Warum keinen Emulgator?
Moderator: Helga
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Honigbiene
Warum keinen Emulgator?
Hallo !
Ich lese zwar schon lange im Hintergrund, habe bis jetzt aber mit Hilfe der Suchfunktion alle Fragen beantworten können, die beim Rühren aufgekeimt sind, bis auf meine aktuellste (vermutlich weil ich echt keine Ahnung habe wie ich die Suche formulieren sollte)
Folgendes: Beim durchstöbern ist mir öfter aufgefallen, dass einige bei der Gesichtspflege keine Emulgatoren verwenden wollen, und die Fett und Wasserphase nach Bedarf direkt beim Auftragen vermischen. Warum? Das es Leute gibt, die verschiedene Emulgatoren nicht vertragen, ist schon klar, aber irgendwie hat das beim Lesen nicht den Eindruck gemacht. Ist es eine Frage der Einstellung oder "schaden" sie irgendwie?
Ich lese zwar schon lange im Hintergrund, habe bis jetzt aber mit Hilfe der Suchfunktion alle Fragen beantworten können, die beim Rühren aufgekeimt sind, bis auf meine aktuellste (vermutlich weil ich echt keine Ahnung habe wie ich die Suche formulieren sollte)
Folgendes: Beim durchstöbern ist mir öfter aufgefallen, dass einige bei der Gesichtspflege keine Emulgatoren verwenden wollen, und die Fett und Wasserphase nach Bedarf direkt beim Auftragen vermischen. Warum? Das es Leute gibt, die verschiedene Emulgatoren nicht vertragen, ist schon klar, aber irgendwie hat das beim Lesen nicht den Eindruck gemacht. Ist es eine Frage der Einstellung oder "schaden" sie irgendwie?
- Heike
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Das ist eine gute Frage.Honigbiene hat geschrieben:Folgendes: Beim durchstöbern ist mir öfter aufgefallen, dass einige bei der Gesichtspflege keine Emulgatoren verwenden wollen, und die Fett und Wasserphase nach Bedarf direkt beim Auftragen vermischen. Warum? Das es Leute gibt, die verschiedene Emulgatoren nicht vertragen, ist schon klar, aber irgendwie hat das beim Lesen nicht den Eindruck gemacht. Ist es eine Frage der Einstellung oder "schaden" sie irgendwie?
Es gibt sehr viele verschiedene Emulgatoren auf dem Markt. Durch ihre spezifische Wirkweise verbinden sie Wasser und Fette, ihre chemische Struktur ermöglicht ihnen zudem, mit Fetten in der Haut zu interagieren und dort – möglicherweise, wenn sie zu hoch dosiert sind – diese umzustrukturieren oder bei Kontakt mit Wasser herauszulösen, was bei entsprechender Disposition zu krankhaften Hautveränderungen unerwünschte Folgen haben kann. Manche – nicht die, die wir verwenden – haben die Tendenz, Irritationen auszulösen. »Unsere« modernen Zuckeremulgatoren hingehen sind im Allgemeinen sehr verträglich und für gesunde Haut vollkommen problemlos. Ich z. B. habe barriergestörte Haut und reagiere sofort mit Ekzemen, sobald ich selbst gesiedete Seife (im Gesicht) verwende. Es reicht eine Anwendung, und die Haut reagiert mit Spannen, Rötungen und Jucken. Cremes mit unseren Emulgatoren verträgt sie problemlos, auch wenn ich Lecithine im Gesicht lieber mag und auch bevorzuge.
In den letzten 2,3 Jahren ist meiner Wahrnehmung eine regelrechte »Anti-Emulgator-Hysterie« ausgebrochen, was dazu führte, dass viele Mitleser sich nicht mehr trauen, mit einem optimal dosierten und gut verarbeiteten Emulgator zu arbeiten. Gesunde Haut kommt problemlos mit unseren naturkosmetischen Zuckeremulgatoren klar, und diese Hysterie und Dogmatik ist dermatologisch nicht angebracht. Wenn dann noch modern gerührt wird (sprich: geringe Einsatzkonzentration an Emulgator und mit hochtourigen Methoden dispergiert), steht einer Emulgatorverwendung aber auch gar nichts im Weg, wenn man das möchte.
