Aroma-Zentrum signalisiert Zusammenarbeit

Fettsäurespektren, Jodzahlen und Fettbegleitstoffe – hier werden Öle, Buttern und Wachse en detail gewürdigt.

Moderator: Heike

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Aroma-Zentrum signalisiert Zusammenarbeit

Ungelesener Beitrag von Heike »

Frau Günther und Herr Lerch vom Aroma-Zentrum begrüssen die Initiative und haben an mich die Information weiter gegeben, dass am 07. September 2008 ein Workshop geplant ist, der sich u. a. mit Qualitätsfragen befasst:
"Qualität" - mit was darf geworben werden - Siegel, Zertifikate, Analysen - worauf man sich verlassen kann ... (?) Wer ist verantwortlich - was kann ich erwarten?

Weitere Infos findet Ihr -> hier auf der Webseite. :-)
Liebe Grüße
Heike

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Zufällig gefunden, möglicherweise unfreiwillig öffentlich zugänglich (?).

Hier noch einmal in Textform:

Anfrage von Frau Günther an Frau Dr. Oberhauser
Zertifizierungen - Analysen für Endkunden von Christiane am 29.5.08, 13:32
Liebe Frau Dr. Oberhauser,

von einem Betreiber eines Internetforums bekamen wir eine Einladung, die Lieferanten von Endkunden dazu aufruft mehr Transparenz zu bieten in Form von Zertifikaten. Man geht sogar soweit in diesem Forum und Anschreiben an uns, dass DIESE Lieferanten, die hier mitmachen würden (Zertifikate und Analysen an Endkunden weitergeben), im Forum aufgelistet werden mit dem Hintergedanken, dass Endkunden fortan nur noch dort kaufen sollten. Man beruft sich auch u.a. auf gesetzliche Hintergründe.
Nicht nur dass uns dies eine irre Arbeit bedeuten würde - neben der bisher schon umfangreichen Bürokratie - diskriminiert es auch hier liebevolle Kleinhandwerksbetriebe, die kein Analysenzertifikat abgeben könne. Dazu kommt, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass jeder Endkunde - ohne nötiges Vorwissen - diese Zertifikate auch lesen kann. Was mich auch sehr beunruhigt, ist die Tatsache, dass hier noch mehr Wertschätzung auf "Siegel" und Zertifikate gelegt wird und das "Herzstück" - bzw. Vertrauen nicht mehr geprüft wird.
Wir entwickeln uns meines Erachtens nach in die verkehrte Richtung.
Ich würde diesem Forum gerne eine kostenlose Einladung zur Qualitätssicherung in unserer Firma vorschlagen und:
Einladung zu unserem Aroma-netz e.V. - workshop am 7. September.
Was halten Sie davon und was können Sie uns über juristische Hintergründe zu diesem Thema sagen?
Freue mich auch über Antworten und Erfahrungen von anderen Mitgliedern.
Hier der Link:http://www.ruehrkueche.de/viewforum.php?f=15
Schade, die pdf kann ich nicht einfügen...
Melde sich wer sie haben möchte.

Vielen Dank für die Antwort

Christiane

Antwort von Frau Dr. Oberhauser
Re: Zertifizierungen - Analysen für Endkunden von Oberhauser am 30.5.08, 16:04

Liebe Frau Günther,
ich beantworte die Frage auch basierend auf dem Telefonat, das wir hierüber führten, weil ich denke, dass dies für alle Leser interessant sein wird.

Eine genauere Durchsicht der Homepage und auch der mir überreichten pdf ergab, dass die telefonisch diskutierte Rechtsauffassung bestehen bleibt. Hierbei handelt es sich "nur" um eine Art freiwillige Selbstkontrolle, von der kein weiterer kaufmännischer Profit zu erwarten sein dürfte, denn dafür hat diese Verbraucherselbsthilfe-Organisation noch nicht die gesellschaftspolitische Schlagkraft, die dazu führen würde, dass sich ein Verbraucher nur an Händler wendet, die auf diese Weise transparent gemachte Produkte führen.

