Phospholipid-Fluid trennt sich - mehr Emulgator oder Fettalkohol?

In diesem Unterforum erörtern wir Themen rund um die Entwicklung, Herstellung und Optimierung von Hautpflegeprodukten (inklusive Fehlersuche).

Moderator: Helga

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Helga
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Ungelesener Beitrag von Helga »

Ich habe gestern auch ein Cremefluid gerührt und zähle mal auf, auf was ich geachtet habe :wink:

- Fettphase in kleinen Mengen zum dest. Wasser geben, einrühren
- hochtourig rühren
- anschließend kalt rühren,
- Wirkstoffe in kleinen (!) Mengen einrühren
- wenn alles inkl. Konservierer in der Masse ist, dann nochmals mit dem OCIS hochtourig rühren
- und noch mal kalt rühren.

Als Conservierer habe ich diesmal Cosgard verwendet, ich weiß noch nicht, ob dieser eine Trennung auslösen kann, mal sehen :)
Liebe Grüße und noch einen schönen Tag :-)

Helga

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Sylvie
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Ungelesener Beitrag von Sylvie »

Danke für die schnelle Antwort Helga :)
Ich werde folgendes bei meinem Vorgehen ändern müssen:
- "Fettphase in kleinen Mengen zum dest. Wasser geben, einrühren" ich habe die FP sehr schnell in die WP gegeben.
- "Wirkstoffe in kleinen Mengen einrühren", ich habe die Wirkstoffe jeweils in einem Schwung dazugegeben.

Als Konservierer habe ich 1% Rohkonsal genutzt. Zusätzlich konservierend habe ich 0,1% Magnolia Extrakt sowie 3 % Pentylene Glycol dabei. Allerdings wirken sie ja auch befeuchtend.

Ich habe mir überlegt, dass ich Bergamuls gegen Emulsan tauschen könnte. Emulsan soll unproblematischer hinsichtlich der zugefügten Wirkstoffe sein.
Welchen Emulgator hast du genutzt, wenn ich fragen darf?
Schöne Grüße 🧙‍♀️
Sylvie

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Helga
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Ungelesener Beitrag von Helga »

Welchen Emulgator hast du genutzt, wenn ich fragen darf?
Phospholipon und Imwitor, ich habe mir ein selbst erdachtes Compound gemischt.
Sylvie hat geschrieben:
Sonntag, 28. Februar 2021, 12:13
Ich werde folgendes bei meinem Vorgehen ändern müssen:
- "Fettphase in kleinen Mengen zum dest. Wasser geben, einrühren" ich habe die FP sehr schnell in die WP gegeben.
- "Wirkstoffe in kleinen Mengen einrühren", ich habe die Wirkstoffe jeweils in einem Schwung dazugegeben.
Sylvia, das mache ich nur wenn Imwitor im Rezept ist, bei all anderen rühre ich mit der One-Pot-Methode und auch die Wirkstoffe kommen in ein- oder 2 Schlupp hinein :). Betreffend Wirkstoffe habe ich hier im Forum gelesen, dass Imwitor diese Menge an gelösten Salzen besser nur in kleinen Mengen (und einrühren) zugegeben werden soll. :)
Liebe Grüße und noch einen schönen Tag :-)

Helga

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Sylvie
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Ungelesener Beitrag von Sylvie »

Phospholipon und Imwitor, ich habe mir ein selbst erdachtes Compound gemischt.
Ach so, danke. Imwitor nutze ich eigentlich auch gern. Allerdings hatte er mich im letzten Monat sowohl beim Ceramide Protect Fluid (etwas aufgepeppt) für meinen GG als auch bei meiner beschriebenen Emulsion im Stich gelassen (die Emulsionen hatten sich beide getrennt) und ich war auf Bergamuls gewechselt. Daher die Überlegung nun auch Bergamuls gegen Emulsan zu tauschen.
Die Emulsionen habe ich beide jetzt für den Winter reichhaltiger gestaltet. Vielleicht mochte er das nicht. Im Sommer/ Herbst hatte immer alles geklappt.
Sylvia, das mache ich nur wenn Imwitor im Rezept ist, bei all anderen rühre ich mit der One-Pot-Methode und auch die Wirkstoffe kommen in ein- oder 2 Schlupp hinein :). Betreffend Wirkstoffe habe ich hier im Forum gelesen, dass Imwitor diese Menge an gelösten Salzen besser nur in kleinen Mengen (und einrühren) zugegeben werden soll.
Nochmals: ach so, danke. Bei Nutzung von Emulsan kann ich dann wohl wie gewohnt vorgehen. Diesen Tausch versuche ich jetzt mal. Erfahrung mit den verschiedenen Emulgatoren zu sammeln, tut mir sicher sehr gut.

