Mechanismus der komedogenen Wirkung

Fettsäurespektren, Jodzahlen und Fettbegleitstoffe – hier werden Öle, Buttern und Wachse en detail gewürdigt.

Moderator: Heike

Creamy

Mechanismus der komedogenen Wirkung

Ungelesener Beitrag von Creamy »

folgendes Thema sollte für jeden Akne-geplagten interessant sein und natürlich auch für Eltern :D
erst nach dem schreiben hab ich gemerkt dass es bereits einen thread dazu gibt, ich empfehle ihn durchzulesen


ich will das Thema trotzdem nochmal aufgreifen:
wer im Internet nach komedogenen Stoffen sucht, wird schnell Listen finden in denen allerei Stoffe zusammengetragen wurden welche im Verdacht stehen komedogen zu wirken. Darunter finden sich auch bekannte Stoffe wie zB Cetylalkohol, Kokosöl, Isopropylmyristat, Kakaobutter, Lanolin, Glyceryl Stearat...

es bleibt anscheinend dem einzelnen überlassen, herauszufinden wie empfindlich die haut auf diese stoffe reagiert. ein schwieriges Unterfangen, gerade Akne tritt gerne schubweise auf. Im Eigenversuch klare Zusammenhänge herzustellen ist praktisch unmöglich. Und im Internet finden sich idR nur unbelegte Aussagen wie: "X wirkt komedogen, Y ganz sicher nicht, hab ich selbst ausprobiert !"

zu dem Mechanismus herrscht schon etwas mehr Klarheit, ich zitiere Wikipedia:
"Komedogene Substanzen fördern die Bildung von Komedonen. Dies entspricht einer auf den Talgdrüsenfollikel begrenzten Hyperkeratose. In der Regel verhindern komedogene Substanzen auf Grund ihrer stofflichen Eigenschaften die Abschilferung der Korneozyten (Hornzellen) aus dem Stratum disjunctum, so dass es zur Retentionshyperkeratose kommt."

nun meine Frage: wie schaffen es Öle, Fettalkohole usw. die Abschilferung vom Stratum Corneum zu behindern ?
ungesättige Fettsäuren wie Öl- und Linolsäure scheinen dagegen sehr vorteilhaft zu sein (Stichwort Talgfluss)

das heisst also umgekehrt dass man alles "eher gesättigte" für die Problemzonen meiden sollte, also auch Sheabutter und Babassuöl. im Gesicht hab ich eine ausgeprägte Mischhaut (t-zone). Auf die Nase kommen mir sowieso nur leichte Emulsionen oder Gele. Aber ganz auf Öle zu verzichten wäre für mich unklug. Was empfiehlt sich bei dieser Problematik also im Sommer wenn die Öle nicht zu ungesättigt sein sollen wegen der UV Problematik?
Wir benutzen gerne Squalan und Jojobaöl. Squalan ist rein chemisch gesehen nichts anderes als ein verzweigtes langkettiges Paraffin (durch die Verzweigung ist der Schmelzpunkt stark gesenkt, ein linearer KW mit gleicher Molmasse wäre bei RT fest). Klarer Vorteil von Jojobaöl und vermutlich auch Squalan ist die fehlende Verwertbarkeit durch Bakterien. Nach meinem Verständnis spielt das für die Entstehung von Komedonen jedoch keine Rolle. Ein anderer Hut - wenn auch ein wichtiger Hut :)
Ich hab zahlreiche Komedonen an der Nase, aber nur sehr selten kommt es noch zu Entzündungen. Trotzdem sieht die Haut dadurch unrein und großporiger aus.

