Elena hat geschrieben:habe entschieden eine Nachtcreme für mich zum ersten Mal zu rühren.[…]
Habe ich richtig verstanden, dass man für die Nachtcreme eigentlich eine W/O Emulsion haben sollte, d.h es sollte mehr Fett- als Wasseranteil sein. Aber ich möchte noch keine zu fette Creme haben. Was kann man in dem Fall tun?
Das Konzept von Nachtcremes kann sehr unterschiedlich aussehen. Wenn
ich eine spezielle Nachtpflege rühre, nutze ich darin die Möglichkeit, hochungesättigte Öle in größeren Anteilen einzusetzen, da sie dann nicht intensiver Licht- und Wärmeeinwirkung ausgesetzt sind. Für mich persönlich spielt die Menge an Fett
keine Rolle, und mit W/O-Emulsionen komme ich im Gesicht nicht klar.
Ich formuliere i. d. R. O/Ws mit einer sehr sorgfältig geplanten Fettphase zwischen 20 und höchstens 30 %; wenn es zu wenig ist, gebe ich einen Tropfen Öl darüber (tagsüber ein stabiles, abends ein mehrfach ungesättigtes) oder emulgiere ihn mit der Emulsion in der Handfläche und trage diese Mischung auf. Das macht mich sehr flexibel. Umgekehrt klappt das natürlich auch: eine reichhaltige W/O rühren und pur oder über feuchter Haut auftragen lässt auch verschiedene Haptiken zu. Wie gesagt, für mich ist Strategie 1 besser geeignet.
Manche schwören darauf, nachts gar nichts aufzutragen, um die Stoffwechselprozesse der Haut nicht zu stören. Jedem Tierchen sein Pläsierchen.
Nun aber zu Deiner Rezeptur:
(Gesamtmenge 30,2 g)
Fettphase
2,0 Jojobaöl
2,0 Squalan
1,2 Arganöl
1,3 Hanföl
1,3 Johannisbeersamenöl
0,8 Sheabutter
1,6 Montanov 68
Wasserphase
17,0g Kamille blau hydrolat
Wirkstoffe
1,0 Harnstoff
1,0 D-Panthenol
0,5 Glycerin
0,5 Aloe Vera 10-fach
0,06 Kaliumsorbat
Panthenol würde ich etwas reduzieren; mehr als 1–2 % sind an sich nicht notwendig (aber 3 % schaden auch nicht; Panthenol wird durchaus in Heilcremes so hoch oder höher dosiert – Du kannst es also auch so lassen). Glycerin sollte höher dosiert sein, es wirkt mit Harnstoff synergetisch und hydratisiert sehr effektiv und reizfrei (dazu ist es als Bestandteil pflanzlicher und menschlicher Lipide hautphysiologisch).
Soll ich die ganze Fettphase bis 75 Grad wärmen lassen außer Sheabutter, oder sind manche Öle zu sensibel und man sollte sie in eine handwarme Creme reinmischen?

Schonender Kompromiss: Bis auf Hanf- und Johannisbeersamenöl alles erhitzen und aufschmelzen (Montanov™ 68 will seine 75 °C), mit Hydrolat emulgieren, dann direkt die sensiblen Öle hineingeben.
Die 30 Sekunden Temperatur um 65 °C tut keinem Öl etwas, auch nicht dem sensibelsten Wildrosenöl. Da müssten wir deutlich über 120 °C gehen und diese Temperatur längere Zeit halten.
30 g Creme sind in Windeseile handwarm gerührt; das dauert keine 3 Minuten, wenn ich mit Flügelrührer hochtourig agiere.