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Seit langem lag mir auf dem Herzen, mich dem Thema irgendwann erneut und mit mehr Kenntnis der Materie zu widmen. Einen interessanten Impuls gab mir schließlich ein wissenschaftlicher Artikel in der Zeitschrift »Pharmazie in unserer Zeit«, Heft 1, 10. Jahrgang 1981, »Emulsionen mit Lecithin« von R. v. Kleinsorgen und P. H. List. (Danke, Wilma
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Die Autoren stellten in Versuchen fest, dass ein Emulgator-Gel aus Lecithin, Wasser und Öl mit Wasser verdünnt werden kann, ohne zu brechen. Sehr wichtig ist die Verarbeitung, die ich hier nun nachvollzogen habe und fotografisch dokumentiert vorstellen möchte.
Herstellen eines lecithinbasierten Emulgator-Gels
Schritt 1: Das Lecithin (hier: Reinlecithin) wird im Verhältnis 1:1 mit Wasser verrührt und quillt kurz. Also 1 Teil Reinlecithin und 1 Teil Wasser ergeben die Quellpase. Alles erfolgt bei Zimmertemperatur.
Schritt 2: 9 Teile Öl werden nun tropfenweise und sehr langsam in das Lecithin-Wasser-Gemisch dispergiert. Wichtig: sehr langsam arbeiten, das Öl jedesmal gut einarbeiten. Für die 9 Teile (bei mir 90 gr) Öl habe ich ca. 15 Minuten benötigt. Auch hier: Zimmertemperatur.
Ergebnis: ein so genanntes Emulgatorgel, das mit Wasser verdünnt werden kann. Unten seht Ihr die Phasen:
![Bild](https://olionatura.de
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3. Schritt: Emulgierung mit unterschiedlichen Wasserphasen:
Bei der folgenden Zugabe von Wasser muss ebenfalls sehr langsam gearbeitet werden: ich habe Wasser aufgekocht, abgemessen und mit diesem Wasser gearbeitet. Es wird tropfenweise hinzugegeben und jeweils gründlich eingearbeitet, bevor die nächsten Tropfen kommen, wie bei Lanolin und Wollwachsalkohol. An einem bestimmten Punkt wird die Emulsion trübmilchig – hier ist die so genannte »Solubilisierungsgrenze« – über diese darf nicht zu schnell hinaus Wasser hinzu gegeben werden, weil das zu Instabilität führen kann. Daher: langsam herantasten.
Nun habe ich 3 verschiedene Emulsionen gerührt, ich zeige sie zunächst (keine erinnert übrigens an Pudding; Probe 2 vielleicht ganz weit entfernt, wenn man am Becherglas rüttelt):
![Bild](https://olionatura.de
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Probe 1 ist eine absolut homogene Milch. Sie sieht exakt aus wie Milch. Ich habe noch nie eine so homogene, bläschenfreie Milch hinbekommen (und werde es wohl auch nicht mehr
![wink ;-)](./images/smilies/wink.gif)
Probe 2 ist eine in der Konsistenz leichte, sehr geschmeidige Creme,
Probe 3 eine richtige Creme, zwar auch nicht salbenartig – in diesem Sinne schon leicht – aber deutlich angedickt. Alle 3 sind W/O-Emulsionen (obwohl die Fettphase »nur« zwischen 36 und 38 % beträgt, Details folgen gleich):
![Bild](https://olionatura.de
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Der Hautauftrag macht es spürbar: die Fettphase ist außen, die Rückfettung ausgeprägt. Der Test mit Sudanrot und Methylenblau bestätigt: Sudanrot löst sich schnell und intensiv rot (links Probe 2, rechts jeweils Probe 3), Methylenblau nach einigem Rühren, aber nicht so intensiv – schnell freies Wasser, denke ich – oder die berühmte Mischemulsion mit ausgeprägter Tendenz zu W/O.
![smile :-)](./images/smilies/smile.gif)
Die Emulsionen im Detail:
Probe 1:
40 % Emulgatorgel + 60 %Wasser
Phasenverhältnis des Endprodukts: 36:64 % Fett-/Wasserphase
Emulgatorkonzentration: 3,6 % auf gesamt, 9,9 % auf Fettphase
Probe 2:
20 % Emulgatorgel + 20 % Sheabutter + 60 % Wasser
Phasenverhältnis des Endprodukts: 38:62 % Fett-/Wasserphase
Emulgatorkonzentration: 1,8 % auf gesamt, 4,7 % auf Fettphase
Probe 3:
20 % Emulgatorgel + 1,5 % Cetylpalmitat + 1,5 % Bienenwachs + 17 % Sheabutter + 60 % Wasser
Phasenverhältnis des Endprodukts: 38:62 % Fett-/Wasserphase
Emulgatorkonzentration: 1,8 % auf gesamt, 4,7 % auf Fettphase
Ich hoffe, ich habe mich nicht verrechnet, ansonsten bitte ungeniert korrigieren. Die unterschiedlichen Wasser-Konzentrationen im Endprodukt rühren daher, dass im Emulgator-Gel auch ein gewisser Wasseranteil vorhanden ist, den ich berücksichtigen muss.
Ich vermute, dass es Stabilitätsprobleme geben könnte: mit Hinzufügen der Sheabutter habe ich den Lecithinanteil reduziert, und Probe 2 ist relativ niedrigviskos; das könnte zur Koaleszenz führen. Besser wäre, das Emulgatorgel von vorne herein mit einem gewünschten Anteil an Lipiden mit höherem Schmelzpunkt herzustellen. Hier müsste nur das Glas so warm sein, dass die Fettmischung nicht am Glasrand härtet. Immerhin: kein Gelbildner im Spiel.
![wink ;-)](./images/smilies/wink.gif)
Weitere Tests interessieren mich, z. B. höhere Wasserphasen (gerne unter 30 %) und wann der Emulsionstyp »kippt«.