Nine hat geschrieben: ↑Dienstag, 24. September 2024, 10:27
Die geringen Mengen an Honig, die man von den Lippen ableckt, erscheinen mir im Vergleich zu den Nahrungsmitteln, die man im Verlauf des Tages zu sich nimmt, marginal.
Nicht marginal: Es ist diese
Präsenz von Zucker im Speichel und im Mundraum
über einen längeren Zeitraum. Jeder von uns leckt sich mehrmals die Stunde über die Lippen, jedesmal gelangen gelöste Zuckerpartikel in den Mundraum und verschieben den pH-Wert ins saure Milieu – ein kritischer pH-Wert, der die Entkalkung der Zähne fördert und damit die Integrität des Zahnschmelzes angreift. Je länger dieser Zeitraum andauert, desto schwieriger wird es für das körpereigene Puffersystem, den pH-Wert wieder in den neutralen Bereich zu schieben. Hinzu kommt: Lippenpflegestifte sind kosmetische Dauerbegleiter, manche Konsumenten haben sie am Nachttisch liegen, in der Handtasche, in der Jeans – bereit zum häufigen und sofortigen Einsatz. Es geht hier also nicht um die kurzzeitige Aufnahme zuckerhaltiger Lebensmittel, sondern um eine absolut vermeidbare, zeitlich länger andauernde Exposition des Mundraums gegenüber Zucker – zudem in einem kosmetischen Produkt. Man kann das nicht mit zuckerhaltigen Lebensmitteln vergleichen: Nahrungsaufnahme ist ein
sine qua non. Ein gut konzipierter Lippenpflegestift macht auch ohne Honig einen phantastischen Job.
Ich erinnere mich an die Diskussionen rund um dieses Dauernuckeln von Kleinkindern an Trinkflaschen mit verdünntem Obstsaft. Die Situation funktioniert analog: Es ist eben überhaupt nicht schlimm, wenn ein Kleinkind einmal etwas verdünnten Obstsaft trinkt. Danach bringt das Puffersystem in der Mundhöhle alles wieder ins Lot. Wird aber über Stunden immer wieder aus diesen Trinkbechern Saft genuckelt, haben wir diese dauerhafte »Exposition des Mundraums mit einer zuckerhaltigen Lösung«, die schnell zum Abbau des Zahnschmelzes führt – und damit zu Karies.