toshka hat geschrieben:Hier ist der Thread mit spannenden Antworten von Heike und Pflösch:
Klick
Das ist ja eine bereits sehr spezielle Antwort mitten drin.

Die für Zapuntel hilfreichen Antworten finden sich gegen Anfang des Threads.
Ich möchte noch einen anderen Aspekt beleuchten, um Zapuntels Frage vielleicht noch besser zu beantworten: Die Zusammensetzung der Fettphase ist natürlich auch wichtig, denn wenn ich sonst alles richtig mache, eine Emulsion mit reichlich Wasser und Hydratisieren baue, deren Fettphase die Barriere aber fluidisiert statt stärkt, brauche ich garantiert nicht über den unerwünschten Wasserverlust meiner Haut zu staunen.
Der nächste Punkt ist der irreführende Begriff "reichhaltig". Versuche genauer zu bestimmen, was der eigentliche Sachverhalt ist! Zieht das jeweilige Fett schwer ein, scheint zwingend ein Rest an der Oberfläche zu bleiben, der offensichtlich nicht einzieht? Das kann sich mit der Bereitstellung einer ausreichenden Wassermenge ändern, und schon wirkt ein ehemals "reichhaltiges" Fett federleicht, weil es jetzt nämlich einzieht.
Ich bin Neurodermitiker und habe anfangs mit reinem Nachtkerzenöl gearbeitet, von dem mir stets ein glänzender Film auf der Haut zurückgeblieben ist. Ich hatte es sogar in die nasse Haut eingerieben, aber es half nichts. Heute weiß ich die Gründe:
1) Es waren zu wenige Grenzflächen, an denen die Lipasen wirken konnten, weil ich keinen Emulgator verwendet hatte.
2) Es waren keine wasserbindenden Stoffe wie Glycerin, Panthenol usw. dabei, weshalb ein Teil des Wassers, der nicht bei der Fettspaltung mitwirken konnte (siehe Punkt 1), entweder verdunstete oder in der Haut versickerte. Die Fettspaltung fand aber an der Oberfläche statt, wo das Wasser nun fehlte.
3) Nachtkerzenöl war als stark ungesättigtes Öl auch im uneingezogenen Zustand einfach nicht abdichtend genug, als dass es den TEWL angestaut hätte, damit er bei der Fettspaltung helfe.
4) Meine Haut war krankheitsbedingt ohnehin trocken und konnte schon deshalb nicht so viel eigenes Wasser zum Fettspalten und Einziehen bereitstellen wie eine gesunde.
Warum ich Dir das erzähle, Zapuntel? Sehr einfach: Ginge es nach dem Einziehverhalten, hätte ich Nachtkerzenöl für "reichhaltig" erklären müssen. Oder ist Reichhaltigkeit die Haptik des Fettes, bei der seine Viskosität eine tragende Rolle spielt? So könnte Granatapfelsamenöl als reichhaltig durchgehen, obwohl es bis zu 80% aus einer dreifach ungesättigten Fettsäure besteht, welche die Barriere durch ihre Doppelbindungen - für sich genommen - eher schwächt als stärkt.
Ich rate Dir, von diesen typischen Begriffen aus dem Kosmetikgeschäft ab- und zur Entscheidung zu kommen, was Du denn verbessern möchtest. Das haptisch empfundene Einziehverhalten? Die vorübergehende Senkung des transepidermalen Wasserverlustes während des Einziehens - also eine zeitlich begrenzte haptische und optische Glättung? Eine tatsächliche Stärkung der Hautbarriere, die den Wasserverlust auch noch Stunden bis Tage nach dem faktischen Einziehen vermindert?
Für die vorübergehende Minimierung des transepidermalen Wasserverlustes während des Einziehens würde sich übrigens eine Spreitkaskade aus gesättigten Kohlenwasserstoffen (sprich: Paraffinen und Iso-Paraffinen) anbieten, aber das entspräche mehr dem Konzept der konventionellen Kosmetik und kaum bis gar nicht dem der Naturkosmetik.
Für eine tatsächliche Stärkung der Hautbarriere musst Du Deine persönliche Fettmischung finden, die für Deine Haut relevante Fettsäuren im für Deine Haut richtigen Verhältnis zuführt. Und Du musst dafür sorgen, dass wenigstens genug Wasser bereitsteht, um diese Fettsäuren aus ihrer Esterbindung (üblicherweise: ihren Triglyceriden) zu befreien. Darum besteht die typische Hautpflege mit Pflanzenfetten (-buttern und -ölen) aus viel Wasser (egal, ob aus der Wasserleitung oder Emulsion) und wenig Fett.
Ich hoffe, dass ich mich halbwegs verständlich ausdrücken konnte. Freundlich grüßt und winkt
Harald
