Meine Spezialfragen zur Lichtinstabilität

Fettsäurespektren, Jodzahlen und Fettbegleitstoffe – hier werden Öle, Buttern und Wachse en detail gewürdigt.

Moderator: Heike

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

Du hast also Emulmetik® als Emulgatorgel angesetzt, mit nur wenig Wasser, ja? Ich habe mich das bisher nicht getraut, weil ich befürchtete, die Temperatur schlechter halten zu können. Prinzipiell reicht aber eine geringe Menge an Wasser aus.

Ich werde noch mal zu dem DERMOFEEL® SenSolv recherchieren. Es würde Dir haptisch gefallen, glaube ich. :-) Das ist wirklich »Silikon pflanzlichen Ursprungs«.
Liebe Grüße
Heike

Manuka-Bee

Ungelesener Beitrag von Manuka-Bee »

ich glaube, ich passe beim MCT... zwar neutral und leicht aber auch zu rückfettend (ich habe gestern und heute zu lange draussen gewesen), die Temperaturen steigen und irgendwie fings es an zu jucken etc. es glänzt ganz schön und ich habe Unterlagerungen davon bekommen ... nach 2 Wochen ist Finito...
Ich bleibt dann lieber beim Squalan und Jojoba...

Übrigens den selben Effekt durfte ich mit DMS Lotion von Stiefel machen, da ist auch MCT als Hauptlipid drin... am Anfang schien alles gut zu sein, leicht war die und die Haut war sehr schnell ruhig, nach genau 1.5 Wochen war wieder das Problem - auf einmal mochte meine Haut die nicht mehr, die selben Symptome(rote Flecken, Unterlagerungen, Jucken). Die Haut war irgendwie schon fast überpflegt oder so.

Für den Sommer finde ich MCT einfach zu heftig, zu rückfettend

laggiu

Ungelesener Beitrag von laggiu »

Heike hat geschrieben: Ja, darüber habe ich auch zeitweise nachgedacht. Dann kamen mir Magistralrezepturen mit 25 % Nachtkerzenöl in den Sinn, die regelmäßig neu aufgetragen werden müssen, damit die Lipidzusammensetzung der Hornschicht immer wieder neuen Nachschub an Linolsäure bekommt. Schwer zu sagen. Mir geht es aber auch so, dass ich nachts gerne meine »Portion Ungesättigtes« nehme. Mein momentanes Oleogel setzt auf ca. 3 g der gepressten Shea und auf 4 g Preiselbeer-, Granatapfel-, raffiniertem Johannisbeersamen- und Wildrosenöl. Meine Gesichtshaut ist stabilisiert, da sind seit meiner veränderten Strategie keine neuen Pigmentflecken aufgetaucht. Ich denke, wenn die Abendmischung auch stabile Öle enthält (eben in einem anderen Verhältnis als tagsüber), ist man auch mit einer Disposition zu Pigmentflecken gut versorgt.

Was meint ihr?
Ich habe den Thread jetzt mit grossem Interesse gelesen. @Heike ich finde deine These sehr schlüssig, obwohl mir viel Hintergrundwissen fehlt. Es klingt einfach logisch.

Seit ich mich ein wenig mit dem Selbstrühren beschäftigt habe (ist noch nicht lange her), sind meine Pickel deutlich weniger geworden. Ich benutze Cremes meist immer nur vor dem Schlafen gehen, von daher habe ich mein Rezept nicht verändert als der Sommer kam (das war letztes Jahr). Nach gut 2 Wochen hatte ich wieder richtig viele Pickel... und insgesamt war das Hautbild schlechter. Ich hab dann mehr Bartflechtenextrakt genommen, oder mehr Nicotinamid usw. Hat aber alles nicht geholfen. Besser wurde es so Ende September...Es war eben die "Sonne", so dachte ich mir. Ich bekam im Sommer immer schon vermehrt Pickel. In meiner Nachtpflege ist viel Traubenkernöl drin.
Ich werds diesen Sommer mal anders testen und auch nachts nur stabile (oder für Mischungen erlaubte) Öle verwenden. Mal sehen obs einen Unterschied macht...

kunigunde

Ungelesener Beitrag von kunigunde »

