Straußenfett

Fettsäurespektren, Jodzahlen und Fettbegleitstoffe – hier werden Öle, Buttern und Wachse en detail gewürdigt.

Moderator: Heike

Antworten
Benutzeravatar
BananaBee
Rohstoffqueen
Rohstoffqueen
Beiträge: 302
Registriert: Donnerstag, 8. April 2021, 00:54
4

Straußenfett

Ungelesener Beitrag von BananaBee »

Hallo ihr Lieben,

eben habe ich mir 200g Straußenfett bestellt.
Ich würde es gerne in einer Gesichtscreme verarbeiten, weiß jedoch nicht, ob es oxidationsstabil genug ist.
Das Straußenfett heilende Kräfte besitzt, wußte schon Hildegard von Bingen im frühen Mittelalter. Das Wissen der heiligen Äbtissin vom Kloster Rupertsberg bei Bingen ist heute Grundlage vieler kosmetischer Produkte.

Aber auch bei den Römern und Arabern stand Straußenfett hoch im Kurs.

Was ist das Besondere am Straußenfett?

Ein Aspekt der Straußenzucht ist die bakteriostatische (hemmt das Wachstum von Bakterien), hypoallergische (enthällt keine allergieauslösenden Wirkstoffe) und entzündungshemmende Wirkung des Straußenfettes. Es enthällt einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die der Haut Feuchtigkeit spenden und so für Patienten mit Schuppenflechte, Neuruodermitis und Akne geeignet sind. Schon seit Jahrhunderten behandeln die Menschen in Afrika ihre Atritis, Wunden und Geschwüre mit Straussenfett. In den USA, Australien und Südafrika wird es wiederum zur Behandlung von Muskelschmerzen und Gelenkentzündungen angewandt. (Quelle Wikepedia)

Es enthällt einen hohen Anteil an mehrfach gesättigten Fettsäuren Omega-3 und Omega-6, welche für die Regeneration der Hautzellen verantwortlich sind. Das Fett nährt die Haut und reguliert ihre Feuchtigkeit. All dies ist notwendig, um die Haut jung, vital und schön zu erhalten. Daher wird das Straussenfett für trockene, empfindliche und rissige Haut empfohlen. Straussenfett wird zur Unterstützung der Heilung für alle Arten von Verbrennungen einschließlich Sonnenbrand 1. und 2. Grades verwendet. Dabei lindert es die Schmerzen und reduziert die Blasen- und Narbenbildung. Durch die entzündungshemmende Wirkung regeneriert und heilt die Haut viel schneller.
Quelle

Ich habe wegen der mehrfach ungesättigten Fettsäuren Angst, dass es nicht stabil genug ist.
Was meint ihr?

Katharina
Master of Emulsifying
Master of Emulsifying
Beiträge: 10106
Registriert: Montag, 22. Oktober 2007, 12:06
17
Wohnort: Köln

Ungelesener Beitrag von Katharina »

Straußenfett erinnert mich an Emuöl. Es gibt optimalere und pflanzliche Alternativen. Ich persönlich muss nicht auf jeden fahrenden Zug Richtung Exotenland aufspringen.
Freundlich grüßt
Katharina

Benutzeravatar
Heike
Administrator
Administrator
Beiträge: 34906
Registriert: Sonntag, 10. Juni 2007, 20:37
18
Wohnort: Leverkusen
Kontaktdaten:

Ungelesener Beitrag von Heike »

Konkret zu Deiner Frage: Wenn dieses Fett viele ungesättigte Fettsäuren enthält, werden sich diese nicht anders verhalten als ungesättigte Fettsäuren in Pflanzenölen. Leider kenne ich das exakte Fettsäuremuster nicht. Du könntest nach englischen Fachartikeln suchen.

Eunen Kommentar kann ich mir dennoch nicht verkneifen.

»Das Straußenfett heilende Kräfte besitzt, wußte schon Hildegard von Bingen im frühen Mittelalter.«

Eine mittelalterliche Dame aus Deutschland kennt das Fett eines afrikanischen bzw. arabischen Laufvogels und kann sich ein Urteil darüber erlauben? Kennst Du eine seriöse Quelle für diese Aussage? Mich würde interessieren, wie die gute Hildegard Anfang des 11. Jahrhunderts an diesen Rohstoff gelangt ist. Das meine ich ernst.