Nun bliebe zu überlegen, ob man mit den Rührküchlern die Kooperation sucht und beispielsweise einmal einen Vortrag hält (gerne auch einen juristischen),was denn die gewünschten Zertifikate und Testungen tatsächlich bringen, und auch dann preispolitisch bewirken. Die Fragestellung ist ja, ob der Verbraucher sich dann wirklcih sicher fühlen kann, wenn Zertifikate vorgelegt sind, die er nicht einmal interpretieren und lesen kann. Ich würde jetzt einfach mal einen Versuchsballon starten und dort eine Vortragsdienstleistung anbieten, man wird ja dann sehen, wie die Gegenseite reagiert.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. iur. Anette Oberhauser
Rechtsanwältin


_____________________________

Ich finde das schade. Vertrauen ist gut. Wie soll aber Vertrauen wachsen? Auch ist der Kern des Problems gar nicht begriffen, scheint mir, nämlich der, dass der Ölmarkt wie so oft von mir zitiert, ein Sumpf ist. Ich erinnere nur an das Zitronenkernöl mit mehrfach eingesetztem Analysezertifikat, dem Fettsäuremuster von Sesamöl (!) und die Reaktion von Frau Doleschalek der Kosmetikmacherei in Österreich auf Kunden, die informiert sind und Unstimmigkeiten aufdecken (siehe diesen Thread). Vertrauen? Welches Vertrauen? Vertrauen will erworben werden – oder es wird leichtsinnig verspielt wie in Österreich.

Auf die Gefahr hin, wieder Öl ins Feuer zu schütten: ich bin gerne unbequem. :<

Zur Erläuterung: ich habe diesen Shop bisher als sehr vertrauenserweckend und zuverlässig erlebt. Ich zweifle keinen Augenblick daran, dass dort Menschen mit hohem qualitativem Bewusstsein arbeiten. Ich würde mir dann nur die Offenheit in einem Mailaustausch wünschen, der mir oben genannte Gedanken offenbart und mich zu einem Dialog unter 4 Augen einlädt. So war die Initiative stets gedacht.

Schade. Chance verpasst. Neue Chance? Ich bin immer offen.
Liebe Grüße
Heike

Ravena

Ungelesener Beitrag von Ravena »

Liebe Heike,

bitte übersetze für mich;-)))

Ich habe die Worte mehrfach gelesen, die Aussage der beiden Beiträge will sich mir einfach nicht erschließen :gruebel:

Erinnert mich ein bißchen an meine Schulzeit, wo ich viel erzählt habe,
wenn ich eine Frage nicht beantworten konnte, damit es nicht auffällt, dass ich sie nicht beantworten kann.

Bitte um Entschuldigung,wenn ich etwas mißverstanden habe, aber ich versteh eben Bahnhof;-)))

Lg
Ravena

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Ravena hat geschrieben:bitte übersetze für mich;-)))
Gerne. :-)

Ich habe 2008 zu einer »Initiative Ölqualität« aufgerufen und eine Liste an Händlern erstellt, die ich schätze und gerne einladen wollte, gemeinsam gute Qualität an Ölen sicherzustellen. Hintergrund war u. a. die Erkenntnis, dass Sheabuttern zu einem erschreckend hohen Teil hochkontaminiert verkauft wird und sich kaum jemand an gesetzliche Vorgaben hält. Tatsächlich ist der Ölmarkt einer, der durch unglaublichen Pfusch gekennzeichnet ist, da wird gepantscht und verfälscht, wie man es sich kaum vorstellen mag.

Ich hatte die Vorstellung, dass durch entsprechende Information über qualitätsbestimmende Kriterien Händler (Shopinhaber) wie Käufer Werkzeuge in die Hand bekommen, gute Öle zu erkennen. Wie wichtig das ist, hat ja ein aktuelles Beispiel gezeigt, dass nämlich eine österreichische Shopinhaberin weder 2 Jahre alte Zertis entlarvt noch erkennen kann, dass ein Zitronenkernöl keins ist. Eine informierte, sachkundige Händlerin kauft anders ein.
Umgekehrt sehe ich erheblichen Informations-Nachholbedarf bei den Kunden und teilweise auch deren irrige Ansicht, dass man bitteschön doch alles billig, billig bekommen muss. Zertifikate kosten, kleine Chargen kosten – es galt und gilt, den Blick für qualitäts- und preisbestimmende Kriterien zu schulen. Du kennst das sicher, auch bei ätherischen Ölen greifen manche ja lieber zum Billigprodukt, weil sie glauben, das wäre der machbare Preis. Hier ist die Situation nicht viel anders.