(andere Frage an dieser Stelle: stimmt es dass die Haut nach Entfettung durch Tenside zu vermehrter Talgproduktion angeregt wird?? man hört das oft, aber ich glaube mal gelesen zu haben dass das quark ist, genauso wie die lippenstiftsucht)

so ich hoffe das ist jetzt nicht zuviel auf einmal geworden
aber ich finde das thema ist es allemal wert genau durchleuchtet zu werden :lupe:
ich selbst hab mit akne zum glück kaum noch probleme, weiß aber wie gut man darauf auch verzichten kann :D
Zuletzt geändert von Heike am Dienstag, 26. Januar 2010, 13:06, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Lange Links verstecken oder auf sie verzichten. Siehe Pinnwand.

diandra

Ungelesener Beitrag von diandra »

Creamy hat geschrieben: (andere Frage an dieser Stelle: stimmt es dass die Haut nach Entfettung durch Tenside zu vermehrter Talgproduktion angeregt wird?? man hört das oft, aber ich glaube mal gelesen zu haben dass das quark ist, genauso wie die lippenstiftsucht) :D
Zu dem komodingbums kann ich nichts beisteuern (obwohl ich mittlerweile was mit dem Begriff anfangen kann :happy: ), allerdings zu deiner Frage nach Entfettung und Tensiden:

Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass Tenside - bei entsprechender "Sensibilität" - eine extrem stark austrocknende Wirkung haben können und die Barriereschicht der Haut zerstören können! :schock: Gestern war ich deswegen beim Hautarzt und er bestätigte meine Vermutung. ;(
Im Groben sagte er Folgendes: "Es gibt Menschen, die reagieren auf Tenside empfindsam und es gibt Menschen, die haben andauernd "mit den Bronchen" (Ruhrgebietslang).
Entsprechend würde ich die Aussage "Tenside trocknen aus", so nicht stehen lassen. Es gibt genug hier im Forum (das behaupte ich jetzt mal :| ) die keine "kaputten" Hände oder "kaputte" Haut haben, obwohl auch sie Tenside oder Seifen nutzen.
Es kommt meiner Ansicht nach darauf an: Wo die liegt persönliche Sensibilität (im organischen Bereich) eines jeden und das möchte ich einschränkend hinzunehmen, welche Art von Tensiden wird genutzt.
So, das ist mein Statement dazu :happy:

Manuka-Bee

Ungelesener Beitrag von Manuka-Bee »

talgfluss wird durch alkalische auswaschung der hauteigener lipide verstaerkt, sprich seife, gehoert zum selbstschutzprozess der haut, die haut reagiert sofort oder nach einigen minuten mit nachfettung, restauration des saureschutzmantels - je nach hautzustand oder tendenz reicht die eigene talgproduktion nicht aus, um die haut zu "retten", der auswaschungseffekt kumuliert

es gibt 2 seiten: einige behaupten die seife waere optimal, weil durch veraenderung des ph wertes der haut sie aktiviert wird, die eigene prozesse werden angekurbelt, die anderen wiederrum vertreten die meinung ph 5.5 fuer waschprodukte waer optimal, da der Saeureschutzmantel so wenig wie moeglich veraendert wird, dabei muss die reinigung sehr mild sein, da sonst die haut noch trockener werdn kann als mit seife, weil durchs vorgaukeln die haut inaktiv bleibt

bei trockener, neurodermitischer haut wird empfohlen basische waschungen durchzufuehren, zum besipiel mit kaiser-natron loesung (deutlich milder als seife) - ich habe selbst ausprobiert, es ist tatsaechlich wirksam, die haut beginnt im nu von selbst nachzufetten, jeden tag sollte man es allerdings nicht durchfuehren, nur evtl. als kur

Katharina
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Ungelesener Beitrag von Katharina »

Creamy hat geschrieben:folgendes Thema sollte für jeden Akne-geplagten interessant sein und natürlich auch für Eltern :D
erst nach dem schreiben hab ich gemerkt dass es bereits einen thread dazu gibt, ich empfehle ihn durchzulesen
Creamy, hier wäre es nett einen passenden Link zu dem Thread zu haben. Aber möglicherweise meinst du diesen Thread ---> Was heißt Komedogen?. :-*
Freundlich grüßt
Katharina

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

Creamy hat geschrieben:Squalan ist rein chemisch gesehen nichts anderes als ein verzweigtes langkettiges Paraffin […]
Es ist ein Triterpen, eine unverseifbare Substanz und ein hautphysiologisches Lipid. Mit Paraffin hat es nichts zu tun.

