
Vielleicht erinnert Ihr Euch, dass ich unlängst in einem Beitrag über das Entfettungsdilemma der Hautreinigung nachdachte. Für die Eiligen: Das Rezept, welches ich mit Euch teilen möchte und mit dem ich eine für meine Begriffe erstaunlich hautschonende aber dennoch wirksame Reinigung erzielen konnte, steht im zweiten Teil meines Beitrags.

Konzept
Nach einigen Versuchen der eher mäßig gelungenen Art zog ich folgende Schlüsse:
- Die das Tensid begleitenden Inhaltsstoffe müssen es auf den gewünschten Anteil waschaktiver Substanzen einerseits verdünnen und darüber hinaus seine selbst in Verdünnung signifikante Schädigung der Haut entsprechend drosseln.
- Es sind daher Wirkstoffe gefragt, welche die Haut straffen, solcherart zumindest für die Dauer der Anwendung ihre Durchlässigkeit vermindern, ihre Barriere stärken, ihre Struktur beschützen und deren Reparaturfähigkeit steigern.
- Besagte Inhaltsstoffe müssen diese Eigenschaften bereits beim unmittelbaren Kontakt mit der Haut aufweisen, zumal das Tensid, vor dem sie die Haut beschützen sollen, augenblicklich wirkt.
- Die so genannten Anti-Aging-Öle, aus denen ich Argan-, Granatapfelsamen- und Traubenkernöl auswählte, zeigten in meinen Experimenten eine je nach Öl unterschiedlich starke, stets aber deutliche Straffung der Haut, förderten ihre Rückfettung nach dem Waschvorgang und schienen die Hautoberfläche überhaupt so weit zu verdichten, dass die hauteigenen Fette dem Tensid erstaunlich unzugänglich waren. Gleichzeitiges Auftragen von Granatapfelsamenöl beispielsweise machte meine Haut vorrübergehend immun gegen den Gebrauch herkömmlicher Flüssigseife, welche das Öl zwar ganz entfernen konnte, ihre barrierestörende Wirkung jedoch nur kurz und sehr gedämpft zur Geltung kam.
- Um besagten Effekt zu optimieren, entschied ich mich für eine Kombination aus Argan- und Traubenkernöl zu gleichen Teilen, verstärkt durch Glycerin, das nach Heikes Portrait die Reizung durch Tenside vermindert, abgerundet mit dem hochwirksamen Granatapfelsamenöl in entsprechend geringer Dosis.
- Als zusätzliche "Starthilfe" für die Haut, deren Oberfläche (aber nicht die tieferen Schichten, siehe oben) vom Tensid entfettet wurde, ergänzte ich die Rezeptur um eine winzige Menge Squalan, um den verlorenen Talg gewissermaßen zu ersetzen.
Die folgenden Angaben beziehen sich auf eine Probiermenge von 31 Gramm (irgendwo zwischen 30 und 35 Millilitern). Bei Bedarf bitte entsprechend multiplizieren.

10g natives Traubenkernöl
10g natives Arganöl (ungeröstet)
7g Kokosbetain
2g Glycerin
1g natives Granatapfelsamenöl
1g Squalan
Sofern das mir verkaufte Kokosbetain tatsächlich 30% waschaktive Substanzen enthält (wie die Chefin der Kosmetikmacherei auf Rückfrage versicherte), liegt der Anteil waschaktiver Substanzen meines Waschgels bei etwa 6,77%.
Anmerkungen:
- Das Gel ist von dicklicher Konsistenz und vermutlich nicht ganz selbstemulgierend - bitte vor Gebrauch schütteln!
- Die Rezeptur enthält kein Wasser und sollte daher ausreichend haltbar sein. Falls ich mich irre, bitte Konservierung ergänzen!
- Mangels geeigneten Teststreifens konnte ich leider nicht überprüfen, ob es den pH-Wert der Rezeptur zu verbessern gilt. Bitte nach Bedarf justieren!
- Die Haut zieht sich durch die Anwendung des Waschgels etwas zusammen und wird danach wieder geschmeidig.
- Zur gründlichen Handreinigung reichen zwei bis drei große Tropfen völlig aus.
- Das Waschgel lässt sich am besten verteilen, wenn man besagte zwei bis drei Tropfen in die mit Wasser benetzten Handflächen träufelt.

Harald