Ein in Österreich - genauer im Waldviertel - kultiviertes und gepresstes Öl möchte ich Euch hier gern vorstellen:
Mariendistelöl
Silybum marianum (L.) Gaertn.
Familie: Asteraceae
Die bis zu 150cm große Pflanze hat dornig gezähnte und marmorierte Blätter. Die Korbblütenstände sind purpurrot gefärbt und kugelförmig. In den Blütenständen entwickeln sich samenartige Früchte.
Schuttplätze, Wegränder, Viehweiden über meist trockenen, steinigen Böden werden als Standort bevorzugt. Die Art ist vor allem zirkummediteran verbreitet, sie kommt aber auch in Südwestasien, auf den Kanaren, den Azoren und auf Madeira vor. In Mitteleuropa ist sie mancherorts eingebürgert.
Die Samen und auch die Blätter werden medizinisch genutzt. Nach dem Trocknen der Samen werden diese von der pharmazeutischen Industrie zu verschiedenen Präparaten weiter verarbeitet. Man setzt sie zur Behandlung von Gallen- und Leberleiden ein. Die Samen der Mariendistel sind das einzige Pflanzenpräparat, welches Leberzellen erneuern kann. Der Hauptwirkstoff ist das Flavonoid Silymarin. Außerdem noch Silybin, Bitterstoffe, biogene Amine, Gerbstoffe, ätherische Öle und Harze.
Hauptproduzenten sind Österreich (Waldviertel), Deutschland (Baden-Württemberg), Ungarn, Argentinien, Venezuela und China.
In der evidenzbasierten Medizin werden Lebervergiftungen mit Silymarin behandelt und damit die Lebererneuerung und Heilung gefördert. Erfolge zeigen sich auch in der Haut- und Prostataprävention. Zunehmend wird es in der Tierfütterung eingesetzt, um Leberschäden bei Nutzvieh vorzubeugen.
Quelle
Weitere Infos & Fotos zur Mariendistel
Der Wirkstoff der Mariendistel ist auch Bestandteil eines Medizinproduktes, das bei hohem oxidativem Stress der Haut - insbesondere durch Strahlenbelastung - die Fähigkeit der Hautzellen unterstützen soll, einer Schädigung durch Strahlung und freie Radikale entgegen zu wirken.
Science-Folder
Ich würde es in der Klassifizierung nach Heike als Basisöl > Ölgruppe B-3 einordnen.
Im Spreitverhalten würde ich Mariendistelöl nach der olionatura-Logik als mittelspreitendes Lipid bezeichnen.
Die Jodzahl, Verseifungszahl und den HLB-Wert muss ich noch schuldig bleiben, ich konnte dazu noch keine Angaben finden.
Leider fand sich bei Henry Lamotte kein Mariendistelöl

In den von mir gefundenen Belegen wird speziell auf die Ähnlichkeit mit Avocadoöl in Bezug auf die relativ hohe Polarität und mit Sonnenblumenöl in Bezug auf ein ähnliches Fettsäuremuster verwiesen.
"On the other hand, Milk thistle oil exhibits also some excellent properties as the part of dermatological preparations. Beside the triacylglyceride part of oil, in virgin oil we can find a significant amount of (about 5% w/w) of mono- and diacylglycerols which increase the total oil polarity. This property is very important for the spreadability of the preparation made of Milk thistle oil. Thus, Milk thistle oil with the interfacial tension of 16 mN.m-1 on the oil/water phase interface belongs to very polar oils, such as e.g. avocado oil. The spreadability of Milk thistle oil is comparable with the esters of fatty acids with medium chain alcohols, e.g. decyl oleate. Polar oils in general have a much better ability to act as the carriers of biologically active substances. Their behavior in the skin is closer to sebum properties than the behavior of paraffinic oils. The unsaponifiable part of Milk thistle oil represents approximately 1% w/w of the oil. This fraction is rich on phytosterols which are proven to be anti-ageing and moisturizing agents. The phystosterol fraction consists mainly from beta-sitosterol and delta-7-stigmasterol; delta-5-avenasterol, stigmasterol and campesterol are present as the minor substances. The other sterols such as cholestan-3-ol, delta-7-avenasterol, cholesterol and 5,24-stigmastadienol are detected in traces only."
Quelle
"Milk thistle seed is well known for its use as both a general health supporter and a liver protector. While more popular in Europe, where its history can be traced back to ancient Rome, it is gaining in popularity across North America. Milk thistle oil has a fatty acid profile similar to that of sunflower oil, making it a good choice for use in ***** and skin creams as well as in nutraceuticals.
Quelle
Eine rasche Recherche im Internet hat ergeben, dass Mariendistelöl bereits Verwendung in Kosmetika findet:
Verwendung von Mariendistelöl in der Kleinkinderpflege.
Prince Charles Bio-Programm Duchy verwendet ebenfalls Milk Thistle Oil in Kosmetika.
Bezugsquelle Österreich
Zu meinem Leidwesen ist die Pflegelinie des Waldviertler Anbieters mit Blick auf die INCI’s ganz und gar nicht empfehlenswert…

Das pure Mariendistelöl jedoch sehr wohl (innerlich wie äußerlich)!

Bezugsquelle Deutschland
Für die Schweiz wurde ich leider nicht fündig – sorry…
Fettsäurezusammensetzung
α Linolensäure > 0,1
Linolsäure > 55-72
Ölsäure > 15-26
Palmitinsäure > 8-12
Stearinsäure > 2-4
Studie zum Thema „Nachhaltig wirtschaften“ S. 22
Alpha Linoleic Acid (w3) C18:3 > 0,1
Linoleic Acid (w6) C18:2 > 61
Oleic Acid C18:1 > 24
Palmitic Acid C16:0 > 8,9
Stearic Acid C18:0 > 4,8
Myristic Acid C14:0 > 0
Botanic Oil
Alpha Linoleic Acid (w3) C18:3 > 0,2
Linoleic Acid (w6) C18:2 > 53
Oleic Acid C18:1 > 23
Palmitic Acid C16:0 > 8
Stearic Acid C18:0 > 5
Myristic Acid C14:0 > 0,1
Moravol
...die selbstfabrizierten Diagramme zur Fettsäurezusammensetzung folgen in Kürze...

Liebe Grüße,
Ursula