Creme mit Urea schäumt und zieht Wasser - was habe ich falsch gemacht?

In diesem Unterforum erörtern wir Themen rund um die Entwicklung, Herstellung und Optimierung von Hautpflegeprodukten (inklusive Fehlersuche).

Moderator: Helga

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Marja
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Creme mit Urea schäumt und zieht Wasser - was habe ich falsch gemacht?

Ungelesener Beitrag von Marja »

Ihr Lieben,

nun habe ich endlich mein fast perfektes Rezept für eine Gesichtscreme gefunden: ganz leicht, zieht schnell ein, glänzt nicht, spendet Feuchtigkeit, rollt nicht ab, einfach super.

Aber - ich wollte halt noch Urea drin haben, weil meine Haut den Stoff sehr liebt. Schon die letzte Handcreme mit Urea wurde nichts, es hat geschäumt und Wasser gezogen. Aber da habe ich auch alles einfach zusammengemischt. Diesmal habe ich das Urea brav in kaltem Wasser vorgelöst und vorher noch den pH der Creme überprüft, dass sie ja nicht zu sauer ist. Hat alles gepasst, ich schütte das Urea-Wasser dazu - und es schäumt richtig doll :ugly:

Jetzt, eine Woche nach dem Rühren, hat sich einiges Wasser abgesetzt. Der pH hat sich interessanterweise aber noch nicht/kaum verändert, liegt noch < 6. Ich hatte ihn auf etwa 5-5,5 eingestellt.

Das Rezept:

4% Isoamyl laurate
2 % Cranberryöl
1 % Krambenöl
0,5 % Tamanuöl
0,5 % Karotten-Jojoba-Öl
1,5 % Mangobutter
0,5 % Sheabutter
0,2 % Carnaubawachs
0,5 % Dermofeel GSC
1,5 % Bergamuls
0,5 % Phospholipon

Wasser ad 100
3 % Glycerin

Fettphase und Wasserphase erhitzen, beides zusammenrühren, abkühlen

2 % Natriumlaktat
0,5 % Milchsäure
1 % Vitamin E

dazu rühren

3 % Urea in
5 % kaltem Wasser lösen

pH der Creme (ungefähr bei 5,5) und Temperatur (handwarm) überprüfen

Urea-Wasser dazu

-> sofort deutliche Schaumbildung

Was habe ich falsch gemacht? :superirre:
Liebe Grüße
Marja

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Annika
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Ungelesener Beitrag von Annika »

Also das hatte ich ja noch nie mit Urea. Ich gebe die Urea-Kügelchen unaufgelöst bei Handwärme hinzu und stelle erst den pH ein, wenn die sich aufgelöst haben. Da schäumt gar nichts.
Ich bin etwas ratlos; sicher, dass du Urea hast? Schaum erinnert mich an Natron+Säure. Etwas weit hergeholt, ich weiß. Vielleicht hat ja jemand noch eine bessere Idee.
LG Annika

Coco
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Ungelesener Beitrag von Coco »

Keine bessere Idee, mir kam genau derselbe Gedanke. Ich löse das Urea nur dann vor, wenn es arg verklumpt ist, aber da schäumt nichts. Den pH stelle ich auch erst danach bzw. ganz am Schluss ein. ein.
Und: vielleicht hast du es nur nicht mit aufgeschrieben, aber ich sehe in deinem Rezept keine Konservierung? :lupe:
Viele Grüße, Coco

Marja
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Ungelesener Beitrag von Marja »

Danke für eure Antworten!
Annika hat geschrieben:
Sonntag, 27. Februar 2022, 08:26
Ich bin etwas ratlos; sicher, dass du Urea hast? Schaum erinnert mich an Natron+Säure. Etwas weit hergeholt, ich weiß. Vielleicht hat ja jemand noch eine bessere Idee.
Ja, definitv Urea: Harnstoff Urea, kristallin, INCI: Urea steht auf der Verpackung. MHD 30.11.2022.