Das Problem bei zu Komedonen neigender Haut ist, dass tatsächlich die normale Abschilferung des Hornmaterials gestört ist, und zwar unten im Follikel: es kommt zu Verklebungen, Poren und Follikelöffnungen verstopfen, Hauttalg staut sich an und wird durch Bakterien (vor allem Propionibacterium acnes) zu freien Fettsäuren zersetzt. Sie fördern die Ausschüttung bestimmter Proteine, die Entzündungsreaktionen hervorrufen und die Zellteilungsrate stimulieren. Interessant ist, dass die Zusammensetzung des Talgs von Betroffenen in seiner Zusammensetzung geändert ist.

Ungesättigte Fettsäuren sind antientzündlich und regulieren gestörte Verhornungsprozesse. Sie verändern die Talgzusammensetzung wieder in positiver Hinsicht, verringern seinen Schmelzpunkt, machen ihn flüssiger. Dadurch kann der Talg besser abfließen. Wenn man gleichzeitig z. B. Jojobaöl verwendet, entzieht man Propionibacterium acnes seine Ernährungsgrundlage – daher ist Jojobaöl trotz seines Wachscharakters ein geeignetes Öl bei unreinen Hautzuständen.

Seifen wirken durch ihren alkalischen Charakter besonders stark entfettend, weil sie nicht nur die Barrierelipide entfernen, sondern auch an den Fetten ansetzen, die an die Hüllen der Hornzellen gebunden sind. Interessant ist, dass diese Irritation die Haut anregen kann, mehr Lipide zu produzieren – der Hautzustand verbessert sich.

Bei Kindern und alten Menschen ist eine verzögerte Alkalineutralisationsfähigkeit bekannt, das heißt ihre Haut kann bei alkalischen Noxen (schädigendem Kontakt) den leicht sauren pH-Wert nur verzögert wieder herstellen. Das gibt es auch bei Erwachsenen; ich gehöre dazu. Bei Dir, Diandra, mag das auch zutreffen, allerdings beschreibst Du einen (aus meiner Perspektive ist das so) ungewöhnlich hohen Tensidkontakt.

Katharina, den Link habe ich gelöscht, weil er nicht versteckt war. :popohauen:
Liebe Grüße
Heike

Katharina
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Ungelesener Beitrag von Katharina »

Ich möchte in dem Zusammenhang auch nochmal auf die äußerst positiv wirksamen Linolsäuren und Liposome hinweisen --> Prävention und Pflege.
Heike hat geschrieben:Katharina, den Link habe ich gelöscht, weil er nicht versteckt war. :popohauen:
:gruebel: Und warum kriege ich den Pöppes verhauen?
Freundlich grüßt
Katharina

Creamy

Ungelesener Beitrag von Creamy »

hä versteckte links ? ich glaub da hab ich was nicht mitbekommen

Manuka-Bee

Ungelesener Beitrag von Manuka-Bee »

zum eigentlichen thema "komedogenitaet" kann ich folgendes beitragen:

in einigen fachbuechern wird oft erwaehnt, dass die oel - und linolsaure bei fetten hautzustaenden kontraproduktiv wirkt/wirken kann
ein schwieriges und komplexes und auch individuelles thema - die listen, die man so oft im net findet enthalten viel unbelegtes, nur ein bruchteil entspricht den tatsachen, was auf jeden fall zu erwahnen waere, auch die kombinationen aus 2 oder mehreren substanzen koennen, sagen wir, "etwas" foerden die im einzelnen wiederum harmlos sind

Mariönsche

Ungelesener Beitrag von Mariönsche »

Katharina hat geschrieben:
Heike hat geschrieben:Katharina, den Link habe ich gelöscht, weil er nicht versteckt war. :popohauen:
:gruebel: Und warum kriege ich den Pöppes verhauen?
Die Pöppes-Haue war für Creamy gedacht :kicher:.