Ich schrieb dann die erste Hälfte der Händler an, die andere sollte aus zeitlichen Gründen ein paar Tage später erfolgen. Allerdings hatte ich wohl in ein Wespennest gestochen, denn mich erreichten seltsame Mails, auch anonmye, die mir eine Zusammenarbeit mit Rapunzel nachsagten und mir unterstellten, ich wolle die kleinen Ölhändler vom Markt drängen. Dass mir im Gegensatz daran gelegen ist, gerade die qualitätsbewussten kleineren Anbietern zu unterstützen, indem ich die Kostenintensivität notwendiger Analysen und anderer Maßnahmen deutlich mache, die sich auch im Preis niederschlagen, haben einige wohl in ihrem Wild-um-sich-Schlagen nicht bemerkt. Die zweite Hälfte der Shops habe ich dann gar nicht mehr angeschrieben.

Wie dem auch sei: der kurze Dialog oben zeigt, dass die Situation in ihrer Relevanz und Wichtigkeit nicht erkannt wird, dass auch die Fachkompetenz fehlt, wie die gesetzliche Lage aussieht. Wieso mehr Bürokratie, wenn doch der Nachweis der Qualität zu den Verpflichtungen gehört, der sich die Ölerzeuger unterwerfen?
Auch existiert wohl die irrige Annahme, dass kleine Ölmühlen automatisch hochwertiges Öl liefern. Dem ist nicht so. Dafür sind die beeinflussenden Parameter, die zu einem guten Öl führen, viel zu komplex.

Nun war und bin ich allen Diskussionspunkten offen. Ich hätte mir diese Offenheit in einem telefonischen oder elektronischen Dialog gewünscht, in etwa so, »Wir begrüßen diese Initiative, aber aus unserer Sicht ergeben sich Probleme, weil …« Das hätte neue Aspekte in die Diskussion gebracht, z. B. den sehr kleiner, handwerklich hergestellter Chargen. Zum Shop selbst: ich bin da nie enttäuscht worden, das Zerti zu einer Shea war einwandfrei. Ich zweifle in keiner Weise an seiner Seriosität. Aussagen wie die der Anwältin, die sich auf ein geführtes Telefonat berufen, »von der kein weiterer kaufmännischer Profit zu erwarten sein dürfte, denn dafür hat diese Verbraucherselbsthilfe-Organisation noch nicht die gesellschaftspolitische Schlagkraft, die dazu führen würde, dass sich ein Verbraucher nur an Händler wendet, die auf diese Weise transparent gemachte Produkte führen« finde ich erschreckend. Es fällt das Wort »Vertrauen«, dann das Wort »Profit«. Es ist völlig legitim, Geld zu verdienen. Bei dieser Qualitätsfrage solle ein vertrauensbildender Händler jedoch nicht nur den Profit vor Augen haben. Ich finde diese Aussage entlarvend.

Das Wort »Vertrauen« wird mir hier inflationär gebraucht. Viele haben auch im Falle des Zitronenkernöls oder des Jasminwachses vertraut – und sind enttäuscht worden. Vertrauen will erworben werden. Und es gibt Situationen, da möchte ich Papier sehen. Letztendlich zeigt mir der Blick auf ein Zerti, ob der Shopinhaber die Kompetenz hat, Qualität zu erkennen und kritisch einzukaufen. Mache ich die Erfahrung häufiger, werde ich das Vertrauen entwickeln und ohne Zerti kaufen.

