenölen und Oliventresterölen sowie die Verfahren zu ihrer Bestimmung. Sie ist in den Mitgliedsstaaten direkt bindend, legt physikalische, chemische und organoleptische* Merkmale der acht verschiedenen Olivenölkategoerien fest sowie Grenzwerte und Analyseverfahren zu ihrer Bestimmung. Grenzwerte sind z. B. ein FFA-Wert von 0,8 für die höchste Güteklasse (nativ extra) und ein POZ-Wert von höchstens 20 (Apotheken 15); danach gilt das Öl als verbraucht und darf nicht mehr angeboten werden. Haltbarkeiten von 18 Monaten kann man z. B. (bei kühler, dunkler Lagerung) nur bis POZ 9 erwarten.

b) Die Verordnung (EG) Nr. 1019/2002 mit Vermarktungsvorschriften für Olivenöl enthält ergänzend zur Etikettierungsrichtlinie 2000/13/EG weitergehende Richtlinien für die Vermarktung. So dürfen Olivenöle der Qualitätsstufen nativ extra, nativ, Olivenöl und Oliventresteröl nur noch vorverpackt in Gebinden von höchstens 5 L an Endverbraucher abgegeben werden; Verkauf von losem Olivenöl ist nicht mehr gestattet.

c) Verordnung (EWG) Nr. 865/2004 über die gemeinsame Marktsituation für Olivenöl und Tafeloliven und zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 827/68

d) Verordnung (EG) Nr. 510/2006 des Rates vom 20. März 2006 zum Schutz von geografischen Angaben und Ursprungsbezeichnungen

Daneben hat die Deutsche Gesellschaft für Fettwissenschaft (DGF) in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Lipidforschung des Bundesforschungsinstitutes für Ernährung und Lebensmittel (Max Rubner-Institut) in Münster eine Prüfergruppe (Panel) für die sensorische Beurteilung von nativen Olivenölen eingerichtet. Das Panel arbeitet nach den Vorgaben des internationalen Olivenölrates in Madrid und der Verordnung (EWG) Nr. 2568/91 über die Merkmale von Olivenölen und Oliventresterölen sowie die Verfahren zu ihrer Bestimmung (siehe oben). Dem Panel gehören Prüfer aus Handel, Industrie, amtlicher Lebensmittelüberwachung und Handelslaboratorien an. Panel-Leiter: Dr. Hans-Jochen Fiebig, Lebensmittelchemiker Lothar Börs. Öle der verschiedenen Qualitätsstufen müssen auch sensorisch eine bestimmte Punktzahl erreichen, um die Bezeichnung »nativ extra« oder »nativ« tragen zu können.

Für uns als Verbraucher relevante Qualitätsstufen sind die folgenden 4:

Natives Olivenöl extra: ausschließlich mit mechanischen/physikalischen Verfahren gewonnenes, gepresstes Olivenöl mit einem Anteil an freien Fettsäuren (FFA)** von max. 0,8 %. Erlaubt ist Waschen, Dekantieren, Zentrifugieren, Filtrieren. POZ-Höchstgrenzwert: 20

Natives Olivenöl: ausschließlich mit mechanischen Verfahren gewonnenes, gepresstes Olivenöl mit einem Anteil an freien Fettsäuren (FFA)** von max. 2 %. Erlaubt ist Waschen, Dekantieren, Zentrifugieren, Filtrieren. POZ-Höchstgrenzwert: 20

Olivenöl (raffiniert: Mischung (mit beliebigen Anteilen) aus raffiniertem und nativem Olivenöl mit einem Anteil an freien Fettsäuren (FFA)** von max. 1 %.

Raffiniertes Olivenöl: durch Raffination von nativem Olivenöl gewonnenenes Öl mit einem Höchstgehalt an freien Fettsäuren (FFA)** von 0,3 % und einem POZ-Grenzwert von 5.

Es gibt noch Oliventresteröl, aber das werden wir kaum kaufen wollen. Andere Qualitätsstufen dürfen nur auf Großhandelsebene gehandelt werden.

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Quellen:
1. H.-J. Fiebig, Bundesanstalt für Kartoffel-, Getreide- und Fettforschung, Münster: Qualität und Vermarktung von Olivenölen in der Europäischen Union. Juli 2007 (-> Download als PDF)
2. W. Frede (Hrsg.): Taschenbuch für Lebensmittelchemiker. Lebensmittel, Bedarfgegenstände, Kosmetika, Futtermittel. Springer 2005

Erläuterungen:
* Organoleptik bezeichnet eine Methode, bei der das Öl mit den Sinnen getestet wird (also geschmacklich, geruchlich usw.)
** gemessen als Ölsäure
Liebe Grüße
Heike

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