Butter-Qualitäten: Die Zerti-Frage

Fettsäurespektren, Jodzahlen und Fettbegleitstoffe – hier werden Öle, Buttern und Wachse en detail gewürdigt.

Moderator: Heike

Antworten
Benutzeravatar
Heike
Administrator
Administrator
Beiträge: 33914
Registriert: Sonntag, 10. Juni 2007, 20:37
16
Wohnort: Leverkusen
Kontaktdaten:

Butter-Qualitäten: Die Zerti-Frage

Ungelesener Beitrag von Heike »

Tja, ausgelöst durch den Cupuaçu-Thread habe ich mich ein wenig umgetan und recherchiert – und bin für mich zu dem Schluss gekommen, dass ich bei Ölen und Buttern von Händlern aus Nicht-EU-Ländern in Zukunft sehr, sehr vorsichtig sein werde. Buttern aus den Ursprungsländern sind, wenn sie nicht im Labor nachbearbeitet (gefiltert, auf Rückstände geprüft) werden, offenbar oft weit von unseren Standards entfernt. Interessant -> dieser Bericht über Vergleiche von Sheabutterproben von einem Markt an der Elfenbeinküste, »Physicochemical and microbiological characteristics of optimized and traditional shea butters from Côte d’Ivoire« (2007), die teilweise Dinge beinhalten, die ich ungern auf meiner Haut haben möchte – Schwermetalle, mikrobiell belastet, teilweise bereits oxidiert. Mir geht es nicht um raffinierte Qualitäten als Alternative, sondern darum, dass die Buttern und Öle rückstandskontrolliert sind – jeder Händler kontrolliert bei Wareneingang einmal z. B. den Peroxidwert (der den Grad der Oxidation aufzeigt). Wir können diesen erfragen (notfalls kann das unser Händler bei seinem Zulieferer tun).
Wen es interessiert: raffinierte Lipide sollten keinen höheren Wert als 5, native keinen höheren als 15 aufweisen.
Tja … so bin ich nun auf der Suche nach rückstandskontrollierter, nativer Cupuaçubutter. :-)
Liebe Grüße
Heike

Benutzeravatar
Heike
Administrator
Administrator
Beiträge: 33914
Registriert: Sonntag, 10. Juni 2007, 20:37
16
Wohnort: Leverkusen
Kontaktdaten:

Ungelesener Beitrag von Heike »

Durch meine Bestellung bei http://www.sheabutter-ghana.de habe ich einen sehr sympathischen und interessanten Kontakt mit Herrn Höllige erhalten; mit ihm konnte ich einige Gedanken zu Sheabutter, möglichen Belastungen mit Keimen, Pestiziden usw. austauschen. Er hat mir erlaubt, aus dem Mailkontakt zu zitieren.

Wie ich oben schon sagte, haben mich einige Informationen aus seriöser Quelle sensibel gemacht, was die Belastung nativer Pflanzenbuttern angeht. Teilweise sind 75 % aller Proben aus Übersee extrem belastet und müssen raffiniert werden, denn nach der Raffination sind nicht nur die Fettbegleitstoffe futsch, sondern auch die »nicht so begehrten« Anreicherungen an gesundheitsbelastenden Substanzen.

Ich habe die Problematik sehr offen mit Herr Höllige besprochen; bei sheabutter-ghana.de ist erfreulicherweise ein aktuelles Analysezertifikat direkt online (d. h. also vor Kauf) einsehbar, so dass nicht nur das Fettsäuremuster, sondern auch Keimbelastung und POZ-Zahl transparent sind. Meine Nachfrage, ob auch Pestizidanalysen durchgeführt werden, verneinte er, gab allerdings sehr gut nachvollziehbare Aspekte zu bedenken:

»Mit Interesse habe ich auch Ihren Link gelesen [gemeint ist dieser. Anmerkung von Heike]. Er bestätigt, finde ich, dass Qualitätskontrolle sehr wichtig ist, da die erwähnte "optimierte" Sheabutter nichts anderes ist als Sheabutter, die unter kontrollierten Produktionsbedingungen hergestellt ist. Das bestärkt mich auch in meiner Meinung, dass wir im ersten Jahr schon qualitativ sehr gute Ware anbieten (haben Sie schon die Nachlieferung getestet?).
In dem Bericht wird im Prinzip gesagt, dass die Belastung mit Schwermetallen kontrolliert werden kann. So wie ich das verstehe kommen alle Nüsse, ob von der Marktsheabutter oder von der optimierten, von den Nüssen der gleichen Gegend. Da die Sheabutter als Endprodukt unterschiedlich ausfiel heisst das, das die schädlichen Stoffe durch den Produktionsprozess reinkamen und nicht durch die Nüsse. Also auch hier sieht man wie entscheidend die Qualitätskontrolle ist. Ich kann mir zum Beispiel gut vorstellen, dass Kontaminierung durch schlechtes Wasser stattfindet; zum Beispiel sah ich bei einem Besuch von Sheabutter Produzenten in der Upper East Region wie sie Wasser verwendeten, das braun wie Pfützenwasser war. Dann kann es sein, dass das Wasser zum Beispiel durch Pestizide verunreinigt ist, da es aus unmittelbarer Nähe von den Siedlungen stammt.«