Ich habe auf der Suche nach einem geeigneten Sonnenschutzmittel für uns alle die INCI verschiedener naturkosmetischen Produkte studiert. Das Hauptöl der meisten ist Sojaöl. Jetzt habe ich ein Produkt von ECO, was sogar, wenn auch in geringen Mengen Sanddornöl, Rosenöl, Nachtkerzenöl enthält. Hauptfett ist Soja, dann noch Neutralöl, Shea, Olive, auch Jojoba aber an hinterer Stelle. Das Mittel scheint sehr effektiv und pfegend. Mein Mann hatte seit Monaten eine wunde nicht heilen wollende Oberlippe, nichts hat geholfen, Sonne wurde es besonders schlimm. Jetzt nach eineigen Malen mit dieser Creme ist es fast weg.
In vielen anderen käuflichen Produkten sind instabeile Öle enthalten, sie werden auch in der Sonne verwendet.
Verhindert hier die Kombination mit stabilen Fetten (ich dachte immer Soja ist nicht stabil) oder die geringe Dosierung einen möglichen schnellen Hautschaden? Oder ist das Thema Lichtinstabilität von bestimmeten Ölen in der Fachwelt, sprich Industrie noch nicht so im Focus? Ist die Verwendung von raffinierten Ölen grundsätzlich anders zu sehen? (Dagegen spricht, dass die Fettsäuren sich beim raffinieren ja nicht verändern und die Doppelbindungen ja trotzdem reaktionsfreudig bleiben)
Fragen über Fragen
Ich freue mich auf einige Gedanken von Euch
Liebe Grüße
Kunigunde

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

kunigunde hat geschrieben:Das Hauptöl der meisten ist Sojaöl.[…] Hauptfett ist Soja, dann noch Neutralöl, Shea, Olive, auch Jojoba aber an hinterer Stelle. Das Mittel scheint sehr effektiv und pfegend. […]
In vielen anderen käuflichen Produkten sind instabeile Öle enthalten, sie werden auch in der Sonne verwendet.
Kaufprodukte setzen auf raffinierte, mit Antioxidantien versetzte Kompositionen und kombinieren mit vielen neutralen, stabilen Lipiden – das, was wir auch tun. Selbst wenn Sojaöl (raffiniert, mit Tocopherolen stabilisiert) an erster Stelle steht, kann die Gesamtmasse der anderen Öle in der Summe dennoch größer sein. Konkretes Beispiel (fiktiv) mit den INCI einer Pflegemilch:

Aqua, Glycine Soja (Soybean) Oil, Caprylic/Capric Triglyceride, Cocos Nucifera (Coconut) Oil, Simmondsia Chinensis (Jojoba) Seed Oil, C14-22 Alcohol (and) C12-20 Alkyl Glucoside, Glycerin, Myristyl Myristate, Rosa mosqueta (Rose) Hip Oil, Tocopherol …(usw.)

Nehmen wir an, Sojaöl (Glycine Soja (Soybean) Oil) ist mit 2 % vertreten, können alle anderen Öle ebenfalls mit 2 oder weniger % enthalten sein – schon relativiert sich das. Wildrosenöl wird dann mit 0,5 % hinzugefügt. :-)

Hinzu kommt: bloss weil eine Firma Kosmetika verkauft, muss diese qualitativ und vom Know How her nicht unbedingt über aller Kritik stehen. Mir hat mal ein »hohes Tier« einer bekannten Firma sinngemäß gesagt: »Ich wünschte, unsere Chemiker hätten nur annähernd Ihre Begeisterung und Ihre Fachbasis für das, was sie entwickeln.« Man muss das nicht für bare Münze nehmen, aber es hat mir deutlich gemacht: es wird überall mit Wasser gekocht. ;-)
Liebe Grüße
Heike

kunigunde

Ungelesener Beitrag von kunigunde »

Heike hat geschrieben:Hinzu kommt: bloss weil eine Firma Kosmetika verkauft, muss diese qualitativ und vom Know How her nicht unbedingt über aller Kritik stehen
Das sehe ich auf jeden Fall auch so. Zur Bestätigung muss man nur die INCI verschiedener Produkte gerade im Segment Sonnenschutz studieren, auch wenn draufsteht Natur etc. und für Allergiker..., und dann werden Filter eingesetzt, die fototoxische Reaktionen auslösen können.

Liebe Grüße
Kunigunde

Katharina
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Ungelesener Beitrag von Katharina »

kunigunde hat geschrieben:(Dagegen spricht, dass die Fettsäuren sich beim raffinieren ja nicht verändern und die Doppelbindungen ja trotzdem reaktionsfreudig bleiben)
Und exakt das ist der Irrtum, den ich auch immer aufgesessen bin. :D
Ich hatte soeben ein erhellendes Telefonat mit einem ehemaligen Chemiker eines namhaftes Konzern für Körperpflege, der mir aus meinem weiteren Umfeld bekannt ist.

