Hydrogel + Feuchtigkeitscreme - wie verteile ich Wirkstoffe

In diesem Unterforum erörtern wir Themen rund um die Entwicklung, Herstellung und Optimierung von Hautpflegeprodukten (inklusive Fehlersuche).

Moderator: Helga

Antworten
hedda

Hydrogel + Feuchtigkeitscreme - wie verteile ich Wirkstoffe

Ungelesener Beitrag von hedda »

Ich bin ein große Anhängerin der kombinierten Gesichtspflege aus Hydrogel und Feuchtigkeitscreme.

Am Wochenende habe ich mir in Anlehnung an Rezepturen von Heike folgendes gerührt:
1.
JiaogulanHydrogel

5 Tr Jojoba (sollte eigtl Pflaumenkern sein, aber hatte ich nicht mehr)
5 Tr Traubenkernöl
5 Tr Argan
5 Tr Wildrose
3 Tr Squalan
3 Tr Sanddornfruchtfleisch

25 g Rosenhydrolat (bzw Gesichtwasser von Alverde, das ist Rosenwasser mit Glycerin)
0.2 g Hyaluron
1.5 g Lipodermin
0.5 g Panthenol

2.
LLBasiCL3

2 g Distel
2 g Nachtkerze
1 g Argan
1 g Wildrose
1 g Jojoba (sollte eigtl Macadamia sein, hatte ich aber nicht mehr)
3.5 g Shea

0.8 Cetyl
1.8 LL
1.5 Urea

16.6 Rosenwasser (siehe oben)

1 Msp Guarkern

Beide Sachen vertrage ich (und das ist schon mal was :wink: ), dennoch ist das Hautgefühl nicht gerade überwältigend. Das Gel ist wie nix weggeschlürft und hinterläßt ein ganz mattes Gefühl, die Creme liegt lange auf, am Morgen ist meine Haut dennoch trocken.

So, jetzt aber mal zu den Fragen:
Ich wollte eigtl L2 rühren, also die leichtere Variante, habe mich aber dann dagegen entschieden, weil da auch Lipo reinkommt und ich nicht wusste, ob Lipo in Gel + Lipo in Creme nicht zu viel sein könnte. [Frage 1]
Außerdem stellt sich mir nun die Frage, welche Öle wohl am besten in welcher Pflegekomponente aufgehoben sind: die schnellen Spreiter bzw. die Linolsäure betonten ins Gel, die langsamen Spreiter bzw. Ölsäure betonten, in die Creme, oder umgekehrt, oder ausgewogen in beide Phasen der Pflege? [Frage 2]
Denn wenn Ölsäure als Enhancer wirkt, müsste es doch eigtl sinnvoll sein, sie zusammen mit den zu enhancenden Wirstoffen im Gel zu verarbeiten und die Lipisstruktur stabiliserenden Linolsäure betonten Öle in der Creme "nachzureichen". Andererseits ziehen Linolsäure Öl schnell, Ölsäure Öle eher langsam ein...
Hm, ich hoffe, Ihr könnt meine Überlegungen nachvollziehen...

Benutzeravatar
Heike
Administrator
Administrator
Beiträge: 35035
Registriert: Sonntag, 10. Juni 2007, 20:37
18
Wohnort: Leverkusen
Kontaktdaten:

Ungelesener Beitrag von Heike »

Ja, ich kann Deine Ausführungen nachvollziehen. :-)

Wenn es am nächsten Tag spannt, stimmt die Strategie nicht. Vielleicht ist Lysolecithin nichts für Dich, vielleicht brauchst Du weniger schnell freiwerdendes Wasser und »mehr Barriere«? Wie wäre es mit Reinlecithin als Emulgator? Mir fehlt Unverseifbares, z. B. UdA oder Lanolin. Das hilft, Feuchtigkeit auf Dauer zu binden.

Mit der Aussage des Aufliegens kann ich wenig anfangen. Manche stört alles, was man spürt – da wird es schwer. Ich mag kein Kleben, aber eine samtige leichte Hülle mag ich durchaus. Ich empfinde LL als leicht, andere sagen, es zöge nicht ein … oft ist es die Kombi: Gelbildner, zuviel Emu, zuwenig Kraft beim Emulgieren, gesättigte Fette, zuviel Panthenol, und schon klebt es.Das liegt aber nie an einem Rohstoff, sondern an der Gesamtrezeptur, die nicht entsprechend abgestimmt ist. Daher empfinde ich hier eine Grenze, über die hinaus ich nicht helfen kann, da die Wahrnehmungen – nicht die Hautchemie – zu unterschiedlich sind.

