Tembeau hat geschrieben:Mein Gedanke!

Aber irgendwie habe ich noch Hemmungen beim Einsatz von Alkohol: sehr empfindliche und trockene Haut sind Kandidaten, die das nicht so gut finden, oder?

Ich will und kann da nicht für jede(n) sprechen, aber in meinem Fall ist es so, dass meine 46-jährige, feuchtigkeitsarme, trockene, zu Barrierestörungen neigende Haut locker 15 % Alkohol wegsteckt. Meine Haut reagiert z. B. sehr stark auf Salze (Schweiß, TMS-Schlamm usw.), wenn ich Sport treibe, werde ich fleckig rot und die Haut beginnt zu jucken (wer sagt, dass Sport schön macht?

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Wenn wir Alkohol in einer Emulsion auf die Haut auftragen, »bricht« diese Emulsion und setzt die Wasserphase frei, der Alkohol ist flüchtig, ein Großteil verdunstet. Ein Teil interagiert mit den Barrierelipiden und macht sie durchlässiger – das ist die penetrationsfördernde Wirkung von Alkohol, die man gerne nutzt, um Wirkstoffe für die Haut besser verfügbar zu machen. Natürlich muss das Gesamt-Pflegekonzept stimmen; für mich bedeutet dies eben eine sinnvolle Ölmischung, Phytosterole, Lecithine usw., also Barriereschutz und Hydratation.
Seine Flüchtigkeit ist auch der Grund, warum wir mit Alkohol konservierte Kosmetika gut verschlossen halten sollen; er verdünnisiert sich sonst aus dem Produkt heraus und sinkt unter die minimale Hemmkonzentration.
Ich bin der Ansicht, dass Aussagen über die austrocknende Wirkung von Alkohol seit Jahren sehr unreflektiert, vor allem sehr undifferenziert durch Foren und Internetseiten geistern. Sie haben sich verselbstständigt, ohne den Kontext zu betrachten, in dem Alkohol eingesetzt wird oder konkretere Aussagen über die Dosierung zu machen. Kurz: in einem sinnvoll geplanten Produkt sollten 15 % reiner Alkohol auf die Wasserphase in der Regel keine nachteiligen Wirkungen haben. Ausnahmen bestätigen die Regel, klar … die gibt es auch, konzentrationsabhängig wie für jeden Rohstoff. Ich möchte also in keiner Weise denen widersprechen, die eindeutig auf bestimmte (auch geringe) Alkoholkonzentrationen sensibel reagieren. Bei manchen wäre aber zu prüfen, ob die beobachteten Symptome wirklich auf den Alkohol als solchen zurückzuführen sind, auf Vergällungsmittel und Zusatzstoffe darin, auf andere Rohstoffe, auf gealterte Öle, auf … es gibt viele potentielle Auslöser für Irritationen und unruhige Haut – und Selbstrührer neigen zum Spekulieren, vor allem wenn ihr Bauch spricht und der Kopf schweigt. Wenige beherrschen den Dialog zwischen beiden.