Google mal nach exakt diesem Satz, und Du wirst feststellen, dass er von der Webseite einer kommerziellen Straußenfarm stammt – eben die, die Du verlinkst. In einem Neurodermitikerforum wird er zitiert von einer Dame, der nach gerade 18 Beiträgen die Motivation ausgeht, sich als aktives Mitglied zu beteiligen. Ihr großer Beitrag über das heilsame Straußenfett entspricht inhaltlich ganz klassisch einem Fake – »Ich war ja so skeptisch, aber dann bekam ich goldene Haare, einen großen Busen und einen Knackarsch, mich heiratete ein reicher Scheich und seitdem ist das Leben schön«. :kichern:

Ansonsten gibt es online ganz viele fast gleichlautende Aussagen, die einer vom anderen abschreibt, ohne sie kritisch zu hinterfragen oder selbst in ihrer Validität nachzuprüfen.

Es gibt genügend Pflanzenfette, die nachweislich heilend sind, in klinischen Studien erforscht wurden – niemand braucht dafür das Fett exotischer Tiere.
Liebe Grüße
Heike

Mariönsche

Ungelesener Beitrag von Mariönsche »

Ein Kollege hat mir Straußenfett von einer Straußenfarm (Berliner Umland) mitgebracht und ich habe es auch probiert, da ich zu der damaligen Zeit mal wieder Probleme mit meiner Gesichtshaut hatte. Nun, mein Gesicht beruhigte sich rasch (was ein Pflanzenöl bis dahin nicht schaffte). Aber vielleicht muss man auch nur daran glauben ... wer weiß :wink:.

Den Geruch muss man mögen :kicher: (und die Umwelt) ... irgendwie sehr fettig/schmalzig. In einer Creme würde ich es nicht unbedingt verarbeiten, sondern einfach pur hernehmen.

Benutzeravatar
BananaBee
Rohstoffqueen
Rohstoffqueen
Beiträge: 302
Registriert: Donnerstag, 8. April 2021, 00:54
4

Ungelesener Beitrag von BananaBee »

Huhu,

also exotisch finde ich das Fett jetzt nicht. Ich weiß, dass Straußen in Deutschland gehalten werden :) .
Ich mag tierische Fette gerne, ebenso Schweineschmalz, und möchte diese jetzt auf ihre hautpflegenden Eigenschaften teste. Das mit der von Bingen habe ich eh überlesen :D bin nicht so der "Heil" Fanatiker.
Aber das mit "gegen unreine Haut" und Akne hört sich super an, ich werde es auf jeden Fall mal testen.
Tierische Fette wirken bestimmt ganz anders, als pflanzliche.
Ansonsten kommt es eben in die Seife :D .

MissyP

Ungelesener Beitrag von MissyP »

Heike hat geschrieben:– »Ich war ja so skeptisch, aber dann bekam ich goldene Haare, einen großen Busen und einen Knackarsch, mich heiratete ein reicher Scheich und seitdem ist das Leben schön«. :kichern:

.
:lach: :huhu: :lach:

Danke, Heike... you made my day!!!! :lach: :lach:

cosmee
Bachelor of Creams
Bachelor of Creams
Beiträge: 1893
Registriert: Donnerstag, 13. Dezember 2007, 15:57
17
Wohnort: Österreich
Kontaktdaten:

Ungelesener Beitrag von cosmee »

Da gibts viele exotischere Pflanzenfette die wir täglich gebrauchen als Straußenfett. Strauße gibts sogar in Österreich! :yeah:

Probiert hab ich dieses Fett aber noch nie. Mariönsche, interessant, deine Beschreibung.

Kann ja auch gar nicht so viel rauskommen aus so einem Vogel, oder? Weiss jemand über die "Ergiebigkeit" bescheid?

Ansonsten teile ich Heikes Meinung bezügl. der Verbreitung von irgendwelchen erfundenen und ohne Überlegung nachgeplapperten Theorien und Infos. Da muss man wirklich aufpassen im Netz.
Das Leben beginnt mit dem Tag, an dem man einen Garten anlegt.
Chin. Sprichwort
Ich lade Euch ein in meinen Garten www.kraeuterhuegel.at

Benutzeravatar
Heike
Administrator
Administrator
Beiträge: 34906
Registriert: Sonntag, 10. Juni 2007, 20:37
18
Wohnort: Leverkusen
Kontaktdaten:

Ungelesener Beitrag von Heike »

BananaBee hat geschrieben:also exotisch finde ich das Fett jetzt nicht. Ich weiß, dass Straußen in Deutschland gehalten werden :) .
Liebes, auch in Deutschland gehalten bleiben Strauße, Krokodile und Leoparden exotische Tiere – rein sachlogisch. ;-) Allerdings verwischen sich manchmal die Wahrnehmungen, je nachdem, was einem vertraut ist. Wer empfindet z. B. Sheabutter noch als exotische Butter?