Ich nehme gerne die linolensäurebetonten Öle in Gele und Seren, alleine schon deshalb, weil ich sie nicht erhitzen muss. Die Creme darüber ist dann entsprechend schützender und berücksichtigt Buttern, Ölsäure, Palmitinsäure usw. mit geringeren Anteilen an Linolensäuren. Andere arbeiten mit einem Präparat und stellen sich ihre Mischung entsprechend zusammen. Auch hier lässt sich schwer raten … es ist wie beim Cremekauf, man testet eben, bis man das Richtige findet.
Liebe Grüße
Heike

hedda

Ungelesener Beitrag von hedda »

Ja, als gestern Abend das Rezept aufschrieb, habe ich auch sofort gedacht, dass UdA fehlt- und Lanolin. Zum Glück bin ich mittlerweile schlauer und rühre nur noch kleine Mengen, so dass ich die unausgewogenen Rezepturen schnell als Handcreme aufbrauchen kann.
Mit "Aufliegen" meine ich das Gefühl, dass die Creme nicht wie etwa eine Seidenbluse die Haut vor Wetter schützt, sondern eher wie ein Friesennerz. Und da ich für den Alltag eher erstere bevorzuge, mag ich das Gefühl, das meine Creme hinterlassen hat, nicht wirklich.
Interessant fand ich, dass die Creme wirklich wie eine dicke Schicht reiner Butter auf dem Gesicht pappt, und dann "plötzlich" nach ca 4 Stunden verschwunden ist und eine ganz trockene Haut zurückläßt- keine wohlgenährte.
Ich werde weiter experimentieren!

hedda

Ungelesener Beitrag von hedda »

:lupe:
Oh je, ich habe noch mal ordentlicher gelesen- in meinen Mischungen herrscht ja auch akute Ölsäuren Not! Die wollte ich ja eigtl durch Aprikosen- oder Mcadamia (oder Pflaumenkern) ins Spiel bringen, nur dass ich erst mitten beim Rühren gemerkt habe, dass ich die Öle ja gar nicht mehr habe :achso: hab dann einfach Jojoba als verträgliches Basisöl genommen, war anscheinend nicht die ausgewogenste Idee...

Katharina
Master of Emulsifying
Master of Emulsifying
Beiträge: 10106
Registriert: Montag, 22. Oktober 2007, 12:06
18
Wohnort: Köln

Ungelesener Beitrag von Katharina »

hedda hat geschrieben::lupe:
Oh je, ich habe noch mal ordentlicher gelesen- in meinen Mischungen herrscht ja auch akute Ölsäuren Not! Die wollte ich ja eigtl durch Aprikosen- oder Mcadamia (oder Pflaumenkern) ins Spiel bringen, nur dass ich erst mitten beim Rühren gemerkt habe, dass ich die Öle ja gar nicht mehr habe :achso: hab dann einfach Jojoba als verträgliches Basisöl genommen, war anscheinend nicht die ausgewogenste Idee...
Warum Ölsäurenot? Du hast doch mit Arganöl ein Öl das extrem ausgewogen ist :ja: Du kannst den Anteil erhöhen zu Ungunsten von Jojobaöl, dann brauchst du kein zusätzliches Öl mehr. :ja:
Freundlich grüßt
Katharina

hedda

Ungelesener Beitrag von hedda »

Ach Katharina, auch wieder wahr! Steht ja dick und fett im Ölporträt...

Soeben habe ich allerdings in einer nur halb ausgepackten Lieferung SOJAöl entdeckt (hatte ich wohl zum Seife sieden bestellt...) und das klingt ja auch ziemlich nett!

Was haltet ihr von folgenden Rezepten (also jetzt einfach Mal bezogen auf Wirkstoff Verteilung und Einsatzkonzentration und wissend, dass ich das mit meiner Haut selbst ausprobieren muss):

1. Leichte Creme

Arganöl 2,5g
Jojoba 1g
Soja 1 g
Distel 0,5 g
Sheabutter 3 g
UvA 0,5 g
Lanolin 0,1g
Cetyl 1g
Lysolecithin 1,5 g


Neroliydrolat 16 g
Alkohol 2,5g
Lipodermin 1g
Guarkern 1 Msp


2. Hydrofluid

Argan 10 Tr
Traube 5 Tr
Nachtkerze 10 Tr
Wildrose 5 Tr

Nerolihydrolat 25 g
Alkohol 2,5 g
Hyaluronsäure 0,2 g
Lipodermin 1,5 g
1,5 g Urea
1,5 g Glycerin



Ich habe jetzt also die Linol(en)betonten Öle in das Gel verbannt und mich zudem auf meine Verträglichkeitsgesicherte Kombi Urea + Glycerin zurückbesonnen. Frage: Urea doch lieber in die Creme, um die Hydrolyse herauszuzögern? [Allerdings ist die Menge Gel ja ziemlich rasch verbracuht und wird im Kühli gelagert)

Sojaöl habe ich für einen Einsatz in der Creme vorgesehen, da dies laut Ölporträt in Kombi mit Lipo und UvA eine "intensiv pflegende Lipidbasis" abgeben soll.