Dass Analysezertifikate nur Stichproben wiedergeben, ist nachvollziehbar:

»Oft wird die Sheabutterfuhre von vielen verschiedenen Frauen gefertigt. So ist zum Beispiel die Konstellation denkbar, dass die Frauen Ihre beste Sheabutterproduzentin die 250g oder das Kilo zur chemischen Analyse herstellen lassen. Das Ergebnis sagt dann aber gar nichts, wie die Qualität der gesamten Sheabutterlieferung aussieht. Deswegen bemängeln viele Einkäufer die Qualität: Das Analysezertifikat war gut, aber eine Stichprobe brachte dann ganz andere Resultate hervor. Auch hier finde ich ist ein gutes Training und eine strikte Supervision viel wert. Unsere Probe, die wir zur Analyse brachten war eine pure Zufallsauswahl, weil quasi die gesamte Ladung auf dem Schiff war und ich leider meiner Frau eine (persönliche) Dose abnehmen musste. An der POZ Zahl müssen wir arbeiten; auch die lässt sich wie man sieht durch eine optimierte Produktion merklich verbessern.«
Meine Erläuterung zur POZ-Zahl: diese liegt laut Analyse etwas über 15, das ist der höchste Wert für einwandfreie native Buttern und sollte nicht wesentlich überschritten werden. Wie ich allerdings erfahren habe, sind ein großer Teil von Butterproben bereits stark oxidiert, wenn sie zum Kunden kommen – mit Werten um die 300!

Meine Erfahrungen mit sheabutter-ghana.de sind im gesamten Rückblick sehr stark durch meinen Eindruck geprägt, dass hier sehr verantwortungsvoll gearbeitet wird. Ich erinnere an unseren Erfahrungsaustausch über andere Händler – meines Wissens hat Sony noch keine Rückmeldung bezüglich ihrer Cupuaçubutter von skincare-online? Das würde sich mit meiner Erfahrung decken: ich habe auch nie eine Antwort erhalten. Nun, daraus lassen sich Konsequenzen ziehen. ;-)

Für mich bedeutet dies um so mehr, nur da native Buttern zu kaufen, wo ich Analysezertifikate einsehen kann (auch wenn diese bei einem nativen Produkt nur Stichproben kennzeichnen können), wo Transparenz gegenüber dem Kunden herrscht. Ansonsten: besser Finger weg. Ja, es ist schwer, konsequent zu sein, wenn es so tolle Buttern gibt … :cry: ;-D
Liebe Grüße
Heike

sony

Ungelesener Beitrag von sony »

Sehr interresant Heike, danke! Dieser Herr Höllige scheint ein sehr netter Mensch zu sein, spricht sehr für ihn wie er sich mit dir austauscht.
Fazit keine nativen Buttern ohne Analysezertifikat,-dann lieber raffinierte, habe ich doch so richtig verstanden.
– meines Wissens hat Sony noch keine Rückmeldung bezüglich ihrer Cupuaçubutter von skincare-online?
:nein: :nein: :nein:

Benutzeravatar
Heike
Administrator
Administrator
Beiträge: 33914
Registriert: Sonntag, 10. Juni 2007, 20:37
16
Wohnort: Leverkusen
Kontaktdaten:

Ungelesener Beitrag von Heike »

sony hat geschrieben:Sehr interresant Heike, danke! Dieser Herr Höllige scheint ein sehr netter Mensch zu sein, spricht sehr für ihn wie er sich mit dir austauscht.
Fazit keine nativen Buttern ohne Analysezertifikat,-dann lieber raffinierte, habe ich doch so richtig verstanden.
Ich bin schwer begeistert, muss ich sagen. Ein großes Interesse an Möglichkeiten der Optimierung und wirklich offen für meinen Kritikpunkt des Geruchs. :gut:
Er wird vermutlich Nilotica-Proben einholen … wäre doch gut, auch hier eine weitere Quelle zu wissen. Sollte er sie einführen, werde ich sicher probieren.
Liebe Grüße
Heike

Benutzeravatar
Heike
Administrator
Administrator
Beiträge: 33914
Registriert: Sonntag, 10. Juni 2007, 20:37
16
Wohnort: Leverkusen
Kontaktdaten:

Ungelesener Beitrag von Heike »

Apropos Zertis: -> im Nachbarthread geht es gerade um Nilotica, die keine ist. ;-)
Liebe Grüße
Heike

Antworten