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Katharina hat geschrieben: :gruebel: Und warum kriege ich den Pöppes verhauen?
Ne, nicht Du, Klöppes auf Pöppes ist für Creamy. :kichern:

Cremy, guck' mal an der Pinnwand. ;-)
Liebe Grüße
Heike

Creamy

Ungelesener Beitrag von Creamy »

Heike hat geschrieben:
Creamy hat geschrieben:Squalan ist rein chemisch gesehen nichts anderes als ein verzweigtes langkettiges Paraffin […]
Es ist ein Triterpen, eine unverseifbare Substanz und ein hautphysiologisches Lipid. Mit Paraffin hat es nichts zu tun.
Liebe Heike :knuddel:
gewiss ist es ein Triterpen, eine unverseifbare Substanz und ein hautphysiologisches Lipid

ich habe nicht ohne grund betont "rein chemisch gesehen". eine gleichstellung auf hautphysiologischer ebene meinerseits ist eine unbegründete unterstellung die ich gerade damit verhindern wollte. :fuchsschwanz:
mir scheint ich hab einen neuen pawlowschen reflex entdeckt ?
allein das gute squalan in die nähe des bösen paraffins zu rücken tsts
bitte nicht böse nehmen 8)

Squalan ist genauso wie Paraffine ein gesättiger Kohlenwasserstoff. Den chemischen und physikalischen Unterschied (mit dem die hautphysiologischen Unterschiede zusammenhängen) hab ich oben bereits kurz erläutert. Wenn man in der Kosmetik von Paraffinen redet sind damit in der Regel Gemische vorwiegend unverzweigter Alkane gemeint, die in großer Menge in käuflichen Produkten zu finden sind. Nicht zuletzt wegen dem geringen Preis. Squalan wird typischerweise nicht als Paraffin bezeichnet - das stimmt - sondern als Triterpen um auf biologischen Ursprung und Bedeutung hinzuweisen. Es ist definitionsgemäß jedoch auch nicht falsch es als (mehrfachverzweigtes Iso-)Paraffin zu bezeichnen. Soweit die chemische Nomenklatur. Was die Haut nun mag ist eine ganz andere Geschichte.

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Creamy hat geschrieben:Es ist definitionsgemäß jedoch auch nicht falsch es als (mehrfachverzweigtes Iso-)Paraffin zu bezeichnen. Soweit die chemische Nomenklatur. Was die Haut nun mag ist eine ganz andere Geschichte.
Sie sind auch n-Alkane … wie Hexan oder Mineralöl. Ich denke, wir sollten bei Begrifflichkeiten bleiben, die keine falschen Assoziationen wecken. Pures Squalan trage ich ohne Zögern auf, pures Hexan garantiert nicht. ;-)
Liebe Grüße
Heike

Creamy

Ungelesener Beitrag von Creamy »

hmm früher hat man Alkane zwar auch allgemein Paraffine genannt, aber heutzutage versteht man unter Paraffinen schon die langkettigen Vertreter. Das ist natürlich eine willkürliche Festlegung. Eindeutiger wird es wenn man von Paraffinöl spricht. Das kann wiederum auch falsche Assoziationen wecken...

trotzdem muss ich sagen dass die nahe chemische Verwandschaft von Squalan und Paraffinölen ganz real ist und nicht bloß eine begriffliche Spitzfindigkeit. Auf die Unterschiede hab ich auch hingewiesen, es soll hier ja nichts ins falsche Licht gerückt werden...

aber an dieser Stelle können wir ja wieder auf die Komedonen zu sprechen kommen. Eine ganz vage Theorie von mir ist dass gesättigte langkettige Stoffe das stratum disjunctum wie mörtel verkleistern (sehr bildlich) und so die abschilferung verlangsamen. ungesättigte öle und auch deren freie fettsäuren sind dagegen beweglicher und haben diesen effekt nicht.

P.S. ein schuss dichlormethan auf die haut hat echt ne super tiefenwirkung, ein richtiger schnellspreiter :yeah: dagegen ist hexan wie balsam für die haut ;)

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Creamy hat geschrieben:P.S. ein schuss dichlormethan auf die haut hat echt ne super tiefenwirkung, ein richtiger schnellspreiter :yeah: dagegen ist hexan wie balsam für die haut ;)
:cry: :gehen:
Liebe Grüße
Heike

Sommerkind
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Ungelesener Beitrag von Sommerkind »

Ich habe mich ja bis jetzt immer aus dieser Art der Diskussion rausgehalten, mir fehlt einfach das Fachwissen.
Creamy hat geschrieben:P.S. ein schuss dichlormethan auf die haut hat echt ne super tiefenwirkung, ein richtiger schnellspreiter :yeah: dagegen ist hexan wie balsam für die haut ;)
Ich hoffe nur, dass niemand diesen Satz wörtlich nimmt.
Viele Grüße
Sommerkind