Daneben gibt es jedoch auch so genannte natürliche Emulgatoren und koemulgierende Stoffe wie Lecithine, Lanolin, Phytosterole, Wachse, Wollwachsalkohole usw., die einen andere Emulsionsstruktur erzeugen, die der Struktur der Hautlipide sehr ähnlich ist. Sie gelten als besonders verträglich, und ich muss zugeben, dass ich sie persönlich für mein Gesicht bevorzuge. Wenn jemand Hautprobleme hat, empfehle ich lieber diese. Du siehst, ich habe selbst Preferenzen.
Dennoch: dieser herrschende Dogmatismus ist nicht meiner. Fakt ist, dass nicht wenige mit etwas Emulgator in der Pflege besser klar kommen, die in den Ölen enthaltenden Anteile reichen da oft nicht aus. Das ist vor allem dann der Fall, wenn hauteigene Emulgatoren fehlen, die das angebotene Wasser und Fett normalerweise emulgieren und für die Haut verfügbar machen. Fehlen diese, bleiben Öl und Wasser mehrheitlich auf der Haut und können nicht ausreichend aufgenommen werden. Folge: die Haut wird pergamentartig und beginnt, feine Knitter zu zeigen, auch der Hautturgor verringert sich. Ich weiß, wovon ich spreche, ich bin selbst betroffen.
Du wirst hier im Forum eine breite Palette an Pflege-Vorlieben und Erfahrungen finden, und sie alle haben ihre Berechtigung neben einander, weil auch die Biographien unserer Haut unterschiedlich sind. Wenn man davon Abstand nimmt und alles rein fachlich betrachtet, läuft es immer auf das Gleiche hinaus: hochwertige Rohstoffe, eine begrenzte und sinnvolle Auswahl an Wirkstoffen, optimierte, den Rohstoffen angepasste Verarbeitungsmethoden … und in diesem Spektrum stellen wir unsere Naturkosmetik her. Für den einen ist das ein Sheabalsam über einem Hydrolat, für den anderen eine Lanolincreme, für den Dritten ein Cremegel mit modernen Emulgatoren. Die Haut ist unser Gradmesser.
Daneben gibt es aber eben auch ganz persönliche Philosophien. Mit etwas Toleranz können die gut neben einander existieren.
Liebe Grüße
Heike
Heike
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Honigbiene
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Celine
aha, das heißt also, Emulgatoren wirken auch hautpflegend und sind nicht nur für die Konsistenz der Creme zuständig. Habe ich bisher gar nicht so gesehen.Heike hat geschrieben: Dennoch: dieser herrschende Dogmatismus ist nicht meiner. Fakt ist, dass nicht wenige mit etwas Emulgator in der Pflege besser klar kommen, die in den Ölen enthaltenden Anteile reichen da oft nicht aus. Das ist vor allem dann der Fall, wenn hauteigene Emulgatoren fehlen, die das angebotene Wasser und Fett normalerweise emulgieren und für die Haut verfügbar machen. Fehlen diese, bleiben Öl und Wasser mehrheitlich auf der Haut und können nicht ausreichend aufgenommen werden. Folge: die Haut wird pergamentartig und beginnt, feine Knitter zu zeigen, auch der Hautturgor verringert sich. Ich weiß, wovon ich spreche, ich bin selbst betroffen.
- Heike
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»Pflegend« … damit assoziiere ich schon etwas anderes, aber Emulgatoren helfen u. U., Pflegendes besser verfügbar zu machen.Celine hat geschrieben:aha, das heißt also, Emulgatoren wirken auch hautpflegend und sind nicht nur für die Konsistenz der Creme zuständig. Habe ich bisher gar nicht so gesehen.