Ich habe jetzt so oft schon gelesen, dass Urea ein schwierig in der Verarbeitung sein kann, dass ich irgendwie davon ausgegangen bin, das könne halt mal vorkommen.

Urea kann sich ja bei Wärme und ungünstigem pH zersetzen, dabei entsteht Kohlensäure, steht bei Olionatura . Ich bin davon ausgegangen, dass das die Reaktion ist, die bei meinen Versuchen passiert ist.
Liebe Grüße
Marja

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Ungelesener Beitrag von Marja »

Coco hat geschrieben:
Sonntag, 27. Februar 2022, 09:00
Und: vielleicht hast du es nur nicht mit aufgeschrieben, aber ich sehe in deinem Rezept keine Konservierung? :lupe:
Ja, sorry, vergessen: geplant habe ich die Konservierung mit Rokonsal, nachdem das sofort schäumte und ich befürchtet habe, dass sich damit der pH schnell nach oben verschiebt, habe ich stattdessen Geogard genommen. Aber das erst ganz zum Schluss, nach dem Urea-Wasser.
Liebe Grüße
Marja

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Ungelesener Beitrag von Marja »

Annika hat geschrieben:
Sonntag, 27. Februar 2022, 08:26
Also das hatte ich ja noch nie mit Urea. Ich gebe die Urea-Kügelchen unaufgelöst bei Handwärme hinzu und stelle erst den pH ein, wenn die sich aufgelöst haben.
Verhält sich Urea in Kügelchen-Form anders als in kristalliner Form? Vielleicht probiere ich es mal mit den Kügelchen statt kristallinem Urea :gruebel:

Eine Frage an die, die Urea vorher in Wasser auflösen: Sollte die Pufferung mit Natriumlaktat und Milchsäure eigentlich in das zugegebene Urea-Wasser-Gemisch? Ich habe die Pufferung schon vorher in der Creme verarbeitet und erst danach Urea hinzugefügt.
Liebe Grüße
Marja

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Ungelesener Beitrag von Marja »

Da ich schon bei Problemen mit Urea bin: Ich rühre regelmäßig das Cranberry-Night-Balm . Zwar mit anderer Zusammensetzung von Ölen und Buttern, sonst aber ganz nach Rezept. Das Urea mörsere ich vorher etwas, löse es dann in Lipodermin und gebe es zum Rest hinzu.
Nach ein paar Wochen entstehen kleine, harte Klümpchen, die mit der Zeit immer größer werden. Ich nehme an, dass das zusammenklumpendes Urea ist. Kennt das noch jemand? Habe ich das Urea nicht genug vorgelöst oder kann schon gelöstes Urea wieder verklumpen?
Liebe Grüße
Marja

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Ungelesener Beitrag von Marja »

Vielleicht habe ich die Lösung gefunden: Ich habe mir nochmal die entsprechende Seite beim Händler angesehen (meine Urea-Packung habe ich beim Drachen gekauft). Dort steht eine sehr schlechte Bewertung, das Urea würde sich sehr seltsam verhalten (riecht komisch, pH anders als erwartet) - Chargennummer ist dieselbe wie bei meiner Packung. Vielleicht stimmte einfach was nicht mit dieser Charge und ich probiere es mit einem anderen Produkt.
Meine ersten Rührversuche mit Urea funktionierten schließlich alle, Probleme habe ich erst seit ich das Urea aus der neuen Packung verwende...