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Sommerkind hat geschrieben:Ich hoffe nur, dass niemand diesen Satz wörtlich nimmt.
Wohl wahr. Ich sehe schon das Posting im Nachbarforum: »Wisst Ihr, dass Squalan Paraffin ist?« Mein Ruf ist dahin.
Liebe Grüße
Heike

Creamy

Ungelesener Beitrag von Creamy »

Manuka-Bee hat geschrieben:talgfluss wird durch alkalische auswaschung der hauteigener lipide verstaerkt
talgfluss oder talgproduktion ?
Manuka-Bee hat geschrieben: bei trockener, neurodermitischer haut wird empfohlen basische waschungen durchzufuehren, zum besipiel mit kaiser-natron loesung (deutlich milder als seife) - ich habe selbst ausprobiert, es ist tatsaechlich wirksam, die haut beginnt im nu von selbst nachzufetten, jeden tag sollte man es allerdings nicht durchfuehren, nur evtl. als kur
die haut muss also irgendwie registrieren dass ihr fette entzogen wurden oder der pH wert sich geändert hat, damit sie in folge die talgproduktion erhöhen kann. es wäre interessant wie das genau abläuft. vielleicht direkt in den talgdrüsen...
außerdem: wenn man nach reinigung mit einem tensid gleich wieder lipide zurückgibt (im volksmund: eincremen) registriert diese änderung die haut auch oder wird ungeachtet dessen eine größere menge talg produziert durch die vorherige auswaschung?
oder hängt es wirklich mit dem pH wert zusammen ? das wäre ja ein optimaler ansatz die hauteigene sebum produktion zu regulieren.

das ganze klingt mir nur irgendwie etwas zu mechanisch... ganz so einfach kann es nicht sein

Creamy

Ungelesener Beitrag von Creamy »

Heike hat geschrieben:Wohl wahr. Ich sehe schon das Posting im Nachbarforum: »Wisst Ihr, dass Squalan Paraffin ist?« Mein Ruf ist dahin.
:happy:
jetzt wird mir schon rufmord nachgesagt...

meine persönliche meinung sieht folgendermaßen aus (ohne jegliche begründung oder gewähr, letztlich bin auch nur ein ambitionierter laie):
paraffine sind vielleicht doch nicht so schlimm wie sie gerne dargestellt werden. sie sind eine art billiger ersatz für das kosmetisch wesentlich wertvollere squalan. zu weit sollte man es mit dem direkten vergleich jedoch nicht treiben. ähnlichkeit und unterschiede chemisch-physikalischer natur sind relativ zu betrachten. es sind verschiedene produkte mit verschiedenen eigenschaften !

so schon wieder vom ursprünglichen thema abgekommen :pfeifen:

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Manuka-Bee hat geschrieben: bei trockener, neurodermitischer haut wird empfohlen basische waschungen durchzufuehren, zum besipiel mit kaiser-natron loesung (deutlich milder als seife) - ich habe selbst ausprobiert, es ist tatsaechlich wirksam, die haut beginnt im nu von selbst nachzufetten, jeden tag sollte man es allerdings nicht durchfuehren, nur evtl. als kur
Ja, so ist das: basische Kosmetik und basische Seife sind Irritantien, die die Haut zu regulativen Prozessen zwingt. Ein basischer pH-Wert würde, wenn er nicht ausgeglichen wird, die Ceramidsynthese massiv stören und die hauteigene mikrobielle Besiedlung zerstören, die uns vor dermatologischen Infektionen usw. schützt. Die Folge ist eine verstärkte Lipidproduktion und eine stärkere Keratinisierung. Gleiches kennt man von aggressiven Tensiden; die Hyperkeratinisierung ist ein Zeichen für eine vorangegangene Hautschädigung. Unterm Strich kann eine solche Behandlung tatsächlich einen Hautzustand sehr positiv beeinflussen, so paradox es klingt.
Liebe Grüße
Heike

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Ungelesener Beitrag von Katharina »

