Rühren zweier Cremes mit gleichen Zutaten, aber unterschiedlichen Rührgeräten

In diesem Unterforum erörtern wir Themen rund um die Entwicklung, Herstellung und Optimierung von Hautpflegeprodukten (inklusive Fehlersuche).

Moderator: Helga

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Ischnoderma
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Rühren zweier Cremes mit gleichen Zutaten, aber unterschiedlichen Rührgeräten

Ungelesener Beitrag von Ischnoderma »

Hallo Zusammen
am Wochenende habe ich zwei inhaltich gleiche Proben hergestellt, allerdings mit unterschiedlichen Rührgeräten.
Das Rezept habe ich mit dem „Rezeptrechner “ erstellt. Wirkstoffe habe ich bewusst keine hinzugefügt, mein Hauptaugenmerk lag auf den zwei unterschiedlichen Methoden des Rührens.
Die beiden Emulsionen hatten folgende Rezeptur:
12 g Fett Jojobaöl
2g Sheabutter
2 g Emulsan
0,3g Blend Konserv.
14,7% Wasser
(je 1g Panthenol, Seidenprotein und Kollagen habe ich weggelassen, da es eine Testcreme werden sollte und ich keine zusätzlichen Wirkstoffe verschwenden wollte)

Fette dann bei 70 Grad schmelzen, dest. Wasser ebenfalls auf 70 Grad erhitzen, zur Ölphase dazugeben, nach dem Erkalten der Creme mit Rokonsal konserviert.

Herstellung Creme Nr. 1: von Beginn an mit einem Magnetrührer
Beim Erreichen der gewünschten Temperatur der Ölphase nach und nach Wasser dazugegeben und solange mit dem Fischchen gerührt (besser gesagt, Rühren lassen:))bis die Emulsion abgekühlt war. Ich habe zu Beginn 650 U/min eingestellt, danach etwa 450 U/min bis zum vollständigen Erkalten der Emulsion.
  • Heraus kam eine schöne weiße, homogene Masse, eher leichter Natur mit wenig Konsistenz . Diese stellte ich dann erstmal in den Kühlschrank.
Herstellung Creme Nr. 2: mit einem Zauberstab mit Emulgieraufsatz.
Auch hier Öl erhitzt, in einem Schwung das 70 Grad warme Wasser hinein und ca. 1 Minute emulgiert, danach mit dem Magnetrührer bei ca .450U/min bis zum Erkalten rühren lassen. Danach noch mal kurz emulgiert.
  • Auch hier war die Masse schön weiß, soft und homogen, wieder eher leichterer Konsistenz. (ich weiß nicht, wie ich es besser ausdrücken soll) Auch diese Creme kam in den Kühlschrank.

Nebeneinander stehend hatte die Creme Nr. 1 etwas mehr Volumen als die der Nr. 2.

Am nächsten Tag holte ich die beiden Cremes heraus, um sie zu inspizieren.
  • Creme Nr.1 hatte kleine Öltröpfchen auf der Oberfläche, so als würde sich die Emulsion trennen.
  • Creme Nr. 2 blieb bisher stabil, sie könnte allerdings eine festere Konsistenz haben, für meinen Geschmack zumindest.
Meine Überlegung nun:
Trennt sich Creme Nr. 1, weil sie nicht ausreichend oder falsch gerührt wurde?
Zu früh in den Kühlschrank?
Liegt es an der Rezeptur in Verbindung mit dieser Herstellungsmethode?
Zu wenig oder ein falscher Emulgator.
Vielleicht zu wenig Sheabutter?
Außerdem brennt die Creme sehr in den Augen, das habe ich heute feststellen müssen. Vielleicht doch lieber Rokonsal verwenden? Oder brennt dieser Konservierer auch?
Danke schon mal und einen schönen Abend euch allen
Hautfreundliche Grüße
Ischnoderma

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Linea
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Ungelesener Beitrag von Linea »

Hallo Ischnoderma,

ich bin zwar auch noch Änfänger, aber von dem was ich bisher gelesen/gelernt habe, würde ich sagen, dass der Unterschied der zwei Cremes wohl vor allem durch die unterschiedlichen Rührmethoden entsteht. Beim Magnettrührer mit 450 -650 rpm sind die Scherkräfte ganz anders als beim Zauberstab der irgendwo im Bereich von 10.000 rpm liegt.

