Rezepthilfe für reichhaltige (Problemhaut-) Basispflege ges.

In diesem Unterforum erörtern wir Themen rund um die Entwicklung, Herstellung und Optimierung von Hautpflegeprodukten (inklusive Fehlersuche).

Moderator: Helga

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waldstein

Rezepthilfe für reichhaltige (Problemhaut-) Basispflege ges.

Ungelesener Beitrag von waldstein »

Hallo,

für die neurodermitische Haut meines kleinen Sohnes möchte ich gerne eine reichhaltige Basispflege verwenden, die frei von künstlichen Konservierungsstoffen, künstlichen Emulgatoren und Paraffinen ist.

Cremes aus dem Handel, die ich bisher verwendete, enthalten leider entweder all diese Stoffe oder sind einfach nicht reichhaltig genug.
Ich habe nun also die "schlechten" Substanzen aus den Inhaltsangaben herausgestrichen und mir eine Liste an Zutaten zusammengestellt, die meine eigene Creme enthalten sollte.
Um daraus eine richtige Rezeptur zu machen brauche ich unbedingt eure Hilfe für ein genaues Rezept!

- Mandelöl
- Jojobaöl
- Nachtkerzensamenöl
- Traubenkernöl
- Gereinigtes Wasser
- Sheabutter
- Wollwachs
- Bienenwachs
- Wollwachsalkohol (notwendig zur Konsevierung?)
- Dexpanthenol bzw. Panthenol
- Linolsäure (oder lieber ein Linolsäurehaltiges Öl wie Distelöl? Nur vielleicht werden das dann auch ein wenig zu viele Öle und wie förderlich Distelöl bei empfindlicher Haut ist weiß ich auch nicht.)
- Glyceryl Stearate SE oder pflanzliches Glycerin
- Xanthan (notwendig für die Konsistenz? Oder gibt es da was besseres? Habe nämlich nicht so gutes über Xanthan hier im Forum gelesen.)
- Wirkstoff der Süßholzwurzel/Licochalcone (Der Wurzelextrakt der Pflanze Glyceryrrhiza inflata mit Licochalcone hat bei Hautzell-Kulturen eine entzündungslindernde Wirkung. Rötungen und Schwellungen werden gemindert und die Haut beruhigt.)
- Vitamin E

Ganz lieben Dank!
waldstein

hedda

Ungelesener Beitrag von hedda »

waldstein hat geschrieben:
- Mandelöl
- Jojobaöl

sind beides gute verträgliche Basisöle, du benötigst nicht unbedingt beide

- Nachtkerzensamenöl

DAS Gamma-Linolensäure haltige Wirkstofföl für neurodermitische Haut

- Traubenkernöl

Linolhaltiges Wirkstoff Öl. In Kombination mit Unverseifbarem (konzentriert UvA oder auch anteilig in etwa Sheabutter) und linolenhaltigen Ölen regenerierend für barrieregestörte Haut.
Ölporträt

- Gereinigtes Wasser


- Sheabutter
bitte Thread zur Qualität beachten!

- Wollwachs
Emulgator, Konsistemtgeber und/oder rückfettender Wirkstoff

- Bienenwachs
schützender Konsistenzgeber



- Wollwachsalkohol (notwendig zur Konsevierung?)
Ist kein Konservierungsmittel, sondern Rückfetter, Konsistenzgeber, CO-Emulgator
Porträt


- Dexpanthenol bzw. Panthenol

- Linolsäure (oder lieber ein Linolsäurehaltiges Öl wie Distelöl? Nur vielleicht werden das dann auch ein wenig zu viele Öle und wie förderlich Distelöl bei empfindlicher Haut ist weiß ich auch nicht.)

Fettsäure, kein isolierter Wirkstoff. Siehe Traubenkernöl.

- Glyceryl Stearate SE oder pflanzliches Glycerin

DAS sind zwei unterschiedliche Dinge. GStSE ist ein Emulgator, Glycerin ein feuchtigkeitsbinder Wirkstoff.
GStSE
Glycerin


- Xanthan (notwendig für die Konsistenz?)

