Meine Siedeprobleme :-/ - Andicken und Beduftung

Traumseifen entwickeln, Rohstoffe testen, Siedegeheimnisse teilen, Fehlern auf die Spur kommen – hier ist der kreative Mittelpunkt für Seifensieder.

Moderator: Birgit Rita

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MsHellfire
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Meine Siedeprobleme :-/ - Andicken und Beduftung

Ungelesener Beitrag von MsHellfire »

Ihr Siedekünstler,

ich hätte da mal Fragen an Euch, da mir bisher (siede etwa seit August '18) eigentlich kaum eine Seife so gelungen ist, wie ich es mir gewünscht hätte.

1.
Zum Einen habe ich bei fast jeder Seife (egal, welche Fette ich einsetze, ob sie Sole, Puderzucker, Milch oder Honig enthält) das Problem, dass sie zu schnell andickt. Und ich nutze immer verschiedene PÖ und lasse den Leim auf etwa 25°C abkühlen. Sobald ich dann aber bedufte und einfärbe, dickt der Leim so extrem an, dass ich oft nur noch Fragmente in die Formen spachteln kann und ich möchte so gern etwas mustern. :(
In den Rezepten befinden sich immer um die 50-60% feste Fette, ist das vielleicht zu viel?

2.
Zum Anderen sagt mir eine Freundin immer wieder, dass die Seifen nie so duften, wie es eigentlich beabsichtigt ist. Sie riecht nichts von den verwendeten Ölen, sondern immer lediglich den Duft nach natürlicher Seife.
Ich nutze zwischen 20 und 25 g PÖ auf 1 kg Seife, außerdem wende ich zusätzlich diesen "BB-Booster" von behawe (ein Fixativ) an.

3.
Noch eine Frage: was versteht Ihr unter dem Begriff "Seife aufhübschen"? Wie macht man das?

Habe mir viele Freds hier durchgelesen, aber irgendwie passt nichts so richtig zur Lösung meiner Probleme diesbezüglich.
Ich würde doch auch mal so gern Kunstwerke erschaffen, wie Ihr sie regelmäßig postet.
Wäre Euch dankbar, wenn Ihr mir zu einer Lösung meiner Problemchen verhelfen könntet :)!
Grüße - MsHellfire
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Bellis
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Ungelesener Beitrag von Bellis »

Hallo MsHellfire,
50 % feste Fette und 50 % flüssige Fette sind in Ordnung. Wieviel Flüssigkeit nimmst Du prozentual auf die Fettmenge gerechnet? Und wie sieht Dein Leim nach dem Pürieren aus, eher wie Kartoffelsuppe, wie Pudding oder fester?
Es gibt Parfümöle, die den Leim sehr schnell andicken lassen. :ja: Vielleicht versuchst Du es mal mit ätherischen Ölen zur Beduftung oder Du lässt mal eine Seife ganz unbeduftet? Eine Faustregel sind 3 % ÄÖ oder PÖ auf die Gesamtfettmenge gerechnet.
Noch eine Frage, warum lässt Du den Leim auf 25 Grad abkühlen, bevor du weiter arbeitest? :lupe:
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MsHellfire
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Ungelesener Beitrag von MsHellfire »

Bellis, hallo :)! Zunächst einmal danke ich, dass Du Dich meiner Problematik annimmst. :knutscher:
Ich gehe nach dem Seifenrechner von Claudia Kasper, heißt:
bei 1 kg Lipiden ca. 350 g H2O und 148 g NaOH bei einer ÜF von etwa 7,5%.
Meist wird der Leim ziemlich schnell zu Pudding! Spätestens nach Zugabe der PÖ.
Bei ÄÖ hatte ich das Problem genau so, das hatte ich auch versucht. Dann muss ich wohl wirklich mal eine ganz unbeduftete testen (fällt mir Duft-Junky ziemlich schwer!).

