Ich vertrage ausnahmslos alle Emulgatoren, aber meine Lieblingsrezepte für die Gesichtspflege, die ich immer wieder nachrühre, sind alle lecithinbasiert: Fluidlecithin Super oder Lipodermin zaubern mit Hydrolaten und einer kleinen Menge kostbarer nativer Öle wundervolle leichte Texturen, die hervorragend pflegen. Nur Reinlecithin – das lockte mich bisher wenig. »Es löst sich schlecht in Wasser«, sagen die einen; »es löst sich schlecht in Öl«, sagen die anderen; seltsam riechen soll es auch: Reinlecithin, die Zicke unter den Lecithinen. Aber als milder, verträglicher und preiswerter Emulgator verdient es ja eventuell doch einen Blick? Da die Liga der natürlichen Emulgatoren als nächster Testschwerpunkt anliegt, kann ich ja auch mit Reinlecithin beginnen.

Dann besuchte ich Tuâl, und sie präsentierte mir ein leichtes, vanillefarbenes Fluid im Spender, das sich sehr gut verteilen lässt und ein angenehm weiches, wenn auch leicht fettendes Gefühl auf der Haut erzeugt. Es ist sehr schön beduftet (Vetiver, Patchouli …, wenn ich mich richtig entsinne?). Auf dem Heimweg, auf der A1


Bei ihrem nächsten Besuch bei mir, verspreche ich, werde ich ein Fluid gerührt haben. Auf Basis einer ihrer Rezepturen, leicht angepasst (mit glatten Zahlen rechnet sich besser) und auf die Grundzutaten reduziert, mische ich also folgendes (32:68 % Fett-/Wasserphase, Lecithin ist mit 3,4 % dosiert, das sind 11 % an der Fettphase):
Probe 1:
6,0 gr Öl (ich verwende Sesamöl; mein Mandelöl ist aufgebraucht)
2,5 gr Pflanzenbutter
1,0 gr Reinlecithin
20 gr Wasser
Tipps zur Verarbeitung hat sie mir auch mit gegeben: das Reinlecithin in heißem Wasser lösen, Fett und Butter aufschmelzen und die Fettphase in die Wasserphase geben.
Ich tue, wie mir gesagt, und schon nach kurzem Rühren mit dem Knethaken bildet sich die Emulsion – dünn allerdings, lotionartig – so dass ich etwas Guarkernmehl hinzugebe und kräftig einarbeite. Fazit: die Emulsion dickt an, gewinnt an Konsistenz und wird zu einer leichten fluiden Cremelotion. Beim Auftragen wirkt sie leicht fettend, zieht aber relativ gut ein.
Gut, ich rühre eine Variante, die schneller einziehen soll. Was bietet sich an? Cetylalkohol!
Probe 2:
6,0 gr Öl
2,0 gr Pflanzenbutter
0,5 gr Cetylalkohol
1,0 gr Reinlecithin
20 gr Wasser, einen knappen halben Teelöffel Guarkernmehl
Die Verarbeitung nehme ich wie oben vor, nur dass ich das Guarkernmehl direkt in die Wasserphase einrühre und dort auflöse. Mir scheint tatsächlich, dass die Emulsion nicht mehr so fettig aufliegt und geringfügig schneller wegzieht. Was ich gerne hätte, wäre etwas mehr Konsistenz … einen höheren Pflanzenbutteranteil? Und wie dosiere ich dann Reinlecithin? Brauche ich mehr davon? Tuâl hat die Erfahrung gemacht, dass sie wesentlich mehr RL benötigt, wenn der Butteranteil steigt … was die Emulsion wiederum fettiger wirken lässt. Hier werde ich weitere Versuche ansetzen. Interessant wäre auch eine »Formel« geeigneter Einsatzkonzentrationen für Lecithine, die zumindest als Orientierungswert gelten könnte, wie wir sie ja für unsere klassischen Emulgatoren auf Glucosebasis auch verwenden.