Creamy hat geschrieben: paraffine sind vielleicht doch nicht so schlimm wie sie gerne dargestellt werden. sie sind eine art billiger ersatz für das kosmetisch wesentlich wertvollere squalan. zu weit sollte man es mit dem direkten vergleich jedoch nicht treiben. ähnlichkeit und unterschiede chemisch-physikalischer natur sind relativ zu betrachten. es sind verschiedene produkte mit verschiedenen eigenschaften !
Paraffine sind reizfrei, billig und oberflächlich betrachtet hautglättend. Sie sind oxidativ sehr stabil. Das war es dann auch schon. Die Reparaturfunktion ist lediglich oberflächlich, da sie im Gegensatz zu pflanzlichen Ölen, nicht von der Haut resorbiert werden.
Regenerativ also nicht nur für gestörte Hautbarrieren sind sie komplett unbrauchbar.

Quelle Klick.
Freundlich grüßt
Katharina

Creamy

Ungelesener Beitrag von Creamy »

Heike hat geschrieben: Ungesättigte Fettsäuren sind antientzündlich und regulieren gestörte Verhornungsprozesse. Sie verändern die Talgzusammensetzung wieder in positiver Hinsicht, verringern seinen Schmelzpunkt, machen ihn flüssiger. Dadurch kann der Talg besser abfließen.
Manuka-Bee hat geschrieben:zum eigentlichen thema "komedogenitaet" kann ich folgendes beitragen:
in einigen fachbuechern wird oft erwaehnt, dass die oel - und linolsaure bei fetten hautzustaenden kontraproduktiv wirkt/wirken kann
hmmm die verwirrung ist komplett. wird in diesen büchern denn erwähnt worin dieser kontraproduktive effekt besteht oder wie er zustande kommt ?

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Katharina hat geschrieben:… nicht von der Haut resorbiert werden.
Regenerativ also nicht nur für gestörte Hautbarrieren sind sie komplett unbrauchbar.
Es gibt ein spezifisches Krankheitsbild, das aus nicht resorbierbaren Paraffinrückständen im Gewebe resultiert, Lipogranulome. :veilchen: Sehr unschön.

Paraffine sind okklusiv, mazerieren die Hornschicht, dadurch können Wirkstoffe besser eindringen. Hier ist aus dermatologischer Sicht eine sehr begrenzte sinnvolle Anwendungsmöglichkeit, da Paraffin nicht reaktiv ist und Wechselwirkungen zwischen Grundlage und Wirkstoff unwahrscheinlicher sind. Ansonsten brauchen wir sie nicht.
Liebe Grüße
Heike

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Creamy hat geschrieben:
Manuka-Bee hat geschrieben:zum eigentlichen thema "komedogenitaet" kann ich folgendes beitragen:
in einigen fachbuechern wird oft erwaehnt, dass die oel - und linolsaure bei fetten hautzustaenden kontraproduktiv wirkt/wirken kann
hmmm die verwirrung ist komplett. wird in diesen büchern denn erwähnt worin dieser kontraproduktive effekt besteht oder wie er zustande kommt ?
Diese Fachbücher kenne ich nicht. :-) Linolsäure in Ölen gilt in keiner Weise als kontraproduktiv; ölsäurehaltige Lipide weisen oft einen erhöhten Anteil an gesättigten Fettsäuren auf – vielleicht weht der Wind daher? Oder es wird sich auf freie Fettsäuren bezogen, aber das ist etwas ganz anderes als die lokale Behandlung mit einem nativen, pflanzlichen Öl.
Liebe Grüße
Heike

Creamy

Ungelesener Beitrag von Creamy »

Katharina hat geschrieben:Die Reparaturfunktion ist lediglich oberflächlich, da sie [Paraffine] im Gegensatz zu pflanzlichen Ölen, nicht von der Haut resorbiert werden.
vielen Dank für den Link zu der Seite von Dr. Lautenschläger. das werd ich mir später alles genau anschauen...

wie sieht es denn mit der Resorbtion von Squalan aus ? Ich zitiere mal:

Heike:
"Squalan generiert ein ausgesprochen weiches, seidiges und unfettiges Hautgefühl, weist mit einem Spreitwert von 602 eine ausgezeichnete Spreitfähigkeit auf und ist absolut reizlos. Squalan wird gut resorbiert und beinflusst das Einziehverhalten eines Kosmetikums positiv, da es durch seine Niedrigviskosität die Spreiteigenschaften einer Emulsion verbessert und eine rückfettende Haptik verringert."