Ganz herzlichen Dank jedenfalls für deine Ratschläge :blumenstrauss: ; es ist wirklich schön, dass man hier im Forum soviel Unterstützung findet.

Schönen Abend! Ich gehe jetzt Pizzen backen für die Familie (und mich :) )
Schöne Grüße 🧙‍♀️
Sylvie

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Sylvie
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Ungelesener Beitrag von Sylvie »

So, ich möchte nun noch eine kurze Rückmeldung zur Trennung der Emulsion geben:
Ich habe sie am 01.04.21 mit Imwitor gerührt und mich bemüht die Wirkstoffe in kleinen Mengen einzurühren.

Außerdem - und das ist vermutlich äußerst erfolgsrelevant - habe ich die Emulsion im Kühlschrank aufbewahrt.
Ja, ich weiß, ich erfinde das Rad nicht neu :seufz: . Hätte ich mich einfach nach dem gerichtet, was Heike und Nine geschrieben haben :brille: , wäre die Emulsion vermutlich auch stabil geblieben.
Nun ja, manche Erfahrungen will man (ich) offenbar lieber selbst machen...

Die Emulsion ist stabil geblieben, wunderbar :bingo: :yeah:
Meine komplette selbst gerührte Kosmetik ist im Kühlschrank verschwunden, ich habe dazu gelernt. Vielleicht liest es jemand und erspart sich die Testreihe :veilchen: :)
Schöne Grüße 🧙‍♀️
Sylvie

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Asena
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Ungelesener Beitrag von Asena »

Hallo Sylvie,
Ich habe mit dem kleinen OCIS in Intervallen gerührt. Drei Minuten Pause, ca. 1,5 Minuten bei ca. 10 000 rpm (Dremel Angabe) gerührt.
Darf ich fragen, welche Einstellung des Dremels benutzt werden muss?

Habe bereits 5'000 rpm eine Minute gehört, Du schreibst 10'000 rpm 1.5 Minuten in Intervallen.

Heike's Laborrührer rührt mit 2'000 rpm:

klick
Was ist denn nun genau 'hochtourig' rühren? 2'000, 5'000 oder 10'000?

Liebe Grüsse,
Asena
Zuletzt geändert von Helga am Samstag, 17. April 2021, 22:03, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Link versteckt

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Sylvie
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Ungelesener Beitrag von Sylvie »

Liebe Asena,
Ich bin leider kein Spezialist für technische Rührkunde. Nine hat dazu ein Buch geschrieben ( „eine kleine Rührkunde“, Freya Verlag).

Meine Überlegung für mein Vorgehen waren folgende:
Der Ocis ist in Vergleich zum Zauberstab und Dynamic ( als einziger zur Verfügung stehenden Vergleiche) sehr schmal. Das Becherglas war die kleine breitere Form also nicht optimal gewählt. Um Fett und Wasser feinst zu dispergieren und alle Stellen in der entstehenden Emulsion zu erwischen (Totzonen vermeiden) habe ich die Drehzahl so hoch eingestellt, weil dann die Flüssigkeit mit mehr Kraft durch die Statorlöcher gezogen wird.

Abgesehen davon kannst du beim Zauberstab die Drehzahl gar nicht regulieren und die Emulsionen wurden mit ihm schon auch gut.

Die Rührwerke arbeiten nach einem anderen Prinzip. Näheres in Nines Buch.

Falls ich hier Unsinn erzählt habe, freue ich mich natürlich, wenn unsere Spezialisten auch für mich Erläuterungen haben.
Schöne Grüße 🧙‍♀️
Sylvie

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Asena
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Ungelesener Beitrag von Asena »

Tausend Dank liebe Sylvie,
Nine hat dazu ein Buch geschrieben ( „eine kleine Rührkunde“, Freya Verlag).
Habe mir das Buch gleich bestellt, freue mich schon drauf!

Liebe Grüsse,
Asena

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

Asena hat geschrieben:
Samstag, 17. April 2021, 21:32
klick
Was ist denn nun genau 'hochtourig' rühren? 2'000, 5'000 oder 10'000?
Der Begriff »hochtourig« stammt aus dem Jahr 2007 oder 2008, als viele noch im Marmeladenglas schüttelten oder mit Glasstab rührten. Ich wollt einfach deutlich machen, dass wir hohe Scherkräfte benötigen. Das war damals für viele ein Stabmixer oder eine Bohrmaschine mit eingespanntem Flügelrührer. So ein Konstrukt hatte ich auch für kurze Zeit.

