Frau Frank von Dr. Hauschka hat geschrieben:
Grundsätzlich ist es richtig, dass der Begriff Atmung einen Gasaustausch von Sauerstoff und Kohlendioxid beschreibt.
Dieser Gasaustausch erfolgt in geringem Maße auch über die Haut. Beim Menschen macht die Hautatmung nicht einmal einen Prozent der gesamten Atmung aus.
Der tatsächliche Gasaustausch über die Haut hat also nur einen sehr geringen physiologischen Effekt. Daher meint die Perspiration im Hinblick auf die menschliche Haut statt dem tatsächlichen Gasaustausch oft auch die Ausdünstung von Wasser, manchmal auch Schweiß über die Hautschichten. Mit der "Atmung der Haut" ist also übergreifend die Austausch-Fähigkeit gemeint, die zur Gesunderhaltung und Wiederherstellung der Barrierefunktion beiträgt.
Zunächst: Danke für Deine Arbeit, Devi.
Ich beziehe mich nun konkret auf die Antwort der Firma Hauschka.
Ich vermute, dass die »Argumentation« von Hauschka, »[m]it der "Atmung der Haut"« sei »übergreifend die Austausch-Fähigkeit gemeint, die zur Gesunderhaltung und Wiederherstellung der Barrierefunktion beiträgt«, auf ein Phänomen zielt, das ich in diesem Beitrag
»Wie wirken pflanzliche Öle« zusammengefasst auf Olionatura.de beschreibe (ausführlicher in meinem Buch). Es finden tatsächlich im besten Fall positiv regulierende Impulse statt, wenn ich eine Hautpflege verwende. Das, was Hauschka jedoch postuliert, bezieht sich nicht grundsätzlich auf bestimmte Inhaltsstoffe, sondern auf den Zeitpunkt, zu dem diese angeboten werden. Nachts, so Hauschka, seien Fette – verkürzt und sinngemäß wiedergegeben – kontraproduktiv, da sie angeblich »die Austausch-Fähigkeit« stören, »die zur Gesunderhaltung und Wiederherstellung der Barrierefunktion beiträgt«. Und exakt für diese Aussage wird keine Erläuterung geliefert, nichts, was man fachlich nachprüfen könne.
Dass Prozesse im Körper einem zeitlichen Rhythmus und gewissen Abhängigkeiten unterliegen, Organe zu bestimmten Zeiten aktiver sind als zu anderen, ist wohl Konsens. Es gibt auch Studien dazu, allerdings sehr wenige, scheint es, die explizit Unterschiede in zeitabhängigen Hautpflegeroutinen untersuchen. Ich habe mir den Wolf gesucht

... Viele zielen auf die Anwendung bestimmter Produkte oder Rohstoffe, aber unabhängig davon scheint manches dafürzusprechen, dass sich eine intensive Pflege der Haut nachts anbieten könnte –
ausgeschlossen wird die Effizienz einer Nachtpflege in
keiner Studie. Das ist offenbar einfach kein Thema –
und auch das ist eine wichtige Aussage.
Ich habe
eine explizite Studie gefunden; sie beschäftigt sich mit »Time-Dependent Variations of the Skin Barrier Function in Humans: Transepidermal Water Loss, Stratum Corneum Hydration, Skin Surface pH, and Skin Temperature«, vor allem aus pharmazeutischer Sicht, also nicht aus Perspektive der reinen Kosmetik. Es gibt tatsächlich Unterschiede: So ist der TEWL (er wurde an der Stirn, am Rücken, am Unterarm und am Schienbein gemessen) offenbar abends und nachts höher als tagsüber (Ausnahme: Schienbein). Unterschiede gab es auch im pH-Wert (abends am niedrigsten, nachmittags am höchsten). Man sieht hier Zusammenhänge mit der Enzymaktivität auf der Haut, aber die höheren pH-Werte hatten in dieser Studie nicht, wie üblich, einen höheren TEWL zur Folge: Die Hydratation der Hornschicht war zeitunabhängig mehr oder weniger konstant.
Die Studie kommt zu dem vorsichtigen Ergebnis (Quelle ist als PDF angehängt):
These results suggest that skin permeability is higher in the evening and night than in the morning. These data may be clinically relevant in several aspects applied to skin physiology and topical drug application.
Wenn aber die Durchlässigkeit der Haut abends und nachts sowie der TEWL höher ist als am Morgen (ein Umstand, den man eventuell pharmakologisch nutzen könne, so die Studie), böte sich doch an (?), gerade dann zum einen hautphysiologische Fette und Fettbegleitstoffe für einen sinnvollen Barriereschutz aufzutragen, zum anderen, den TEWL mit exakt diesen zu kontrollieren – mehr Fett für eine barrieregeschädigte Haut, die daher viel Wasser verliert, weniger für intakte Haut, die gut mit Wasser (und Fett) versorgt ist.
Nun: Das deckt sich mit meiner persönlichen Erfahrung seit 18 Jahren und mit verschiedenen Hautsituationen. Ich brauche nicht viel Fett, aber es gibt nichts, was meine Haut morgens so strahlen lässt wie eine feine Auswahl an Pflanzenölen. Das war mit 40 so und ist es nun auch mit 60. Bei anderen mag das anders sein, keine Frage – aber die Aussage, eine Nachtpflege ohne Fette sei sinnvoller, weil sie »Haut atmen« lasse, ist aus meiner Sicht so nicht haltbar. Mit Dogmen ist niemandem gedient.
Da ich tagsüber auf eine Zusammensetzung meiner Pflegeprodukte achte, die auf eine Reduzierung oxidativen Stresses zielen, bleibt für mich nur die Nacht für die »volle Power ungesättigter Fettsäuren«. Wie viel Öl ich auftrage – das ist individuell und sieht im Winter anders aus als im Sommer – aber ich werde garantiert nicht auf diese wertvolle Pflege verzichten. Bei fettender und unreiner Haut sieht das nicht anders aus, sie braucht dringend Linolsäure, und wenn das tagsüber kontraproduktiv ist, bietet sich die Nacht an. Es reichen ein, zwei Tropfen, hauchdünn eingeklopft … es muss auch nicht jede Nacht sein.

Die Haut und das eigene Wohlgefühl entscheiden. Das ist meine Sicht der Dinge.
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