Fragen zur Herstellung eines Emulgator-Gels (Reinlecithin)

In diesem Unterforum erörtern wir Themen rund um die Entwicklung, Herstellung und Optimierung von Hautpflegeprodukten (inklusive Fehlersuche).

Moderator: Helga

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marie
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Fragen zur Herstellung eines Emulgator-Gels (Reinlecithin)

Ungelesener Beitrag von marie »

Moin :)

ich wollte eine OW-Emulsion mit Reinlecithin herstellen, (FP 35%, Sojalecithin in Lebensmittelqualität 4% (ich habe 4% Emulgator genommen, da ich derzeit noch kein geeignetes Rührwerk für kleine Mengen besitze), Gelbildner Xanthan mit Guarkernmehl, beides Lebensmittelqualität, Verhältnis 1:1, 1%).

Die Arbeitsanleitungen zur Herstellung eines Emulgatorgels (Reinlecithin) befindet sich in Heike Käsers Buch "Naturkosmetische Rohstoffe", p. 174/175.

Meine ersten Fragen betreffen Punkt 3 der Methode (Einarbeiten der Fettphase ins homogene Emulgator-Gel, p. 174).
Habe ich richtig verstanden, dass man die Fette/Buttern (ich hatte Jojobaöl, Sesamöl, Squalan und Sheabutter gewählt) für diese Methode nicht nur schlückchenweise sondern auch einzeln/nicht miteinander vermischt zugeben soll (für meine bisherigen Emulsionen hatte ich jeweils die gesamte Fettphase in ein kleines Gefäß gegeben und die Sheabutter darin aufgeschmolzen)?
Beim Einarbeiten der Fettphase stellte ich fest, dass das Emulgator-Gel an Viskosität verlor und sich ab einem gewissen Zeitpunkt eine Art "Suspension" bildete (ich hatte nicht den Eindruck dass es sich um Luftblasen gehandelt hatte). Ist dies "normal" oder hätte ich dies vermeiden können bzw. sollen?

Das Zugeben der Wasserphase verlief ohne Besonderheiten, es bildete sich eine leicht vanillefarbene Emulsion.
Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob es genügt, wenn die Emulsion einfach am Folgetag mit dem Rührwerk bearbeitet wird (auf Seite 175 steht: "Reinlecithin profitiert wie die anderen Lecithine von hohen Scherkräften (...)"; hätte ich die Emulsion schon vor dem Einstellen des pH mit dem Rührwerk bearbeiten sollen?

Vielen Dank.
Liebe Grüße, marie

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

Marie, ich verlinke Dir einmal den Thread, auf dem die Informationen basieren. Ich habe 2008 mit Reinlecithin experimentiert, nachdem ich einen Artikel von Kleinsorgen gefunden hatte. Ich lade gerade alle damaligen Bilddaten auf den Server zurück (die interne Struktur hat sich seit 2008 stark geändert, da Olionatura.de heute unter Wordpress läuft). So kannst Du Dich vielleicht an den Fotos orientieren. Sie sind jetzt wieder verfügbar.

Hier ist das Script, das ich für mich damals aus dem Originaltext zusammengefasst habe.
Liebe Grüße
Heike

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marie
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Ungelesener Beitrag von marie »

Liebe Heike,

vielen lieben Dank für die umgehende Antwort sowie das Heraufladen der damaligen Bilddaten :rosefuerdich:
Die Bilder und die konkrete Anleitung, die der Versuchsreihe von 2008 zugrunde lagen, haben mir sehr geholfen/meine Fragen beantwortet.

Ich hatte beim Anrühren das Verhältnis Lecithin zu Wasser 1:2 gewählt; in der Anleitung steht jedoch der Hinweis, dass mit zunehmendem Wasseranteil im Lecithingel das Risiko steigt, dass sich das Lecithin im Ölgel dispergieren wird. Somit ist es besser, ein Verhältnis (Wasser zu Lecithin) von 1:1 zu wählen.

Ölgel und Emulsion hatte ich in der Fantaschale mit Pistill gerührt (was etwas mehr als 90' (für 25g) dauerte, sehr viel Zeit hatte ich in den Ölgel investiert in der vagen Hoffnung, meine Suspension wieder aufgelöst zu bekommen). Die nächste Emulsion werde ich auch mit dem Knethaken rühren. Der Versuch mit der Fantaschale machte spürbar, dass endotherme Prozesse ablaufen. Daher werde ich meine nächste Emulsion wohl in einem Wasserbad (voraussichtlich etwa 55°C) rühren.

Leider habe ich derzeit nur Methylenblau, kein Sudanrot; daher hatte ich etwas von meinem gelben Karottenauszug in Jojobaöl zur Emulsion gegeben. Die so angefärbte Emulsion ließ sich gut mit Wasser mischen (werde heute Abend nach Rühren mit dem Knethaken eine Probe mit Wasser (1:10) verdünnen und bei mittlerer Vergrößerung unter dem Mikroskop anschauen; gestern Abend hatte ich es nur mit der 20x Lupe angeschaut.

Hier (p. 37) fand ich Hinweise, wie Emulsionsproben verdünnt werden können, damit man sie unter einem einfachen Lichtmikroskop betrachten kann.

Liebe Grüße, marie

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marie
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Ungelesener Beitrag von marie »

Heute Abend habe ich die Emulsion nun mit dem Knethaken gerührt. Ihre Konsistenz/Haptik hat sich dadurch sehr verbessert.

Kleine Proben der Emulsion hab ich mit Methylenblau (hydrophiler Farbstoff), mit Curcumagelb (lipophiler, in Alkohol löslicher Farbstoff der Kurkumapflanze) sowie mit beiden Farbstoffen angefärbt. Von jeder Färbung wurde eine Probe mit Wasser und eine zweite mit Immersionsöl verdünnt und unter dem Lichtmikroskop bei mittlerer Vergrößerung (400x) angeschaut. Sowohl die mit Wasser verdünnten Proben wie auch die mit Immersionsöl verdünnten Proben zeigten bei allen Färbungen Emulsionströpfchen.
Die Emulsion scheint weder eine eindeutige O/W noch eine eindeutige W/O Emulsion zu sein. Heike war in ihren Versuchen zum selben Ergebnis gekommen.

Reinlecithin scheint meiner Gesichtshaut zu entsprechen (die Emulsion zieht gleichmäßig ein, was bei mir kaum jemals der Fall gewesen ist).

Liebe Grüße, marie

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