Im Labor wird für Testbatches zunächst bevorzugt mit einem Labordispergierer (nach dem Rotor/Stator-Prinzip) homogenisiert. Die RPM sind unterschiedlich, selten über 10.000 rpm. Danach wird die Emulsion abgekühlt und in dieser Zeit moderat gerührt, hier mit einem Rührwerk (normaler Ankerrührer o. ä.). »Hochtourig« würde man daher eher in diesem Bereich (+/- 10.000 rpm) ansiedeln.

Aber: Im Vergleich zu Milchaufschäumer, Minimixer und Co sind bereits 2000 rpm eine andere Nummer. Für Olionatura rühre ich Formulierungen damit, um sicher zu sein, dass die Produkte gelingen. Die wenigsten haben einen Labordispergierer zuhause. Der OCIS ist auf einem guten Weg, aber sicher noch nicht Standard. Daher habe ich irgendwann für mich ausgemacht, dass 2000 rpm in entsprechend dimensionierten Bechergläsern (es ist ja auch immer eine Frage, in welchem Volumen ich rühre) im Vergleich zu früheren Selbstrührer-Methoden »hochtourig« sind.

Rühre ich privat, arbeite ich mit Labordispergierer und Rührwerk.

Nur einige alten Hasen hier wissen noch, was das für ein Aufschrei in der Szene war (im Beautykosmos damals), als ich mit dem hochtourigen Rühren ankam. Da kam richtig (hochtouriger) Gegenwind. :kicher: Die Milchschäumer-Fraktion organisierte sich.

Lange Rede, kurzer Sinn: Der Begriff wird durchaus unterschiedlich genutzt. Wenn wir privat rühren, dürfen wir das auch, finde ich. Am Ende gilt: Ein möglichst starkes Rührgerät wählen bringt sichtbar bessere Ergebnisse als ein Milchsschäumer … und dann beginnt »hochtourig« eben schon ab 2000 rpm (wie bei einem Rührwerk – der kommt diese Zahl – meine IKA RW 20 schafft maximal 2000 rpm).
Liebe Grüße
Heike

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Asena
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Ungelesener Beitrag von Asena »

Lange Rede, kurzer Sinn: Der Begriff wird durchaus unterschiedlich genutzt. Wenn wir privat rühren, dürfen wir das auch, finde ich. Am Ende gilt: Ein möglichst starkes Rührgerät wählen bringt sichtbar bessere Ergebnisse als ein Milchsschäumer … und dann beginnt »hochtourig« eben schon ab 2000 rpm (wie bei einem Rührwerk – der kommt diese Zahl – meine IKA RW 20 schafft maximal 2000 rpm).
:yeah: Ich fühle mich ganz geehrt, dass Heike geantwortet hat :hase:

Danke vielmals liebe Heike - ich hoffe dass ich durch Nine's Buch noch ein wenig mehr lernen kann.

Liebe Grüsse,
Asena

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Sylvie hat geschrieben:
Samstag, 3. April 2021, 19:43
Die Emulsion ist stabil geblieben, wunderbar :bingo: :yeah:
Meine komplette selbst gerührte Kosmetik ist im Kühlschrank verschwunden, ich habe dazu gelernt. Vielleicht liest es jemand und erspart sich die Testreihe :veilchen: :)
Kälte stabilisiert die Emulsion, weil die äußere Phase höherviskos ist und die feinst dispensierten Öltröpfchen sich weniger schnell bewegen und mit weniger Energie auf einander prallen.

Allerdings löst dies den Formulierungs- bzw. Herstellungsfehler nicht. :-)

Imwitor® 375 und Phospholipin® 80 H emulgieren schon in kleinen Mengen sehr zuverlässig. Aber sie benötigen sehr hohe Scherkräfte, und wenn man die nicht hat, muss man die äußere Phase mit Zusätzen an Fettalkoholen und Ölbildern Gelbildnern soweit andicken, dass die Öltröpfchen nicht mehr so mobil sind und weniger »knackig« aufeinanderprallen. Das, was Du mit Kälte erreichst, erreichen wir dann mit einer anders gestalteten inneren Emulsionsstruktur.
Liebe Grüße
Heike

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Ungelesener Beitrag von Blüten »

