Adorabelle hat geschrieben: ↑Donnerstag, 29. August 2019, 11:56
Mirabella hat geschrieben: ↑Donnerstag, 29. August 2019, 10:43
Wie das aussieht, wenn man die Kombi nur als Hydratisierer verwendet weiß ich nicht. Doch laut Rohstoffportrait hat sich eben auch hier dieses Verhältnis bewährt.
Deshalb war ich ja auch so verwirrt. Aber ich bin froh, dass ich damit offensichtlich nicht alleine bin.
Ich versuche es jetzt mal wie von Helga beschrieben und gebe es tropfenweise zu und messe jedesmal nach, denn wir wollen ja pH-hautneutral und nicht sauer (das wäre dann eher was für den an Neurodermitis leidenden Schatzi).
Das von Heike im Porträt vorgeschlagene Mischungsverhältnis von Natriumlaktat und Milchsäure entspricht dem sogenannten Laktatpuffer, der in er Pharmazie z.B. für Cremes mit Urea genutzt wird. Ein Puffer ist immer dann sinnvoll, wenn es darum geht, ein System - hier unsere Emulsion - stabil in einem bestimmten pH-Bereich zu halten und gegen den Angriff von Säuren und/oder Basen zu schützen. Im Normalfall brauchen wir das nicht, weil wir nicht mit starken Basen oder Säuren arbeiten und unsere Kosmetik in kurzer Zeit verbrauchen. Bei Zubereitungen mit Urea wird der Puffer oft empfohlen, weil Urea in wässrigen Systemen zerfällt und die basischen Zerfallsprodukte einen pH-Wert-Anstieg nach sich ziehen. Das würde viele unserer naturkosmetischen Konservierungsmittel unbrauchbar machen, weil sie nur im sauren Bereich wirken. Das Ergebnis wäre ein verdorbenes Produkt. Der Puffer verhindert also nicht den Zerfall von Urea, er sorgt dafür, dass der pH stabiler bleibt und nur langsam ansteigen kann. Das ist seine Aufgabe, das System gegen den Basenangriff zu schützen. Die Pharmazie verwendet den Laktatpuffer mit einer Kapazität von 5%, d.h. 4% Natriumlaktatlösung plus 1% Milchsäure auf gesamt. Da kommen pH-Werte von 4,2 heraus. Wir verwenden ihn meist 2,5%ig, also 2% Natriumlaktatlösung (50%ig) plus 0,5% Milchsäure. Dieses Verhältnis 5:1, also 5 Teile Natriumlaktat : 1 Teil Milchsäure ergibt immer einen Laktatpuffer mit entsprechend sauren pH-Werten. Je höher die Kapazität, desto saurer, aber auch unanfälliger ist das System.
Nehme ich nun die 2 % Natriumlaktat und gebe ganz am Ende meiner Herstellung - nach Zugabe der Konservierung - nur so viel Milchsäure hinzu, dass ich den pH-Wert 5-5,5 erreiche, habe ich nicht das vorschriftsmäßige Pufferverhältnis 5:1, es bleibt ein Laktatüberschuss. Gehen wir mal davon aus, dass wir 0,2 % Milchsäure in der Lösung haben. Diese 0,2 % bilden mit 1% Natriumlaktat auch einen Puffer, aber eben mit verminderter Kapazität. Der pH-Wert-Anstieg wird dadurch etwas schneller voranschreiten, aber mein Experiment hat gezeigt, dass es für unsere kurzen Verbrauchszeiten von 6-8 Wochen ausreichend ist, so zu verfahren.
Wenn wir den Laktat-Puffer nutzen, müssen wir uns übrigens auch vor Augen halten, dass der pH-Wert nicht nur in der Emulsion gepuffert wird, sondern auch auf der Haut. Geben wir uns eine ungepufferte saure Emulsion mit pH 4,5 auf die Haut, wird unsere Haut den normalen Haut-pH von 5-5,5 in relativ kurzer Zeit wieder herstellen. Geben wir allerdings eine sauer gepufferte Emulsion auf die Haut, wird diese dem pH von 4,2 viel länger ausgesetzt und braucht länger, um ihren normalen pH-Wert von 5-5,5 wieder herstellen zu können. Das kann vorteilhaft sein, z.B. haben einige Neurodermitiker davon berichtet, weil deren Haut-pH-Wert oft höher als normal ist. Andere Haut kann aber mit niedrigen pH-Werten Probleme haben, die dann erst recht bei stark gepufferten sauren Produkten auftreten.
Eine hydratisierende Wirkung hat man übrigens immer, auch wenn das Verhältnis Natriumlaktat:Milchsäure nicht 5:1 ist. Und wenn man ohne Urea arbeitet, kann man ohnehin frei entscheiden.
Hat das etwas mehr Klarheit gebracht?
Nachtrag von Bellis:
Oh, ich habe gerade gesehen, dass mein Beitrag oben einen Fehler enthält. Das Verhältnis Natriumlaktat zu Milchsäure ist nicht 5:1 sondern 4:1. Könnte das vielleicht eine unserer Moderatorinnen im obigen Beitrag (2x) berichtigen, da ich nichts mehr ändern kann?

"Wer auf einen Baum klettern will, fängt unten an, nicht oben." (afrikanisches Sprichwort)