In dem Fall hätte sich auch meine Frage wegen Urea im Cranberry-Balm-Night erledigt, dafür nehme ich das gleiche Produkt. Werde also umsteigen.
Liebe Grüße
Marja

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Ungelesener Beitrag von Mirimi »

Marja hat geschrieben:
Sonntag, 27. Februar 2022, 14:15
Eine Frage an die, die Urea vorher in Wasser auflösen: Sollte die Pufferung mit Natriumlaktat und Milchsäure eigentlich in das zugegebene Urea-Wasser-Gemisch? Ich habe die Pufferung schon vorher in der Creme verarbeitet und erst danach Urea hinzugefügt.
Ich löse Urea nicht zusätzlich in Wasser auf aber gebe Natriumlaktat, Milchsäure und Urea zusammen in ein Schälchen und gebe diese Mischung dann bei Handwärme in die Emulsion. Geschäumt hat allerdings bei mir nie etwas. Mir ist nur aufgefallen, dass wenn ich es einzeln einrühre mir die Emulsion oft stark in der Konsistenz anzieht und sich dann wieder verflüssigt. Das Becherglas wird dabei deutlich kalt. Ich glaube ich habe dazu schonmal was im Forum gelesen aber finde die entsprechenden Beiträge leider gerade nicht mehr.

Wende dich mit dem Problem vielleicht direkt an den Shop, falls es ein Problem mit der Charge gibt, sollte es den Shop auch interessieren.

LG

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Nine
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Ungelesener Beitrag von Nine »

Kinders,

nur eben am Rande: Wenn man einen Puffer verwendet, dann kann (im Sinne von: darf) man nicht einfach seinen Wunsch-pH einstellen! Liegt der nähmlich zu weit vom Puffer-pH entfernt, hat man die Pufferkapazität bereits ausgeschöpft und der Puffer ist so wirkungsvoll, als ob er nicht drin wäre: nämlich gar nicht ;-)

Und: Da Urea ein Feststoff ist, empfiehlt es sich, ihn vorab in einem Teil des Wassers (kalt) vor zu lösen (in der Emulsion lösen geht auch, ist aber "uneleganter").

@Mirimi: Wenn´s kalt wird, dann ist "es" grade mit Lösen beschäftigt ;-) Das ist nämlich die sogenannte Lösungskälte (oder Lösungsenthalpie), die man spürt: Zum Lösen , also dem Auf- oder Zerteilen des Kristallgitters (hier des Ureas) wird Energie benötigt, die der Umgebung entzogen wird. Warum der Vorgang dann trotzdem von alleine abläuft (und eben zum "spontanen" Abkühlen führt, was ja z.B. im Hochsommer nachts in einer Dachgeschosswohnung leider nicht vorkommt, das spontane Abkühlen, meine ich ...), obwohl Energie benötigt wird? Beim Lösen des Kristallverbundes in "einzelne" Moleküle wird ein Zustand höherer Entropie erreicht (man kann das Wort "Entropie" prima durch "Unordnung" erstetzen), und nach dem universellen zweiten Hauptsatz der Thermodynamik streben alle Prozesse im Universum nach Zuständen höherer Unordnung (gilt in besonderem Maße für meine Küche ...)

So, dass war mein :opa: des Tages :D Jetzt muss ich nämlich ins Labor, um für einen Freund als Geschenk selbstgemachte BIO-Schoklade mit Salzmandeln zu machen ... mjam, schlabber :sabber: (dass ich eigentlich dringend Duschbar "Sylt" und das Proteinshampoo machen müsste, verdränge ich jetzt einfach ...)

Eure Nine

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Ungelesener Beitrag von Mirimi »

Nine hat geschrieben:
Montag, 28. Februar 2022, 12:51
Kinders,

nur eben am Rande: Wenn man einen Puffer verwendet, dann kann (im Sinne von: darf) man nicht einfach seinen Wunsch-pH einstellen! Liegt der nähmlich zu weit vom Puffer-pH entfernt, hat man die Pufferkapazität bereits ausgeschöpft und der Puffer ist so wirkungsvoll, als ob er nicht drin wäre: nämlich gar nicht ;-)

Und: Da Urea ein Feststoff ist, empfiehlt es sich, ihn vorab in einem Teil des Wassers (kalt) vor zu lösen (in der Emulsion lösen geht auch, ist aber "uneleganter").

@Mirimi:
Herzlichen Dank für die super verständliche Erklärung :love: irgendwie sowas hatte ich im Hinterkopf aber hab es nicht mehr zusammen bekommen.