Ich hatte zu Beginn gelesen, dass man weniger Probleme mit evtl. Andicken bekommt, wenn man Fette und Lauge so kühl wie möglich verarbeitet. Stimmt das gar nicht :brille: ?
Grüße - MsHellfire
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flidibus
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Ungelesener Beitrag von flidibus »

Möchte mich Bellis anschließen.
Zum Beduften sind 3 (-5)% der Gesamtfettmenge eine gute Dosierung.
Aufhübschen heißt die Seife noch hübscher machen - z. B. mit abhobeln, polieren, Sodaasche entfernen, Kanten brechen, stempeln...
Aber auch rustikale Seifen haben ihren Reiz!
Edit: Ach So, und evtl. nicht bis zum Puddingstadium pürieren, sondern nur, bis der Leim emulgiert ist, dann das PÖ nur noch mit dem Schaber unterrühren.
Liebe Grüße
Flidibus

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Kunstblume
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Ungelesener Beitrag von Kunstblume »

flidibus hat geschrieben:
Samstag, 26. Januar 2019, 15:12
..... nicht bis zum Puddingstadium pürieren, sondern nur, bis der Leim emulgiert ist, dann das PÖ nur noch mit dem Schaber unterrühren.
DAS ist wirklich ganz wichtig und in alten Seifensieder-Büchern nie so ganz optimal formuliert. Bis zum Puddingstadium rühre ich nur, wenn ich im Crockpot (oder Topf/ Ofen...) eine Heißverseifung mache. Ansonsten weißt du vom Rühren her, wie eine homogene Emulsion aussieht. Hat dein Seifenleim (SL) dieses Stadium erreicht, füge deine 3% (bei intensiven Düften) oder bis 5% (z.B. die natürlichen PÖ's von Manske) dem SL zu, püriere kurz durch. Von Hand geht natürlich auch. Manche PÖ's färben beige bis braun, da ist es dann gut, wenn man das PÖ gleichmäßig in den SL einrührt, sonst kann es zu ungewollten Marmorierungen kommen. ;-) Deine Rechnung aus dem Seifenrechner verstehe ich nicht ganz, außer du siedest mit immer der selben Rezeptur. Ansonsten verändern sich die Werte je nach Verseifungszahl der eingesetzten Fette und Öle. Und siedest du immer gleich 1 kg Seife? :lupe: Momentan siedest du mit 35% Wasser bezogen auf die Gesamtfettmasse (GFM), eine Wasserreduktion (25-28% auf GFM) hält de SL länger flüssig, auch kann deine Fettzusammensetzung Einfluss auf Andickverhalten des SL nehmen. Poste doch mal bitte dein Rezept (bitte ohne NaOH-Angaben) hier im Forum, dann kann man es besser analysieren. Eine gute Arbeits-Temperatur liegt bei einer klassischen CP zwischen 30-35°C - also etwas unter Handwärme. Aufhübschen = Oberflächenbearbeitung, Hobelei, Kantenbegradigung, Stempeln mit und ohne Mica.
Liebe Grüße, Nina

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Ungelesener Beitrag von Inge »

Wenn ich den Seifenleim lange flüssig haben will, verwende ich viel Olivenöl. Bei den PÖ solltest du mal schauen, welche Eigenschaften die haben...einige lassen den Seifenleim schneller andicken.
LG Inge

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Ungelesener Beitrag von Kunstblume »

Inge hat geschrieben:
Samstag, 26. Januar 2019, 16:20
Wenn ich den Seifenleim lange flüssig haben will, verwende ich viel Olivenöl...
Dies bewirkt der hohe Ölsäuregehalt, trifft auch auf Sonnenblumenöl high oleic (ho) zu und auf Distelöl ho. Viel Olivenöl profitiert von Sole, einem Schaumfett als Partner, vielleicht einem Schaumverstärker wie Rizinusöl sowie einer langen Lagerzeit, um möglichst wenig zu schleimen und zu quellen. Ölsäurereiche Öle erzeugen zwar harte Seifen, diese quellen aber gerne in der Seifenschale auf und benötigen nach dem Waschen längere Trocknungszeiten.
Liebe Grüße, Nina

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Helga
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Ungelesener Beitrag von Helga »

MsHellfire hat geschrieben:
Samstag, 26. Januar 2019, 15:10
Ich gehe nach dem Seifenrechner von Claudia Kasper, heißt:
bei 1 kg Lipiden ca. 350 g H2O und 148 g NaOH bei einer ÜF von etwa 7,5%.
Wie Kunstblume oben schon geschrieben wurde, pauschale Werte gibts bei Seife sieden nicht :wink:, man muss für jedes mal Seife rühren neu in den Rechner eingeben. Hier sind auch noch andere Rechner, wenn Du möchtest: klick