Die Aussage, tierische Fette würden anders wirken als pflanzliche, hat sicher einen wahren Kern, aber sie trifft keine darüber, ob die Wirkungen schlechter oder besser sind. Hier habe ich einen Fachbericht gefunden, der allerdings gekauft werden müsste; Kernaussage ist: »The fatty acids profiles include monounsaturated (MUFA), saturated (SFA), and polyunsaturated (PUFA). The major SFA were C16:0 and C18:0. The C18:1 was the prominent MUFA.« Auf Deutsch: Palmitinsäure, Stearinsäure, Ölsäure.

Hier die Quelle: Prabu, R; Dalvi, M; Dalvi, M; Daraei Garmakhany, A.: Physico-chemical properties and fatty acid composition of ostrich (Struthio camelus) oil. Minerva Biotecnologica, 2012, Volume 24.
Liebe Grüße
Heike

Benutzeravatar
Heike
Administrator
Administrator
Beiträge: 34906
Registriert: Sonntag, 10. Juni 2007, 20:37
18
Wohnort: Leverkusen
Kontaktdaten:

Ungelesener Beitrag von Heike »

Ergänzung, gerade gefunden (Quelle 1 /Quelle 2):

Palmitinsäure 23 % / 28,5 %
Palmitoleinsäure: 9 % / nicht benannt
Stearinsäure 4 % / 6 %
Ölsäure: 35 % / 47 %
Linolsäure: 19 % / 13 %
Alpha-Linolensäure: 11 % / 5 %

Es soll keine Phospholipide und ca. 1,5 % Unverseifbares aufweisen (vor allem B-Sitosterol), Jodzahl beträgt ca. 79, Verseifungszahl ca. 205, Schmelzpunkt liegt bei ca. 25,5 °C.

Im Ranzimat-Test erwies es sich als stabiler als Sonnenblumenöl – na ja, das ist kein Wunder. ;-)

Lesetipp: Amany, M. M. Basuny; Shaker, M. Arafat and Shereen, L. Nasef: Utilization of ostrich oil in foods. International Research Journal of Biochemistry and Bioinformatics Vol. 2(8) pp. 199-208 , September 2011.
Liebe Grüße
Heike

Benutzeravatar
Petunie
Bachelor of Creams
Bachelor of Creams
Beiträge: 1335
Registriert: Mittwoch, 18. Januar 2012, 15:58
13
Wohnort: Niederösterreich
Kontaktdaten:

Ungelesener Beitrag von Petunie »

:oha: Danke für die Infos, Heike!
In meiner Gemeinde (keine 10 km von meinem Haus) haben wir sogar eine kleine Straußenfarm, wo auch deren Produkte verkauft werden - habe zwar schon mal überlegt, das Schmalz in Seife zu versuchen, den Gedanken aber mangels näherer Infos darüber, verworfen. Jetzt werde ichs glatt mal versuchen...... 20%? Was meint ihr? Bananabee?

PS: Der Schinken schmeckt übrigens sehr gut :wink:
Ein herzliches Lächeln ist das schönste Make-up.....

Benutzeravatar
Birgit Rita
Moderator
Moderator
Beiträge: 6800
Registriert: Mittwoch, 18. Januar 2012, 22:00
13
Wohnort: Leverkusen

Ungelesener Beitrag von Birgit Rita »

Mich würde interessieren, wie die Tiere gehalten werden,
z.B wieviel Antibiotica u.s.w. bei der Aufzucht und Haltung verwendet werden
und
wieviel sich davon im Fett noch befindet :mampf:
Lieben Gruß
Birgit Rita :-)

Mariönsche

Ungelesener Beitrag von Mariönsche »

RitaRose hat geschrieben:Mich würde interessieren, wie die Tiere gehalten werden, z.B wieviel Antibiotica u.s.w. bei der Aufzucht und Haltung verwendet werden und wieviel sich davon im Fett noch befindet :mampf:
Um es genau zu erfahren, müßtest Du wohl bei einer Farm nachfragen :wink:.

