Creme zu sauer, kann ich mit Hirschhornsalz ausgleichen?

In diesem Unterforum erörtern wir Themen rund um die Entwicklung, Herstellung und Optimierung von Hautpflegeprodukten (inklusive Fehlersuche).

Moderator: Helga

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Ischnoderma
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Creme zu sauer, kann ich mit Hirschhornsalz ausgleichen?

Ungelesener Beitrag von Ischnoderma »

Hallo Zusammen,
meine erste Creme , die ich nach Heikes Basisrezept erstellt habe (30 % Fettanteil) ist etwas zu sauer geworden. Ich habe mit Hirschhornsalz neutralisiert, weil ich gerade nichts anderes zur Hand hatte ? Ist das ok gewesen, an sich vertrage ich die Creme recht gut, allerdings spannt meine Haut um Augen und Wangen etwas. Liegt das eventuell an dem Hirschhornsalz oder einfach nur am geringen Fettanteil der Creme.
Hauptfrage bleibt allerdings: WAs tun, wenn die Creme zu sauer geworden ist?

Danke schon mal.
Hautfreundliche Grüße
Ischnoderma

Cissi
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Ungelesener Beitrag von Cissi »

Liebe Ischnoderma,

Natriumlaktat eignet sich sehr gut. Es funktioniert tropfenweise wie mit der Milchsäure in die andere Richtung und nebenbei spendet es noch Feuchtigkeit.
Herzliche Grüße

Cissi

Leela
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Ungelesener Beitrag von Leela »

Besser würde die pH-Wert Korrektur nach OBEN mit einer Natronlösung (Natriumhydrogencarbonat, NaHCO3) funktionieren, Heike beschreibt in ihrem Buch wie du dir eine Lösung herstellen kannst.

Noch hautfreundlicher ist es mit L-Arginin möglich.

Meiner Meinung hat die pH-Wert Korrektur mit Natriumlaktat den Nachteil dass man unter Umständen dann zuviel des Guten in Bezug auf Feuchtigkeitsspender in den Emulsionen drinnen haben kann.
Liebe Grüße
Leela

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Helga
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Ungelesener Beitrag von Helga »

Leela hat geschrieben:
Freitag, 6. März 2020, 13:39

Meiner Meinung hat die pH-Wert Korrektur mit Natriumlaktat den Nachteil dass man unter Umständen dann zuviel des Guten in Bezug auf Feuchtigkeitsspender in den Emulsionen drinnen haben kann.
.. und weil man so viel benötigt, stimmt auch die Höhe der Fettphase nicht mehr :wink:

Hirschhornsalz zerfällt lt. Wiki bei einer Wärme von ca. 58° unter anderem zu Ammoniak, das ist genau das was wir nicht in der Creme haben wollen, weil sie dann "kippt", verdirbt :wink:
Liebe Grüße und noch einen schönen Tag :-)

Helga

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Kunstblume
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Ungelesener Beitrag von Kunstblume »

Eine chemisch versierte Person wüsste sicher etwas Genaues darüber zu sagen, wieviel Ammoniak in deiner Creme freigesetzt wird, da das Hirschhornsalz nicht - wie beim Backen von z. B. Springerle - erhitzt und das Ammoniak ausgetrieben wird.
Liebe Grüße, Nina

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marie
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Ungelesener Beitrag von marie »

Hirschhornsalz ist ein Gemisch aus verschiedenen Salzen (solche, die bei Raumtemperatur an und für sich stabil sind und andere, die dazu neigen, Ammoniak zu bilden); wie sich diese Salze dann in einer gegebenen Emulsion verhalten ist nochmals eine andere Frage (würde jedoch eine solche Emulsion eher nicht im Gesicht verwenden).
Hattest Du das Hirschhornsalz abgewogen ? Kennst Du die genaue Zusammensetzung ? Hattest Du das Hirschhornsalz erst gelöst ?
Hast Du in der Zwischenzeit den pH nochmals gemessen ?
Liebe Grüße, marie

Ischnoderma
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Ungelesener Beitrag von Ischnoderma »

@Marie: Der ph Wert ist nach wie vor um die 5- 5,5. Nachdem ich die Creme fertiggerührt habe und festellen mußte, dass sie zu sauer war, habe ich nur 2 Msp. des unaufgelösten Pulvers in die Creme. Anfangs beim Verrühren hat die Emulsion an Volumen zugenommen, das hat sich allerdings nach kurzer Zeit wieder gelegt. Doch Schockschwerenot, beim nochmaligen Messen des phwertes ist dieser ins Basische gerutscht, obwohl es nur zwei klitzekleine Msp. waren. Nun, dreimal dürft ihr raten, was ich dann gemacht habe:) .....klar, wieder Milchsäure dazu:)!
Diese geringe Menge roch noch nicht nach Ammoniakgeruch, zumindest für mich keinen wahrnehmbaren. Ich nehme die Mischung jetzt als gute Handcreme, da für meine Haut eh nicht reichhaltig genut... Danke für alles Antworten bisher!
Hautfreundliche Grüße
Ischnoderma