Schau dir doch mal diesen Artikel von Heike an - vielleicht beantwortet er dir einige deiner Fragen. Und vielleich kannst du dir dann auch eher ein Bild davon machen, wie die zwei Emulsionen sich auf mikroskopischer Ebene (Partikelgröße) vermutlich unterscheiden.

Ich vermute, dass bei Creme 1 durch die zu geringen Scherkräfte die Partikel zu groß geblieben sind und daher die Ölpartikel angefangen haben ineinander zu fließen ...

Viele Grüße
Linea

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Helga
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Ungelesener Beitrag von Helga »

Linea hat geschrieben:
Freitag, 13. März 2020, 21:14
ich bin zwar auch noch Änfänger, aber von dem was ich bisher gelesen/gelernt habe, würde ich sagen, dass der Unterschied der zwei Cremes wohl vor allem durch die unterschiedlichen Rührmethoden entsteht. Beim Magnettrührer mit 450 -650 rpm sind die Scherkräfte ganz anders als beim Zauberstab der irgendwo im Bereich von 10.000 rpm liegt.
Ich vermute, dass bei Creme 1 durch die zu geringen Scherkräfte die Partikel zu groß geblieben sind und daher die Ölpartikel angefangen haben ineinander zu fließen ...
Einfach und gut erklärt :) schließe mich Linea an, hochtourig rührt in Deinem Fall nur der Zauberstab.
Ischnoderma hat geschrieben: Creme Nr. 2 blieb bisher stabil, sie könnte allerdings eine festere Konsistenz haben, für meinen Geschmack zumindest.
Ob Du zu wenig Emulgator verwendet hast rechne bitte mit dem Emulgator- oder Rezept-Rechner nach klick, wir geben alles immer in Prozenten an :) Die Konsistenz ist abhängig vom verwendeten Emulgator (ist jeweils im Rohstoffportrait sehr gut beschrieben). Für mehr Konsistenz gibt man Konsistenzgeber wie z. Cetylalkohol oder Cetylpalmitat dazu. Sheabutter gibt zwar etwas Konsistenz aber nicht viel mehr, ist zuviel in einer Creme enthalten ändert sich die Haptik, das Hautgefühl, nicht allen ist das angenehm :)

Warum brennt die Creme in den Augen:
Kann am Konservierer liegen und/oder an den verwendeten Ölen liegen. Die Öle sind in "Hoch-, Mittel- und Niedrigspreiter" unterteilt, sodass wir uns die aussuchen können, welche am wenigsten ins Auge kriechen :wink: klick
Eigentlich brennt ja alles außer Wasser im Auge :wink:, also alles was sich in einer Creme befindet. Wichtig bei einem Konservierer ist, dass Du ihn allgemein im Gesicht verträgst; dass nichts in Auge kriecht ist - wie schon beschrieben etwas das man durch Auswahl der Rohstoffe lenken kann :)
Liebe Grüße und noch einen schönen Tag :-)

Helga

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Ulrike
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Ungelesener Beitrag von Ulrike »

Ischnoderma hat geschrieben:
Freitag, 13. März 2020, 20:07
....
Die beiden Emulsionen hatten folgende Rezeptur:
12 g Fett Jojobaöl
2g Sheabutter
2 g Emulsan
0,3g Blend Konserv.
14,7% Wasser
(je 1g Panthenol, Seidenprotein und Kollagen habe ich weggelassen, da es eine Testcreme werden sollte und ich keine zusätzlichen Wirkstoffe verschwenden wollte)

.....
Ich komme mit der Beschreibung nicht klar. Einmal in Gramm und das Wasser dann in Prozent.

Wenn ich jetzt mal annehme, dass die 14,7 % Wasser 14,7 g Wasser sein sollten, dann sind in dem Rezept (überschlägig) über 50 % Fett. Damit wäre Emulsan der falsche Emulgator.

Ulrike
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Ungelesener Beitrag von Ischnoderma »

Dankeschön für die sehr hilfreichen Antworten und die Verlinkungen zu Heikes Erklärungen. Mir geht es erstmal um die Haptik meiner Creme und wie sie sich auf meiner Haut anfühlt. Die etwas wässrige Konsistenz der Creme liegt wohl , so wie ich es aufgefaßt habe, am falschen Emulgator bzw. an den fehlenden Co Emulgatoren, da der Fettgehalt meiner Creme dafür zu hoch ist. Ich könnte zudem auch noch andere Öle mit einem höheren Linol(en)säureanteil sowie Öle mit anderem Spreitverhalten hinzufügen.
Ich habe im Rezeptrechner folgendes eingetragen und hoffe, dass die Konsistenz jetzt weniger wässrig ausfällt. Was meint ihr, könnte das so hinkommen? Auch wenn meine Rezeptur jetzt "nur" mittelpreitende Öle beinhaltet, ist das doch jetzt erstmal nicht so wichtig für den Anfang. Oder weiß jemand ganz spontan ein Öl mit hohem Linol (en)säureanteil und niederem oder hohem Spreitverhalten? Vielleicht schließen sich die Kriterien gegenseitig aus, ich weiß es leider noch nicht (da noch Chemieunerfahren) und werde später nach einem möglichen Öl suchen.

