Sheabutter

Fettsäurespektren, Jodzahlen und Fettbegleitstoffe – hier werden Öle, Buttern und Wachse en detail gewürdigt.

Moderator: Heike

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katja

Sheabutter

Ungelesener Beitrag von katja »

Hallo! :hallihallo:

Ich bin hier gerade im Forum aktiv und hüpfe von einem Thema zum Anderen. Gerade war ich bei Wirk- und Rohstoffe, jetzt hier! Da ich seit einiger Zeit Heike Buch "Naturkosmetik selber machen" durchforste und ich gerade bei dem Thema "Zusammenstellung sinnvoller Rezepte/ Auswahl von Ölen für eine Rezeptur" bin, ist mir aufgefallen, das Sheabutter normal zu den Fetten gezählt werden als das ich in einem anderem Buch gelesen habe, das Sheabutter als Konsistenzgeber und unerhitzt in einer Emulsion eingesetzt wird. Was ist nun richtig? Kann ich Sheabutter erhitzen ohne eine Cremerezeptur zu zerstören und gibt es andere bessere Konsistenzgeber als Sheabutter? Meine Cremes sind eigentlichen von der Konsistenz eher nicht fest und ich daher Sheabutter als Konsistenzgeber immer schon in Frage gestellt habe! Wer kann mir dazu etwas sagen! :-a
Ich würde mich sehr über Antworten freuen!
Liebe Grüße
Katja

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

katja hat geschrieben:Da ich seit einiger Zeit Heike Buch "Naturkosmetik selber machen" durchforste und ich gerade bei dem Thema "Zusammenstellung sinnvoller Rezepte/ Auswahl von Ölen für eine Rezeptur" bin, ist mir aufgefallen, das Sheabutter normal zu den Fetten gezählt werden als das ich in einem anderem Buch gelesen habe, das Sheabutter als Konsistenzgeber und unerhitzt in einer Emulsion eingesetzt wird. Was ist nun richtig? Kann ich Sheabutter erhitzen ohne eine Cremerezeptur zu zerstören und gibt es andere bessere Konsistenzgeber als Sheabutter? Meine Cremes sind eigentlichen von der Konsistenz eher nicht fest und ich daher Sheabutter als Konsistenzgeber immer schon in Frage gestellt habe! Wer kann mir dazu etwas sagen! :-a
Ich kann Dir nur die Aspekte erläutern, denen meine Entscheidungen zugrunde liegen. :-)

Zunächst zur Erhitzbarkeit von Sheabutter:
Seit Jahren gibt es den – ich nenne es mal – Mythos, dass man Sheabutter nicht erhitzen darf. Es würden ihre sensiblen Inhaltsstoffe zerstört und sie würde Krissel bilden. Ich habe das eine Zeit lang kritiklos geglaubt. :-)
Heute weiß ich, dass dies Unsinn ist – aus der Praxis heraus und aus dem chemischen Kontext. Sheabutter ist oxidativ sehr stabil, und das kurzzeitige Erhitzen im Rahmen unserer Herstellungsprozesse (wir bleiben i. d. R. unter 100 °C und bewegen uns eher um die 65–80 °C, und das auch nur für wenige Minuten) ist völlig irrelevant. Im Gegenteil sollte Sheabutter mit anderen Fetten aufgeschmolzen werden – wichtig in Emulsionen ist das sanfte, lange Kaltrühren – nicht im Wasserbad. Krissel sind Auskristallisationen höher schmelzender Fettbestandteile wie Phytosterole, die höhere Temperaturen brauchen, um homogen aufzuschmelzen; der langsame, unter stetigem Rühren stattfindende Abkühlungsprozess sorgt für die Ausbildung gleichmäßiger Emulsionsstrukturen. Ich kenne keine Krissel mehr, seitdem ich meine Emulsionen auf diese Weise herstelle.
Bei Body Melts, Badepralinen usw. hilft allerdings das Tiefkühlfach. Hier soll die wasserfreie Fettmasse schnell herunterkühlen, damit sich keine Krissel bilden. In meinem Blog habe ich diese Zusammenhänge für die Kakaobutter beschrieben. (Falls es dort seltsam aussieht: Ich arbeite am Redesign und muss noch die älteren Browser bedienen – mit aktuellen Browsern ist aber alles o.k.).

Zur Zuordnung von Buttern zu den Fetten
Dass ich Buttern nicht zu den Konsistenzbildnern zähle, hat damit zu tun, dass sie in unseren kosmetisch üblichen Emulsionen mit hohem Wasseranteil keine wesentliche Konsistenz bewirken. Richtig Konsistenz geben Fettalkohole und Partialglyceride in Kombination mit hydrophilen Emulgatoren … und Gelbildner. Beide dicken die Wasserphase an (siehe Handbuch, S. 102/103). Lipophile, effektive Konsistenzgeber sind Wachse. Anders sieht es bei W/O-Emulsionen mit wenig Wasser aus: Hier geben Fette Konsistenz, und hier spielen Buttern natürlich eine Rolle. In der Kosmetikindustrie wird aber selten eine Fettphase höher als 40 % eingeplant (von Ausnahmen abgesehen) – das sind typische Konzepte von Selbstrührern.

Buttern sehe ich primär in ihrer Funktion als niedrigspreitende Lipide, die in meinem naturkosmetisch ausgerichteten Spreitmodell die untere Grenze des Spreitspektrums markieren. Wir arbeiten mit anderen Fettkomponenten als die konventionelle Kosmetikindustrie, auf die sich Spreitwerte normalerweise beziehen – dort werden viele synthetische, hochspreitende Lipide eingesetzt, in deren Kontext unsere Pflanzenöle alle als langsamspreitend gelten. Da ich in meinem Konzept fast ausschließlich mit Pflanzenölen arbeite, musste ein neues Bezugssystem her, das ich hier beschrieben habe.
Liebe Grüße
Heike

katja

Ungelesener Beitrag von katja »

Hallo Heike,
vielen Dank für die Hilfestellung! :blumenstrauss: Ich werde mir sicherlich die Artikel mehrmals durchlesen müssen um irgendwann mal zufriedenstellende Rezepturen entwickeln zu können.

Liebe Grüße
Katja

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