Ja, ein Gelbildner. Nicht unbedingt notwendig.

- Licochalcone (Kleine Erlärung: Der Wurzelextrakt der Pflanze Glyceryrrhiza inflata mit Licochalcone hat bei Hautzell-Kulturen eine entzündungslindernde Wirkung. Rötungen und Schwellungen werden gemindert und die Haut beruhigt.)

Kenn ich nicht. Persönlich wäre ich mit Extrakten erst einmal vorsichtig.
Was Rezepte angeht, hui, warte auf erfahrene Rührerinnen. Es gibt wirklcih verschiedene Möglichkeiten. Ich habe meinem Dad für seine Schuppenflechtenhaut erfolgreich diesen Balm gerührt:

7.2 g Sheabutter
2.0 g Jojoba
1.2 g Hanf
0.9 g Nachtkerze
0.5 g Argan
0.5 g Distel
0.9 g UdA
0.3 g Panthenol

Vorteil: Hat keine Wasserphase und muss daher nicht konserviert werden. Nachteil: kann, wenn nicht auf die feuchte Haut aufgetragen, auf längere SIcht austrocknend wirken.
Meine Idee wäre, auf eine Creme mit wenigen Inhaltsstoffen zu setzen. Möglich wäre etwa eine einfache, reichhaltige Lanolincreme mit Mandelöl Shea, Nachtkerze, Lanolin, Wasser und Panthenol.

Für insgesamr 30g
5g Lanolin
5 g Sheabutter
2,5 g Mandel
2,5 g Nachtkerze

12,5 g Wasser
1 g Panthenol
1,5 g Weingeist (Konservierung)

Wasser erwärmen (handwarm). Panthenol in Wasser auflösen.
Lanolin schmelzen, wenn leicht abgekühlt Sheabutter und Mandelöl hinzu.
Das Wasser schlückchenweise in die Fettphase geben, immer schön rühren (emulgieren). Wenn abgekühlt, Alkohol und Nachtkerzenöl hinzu, rühren, rühren, rühren- fertig ist eine reichhaltige, schützende und beruhigende Creme ohne viel Schnickschnack.

Sollte ich vielleicht auch mal rühren :wink:

haselmaus
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Ungelesener Beitrag von haselmaus »

Vielleicht wäre Seleas Rezept Wilde Kerle was für dich?

Sonst kann ich dir nur zwei allgemeine Ratschläge geben:

1. Lies dich gut ein! Das allgemeine Forumsgeplapper, besonders individuelle Erfahrungen, reichen imho einfach nicht aus, um sinnvolle Rezpturen planen zu können. Heike hat auf der "Mutterseite" https://olionatura.de
wirklich viele Informationen gebündelt und gut verständlich zur Verfügung gestellt.
Wenn du nicht weißt, wie die Haut im groben funktioniert und was bei der Haut deines Sohnes falsch läuft, wie willst du dann sinnvoll dagegen arbeiten können?

2. Sauber arbeiten, nicht an der Konservierung sparen (will heißen ruhig 12% Alkohol) und am besten in einen Pumpspender abfüllen (oder immer mit desinfiziertem Spatel entnehmen). Soweit ich weiß ist neurodermitische Haut besonders anfällig für Keime und so eine Emulsion kann(!) schnell verderben. Bekanntes Beispiel für eine schnell verderbende, weil nicht konservierte Emulsion: Milch. :mrgreen:

Ute

Ungelesener Beitrag von Ute »

Hallo Waldstein,

kurze Frage:
Was meinst Du mit " reichhaltig" ?

Fettig, satt, klebrig ( so, wie ich meine Cremes gerne mag :D ) ?

Neurodermitische Haut pflegen, ist immer eine recht individuelle Sache.

Viele sagen ja " bloß kein Lanolin! ", aber wenn es Dein Sohn veträgt, ist es eine wunderbare pflegende Substanz .

Hedda hat da ja schon ein schönes Rezept gepostet.