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Nine
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Ungelesener Beitrag von Nine »

Ischnoderma hat geschrieben:
Freitag, 6. März 2020, 17:38
.....klar, wieder Milchsäure dazu:)!
Hallo Ischnoderma, meinst du mit wieder, du hast vorher selber den pH mit Milchsäure so niedrig gebracht? Oft ist die Creme auch ohne Milchsäure genau richtig, dann muss man gar nichts zugeben! Ich schreibe dass, weil öfter schon mal Anfänger ohne zuvor zu Messen 0,5 % oder ähnlich viel Milchsäure dazugegeben haben, weil sie dachten, das wäre so als Rezepturzutat richtig).

Ansonsten: erst nur ein Tröpfchen, dann sehr gründlich rühren, dann messen, dann wieder ein Tröpfchen....

Grüessli Nine ;-)

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marie
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Ungelesener Beitrag von marie »

Liebe Ischnoderma.
danke für die anschauliche Beschreibung der Vorgehensweise und das Teilen Deiner Beobachtungen :)
Nachdem ich gelesen habe, dass zwei Messerspitzen Hirschhornsalz in die Emulsion gegeben worden sind, war ich doch etwas erschrocken (und hab ein bisschen Hypothesen aufgestellt/rumgerechnet). Ich würde diese Creme auch für Hände/Füße/Körper eher nicht weiter benutzen.
Dem Ratschlag Nines ist nichts beizufügen
Nine hat geschrieben:
Freitag, 6. März 2020, 18:22
Ansonsten: erst nur ein Tröpfchen, dann sehr gründlich rühren, dann messen, dann wieder ein Tröpfchen....
Liebe Grüße, marie

Ischnoderma
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Ungelesener Beitrag von Ischnoderma »

Hallo Marie,
verräts Du mir noch, warum Du so erschrocken warst, als ich Hirschhornsalz in meine Creme gerührt habe um den Ph Wert zu neutralisieren? Mir ist bisher noch nicht ganz klar geworden, warum das so nicht geht. Mittlerweile ist das Natriumlaktat eingetroffen, und ich muß nicht auf Hirschhornsalz zurückgreifen. Trotzallem würde mich interessieren, warum dies nicht gut ist?
Danke schön!
Hautfreundliche Grüße
Ischnoderma

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marie
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Ungelesener Beitrag von marie »

Liebe Ischnoderma,
wie Helga und Kunstblume schrieben, setzt Hirschhornsalz (ich geh mal von einem "Hauptbestandteil"- und ein bis zwei "Nebenprodukten" aus) einerseits Wasser und Kohlendioxid (das atmest Du auch aus, ist nix gefährliches :) und hat auch verursacht, dass Deine Creme kurzzeitig an Volumen zugenommen hat ) frei, leider jedoch auch Ammoniak (und/oder gelöstes Ammonium).
Mit zwei Messerspitzen bist Du geschätzt bei 0,2-0,4g Hirschhornsalz (und damit im milligramm-Bereich von umgesetzten Ammoniak). Ammoniak wird, wie Dir Kunstblume schon schrieb, bei Raumtemperatur nicht/kaum ausgetrieben.
Ammoniak/gelöstes Ammonium sind Stickstoffverbindung, die unserem Körper (Zellen) nicht guttun. Daher werden stickstoffhaltige Verbindungen (Eiweiße, Aminosäuren) auch nicht vollständig im Körper verstoffwechselt sondern über Zwischenprodukte ausgeschieden. Über Haut und Schleimhäute kannst Du kleine Verbindungen wie Ammoniak/gelöstes Ammonium jedoch sehr gut aufnehmen. Man schließt nicht aus, dass gelöstes Ammonium in unserem Körper von unseren Zellen mit andern positiv geladenen Ionen "verwechselt" werden kann, was diese Zellen für ihre vorgesehene Funktion "unbrauchbar" machen kann.
Daher würde ich diese Creme eher nicht mehr verwenden und auch nicht austesten, wo nun die "Schmerzgrenze" liegen könnte.
Backnatron enthält keine Stickstoffverbindung sondern ist ein Natriumsalz. Natriumionen haben wir sehr viele in unseren Körperflüssigkeiten (da kommt es bei gesunden Menschen auf ein paar mehr oder weniger nicht mehr an).
Liebe Grüße, marie

Ischnoderma
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Ungelesener Beitrag von Ischnoderma »