Grundcreme (30 g)

Die Rezeptur besteht aus folgenden Ingredienzien:
10.92 g Fettphase (36.4 %)

Öle, Buttern und Wachse (10 g | 33.33 %):
4 g Jojobaöl (13.33 %)
2 g Sheabutter (6.67 %)
4 g Sesamöl (13.33 %)

Emulgatoren/Konsistenzgeber (0.92 g | 3.07 % | 8.4 % der Fettphase¹)
0.77 g Emulsan (2.57 %)
0.1 g Cethylalkohol (0.33 %)
0.05 g Xanthan (0.17 %)

19.08 g Wasserphase (63.6 %)

Hilfs- und Zusatzstoffe (0.3 g | 1 %):
0.3 g Rokonsal (1 %)

18.78 g Wasser (62.6 %)

¹ Der prozentual auf die Fettphase berechnete Emulgatoranteil berücksichtigt nur Emulgatoren. Konsistenzgeber werden nicht berechnet.


Danke schonmal!
Hautfreundliche Grüße
Ischnoderma

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Ischnoderma hat geschrieben:
Samstag, 14. März 2020, 10:58

Emulgatoren/Konsistenzgeber (0.92 g | 3.07 % | 8.4 % der Fettphase¹)
0.77 g Emulsan (2.57 %)
0.1 g Cethylalkohol (0.33 %)
0.05 g Xanthan (0.17 %)
Liebe Grüße
Heike

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Ungelesener Beitrag von Helga »

Ischnoderma hat geschrieben: .. Auch wenn meine Rezeptur jetzt "nur" mittelpreitende Öle beinhaltet, ist das doch jetzt erstmal nicht so wichtig für den Anfang.
Kommt darauf an :wink: Du möchtest erst mal wissen, wie das Hautgefühl ist, das ist aber auch von den verwendeten Ölen/Butter abhängig. Ich würde zumindest ein hochspreitendes Öl wie Squalan oder Kokosöl dazu nehmen. Es macht gleich zu Anfang ein angenehmes, glättendes Hautgefühl, ich wage zu behaupten es wird Dich glücklich machen :wink:
Was ich sagen will: Lass Dich also nicht gleich abschrecken wenn Dir ein Hautgefühl nicht gefällt und versuch eine andere Öl-Kombination.
Liebe Grüße und noch einen schönen Tag :-)

Helga

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Ungelesener Beitrag von Ulrike »

Dann möchte ich noch darauf hinweisen, dass Jojoba auch Konsistenzfördernd ist.

Ulrike
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Ungelesener Beitrag von Ischnoderma »

Ok, Dankeschön. Ich würde jetzt (nach zur Hilfenahme des Emulgatorenrechners und mit einem hochspreitenden Öles) folgendermaßen anrühren:

Grundcreme (30 g)
Die Rezeptur besteht aus folgenden Ingredienzien:
12.2 g Fettphase (40.67 %)

Öle, Buttern und Wachse (11 g | 36.67 %):
4 g Jojobaöl (13.33 %)
2 g Squalan (6.67 %)
3 g Distelöl (10 %)
2 g Sheabutter (6.67 %)

Emulgatoren/Konsistenzgeber (1.2 g | 4 % | 9.8 % der Fettphase¹)
1 g Emulsan (3.33 %)
0.2 g Cetylaklohol (0.67 %)

17.8 g Wasserphase (59.33 %)

Hilfs- und Zusatzstoffe (0.4 g | 1.33 %):
0.1 g Xanthan (0.33 %)
0.3 g Rokonsal (1 %)

17.4 g Wasser (58 %)

¹ Der prozentual auf die Fettphase berechnete Emulgatoranteil berücksichtigt nur Emulgatoren. Konsistenzgeber werden nicht berechnet.


Ich bin sehr gespannt....
Hautfreundliche Grüße
Ischnoderma

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