Meine Cremes enthalten meist recht hohe Fettanteile von ca. 50% und fühlen sich ähnlich der Weleda-Hautcreme aus der grünen Tube an ( aber nicht ganz so pappig :) ).

Mit den von Dir genannten Zutaten könnte ich mir eine Creme vorstellen mit
5-10% Wollwachs ( = Lanolin anhydrid; in der Apotheke nach " Adeps lanae" fragen, sonst bekommst Du ein Paraffin-Vaseline-Wollwachs-Gemisch )
2,5 % Wollwachsalkohol ( Alcoholes lanae)
2% Bienenwachs ( für Neurodermitiker besser das gebleichte, " weiße" Bienenwachs Cera alba ),
10 % Shea-Butter
19,5-24,5 % Öle ( davon z.B. 3 % Jojoba, 15% Nachtkerze, Rest Mandel- und Traubenkernöl; auch schön bei Neurodermitis soll Hanf sein )

Wasserphase 55-50 %, bestehend aus gereinigtem Wasser, 1-2-% D-Panthenol und Konservierung.

Bei diesen niedrigen Wasserphasen kann man gut mit Ethanol 96% konservieren; der Gesamtalkoholgehalt der Emulsion beträgt dann ca. 5 % - ansonsten probieren, ob Dein Sohn Paraben K verträgt.

Alle Zutaten bekommst Du ( für viel Geld ) auch in der Apotheke oder im Bio-Supermarkt.

Ein- nicht konkret getesteter Vorschlag - von mir wäre für 50 g und ca.50 % Fettphase:

a)
4,0 g Mandelöl
4,0 g Traubenkernöl
2,0 g Jojobaöl
1,3 g Wollwachsalkohol
5,0 g Lanolin anhydrid
1,0 g Bienenwachs

b)
23,7 g Wasser ( insklusive Konservierung: z.B. 2,4 g Ethanol 96% + 21,3 g Wasser ; auch möglich: mit Paraben vorkonserviertes Rosenwasser aus der Apotheke)

c)
6,0 g Shea Butter

d)
2,0 g Nachtkerzenöl

e)
1,0 g D-Panthenol

(f: 2,4 g Ethanol 96% )


a) und b) auf 70-75°C erhitzen.

b) schluckweise unter Beibehaltung der Temperatur ( = auf der ausgeschalteten Herdplatte stehen lassen ) zu a) geben und immer gut mit Rührstab einrühren.

Etwas abkühlen lassen und dann c ) darin schmelzen lassen.

Nach weiterem abkühlen auf ca. 45°C den Mixer nehmen und lange ( 1-2-Minuten ) und kräftig ( Schneebesenaufsatz und volle Pulle :-) ) emulgieren.

Bei erreichen von Handwärme d) und e ) dazugeben, weiter mixen.

Zuletzt gegebenenfalls Alkohol untermixen.

Wichtig ist wirklich das Wasser-und Fettphase etwa die gleiche Temperatur von 70°C haben ( die Fettphase ruhig kurzzeitig etwas mehr ), und das schluckweise einarbeiten der Wasserphase ohne dabei stark abzukühlen.

Und das ausgiebige starke Emulgieren; sonst bleibt es flüssig.

Oft beobachte ich sogar, das nach ca. 30 Sek. rühren das Ganze aufeinmal " grisselig " aussieht, so als wollte es sich jeden Moment trennen und dann - schwups! - wird es Nivea-ähnlich fest.

waldstein

Ungelesener Beitrag von waldstein »

Vielen Dank Euch schon mal für die zahlreichen Tipps und ausführlichen Ratschläge.
Mit "reichhaltig" meine ich die Konsistens einer Gesichtscreme, keine Lotion und auch keine Salbe - eine "Cremfachbezeichnung" kenne ich dafür leider nicht.
(Vergl. zB. Calendula Gesichtscreme von Weleda/Babypflegeserie, falls die jemand kennt)
Ich habe mit Euren Informationen die Zutatenliste nun zumindest schon mal etwas aufgeräumt:

- Mandelöl (Prunus Amygdalus Dulcis)
- Jojobaöl
- Nachtkerzensamenöl (Oenothera biennis)
- Traubenkernöl (Vitis Vinifera) > Omega 3, Linolsäure
- Gereinigtes Wasser
- Sheabutter
- Wollwachs
- Bienenwachs (Cera Flava) > ca. 2% ist der Tipp aus dem Forum
- Wollwachsalkohol
- Dexpanthenol bzw. Panthenol
- Vitamin E (natürlich)
- Glyceryl Stearate SE
- pflanzliches Glycerin
- Wirkstoff der Süßholzwurzel/Licochalcone

Ich muß nur sehen, dass ich die Zutaten, die mir besonders am Herzen liegen auch irgendwo bekomme und möglichst in kba-Qualität.
Habe dazu schon ein paar Einträge im Forum gelesen, zu Bezugsquellen von Süßholzwurzel-Extrakt leider noch nichts.

Einen schönen Tag euch allen!
waldstein

Katharina
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Ungelesener Beitrag von Katharina »

waldstein hat geschrieben:Habe dazu schon ein paar Einträge im Forum gelesen, zu Bezugsquellen von Süßholzwurzel-Extrakt leider noch nichts.
Ich mache ihn selber :)
Grob geschnittene Süßholzwurzeln aus dem Bio- oder Kräuterladen deiner Wahl in ein wiederverschließbares Glasgefäß füllen, mit Melissengeist übergießen und 14 Tage im Küchenfenster ziehen lassen. Wenn du magst, die Pflanzenteile nach einer Woche erneuern.
Freundlich grüßt
Katharina

waldstein

Ungelesener Beitrag von waldstein »

Ute schrieb u.a.:
23,7 g Wasser ( insklusive Konservierung: z.B. 2,4 g Ethanol 96% + 21,3 g Wasser ; auch möglich: mit Paraben vorkonserviertes Rosenwasser aus der Apotheke)
Habe über Paraben aber extrem schlechtes gelesen: (Zitat: Wiki)

Neben der erwünschten konservierenden Eigenschaft im Produkt haben Parabene einen deutlichen Nachteil: die Konservierungseigenschaft wird auch noch dann fortgesetzt, wenn das Produkt auf die Haut aufgetragen, von dieser aufgenommen, mit dem Blut im Körper verteilt und in den Hauptorganen gelagert worden ist. Jegliche Enzymaktivität, die in kosmetischen Pflegeprodukten stattfinden sollte, wird so verhindert. Die Konservierungskraft ist so stark, dass sie im menschlichen Körper weiterhin wirkt und hier die normale Enzymaktivität behindert, was zu Problemen führen kann, da jeder Lebensprozess auf Enzymaktivität beruht. An Krebstumoren durchgeführte Obduktionen haben Rückstände von Methyl-, Ethyl- und Propylparabenen ergeben: die einzige Möglichkeit, wie diese Stoffe in den Körper gelangen konnten, ist das äußerliche Auftragen von Pflegeprodukten und Kosmetika.
Auch stehen Parabene in Verdacht, Allergien auszulösen.

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Ungelesener Beitrag von Heike »

waldstein hat geschrieben:Habe über Paraben aber extrem schlechtes gelesen […]
Ja, das stimmt, und ich denke, dass die meisten es deswegen nicht gerne nehmen. Ich führe es aus diesen Gründen nicht auf Olionatura, weil ich es nicht nehmen würde.
Auf der anderen Seite sind verkeimte Emulsionen äußerst gesundheitsschädlich, und hier gilt es oft abzuwägen. Genau so verstehe ich Ute. :-)

Wenn es geht, nimm' Akohol. In Pumpspendern macht er sich klasse, weil er im Produkt nicht verfliegt, auf der Haut schon – 12 % sollten es schon sein. Ab 15 % gilt Alkohol als lange konservierend, Naturkosmetik-Firmen verwenden teilweise um die 18 %.
Liebe Grüße
Heike

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