Meist wird der Leim ziemlich schnell zu Pudding! Spätestens nach Zugabe der PÖ.
Bei ÄÖ hatte ich das Problem genau so, das hatte ich auch versucht. Dann muss ich wohl wirklich mal eine ganz unbeduftete testen (fällt mir Duft-Junky ziemlich schwer!).
Ich verwende fast nur ÄÖ's, bei mir dickt nichts an, ich verwende aber immer eine Mischung :wink:, vielleicht ist es auch sinnvoll das PÖ mit etwas Öl vor einrühren zu verdünnen, was sagen die Spezialistinnen?
Du muss keine unbeduftete testen, Du "Duft-Junky" :-* , passe einfach Dein Rezept an (aber - poste es erst mal hier)
Liebe Grüße und noch einen schönen Tag :-)

Helga

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Bellis
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Ungelesener Beitrag von Bellis »

Das vorherige Mischen der PÖ oder ÄÖ mit etwa der gleichen Menge fetter Öle wird auch von Petra Neumann in ihrem Seifenbuch empfohlen. Auch wie Nina oben schon geschrieben hat, sollte man möglichst auf den Püri verzichten und Düfte nur noch von Hand unterrühren.

Ich arbeite auch bei Temperaturen von ca. 33-35 Grad und hintereinander weg. Also Leim pürieren und dann sofort Düfte, Farbe und eventuelle Zusatzstoffe von Hand unterrühren und ab in die Formen.

Und die Rezeptur macht auch viel aus, das habe ich bei meinen wenigen Seifen schon gemerkt. Poste doch mal Deine Rezeptur.
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MsHellfire
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Ungelesener Beitrag von MsHellfire »

Ihr Lieben, tausend Dank erstmal für diese informative Fülle an Ratschlägen :hallihallo: !

Danke auch dafür, dass Ihr mir den Begriff "aufhübschen" erläutert habt :knutsch: .

Das letzte Rezept poste ich auf jeden Fall im Laufe der Woche, da ich momentan nicht daheim bin und sich dort meine Rezeptdokumentationen befinden.
Entschuldigung, da habe ich mich falsch ausgedrückt, natürlich rechne ich jedes Seifenrezept neu aus wegen der Verseifungszahl der jeweiligen Fette. In diesem Fall war es jetzt nur ein Beispiel für das H2O, da die Flüssigkeitsmenge bei 1 kg GFM ja die gleiche bleibt.

Seht Ihr, dann waren 2% PÖ vermutlich einfach zu wenig, ich gehe bei der nächsten auf 3% hoch. DANKE!

flidibus
Ok, danke, werde ich nächstes Mal beherzigen und nicht so lange pürieren. :)

Kunstblume
Ja, vermutlich ungünstig, immer direkt 1 kg zu sieden :faxen: . Du meinst, dass der Leim länger flüssig bleibt, wenn ich die Wassermenge reduziere :schocker: ? Oha, ich habe die immer erhöht, weil ich dachte, dass es den Leim länger flüssig hält :argverlegen: .

Helga
Danke, ich versuche es beim nächsten Mal mit einem anderen Rechner.
Juhu :saufen: , dann poste ich die Tage erst einmal das Rezept und warte ab, welche Schwachpunkte Ihr darin findet.
Und ich werde die PÖ nächstes Mal mit ein wenig Öl verrühren, interessanter Tipp!

Jetzt schon wieder einiges gelernt, Ihr seid super, danke! :blumenfuerdich:
Rezept folgt...
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Ungelesener Beitrag von MsHellfire »

Hier reiche ich mein letztes Siederezept nach:

Soleseife Berry
ca. 7,5% ÜF

200 g Kokosöl
200 g Palmöl
200 g Erdnussöl
200 g Sonnenblumenöl HO
130 g Rapsöl
50 g Mandelöl
20 g Rizinusöl

360 g Sole
--- g NaOH

4 TL Puderzucker zur Schaumbildung
TiO2 und rosa Tonerde, ca. 2 TL gesamt
26 g Duftöl Brombeere (behawe)
0,01 g BB-Booster (Fixativ / behawe)

Vielleicht fällt Euch ja etwas auf, das dafür verantwortlich ist, dass der Leim so schnell fest wurde.
DANKE fürs Nachsehen :romeo:
Zuletzt geändert von Kunstblume am Sonntag, 3. Februar 2019, 12:05, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: NaOH-Angabe entfernt
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Bina
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Ungelesener Beitrag von Bina »

Meinst Du Blackberry?
Das dickt schnell an.
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Bine

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Ungelesener Beitrag von MsHellfire »

Genau das meine ich, Bina.

Das stimmt wohl ;). Allerdings dachte ich, dass in meinem Seifenrezept auch ein "Fehler" ist, der den vorzeitigen Beton des Leims verursacht :-/.
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