Heike hat geschrieben:
Sonntag, 18. April 2021, 09:49

Imwitor® 375 und Phospholipin® 80 H emulgieren schon in kleinen Mengen sehr zuverlässig. Aber sie benötigen sehr hohe Scherkräfte, und wenn man die nicht hat, muss man die äußere Phase mit Zusätzen an Fettalkoholen und Ölbildern soweit andicken, dass die Öltröpfchen nicht mehr so mobil sind und weniger »knackig« aufeinanderprallen. Das, was Du mit Kälte erreichst, erreichen wir dann mit einer anders gestalteten inneren Emulsionsstruktur.
Das verstehe ich nicht ganz. Was genau meinst Du mit Ölbildern?
Wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Blüten hat geschrieben:
Sonntag, 18. April 2021, 12:22
Das verstehe ich nicht ganz. Was genau meinst Du mit Ölbildern?
:kichern: Autokorrektur aktiv: Gelbildner sind gemeint.
Liebe Grüße
Heike

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Ungelesener Beitrag von Blüten »

Heike hat geschrieben:
Sonntag, 18. April 2021, 12:28
Blüten hat geschrieben:
Sonntag, 18. April 2021, 12:22
Das verstehe ich nicht ganz. Was genau meinst Du mit Ölbildern?
:kichern: Autokorrektur aktiv: Gelbildner sind gemeint.
Hatte ich mir fast gedacht. :wink:
Wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.

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Sylvie
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Ungelesener Beitrag von Sylvie »

Heike hat geschrieben:Kälte stabilisiert die Emulsion, weil die äußere Phase höherviskos ist und die feinst dispensierten Öltröpfchen sich weniger schnell bewegen und mit weniger Energie auf einander prallen.

Allerdings löst dies den Formulierungs- bzw. Herstellungsfehler nicht. :-)
aha, :seufz: ich habe 0,2 % Cosphaderm X 34 dabei und rühre mit dem kleinen OCIS mit 10 000 rpm (Dremelangabe). Eigentlich hätte es dann doch reichen sollen - oder :gruebel: ?
Schöne Grüße 🧙‍♀️
Sylvie

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Sylvie hat geschrieben:
Montag, 19. April 2021, 15:48
aha, :seufz: ich habe 0,2 % Cosphaderm X 34 dabei und rühre mit dem kleinen OCIS mit 10 000 rpm (Dremelangabe). Eigentlich hätte es dann doch reichen sollen - oder :gruebel: ?
Ich würde noch etwas mehr Gelbildner einplanen (0,4 %, wenn Du das magst) und/oder Behenylalkohol. Das hilft die Wasserphase anzudicken.

Der Ocis ist super. Ich musste aber auch zu diesen Mittelchen greifen, trotz Turrax. ;-)
Liebe Grüße
Heike

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Nine
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Ungelesener Beitrag von Nine »

Ihr Lieben,

vorweg vielen Dank für die Buchwerbung :D

Auch wenn eigentlich schon alles gesagt wurde, von mir noch eine Anmerkung zum Begriff "hochtourig": zunächst sagt der Begriff ja nur, dass sehr schnell, mit hohen Umdrehungszahlen, gerührt wird. Die Drehzahl an sich sagt aber nichts aus, wenn man nicht weiß, wie groß der Rührerdurchmesser ist :opa: .

Ich versuch´s mal mit einem Vergleich: ein kleines Kinderkarussel mit 2 Meter Durchmesser mag sich vielleicht mit 1 Umdrehung pro Sekunde bewegen. Dann hat man (außen auf einem Pferdchen o.ä. sitzend), eine Bahngeschwindigkeit von (2 m x 3,1415) pro Sekunde (Karusselumfang, der pro Sekunde "abgefahren wird"), das sind ca. 23 km/h (etwa wie schnelles Fahrrad fahren).
Betrachten wir nun ein Riesenrad, nehmen wir mal das London Eye: Es hat einen Durchmesser von 135 Metern. Würde es sich genauso schnell wie das Kinderkarussel drehen (eine Umdrehung pro Sekunde), ergäbe die Rechnung (135 m x Pi)/s = 1527 km/h (!!, das ist mehr als Schallgeschwindigkeit! Wäre dann auch für am Boden stehende Zuschauer ganz schön laut, weil die rumsausenden Fahrgastkabinen permanent Überschallknalle erzeugen würden ...). Dabei dreht sich das Riesenrad nicht "hochtouriger", sondern gleich schnell wie das Kinderkarussel!