Liebe Marie,
vielen, vielen Dank für diese ausführliche Erklärung.. ein Grund mehr, meine wenig vorhandenen Chemiekentnisse zu verbessern. Jetzt habe ich zumindest die nötige Motivation dafür gefunden...
Hautfreundliche Grüße
Ischnoderma

Leela
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marie hat geschrieben:
Samstag, 7. März 2020, 10:14
Über Haut und Schleimhäute kannst Du kleine Verbindungen wie Ammoniak/gelöstes Ammonium jedoch sehr gut aufnehmen.
Liebe marie, gilt dass dann auch für Urea in Emulsionen die nicht korrekt gepuffert (die Beiträge dazu kenne ich alle) sind, bzw. bei denen bei die Pufferkapazität bereits überschritten wurde? :)
Liebe Grüße
Leela

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marie
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Ungelesener Beitrag von marie »

Liebe Alexandra,
Ammoniak als Endprodukt wollen wir nicht in unseren Cremes, eben weil es den Zellen schaden kann.
Daher die Vorsichtsmassnahmen (und auch die sehr interessanten Diskussionen zur Frage der Stabilisierungsmöglichkeiten, insbesondere hier).
Wie sich die Zersetzung von Harnstoff in Ammoniak/gelöstem Ammonium zeitlich genau abspielt und mit welchen Konzentrationen in "gekippten" Emulsionen zu rechnen sind, weiß ich nicht.
Beim Hirschhornsalz ist die Frage etwas "einfacher", weil sich das Ammonium ja während des Rührens bildet (und die Größenordnung der Konzentration des unerwünschten Stoffes zumindest abgeschätzt werden kann).
Es gibt Studien bezüglich der Toxizität von Ammoniak weil sich die Frage für Menschen in gewissen Tätigkeiten stellen kann. Ob (bzw ggf wie) sich diese Modelle auf unsere Cremes übertragen ließen, kann ich nicht beurteilen.
Harnstoff ist sicher ein guter Wirkstoff, der sich bewährt hat.
Liebe Grüße, marie

Cissi
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Ungelesener Beitrag von Cissi »

Leela hat geschrieben:
Freitag, 6. März 2020, 13:39
Besser würde die pH-Wert Korrektur nach OBEN mit einer Natronlösung (Natriumhydrogencarbonat, NaHCO3) funktionieren, Heike beschreibt in ihrem Buch wie du dir eine Lösung herstellen kannst.

Noch hautfreundlicher ist es mit L-Arginin möglich.

Meiner Meinung hat die pH-Wert Korrektur mit Natriumlaktat den Nachteil dass man unter Umständen dann zuviel des Guten in Bezug auf Feuchtigkeitsspender in den Emulsionen drinnen haben kann.
Liebe Leela,

danke für deinen Tipp, ich habe mir das L-Arginin bereits bestellt. Hast du Erfahrung damit? Man soll eine 10% Lösung verwenden. Die wird man konservieren müssen oder?
Herzliche Grüße

Cissi

Leela
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Ungelesener Beitrag von Leela »

Cissi hat geschrieben:
Donnerstag, 12. März 2020, 18:11
Man soll eine 10% Lösung verwenden. Die wird man konservieren müssen oder?
Eine 10%ige Lösung von L-Arginine hat einen pH Wert von ca. 10,5 - 12, ich hab das einmal bei mir mit meinen pH-Meter nachgemessen, sie hatte 11,28.

Bei einem pH Wert in dieser Höhe ist die Lösung selbstkonservierend.
Das beschreibt auch Heike so:
Heike hat geschrieben:
Sonntag, 11. März 2012, 16:55
... So ist L-Arginine stark basisch, und es wird aus praktischen Gründen gerne in einer 10%igen Lösung verarbeitet, die aufgrund des hohen pH-Werts (pH 11) selbstkonservierend ist. ...
Ich setze mir allerdings immer nur 10 g von dieser 10%igen Lösung an, und wenn ich diese innerhalb 2 - 3 Wochen nicht aufgebraucht habe, verwerfe ich die Lösung trotzdem! :)
Liebe Grüße
Leela

Cissi
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Ungelesener Beitrag von Cissi »

Leela hat geschrieben:
Donnerstag, 12. März 2020, 18:36
Ich setze mir allerdings immer nur 10 g von dieser 10%igen Lösung an, und wenn ich diese innerhalb 2 - 3 Wochen nicht aufgebraucht habe, verwerfe ich die Lösung trotzdem! :)
Vielen Dank, liebe Leela. :blumenfuerdich: Dann werde ich das auch so machen.
Zuletzt geändert von Helga am Freitag, 13. März 2020, 16:56, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Zitat lesefreundlich eingekürzt
Herzliche Grüße

Cissi

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