Bei diesen Farmen handelt es sich nicht um Massentierhaltung wie bei den Hühner/Puten usw. Die laufen dort im Freien rum und haben irre viel Platz (den sie auch brauchen ... sind ja nicht grad klein die Tierchen). So habe ich es zumindest gesehen. Deswegen denke ich, die Antibiotikagabe (oder anderes) hält sich in Grenzen im Gegensatz zu der klassischen Massentierhaltung.

Benutzeravatar
Birgit Rita
Moderator
Moderator
Beiträge: 6800
Registriert: Mittwoch, 18. Januar 2012, 22:00
13
Wohnort: Leverkusen

Ungelesener Beitrag von Birgit Rita »

War nur laut gedacht, :ugly:
da die Tiere ja aus einer anderen Klimazone stammen :lupe:
könnten sie ja auf das hiesige Wetter reagieren :blahblah:
Lieben Gruß
Birgit Rita :-)

Benutzeravatar
Petunie
Bachelor of Creams
Bachelor of Creams
Beiträge: 1335
Registriert: Mittwoch, 18. Januar 2012, 15:58
13
Wohnort: Niederösterreich
Kontaktdaten:

Ungelesener Beitrag von Petunie »

RitaRose hat geschrieben:War nur laut gedacht, :ugly:
da die Tiere ja aus einer anderen Klimazone stammen :lupe:
könnten sie ja auf das hiesige Wetter reagieren :blahblah:
Mit Schnupfen und Husten, Grippe oder gar bakteriellen Infekten? :D
Ok, ich werde mir demnächst mal Zeit nehmen und mit dem Herren der Farm "verbal schmusen" (= ist geklaut, hat hier unlängst jemand in einem anderen Thread geschrieben - finde ich genial!)
Ist ein pensionierter Fleischhauer, der das mehr hobbyhalber macht.... werde mir alle Futterzusatzstoffe zeigen lassen, bevor ich das Schmalz für die Seife nehme - versprochen! :engel:
Ein herzliches Lächeln ist das schönste Make-up.....

Benutzeravatar
Birgit Rita
Moderator
Moderator
Beiträge: 6800
Registriert: Mittwoch, 18. Januar 2012, 22:00
13
Wohnort: Leverkusen

Ungelesener Beitrag von Birgit Rita »

werde mir alle Futterzusatzstoffe zeigen lassen, bevor ich das Schmalz für die Seife nehme - versprochen!
Sehr brav,
jetzt bin ich beruhigt :knuddel:
Lieben Gruß
Birgit Rita :-)

Mania

Ungelesener Beitrag von Mania »

Eine Farm im Berliner Umland habe ich mir angesehen. Unfassbar viel Platz und da einige Vögel drauf. Allerdings haben unsere Hunde das Fett bekommen, und zwar nicht als Hautcreme. :faxen:

Benutzeravatar
BananaBee
Rohstoffqueen
Rohstoffqueen
Beiträge: 302
Registriert: Donnerstag, 8. April 2021, 00:54
4

Ungelesener Beitrag von BananaBee »

So, die Creme ist gerührt :yeah: .
Heute erst gemacht, daher werde ich sie ab nun testen. Sie fühlt sich bisher sehr reichhaltig und pflegend an, nicht schmierig, kaum glänzend. Hab nur etwas zuviel Gelbildner drin, was man an der Konsistenz merkt, aber anfühlen tut sie sich super. Es klebt auch nix :) .
Es sind 18% Straußenfett enthalten.

ambrosia
Rührgeselle
Rührgeselle
Beiträge: 202
Registriert: Montag, 7. März 2011, 19:30
14

Ungelesener Beitrag von ambrosia »

ich hatte eine zeit lang das emuöl gehabt. ich hab es hauptsächlich in der haarpflege als kopfhautöl, spitzenpflege und im gesicht pur verwendet.
die haare haben sich gut angefühlt und gesicht war auch fein, an den geruch gewöhnt man sich schnell.
dem emuöl werden auch viele heilwirksame eigenschaften nachgesagt, was dran ist weiss ich nicht, aber es war einfach toll...
wirklich vergleichen lassen sich tierische fette miteinander eher nicht, da hier auch einiges von der ernährung abhängt und freilaufende artgerecht gehaltene und ernährte tiere weisen eine andere zusammensetzung auf als tiere aus der masthaltung.

Antworten