Rike, als Du hier gepostet hast, stand dort noch keine Antwort. Ich empfinde es als höflicher, dem anderen die Möglichkeit zu lassen, darauf zu antworten. Nun darf ich.
Rike hat geschrieben:
- meine Haut ist zur Zeit (das wechselt immer ein bißchen) recht klar, leicht glänzend in der T-zone, keine Pickel, ein paar Mitesser und leicht erweiterte Poren. Was haltet ihr da von den Wirkstoffen und ganz allgemein von der Creme? Habt ihr Änderungsvorschläge oder Zusätze?
- ist es sehr viel besser unraff. Babassu zu nehmen? Was genau ist der Unterschied zu raff.?
- ich habe bei meinen Recherchen gelesen, dass der Emulgatorenanteil sehr hoch ist. Sollte ich den besser verringern?
Fettgehalt
Die Creme hat, grob gerechnet (ich habe 20 Tropfen Panthenol mit 1 gr berücksichtigt) 32 % Fett und 68 % Wasser. Für einen Hautzustand, wie Du ihn beschreibst, würde ich den Fettgehalt reduzieren auf ca. 25 % Fett (konkret machen wir das gleich).
Ölauswahl
Ein-Öl-Cremes finde ich persönlich für Einsteiger als Test hervorragend, als Pflegeprinzip auf Dauer nicht optimal. Babassuöl ist ein schnell spreitendes Öl (es breitet sich super schnell auf der Hautoberfläche aus und »benetzt« alles) mit hohem Laurinsäureanteil; dieser ist auch für den antimikrobiellen Effekt verantwortlich. Unterrepräsentiert sind andere hautphysiologisch sinnvolle Fettsäuren wie Ölsäure und Linolsäure. Schnell spreitende Fette bewirken einen schnellen Schmuseeffekt auf der Haut, halten in ihrer hydratisierenden schützenden Wirkung jedoch nicht lange vor. Mein Tipp: 2 Öle dazu, als eine 3-Öl-Mischung, in der Babassu auch nur ca. ein Drittel einnimmt. Falls Dich das interessiert, findest Du ->
hier Hinweise zu sinnvollen Kombinationsstrategien).
Wirkstoffe
Urea ist hier mit ca. 4 % dosiert, Panthenol mit ca. 2 %. Das kann man so lassen. Wie wäre es mit 3 % Lipodermin zusätzlich? Das enthaltende Phosphatidylcholin verstärkt die Penetration und sorgt für freien Abfluss von Hauttalg (nein, er wird nicht in der Menge gefördert, sondern kann besser fließen, in der Regel minimiert sich die Neubildung von Komedonen).
Konservierung
Du kannst Paraben nehmen. Bei dem von Dir beschriebenen Hauttyp sehe ich jedoch eine hervorragende Alternative in Weingeist, ca. 12–15 % auf die Wasserphase bezogen.
Emulgator:
In diesem Rezept hat der Rezeptentwickler die Emulgatoren als Konsistenzgeber eingesetzt, daher der hohe Anteil – hautphysiologisch nicht empfehlenswert. Rein für die Stabilität würden 5 % Emulgator, also ca. 2,7 gr reichen.
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Ein angepasstes Rezept wäre (25:75 % Fett- zu Wasserphase):
Fettphase:
4 gr Babassuöl
7 gr andere Öle nach Wunsch (schau mal ->
hier), alternativ 4 gr andere Öle und 3 gr Mangobutter o. a.
Erlaube mir den Hinweis: bei Neigung zu Komedonen und fettenden Hautpartien kein Erdnussöl!

. Dieses Öl zieht extrem langsam in die Haut ein, es ist daher ein hervorragendes Massageöl und wird gerne zum Auflösen (Mazerieren) von Kopfschuppen (z. B. bei Babys) verwendet, was es nur kann, weil es kaum in die Haut penetriert. Es verbleibt auf der Oberfläche und durchdringt schuppige Arenale, bis diese weich geworden sind und man sie entfernen kann. Für den von Dir beschriebenen Hautzustand gibt es geeignetere Kandidaten. Natives Erdnussöl gehört zudem zu den bekannten allergen wirkenden Ölen (das raffinierte nicht).
2 gr Emulgatoren (halbe/halbe)
Wasserphase
29 gr. Hamameliswasser
5 gr Weingeist 70 %Vol. (alternative Menge abhängig von der Konzentration kannst Du ->
hier ausrechnen).
2 gr. Urea
20 Tr. D-Panthenol
(mein Tipp: 1,5 gr Lipodermin zusätzlich)
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Wichtig: die Konsistenz wird fluider, die Creme ist dann nicht mehr so fest – dafür ist sie hautpflegender.
Der Unterschied zwischen raffinierten und unraffinierten Babassuöl ist, dass die unraffinierte Qualität alle wertvollen Fettbegleistoffe hat und duftet (oder, neutraler gesagt, einen Eigengeruch aufweist).
Raffinierte Qualitäten werden durch verschiedene Verfahren »gereinigt«, so dass am Ende das reine Fett bleibt. Vorteil ist, dass möglicherweise vorhandene qualitätsmindernde Substanzen entfernt sind (Pestizidrückstände, Keime, freie Fettsäuren). Nachteil: es können Lösungsmittelrückstände vorhanden sein. Bei beiden Qualitäten gilt daher, rückstandskontrollierte Ware zu kaufen. Während unsere Händler bei raffinierter Ware auf wenige Großanbieter zuückgreifen und die normalerweise geprüft sind, empfehle ich bei nativen Buttern, grundsätzlich ein Anaysezertifikat anzufordern, und zwar
vor Kauf. Wie Du dies lesen kannst, steht ->
hier. Vielleicht magst Du am Anfang erst einmal raffinierte nehmen? Es lohnt sich, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, aber dafür braucht man Zeit – und eigentlich willst Du erstmal eine Creme rühren.