Mehrfach ungesättigte Fettsäuren liegen nach der Raffinade nur noch als einfache Bindungen und nicht mehr als Doppelbindungen vor. So wird aus Linolensäure schlichte Stearinsäure. Ich zitiere aus dem Kopf: »Die Fettsäuren werden durch den Prozess gehärtet.«

Aus hautschutztechnischen Gründen werden - laut seiner Aussage - für sonnenexponierte Kosmetika keine Öle mit Doppelbindungen, also unraffinierte verwendet, um unerwünschte Hautreaktionen zu vermeiden und auch die Stabilisierung der Produkte zu erziehlen.
Freundlich grüßt
Katharina

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Katharina hat geschrieben:Mehrfach ungesättigte Fettsäuren liegen nach der Raffinade nur noch als einfache Bindungen und nicht mehr als Doppelbindungen vor. So wird aus Linolensäure schlichte Stearinsäure. Ich zitiere aus dem Kopf: »Die Fettsäuren werden durch den Prozess gehärtet.«
Katharina, da irrt sich der freundliche Henkelmann. :kicher:

Aus Linolsäure (18:2) kann Stearinsäure (18:0) durch Hydrierung (Anlagerung von Wasserstoff an ungesättigte Bindungen) werden. Das ist jedoch ein anderer Prozess als der der einfachen Raffination. Der einfache Beweis: würden, wie der Herr sagt, alle Bindungen gesättigt, müsste aus dem Öl ein fester Block werden, weil sich mit der Hydrierung auch der Schmelzpunkt ändert.
Liebe Grüße
Heike

diandra

Ungelesener Beitrag von diandra »

Heike, an dir hat die welt eine Chemikerin verloren, noch bevor sie eine hatte. Dem Himmel sei dank, dass du hier Platz genommen hast und nicht in irgendeinem Labor alleine vor dich hinwuselst.

An dieser Stell möchte ich mich aus tiefstem Herzen bedanken, dass ihr alle (so auch das Käferchen und einige andere Spezialisten und Spezialistinnen) euer gandioses Wissen mit uns normal sterblichen :kicher: teilt.

Dafür sollt ihr an dieser Stelle mal mächtigst geknuddelt werden :knuddel: :knuddel: :knuddel:

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Ergänzung, warum Raffinate stabiler sind:

Native Öle beinhalten ungesättigte Fettsäuren, freie Fettsäuren (messbar in der Säurezahl, FFA), Lecithine (ebenfalls ungesättigt), also Komponenten, die schnell oxidieren können. Einmal in Gang gesetzt, verläuft der Prozess der Oxidation und die Bildung freier Radikale exponentiell. Daher stehe ich der Zugabe von Tocopherolen zu nativen Ölen (nicht die Zugabe zu kosmetischen Produkten) kritisch gegenüber: ab einem bestimmten Punkt sind Antioxidantien nicht mehr in der Lage, die Oxidation aufzuhalten, im Gegenteil wirken sie als Katalysatoren. Wissen wir immer, wie frisch unser natives Öl ist?

Bei einer Raffination wird der oxidative Zustand eines Öls quasi auf Null gesetzt, es werden freie Fettsäuren, oxidativ anfällige Schleimstoffe usw. entfernt. Dann gibt der Hersteller i. d. R. Tocopherole und/oder andere Antioxidantien dazu und schafft einen präventiven Schutz, indem beginnende Radikalbildung direkt abgepuffert wird und sich die gesamte Oxidationsbereitschaft verlangsamt. Dies ist der Grund, warum sehr viele Raffinate stabiler sind als ihre unraffinierten Pendants. Das gilt nicht für alle Öle, so erweist sich Jojoba und Meadowfoam nativ als deutlich stabiler als raffiniert.
Liebe Grüße
Heike

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diandra hat geschrieben:Heike, an dir hat die welt eine Chemikerin verloren, noch bevor sie eine hatte. Dem Himmel sei dank, dass du hier Platz genommen hast und nicht in irgendeinem Labor alleine vor dich hinwuselst.
Ich verstehe leider zu wenig von der Chemie, dabei ist das eine wunderbare Disziplin. :-) Ich kann mir das ein oder andere aber verbildlichen, und dann verstehe ich das Prinzip. Wenigstens das.

In meinem Kontakt mit Chemikern und anderen Fachleuten auf ihren Gebieten habe ich gelernt, dass auch sie nicht alle Bereiche ihres Fachs gleich beherrschen. Ich kann mich an ein Gespräch mit einem Experten für Zuckeremulgatoren erinnern, den ich in ein Gespräch über Phospholipide verwickeln wollte. Nach wenigen Sätzen winkte er lachend ab, das sei nicht sein Gebiet. Ich konnte ihn gut verstehen. Chemie ist sehr umfassend. Es ist unmöglich, in allem sicher zu sein.

Hydrierung kennen wir allerdings auch und können die Produkte kaufen: Mandelbutter, Avocadobutter, Olivenbutter usw. sind hydrierte oder teilhydrierte Fette, die eine feste Konsistenz bekommen, eben butterähnlich. Sie dienen als Emollentien.
Liebe Grüße
Heike

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pflanzenölscheich
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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

Katharina hat geschrieben:So wird aus Linolensäure schlichte Stearinsäure.
Was die Raffination von Nachtkerzen- und Wildrosenöl ein wenig unvorteilhaft erscheinen ließe. ;)
Aber zum Glück ist es ja nicht so. :yeah:

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