Der Prozess, den ich vorhin beschrieb, beruht darauf: im Sebum sorgen hautteigene Emulgatoren dafür, dass Lipide auf dem von der Haut abgegebenen Wasserfilm spreiten und die Hautoberfläche lückenlos benetzen können. »Benetzen« hat ja auch etwas mit der Verringerung von Oberflächenspannung zu tun, eben das, was Emulgatoren tun. Im Winter sind die hauteigenen Fette durch die niedrigeren Temperaturen härter, höher viskos und verteilen sich dadurch träge, lassen Lücken im Hydro-Lipid-Film der Haut – sie ist teilweise ungeschützt, verliert mehr hauteigenes Wasser, die Beobachtung kennen wir all, dass unsere Haut im Winter anders tickt. Im Winter kann ich mit reinem Öl über einem Feuchtigkeitsgel nicht viel anfangen. Etwas Lipodermin hinein verbessert die Situation, aber ist nicht optimal. Eine Creme mit Lecithin, »richtig« gerührt, mit allem Pipapo – und meine Haut sagt »Ah, Danke«. Wohlgemerkt, die gleichen Ingredienzien, nur anders komponiert – mit Rein- oder hydriertem Lecithin.
Daher gebe ich z. B. Lipodermin, Lysolecithin, Phytosterole auch in meine Haarpflege, damit die Öle auch die Haaroberfläche benetzen können und das vorhandene Wasser halten (im Prinzip wie eine Emulsion), statt oben drauf herum zu liegen. Reines Fett ins Haar bringt mir nicht viel (Ausnahme: Brokkolisamenöl, das auf feuchtem Haar ganz gut kommt).
Hautphysiologisch sind Lecithine, Lanolin, Phytosterole, Fettsäuren unseren hauteigenen Emulgatoren am ähnlichsten, das Wirksprinzip bleibt jedoch. Und da alle unsere Emulgatoren auch Lipide beinhalten, haben sie auch rückfettende und eine gewisse weichmachende Wirkung. Es ist halt eine Frage des Gesamtkonzepts einer Rezeptur – der Emulgator macht aus einem Kosmetikum nichts grundsätzlich Schlechtes, genauso wenig wie ein mikrobiell instabiles Leinsamengel mit Ölen nicht grundsätzlich hautpflegend sein muss – meine persönliche Meinung.
Liebe Grüße
Heike
Heike
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angelit
- Heike
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Er gilt als ausgesprochen sanft und verträglich. Davon unabhängig sind natürlich persönliche Präferenzen, es ist wie mit Kaufcremes – man kommt nicht mit allen klar … und es darf nicht vergessen werden, dass die Verarbeitung eine große Rolle spielt. Hochtourig gerührt und mit entsprechenden barriereschützenden Ingredienzen kombiniert ist er sehr angenehm auf der Haut.angelit hat geschrieben:Heike, was hälst Du von Montanov™ 68 (CC) füt barrieregestörte Haut, wie ist die Verträglichkeit?
Liebe Grüße
Heike
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angelit
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An allererster Stelle UdA, das war vor 2 Jahren -> ein wahres und unerwartetes AHA-Erlebnis (»Janna« bin/war ich), aus einem reinen Test erwachsen; -> hier notiere ich die Wirkung vier Wochen später. Damals habe ich dann begonnen, mich mit Unverseifbarem und mit Phytosterolen zu beschäftigen, weil es die erste Substanz war, die bei mir wirklich sicht- und spürbar wirkte. Seitdem gibt es bei mir nichts mehr ohne Unverseifbares.angelit hat geschrieben:Danke für die Information. Wenn ich richtig verstanden habe, hast Du Deine Haut als barrieregestört beschrieben - welche Ingredienzen haben sich für Deine Haut gut bewährt?
Lecithine sind klasse, für mich persönlich vor allem hydrierte. Sie wirken wie Ceramide, haften sich im Stratum Corneum an die Korneozyten und halten die Barriere stabil. Rezeptur und Verarbeitung müssen angepasst werden, da diese Stoffe wirklich barriereaktiv sind und »einhüllen«: nicht zu hoch dosieren, hochtourig rühren bringt sehr gute Ergebnisse. Lipodermin tut gut, viel gutes Phosphatidylcholin.
Für mich wichtig: nicht zu oft die Kosmetik wechseln, bei den Ingredienzen eher beständig bleiben und mehr mit Fett-/Wasserphasenanteilen spielen, um die Emulsion reichhaltiger oder leichter zu entwickeln, damit sie zur Ruhe kommt – auch das (ist meine Erfahrung) stabilisiert die Haut und macht sie mittelfristig stärker. Ständig neue Rezepturen sind wie Reizüberflutung.
Liebe Grüße
Heike
Heike
