Petra hat geschrieben:Doch mir graut es auch vor den Steinchen, also nicht vor den Steinchen selbst, aber vor den Bodenbakterien und den Schimmelpilzen, die im Boden in großer Menge wohnen.

Unabhängig von dem, was ich gleich schreibe, möchte ich Dir ausdrücken, dass ich Deine Gedanken sehr ernst nehme und verstehen kann.
Angeregt durch unsere seit November laufenden Gespräche über kontaminierte Buttern und aktuell vor dem Hintergrund der Shea-Diskussion versuche ich meine inneren Bilder zu ordnen … und in Einklang zu bringen, mit dem, was ich mittlerweile
weiß.
Was
weiß ich, beispielsweise von Produktionsprozessen traditionell hergesteller Sheabutter ? Bilder von Frauen auf sandigen Dorfplätzen fallen mir ein: die Kamera fokussiert gewöhnlich auf große metallene Bottiche über gräulichen Steinen, in denen mit langen Stäben eine dunkle Masse gerührt wird … die bunten Röcke sind farbige Tupfer im rötlichen Grau der Erde. Andere Bilder zeigen geschürzte Frauen barfüßig in einem Berg aus Sheanüssen stapfen (wobei ich mich frage, wie die Fußsohlen wohl aussehen, wenn man den Tag auf einem dieser mit rotbraunem Staub und Ziegendung bedeckten Dorfplätze verbringt?). Der Herstellungsprozess wird vielerorts detailliert beschrieben, das Abschöpfen und das Filtern »[m]it Lehmkiesel und Holzkohle« (offensichtlich vor Ort), um »letzte Verunreinigungen und Gerüche zu entfernen« (
Quelle). Lehmkiesel auf westafrikanischen Dorfplätzen und Holzkohle vom heimischen Feuer dürften deutschen Laborstandards nicht entsprechen, befürchte ich.

Petra, ich möchte lediglich Bilder ins Bewusstsein rufen, die wir alle kennen und sie mit unseren Ansprüchen konfrontieren. Zumindest für
mich kann ich sagen, dass ich diesbezüglich nie falsche Vorstellungen hatte (und auch in einer anderen nativen Sheabutter habe ich schon einmal einen Fremdkörper gefunden). Ich hätte gerne welche ohne – kein Thema. Nur: schockiert bin ich jetzt nicht. Wir sollten uns bewusst machen, dass diese Produktionssituation weitgehend für alle exotischen nativen Buttern gilt, vom Bio-Palm über Shea bis hin zu Kokom, Cupuaçu und Ukuuba. Nein, naiv war ich hier nie. Und daher sind mir Analysezertifikate bei nativen Buttern so wichtig: sie muss nicht auch noch ranzig, pestizidbelastet und voller Hefen sein.
Bleiben ja die heimischen nativen Öle, unberührt von chemischen Prozessen, die beim Pressen keine Temperaturen über 40 °C gesehen haben, nur mechanisch gefiltert wurden … und kbA sind. Ich gestatte mir nun folgendes Szenario: Der Händler kauft 5 oder 25-gk-Gebinde. Bei uns kommen sie meistens in handlicheren Größen an, Umfüllen ist angesagt. Das passiert hier, bei unseren Händlern, sicher mit großer Sorgfalt und Umsicht. Nun, ob der Rand der großen Gebinde, die bereits viele Transportfahrzeuge und eventuell staubige Lagerorte gesehen haben, vorher desifiziert worden ist? Dass mit Einmalhandschuhen gearbeitet wird, nehme ich nun doch sehr stark an … und dass alle Abfüller gesund sind und einen Mundschutz tragen (?) Das wären mögliche umweltbezogene Kontaminationspunkte bei unseren Ölen, auch einheimischen. Hat daran jemals jemand einen Gedanken verschwendet? Ich wüsste nicht … mir gehen auch diese Bilder durch den Kopf. Und auch sie schockieren mich nicht; ich denke, sie sind realistisch.
Mir persönlich sind vor allem die inneren Werte wichtig, weil sie ein unsichtbares und oft unentdecktes Risiko darstellen. Und: mir sind, nach wie vor, native Buttern wichtig, wenn sie aus Projekten stammen, die mir förderungswürdig erscheinen – wie z. B. die SheaWaLe.
Ich kenne nun zwei Fallbeispiele mit offensichtlichen Qualitätsmängeln, das könnte eine Charge betreffen oder die Eimer einer bestimmten Gruppe, die gerade schlampig abgefüllt hat … egal. Das ist ärgerlich und soll nicht passieren, Punkt. Also: Feedback geben, dran bleiben – oder es sein lassen und raffinierte kaufen. Die hat dann mit hoher Sicherheit erhöhte Werte an 3-MCPD, aber da hat das Bundesinstitut für Risikobewertung noch keine endgültige Stellungsnahme abgegeben.
Letzteres muss jeder für sich entscheiden. Im Hinblick aufs Sieden wird es vermutlich schwierig, auf rein inländische Produkte auszuweichen, es sei denn, man greift auf Tierfette zurück. Da stellt sich wieder die Frage, was hier bio, ethisch korrekt, sozial- und umweltverträglich ist … die muss ich zum Glück nicht beantworten und ich möchte es auch nicht.
Ein komplexes Thema, das man komplex und aus verschiedenen Perspektiven betrachten sollte … und mit der notwendigen Portion Realismus.