Hier noch ein anderes Beispiel, das ich schon mal hier gepostet hatte:
Der größte Rührkessel, den ich selber leibhaftig gesehen habe, hatte ein Volumen von 2000 m³ (2 Millionen Liter), da muss man schon den Kopf in den Nacken werfen, wenn man davor steht und das Rührwerk oben drauf sehen will :-).

Der Begriff "hochtourig" ist hier auch in einem ganz anderen Kontext zu sehen..... wenn der Kessel ca. 10 m Durchmesser hatte bei ca. 25 m Höhe, dann war da vermutlich ein zweistufiger Blattrührer eingebaut mit einem Durchmesser von vielleicht 4 m. Bei der Drehzahl schätze ich mal, dass die nicht wesentlich höher als 60 pro Minute lag. Klingt jetzt im Vergleich mit ´nem Zauberstab in der heimischen Küche zunächst mal nach nix.... Bei 4 m Durchmesser beträgt der Umfang rund 12,5 m, die also 60 mal pro Minute oder 3600 mal pro Stunde von den Rührerblattspitzen überstrichen werden. Das macht (wenn man jetzt sozusagen auf einem Rührerblatt draufsitzen und mitfahren würde) pro Stunde eine zurückgelegte Strecke von 12,5 m x 3600 = 45 km, mit anderen Worten: der Rührer saust mit einer Geschwindigkeit von 45 km/h durch das Medium (man stelle sich das auf einem Motorboot vor..... das ist hochtourig!)
Es kommt - wie von meinen Vorpostern schon beschrieben - auf die Scherkräfte an, die auf die Tröpfchen der dispersen Phase wirken. Die Drehzahl ist nur ein Parameter, um hohe Scherkräfte zu erzeugen - es kommt auf die Gefäß- bzw. Rührergröße, die Fluidviskosität, ihre rheologischen ("viskositätsmäßigen") Eigenschaften sowie auf den Rührertyp an - ein weites Feld ;-).
Heike hat geschrieben:
Sonntag, 18. April 2021, 09:39
...
Nur einige alten Hasen hier wissen noch, was das für ein Aufschrei in der Szene war (im Beautykosmos damals), als ich mit dem hochtourigen Rühren ankam. Da kam richtig (hochtouriger) Gegenwind. :kicher: Die Milchschäumer-Fraktion organisierte sich.
...
Liebe Heike, diese Story kannte ich noch nicht - aber ich danke dir von Herzen, dass du dem Gegenwind so tapfer standgehalten hast :rosefuerdich: !!

Grüessli Nine

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Nine hat geschrieben:
Mittwoch, 21. April 2021, 18:29
Auch wenn eigentlich schon alles gesagt wurde, von mir noch eine Anmerkung zum Begriff "hochtourig": zunächst sagt der Begriff ja nur, dass sehr schnell, mit hohen Umdrehungszahlen, gerührt wird. Die Drehzahl an sich sagt aber nichts aus, wenn man nicht weiß, wie groß der Rührerdurchmesser ist :opa: .
Ja, Nine, das ist richtig. Ich gehe bei Verwendung dieses Begriffs im Gespräch mit privaten Anwendern von gängigen Rührmengen und Gefäßgrößen aus. Selbstrührer arbeiten mehrheitlich mit Produktmengen zwischen 30 und 100 g in entsprechend dimensionierten Bechergläsern, und in der zu rührenden Flüssigkeit steckte vor Jahren sehr oft ein Milchaufschäumer, heute bisweilen ein Turrax. :-) Um 2010 arbeiteten wir gerne mit Flügelrührern in Bohrmaschinen. So haben sich auch die Begrifflichkeiten entwickelt. Wenn sich Hobbyköche über Stabmixer unterhalten, werden sie andere Modelle vor Augen haben als zwei Köche aus einer Großküche. :kicher:
Nine hat geschrieben:
Mittwoch, 21. April 2021, 18:29
Liebe Heike, diese Story kannte ich noch nicht - aber ich danke dir von Herzen, dass du dem Gegenwind so tapfer standgehalten hast :rosefuerdich: !!
:yeah: Es war hart. Aber es hat sich gelohnt. Um so schöner, dass es nun ein Buch gibt, das genau DAS zum Thema hat. :love:
Liebe Grüße
Heike

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Ungelesener Beitrag von Asena »

Danke für die ausführliche Info liebe Nine,

Habe das Buch heute per Post erhalten :hase:

Habt nen schönen Abend,
Asena

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