
Bevor Heike „Olionatura“ ins Leben rief und die „Rührküche“ eröffnete, herrschte in der Selbstrührerszene ein ziemliches Durcheinander. Ich weiß nicht seit wann es die Hobbythek nicht mehr gibt, jedenfalls wurden seit es Internet gab die Selbstrührer immer mehr und es wurden auch ein paar Foren eröffnet. Auch die Rohstoffshops wurden mehr, es gab nicht mehr nur die „Spinnrad“-Läden.
In den Rühr-Foren dominierten einige Anführerinnen, genaueres, Fakten, wusste aber keine. In der Folge wurden in den damaligen Foren Rezepte gehypt wie z. B. die Fettphase aus nur Wirkstoffölen, das sei eben „dekadent“ kokettierten einige damit wenn z. B. die FP im Rezept nur aus Samenölen bestand; auch Emulgatoren gab es nun ein paar mehr als zur Hobbythekzeit, man setzte sie relativ hoch ein, auch Wirkstoffe wurden maßlos eingesetzt, immer nach dem Motto: Hauptsache viel davon. Sorten von Konservierer gab es noch wenige außer dem Paraben und irgendjemand brachte Grapfruitkernöl ins Spiel (das übrigens nicht konservierend ist, wusste nur damals noch niemand).
Aufgrund von unkontrolliertem Einsatz von Roh- und Wirkstoffen las man dann schon vereinzelt, dass Rührerinnen dies und das nicht vertragen, von Rohstof X Pickel bekommen und viele hörten wieder auf selber zu rühren, weil die erhofften Erfolge sich nicht einstellten oder sie ihr selbst kreiertes Pflegeprodukt auf Dauer nicht vertrugen.
2007 kam Struktur in das Thema "Rühren", Heike eröffnete „Olionatura“ und die „Rührküche“, sie begann zu hinterfragen, recherchieren, sprach mit Herstellern und Fachleuten und teilte ihr Wissen mit uns, auf Olionatura sogar kostenfrei (!).
D. h. alle auf Olionatura und in den Büchern von Heike angeführten Rohstoffe sind bis heute mehrmals recherchiert, die Quellen jeweils angegeben. Seitdem wissen wir z. B. dass bei einem Emulgator nur so viel wie nötig aber sowenig wie möglich eingesetzt wird (Stichwort: Hautbarriere, Barriereschutz), dass man Wirkstoffe - weil meistens Salze - nur bis zu einer bestimmten Menge der Haut verträglich sind, man bei Verwendung von Urea unbedingt auch Natriumlaktat einsetzen soll (weil es den Verderb und somit Anstieg des Ph-Wertes verzögert), dass Fettalkohole verdächtig sind Komedone hervorzurufen, Lipodermin die Wirkung von Wirkstoffe verstärkt (also besser etwas reduzieren), Wirkstofföle untertags nicht eingesetzt werden sollen weil sie schnell oxidieren, eine Emulsion hochtourig gerührt nachweislich besser und stabiler ist, ein Milchschäumer als Rührgerät nicht geeignet ist, viele Extrakte in einem Rezept mit jeweils nur 0,1% eingesetzt unsinnig sind - besser nur 1 bis 2 Extrakte und dafür in einer höheren Einsatzkonzentration - und noch sehr vieles mehr

Ich selbst und viele meiner Rührkolleginnen lesen zudem auch die Artikel von Dr. Lautenschläger und eignen uns damit noch zusätzliches Hautwissen an. Ohne zu übertreiben wirkt sich all das Wissen gesamt so aus, dass wenn wir Rezepte lesen, meist schon wissen, wie sich die Haptik anfühlt und/oder ob das Rezept optimiert werden könnte oder sollte. Deshalb bin ich z. B. auch froh über jede Anfängerfrage, mein eigenes Wissen wird dadurch immer wieder aufgefrischt

Natürlich schreiben weder ich noch meine Rührkolleginnen jemandem vor wie sie oder er zu rühren hat, das können wir gar nicht



Wenn ich also von „Rührküchen Standard“ schreibe ist damit einfach nur gemeint,
* Roh- und Wirkstoffe nach empfohlener Einsatzkonzentration einzusetzen,
* sehen ob Roh- und Wirkstoffe zueinander und zur Hautbeschaffenheit passen,
* ob etwas fehlt oder ausgetauscht werden soll, das optimieren könnte,
* ob das Rezept zu viele verschiedene Wirkstoffen enthält und/oder in einer zu hohen Einsatzkonzentration,
* sowie dass konserviert wird und der Ph-Wert kontrolliert wird.
Auf den 1. Blick liest sich so ein Kommentar zum Rezept oft "schulmeisterlich", ist aber wirklich nicht so gemeint. Ich - und ich glaube auch im Namen meiner Rührkolleginnen sprechen zu dürfen, kann sagen, dass wir es immer gut meinen und nur vor einer Enttäuschung bewahren wollen. Merke ich, dass jemand (m)einen Rat nicht annimmt, ziehe ich mich respektvoll zurück

In der „Grünen“ - oder auch „Küchenkosmetik“ (wieso eigentlich?) genannt - wird auf anderes Wert gelegt, ich erkenne das auch völlig wertfrei und respektvoll an


Und genau das meine ich mit „Niveau“, es ist nicht herablassend gemeint, sondern gemeint damit ist: Entweder „Rühren auf einfache Art“ oder auf diese Art: „ich will/muss ein bisschen mehr auf meine spezielle Hautbeschaffenheit eingehen“. Haut ist so individuell, ich kann kaum von meiner Haut kaum auf andere schließen


Ich hoffe, ich konnte hiermit ausreichend erklären, dass wir hier mit unserer Rührweise auf niemanden herab sehen


P.S.: Erfolgsmeldungen sind ausdrücklich willkommen und erwünscht