EIgentlich wollte ich das Traubenkernöl auch in der Creme haben und nicht im Gel, da Traubenkernöl in " Kombination mit Unverseifbarem [...] und linolensäurehaltigen Ölen[...] wirksame regenerierende Rezepturen für trockene, reife und barrieregestörte Haut" emöglicht. [Zitat auch olionatura.]

Damit wäre ich wieder bei meiner Ausgangsüberlegung angelangt: können Ölkombinationen nur dann wirksam werden, wenn sie tatsächlich zusammen verarbeitet werden?!

hedda

Ungelesener Beitrag von hedda »

Ah und bevor ich es wieder vergesse: Wenn ich in zwei Präparaten Lipo verwende, ist das nicht evtl zu viel für die Haut?

Benutzeravatar
Heike
Administrator
Administrator
Beiträge: 35035
Registriert: Sonntag, 10. Juni 2007, 20:37
18
Wohnort: Leverkusen
Kontaktdaten:

Ungelesener Beitrag von Heike »

Ich denke, es kommt darauf an, was Du auf die Haut gibst, das darf auch nach einander sein. :-)
Lipo zweimal – darin sehe ich kein Problem, wenn Deine Haut die Dosierung insgesamt mag.
Liebe Grüße
Heike

hedda

Ungelesener Beitrag von hedda »

So, habe die Gunst der Stunde genutzt (meine Mitbewohnerin war nicht da) und nochmal sowohl das Gel als auch die Creme gerührt. Nicht ohne natürlich nochmal mein Geheule von vergangenem Juni nachzulesen... Ich war nämlich schon wieder drauf und dran, alte Fehler zu wiederholen :/

Zuerst bin ich zu dem (vorläufigen) Schluss gekommen, dass meine Haut tatsächlich so sensibel ist, dass ich wirklich nur kleinste Mengen an Alpha-Linolen benötige, um meine Haut auf Trab zu bringen ( :schlaumeier: Ich habe also gelernt, nicht mehr zu behaupten, dass ich einen einzelnen Wirkstoff nicht vertrage :wink: ). Also habe ich das Sanddornfruchtfleischöl rausgeworfen und auch die Menge an Wildrose reduziert. Außerdem habe ich den Hinweis berücksichtigt, dass auch ein Zuviel an Gelbildnern zu Irriationen führen kann.
Herausgekommen sind folgende Schätzchen:

Hydrogel

Argan 5 Tr
Jojoba 5 Tr
Traube 5 Tr
Nachtkerze 10 Tr
Wildrose 5 Tr

Nerolihydrolat 25 g
Alkohol 2,5 g
Hyaluronsäure 0,1 g
Lipodermin 0,5 g
1,5 g Urea
1,5 g Glycerin

Creme

Jojoba 2,5g
Argan 1g
Soja 1 g
Distel 0,8 g
Sheabutter 3 g
UvA 0,5 g
Lanolin 0,1g
Cetyl 1g
Lysolecithin 1,5 g


Nerolihydrolat 16 g
Alkohol 2,5g
Lipodermin 1,3g


Das Gel hat nach dem spontanen Kinn-Test etwas gebrizzelt, was ich dem Harnstoff zuschreibe- und ihm nachsehe, da meine Haut schon wieder ziemlich aufgebracht (oder besser aufgebrochen) war.

Bei der Creme habe ich also auf Guarkernmehl verzichtet, dafür den Anteil an Shea erhöht und Lanolin zugefügt. Außerdem habe ich das LL in der Fettphase aufgelöst und im Gegensatz zu sonst richtig stark und lange emulgiert; mit dem Glasrührstab zudem ausdauernd kalt gerührt. Zuerst war die Creme natürlich ziemlich flüssig, aber bereits eine Stunde später ist der Rührrest, der nicht mehr in den Tiegel gepasst hat, außerhalb des Kühlschranks standfest angedickt. Und nun das wichtigste: Am Kinn ein ganz feines Gefühl. Glatte Haut, ein "seidiger" Film, keine dicke Schicht mehr, die ich als unangenehm aufliegend empfinde.