Lautenschläger:
"Mineralöle werden nicht wie pflanzliche Öle resorbiert. Die dagegen vergleichsweise schnelle Resorption pflanzlicher Öle wird durch die enzymatische Spaltung der Triglyceride in ihre Einzelbestandteile (Glycerin und Fettsäuren) begünstigt."

Spaltung durch Lipasen scheidet bei Squalan aus, womit lässt sich also das gänzlich verschiedene Resorbtionsverhalten begründen ? Gibt es noch andere nicht genannte Faktoren ?

Katharina
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Ungelesener Beitrag von Katharina »

Creamy hat geschrieben:Spaltung durch Lipasen scheidet bei Squalan aus, womit lässt sich also das gänzlich verschiedene Resorbtionsverhalten begründen ? Gibt es noch andere nicht genannte Faktoren ?
«Hauteigener Bestandteil« könnte ich mir als Faktor vorstellen. :)
Freundlich grüßt
Katharina

Creamy

Ungelesener Beitrag von Creamy »

Heike hat geschrieben: Es gibt ein spezifisches Krankheitsbild, das aus nicht resorbierbaren Paraffinrückständen im Gewebe resultiert, Lipogranulome. :veilchen: Sehr unschön.

Paraffine sind okklusiv, mazerieren die Hornschicht, dadurch können Wirkstoffe besser eindringen. Hier ist aus dermatologischer Sicht eine sehr begrenzte sinnvolle Anwendungsmöglichkeit, da Paraffin nicht reaktiv ist und Wechselwirkungen zwischen Grundlage und Wirkstoff unwahrscheinlicher sind. Ansonsten brauchen wir sie nicht.
paraffin-endlager im gesicht... klingt ja echt toll :| erinnert mich an die ablagerung von silber unter der haut.

Mazeration der Hornschicht: ich vermute durch das Paraffin werden die Bilayer aufgelöst ? --> Barrierefunktion geht verloren

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Creamy hat geschrieben:Mazeration der Hornschicht: ich vermute durch das Paraffin werden die Bilayer aufgelöst ? --> Barrierefunktion geht verloren
Aufgelöst nicht, aber es behindert die Wasserabgabe; die Feuchtigkeit »quillt« die Lipdlayer auf und diese werden durchlässiger. Die Barrierefunktion wird vermindert; Wirkstoffe können durch die Lücken und die wassergesättigten Bereiche nach innen schlüpfen, genau. Das ist in manchen Situationen das, was dermatolgisch erwünscht ist.
Liebe Grüße
Heike

Creamy

Ungelesener Beitrag von Creamy »

vielen Dank. hab ich es folgendermaßen richtig verstanden? :

okklusiver Effekt d. Paraffins --> kaum noch TEWL --> Aufquellen der Lipidlayer in der Hornschicht --> durchlässiger, Barrierefunktion vermindert

den gesamten Vorgang nennt man Mazeration der Hornschicht
?

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Creamy hat geschrieben:den gesamten Vorgang nennt man Mazeration der Hornschicht
?
:ja:
Liebe Grüße
Heike

Creamy

Ungelesener Beitrag von Creamy »

ich denke es ist sehr wichtig, zur Beurteilung der komedogenen Wirkung (sowie auch sonst) nicht nur auf die einzelnen Stoffe zu schielen, sondern immer ebenso die Gesamtkomposition zu betrachten. es gibt genügend Beispiele die zeigen wie unterschiedlich das Verhalten durch Wechselwirkungen ausfallen kann. Pauschalbewertungen von Rohstoffen sind immer mit gesunder Vorsicht zu genießen, denn der richtige oder falsche Einsatz ist ebenfalls von hoher Bedeutung. man könnte vielleicht auch sagen: das fertige Produkt ist nicht bloß die Summe der Einzeleigenschaften der enthaltenen Stoffe.

alles keine neue Erkenntnis aber ich denke es sollte hier nochmal gesagt werden :oha:

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