Ich verwende Natriumlaktat und Milchsäure streng nach Pufferverhältnis und mache sonst nichts am Ph Wert. Jetzt kommt wahrscheinlich eine dumme Frage :argverlegen: aber wir verwenden ja eine Natriumlaktat-Lösung (zum Beispiel 60%ig) ich habe dann gedacht, dass das Lösemittel Wasser ist? Jedenfalls wenn ich Urea plus Puffer in ein Schälchen gebe löst sich das Urea zu min teilweise auf (je nach dem wie viel Urea es ist).

LG

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Ungelesener Beitrag von Nine »

Mirimi hat geschrieben:
Montag, 28. Februar 2022, 21:20
... Jetzt kommt wahrscheinlich eine dumme Frage :argverlegen: aber wir verwenden ja eine Natriumlaktat-Lösung (zum Beispiel 60%ig) ich habe dann gedacht, dass das Lösemittel Wasser ist? Jedenfalls wenn ich Urea plus Puffer in ein Schälchen gebe löst sich das Urea zu min teilweise auf (je nach dem wie viel Urea es ist).

LG
Das siehst du grundsätzlich völlig richtig, liebe Mirimi! Und Urea ist auch gut in Wasser löslich, nämlich bis etwa 1:1 (Massenverhältnis, wenn ich es jetzt richtig im Kopf habe). Das heißt im Umkehrschluss aber auch, dass bei 5 %iger Ureakonzentration dann rund 5 % Wasser zum Lösen gebraucht werden. Da ist zum "Vor-Lösen" die Wasserkonzentration im Na-Lactat vermutlich zu gering: Bei - sagen wir - 2% Einsatzkonzentration vom Na-Laktat macht das ja nur 0,8 % Wasser aus. Oder in Mengenangaben: Auf 100 g Creme/Lotion gerechnet hast du in deinem Schälchen nur etwa 0,8 g Wasser, bräuchtest für deine 5 g Urea aber etwa 5 g Wasser ;-)

Wie oben schon geschrieben: Ist nicht schlimm, das Urea löst sich auch in der Emulsion, aber eleganter ist eben, es vorzulösen.

Ich hoffe, ich habe jetzt am frühen morgen keine totale Verwirrung geschaffen :D

Grüessli Nine

Marja
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Ungelesener Beitrag von Marja »

Vielen Dank für eure Antworten! Laut Händler gab es sonst keine negativen Rückmeldungen zu der Charge. Die haben sie aber schon längst nicht mehr. Es ist eine Weile her, dass ich das Urea gekauft habe und ich habe meine Misserfolge immer auf meine fehlende Rühr-Erfahrungen geschoben...
Liebe Grüße
Marja

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Ungelesener Beitrag von Marja »

Nine hat geschrieben:
Montag, 28. Februar 2022, 12:51
Wenn´s kalt wird, dann ist "es" grade mit Lösen beschäftigt ;-) Das ist nämlich die sogenannte Lösungskälte (oder Lösungsenthalpie), die man spürt: Zum Lösen , also dem Auf- oder Zerteilen des Kristallgitters (hier des Ureas) wird Energie benötigt, die der Umgebung entzogen wird. Warum der Vorgang dann trotzdem von alleine abläuft (und eben zum "spontanen" Abkühlen führt, was ja z.B. im Hochsommer nachts in einer Dachgeschosswohnung leider nicht vorkommt, das spontane Abkühlen, meine ich ...), obwohl Energie benötigt wird? Beim Lösen des Kristallverbundes in "einzelne" Moleküle wird ein Zustand höherer Entropie erreicht (man kann das Wort "Entropie" prima durch "Unordnung" erstetzen), und nach dem universellen zweiten Hauptsatz der Thermodynamik streben alle Prozesse im Universum nach Zuständen höherer Unordnung (gilt in besonderem Maße für meine Küche ...)
Ha, spannend, danke für die Erklärung! :blumenfuerdich:
Liebe Grüße
Marja

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