Lange Rede, kurzer Sinn (blabla): ich bin gespannt auf morgen früh!

Benutzeravatar
Heike
Administrator
Administrator
Beiträge: 35035
Registriert: Sonntag, 10. Juni 2007, 20:37
18
Wohnort: Leverkusen
Kontaktdaten:

Ungelesener Beitrag von Heike »

hedda hat geschrieben:Lange Rede, kurzer Sinn (blabla): ich bin gespannt auf morgen früh!
Oh, Hedda, ich auch … jabbadabbaduuuh! :laufen:
Liebe Grüße
Heike

hedda

Ungelesener Beitrag von hedda »

Tja, kann leider noch nicht wirklich was sagen. Haut ist besser, als nach den Rezepten am Anfang dieses Threads, aber noch leicht schuppig. Hm. Mach aber erst mal nix neues (obwohl ich heute Preiselbeersamenöl und Pflaumenkernöl bekommen habe)... Erstmal abwarten und der Haut eine Chance der Umstellung geben, oder so :nixweiss:

hedda

Ungelesener Beitrag von hedda »

So, nur ein kurzer Zwischenbericht. Konsistenz der Creme ist der Knaller. Total fest und geschmeidig, SEHR ergiebig. Mit meinem 15 ml Töpfchen könnte ich ein halbes Jahr auskommen.
Die Hautschüppchen sind heute morgen (das erste Mal seit Rührwiederanfang verschwunden und die aufgebrochenen Stellen haben sich geschlossen, sind glatt und nur noch leicht gerötet.
Zwischenergebnis: ich vertrage die eingesetzten Rohstoffe in der gewählten Konzentration (YEAH!). Sie haben zudem die Heilung meiner Haut vorangetrieben und haben eine für mich angenehme Haptik.

Allerdings (ohne Einschränkungen geht ja nüscht): morgens wache ich immer noch mit einem gespannten Hautgefühl auf und auch tagsüber habe ich das dringende Bedürfnis, nachzucremen- was wg Make-Up nicht geht. Ich frage mich (und euch :D ) also, wie ich diesen Punkt optimieren könnte. Andererseits bleibe ich meiner derzeitigen Zen-Haltung treu und warte erst mal ab. Schließlich hatte ich meine Hautbarriere ja mit einem Rammbock traktiert und nach drei (?) Tagen habe ich ja schon ein ganz nettes Ergebnis erzielt...

Katharina
Master of Emulsifying
Master of Emulsifying
Beiträge: 10106
Registriert: Montag, 22. Oktober 2007, 12:06
18
Wohnort: Köln

Ungelesener Beitrag von Katharina »

hedda hat geschrieben:Allerdings (ohne Einschränkungen geht ja nüscht): morgens wache ich immer noch mit einem gespannten Hautgefühl auf und auch tagsüber habe ich das dringende Bedürfnis, nachzucremen- was wg Make-Up nicht geht. Ich frage mich (und euch :D ) also, wie ich diesen Punkt optimieren könnte.
Du könntest abends vor dem Cremen dein Gesicht noch mit Hydrolat besprühen.
Das wäre auch tagsüber eine Alternative, aber ich kenne mich mit Make-Up nicht aus, und daher weiß ich nicht, ob es nicht verschmiert :nixweiss:
Freundlich grüßt
Katharina

hedda

Ungelesener Beitrag von hedda »

Ja, ein Zerstäuberfläschchen mit Hydrolat habe ich eigentlich immer dabei. Hilft super im Sommer oder in Heizungsräumen, aber vorm Fahrrad fahren im Winter möchte ich mir das nicht ins Gesicht nebeln :ill:
Allerdings, und das ist die gute Nachricht: mittlerweile fühlt sich meine Haut schon richtig gut an! Ich musste ihr (und der Creme) einfach mehr Zeit geben :argverlegen: Schließlich war ich zum einen noch bis vor einem Monat in Gefilden mit einer Luftfeuchtigkeit von 90% und zum anderen ist es in der vergangenen Woche hier noch mal 10 Grad kälter geworden- zusammen mit dem Wirkstoffcocktail wahrscheinlich ein ganz schöner Stress!
Jaja, Geduld ist die Königin der Beauty-Küche, ich weiß schon :wink:

Am liebsten würde ich mir ja nun sofort den leckeren Cranberry Balsam basteln (hab doch jetzt endlich Preisbeersamenöl), aber das lasse ich wohl erst einmal. Hab jetzt ja auch die Seifensiederei entdeckt ;D

Habt TAUSEND DANK für euer Mitgefühl und eure Hinweise :undprost:

Antworten