Insgesamt hat sich seitdem dennoch viel getan. Händler sind heute gewöhnt, dass nach Zertis gefragt wird, einige notieren die Möglichkeit einer Anforderung auf ihrer Webseite, andere haben zumindest Spezifikationen veröffentlicht, ein Händler hat tatsächlich endlich geprüfte Shea. Auch die Zahl der informierten und kritischen Käufer ist gestiegen. Ich habe in vielen Dialogen qualitätsbewusste Händlerinnen kennenlernen dürfen, bekomme heute vor Einkauf Zertis zugeschickt und kann beraten, welche Produkte den Anforderungen entsprechen und in den Shop aufgenommen werden könnten. Das bedeutet: die Hilfe wird genutzt, und sie verändert das Produktangebot. :-) Das ist doch was.
Liebe Grüße
Heike

Della
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Ungelesener Beitrag von Della »

Interessant, diese fast paranoide Reaktion - ich meine die Mails, die Dir unterstellen, mit einem größeren Anbieter zusammenzuarbeiten, kleine Anbieter vom Markt drängen zu wollen...

Zwei Dinge verwundern mich hier: Fr. Dr. Oberhauser spricht von einer freiwilligen Selbstkontrolle. Das klingt für mich so, als wäre es in den entsprechenden Gesetzlichen Regelungen gar nicht vernünftig ausformuliert, wie der Nachweis zu erfolgen hat, dass ein Öl den Parametern entspricht, mit denen es in Verkehr gebracht werden soll. Ist das so?
Ich muss jetzt an Fleisch und Gemüse denken und die Skandälchen, die alle paar Monate in den Massenmedien landen, wie etwa pestizidbelastete Paprika oder Gammelfleisch in Supermärkten. Bei Lebensmitteln wird ofenbar von offiziellen Stellen stichprobenartig kontrolliert, gelegentlich auch von Verbraucherschutzorganisationen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass etwa Supermärkte dazu verpflichtet sind, den Bakterienbefall von Frischfleisch selbst zu kontrollieren, oder kontrollieren zu lassen, und das Regelmäßig - das würde die derzeitigen Dumpingpreise auch bei massenproduziertem Fleisch unmöglich machen. Also gehe ich davon aus, dass die Händler nur zur Einhaltung bestimmter hygienischer Bedingungen verpflichtet sind. Wogegen sie ohnehin regelmäßig verstoßen (wiederholt paketiertes Fleisch etc.).
Gibt es eine Nachweis- oder Kontrollpflicht für Händler von pflanzlichen Ölen? Für die Produzenten? Oder ist das so wie bei Lebensmitteln, dass es zwar Grenzwerte gibt, aber diese allenfalls in Stichproben amtlich kontrolliert werden? Ist die Zertifizierung wirklich eine freiwillige Selbstkonktrolle?

Der zweite Aspekt, über den ich den Kopf schütteln muss, ist das Vertrauen, das quasi als Tugend eingefordert wird. Wenn ich es richtig verstehe auch zwischen Händler und Produzent.
Da wird übersehen, dass bestimmte Faktoren, die die Qualität eines Öles mitbestimmen, vom Produzenten gar nciht beeinflussbar sind, auch nicht dadurch, dass er ein ehrenwerter, moralisch gefestigter Mensch ist. Pflanzen können auch ohne jedes Verschulden und ohne jede Fahrlässigkeit derer, die sie anbauen, eine erhöhte Menge bestimmter Gifte enthalten, und selbst das Wetter im Erntejahr wird doch einen Einfluss auf die Fettsäuremuster haben.
Aufgrund dessen kann ich doch nur dann vertrauen, wenn der Produzent oder der Händler die Öle analysieren lässt - und zwar darauf vertrauen, dass er Öle dann gar nciht erst in Verkehr bringt, wenn Werte überschritten werden. Siehe das fröhlich (und mit Zerti) verkaufte Preiselbeersamenöl mit POZ 27 vor zwei Jahren.
Wenn dagegen die Analyse der Öle als freiwillige Selbstkontrolle erachtet wird, die sich kommerziell nciht lohnt, dann müsste ich vertrauen in die Götter oder den Zufall, der eine Ernte bestimmter Pflanzen glückhafterweise nicht in Berührung kommen lässt mit kurzzeitig belastetem Grundwasser und dergleichen. Das ist doch absurd.
Selbst mit einem Zerti, das vollkommen in Ordnung ist, muss ich einem Händler eine riesenmenge Vertrauen vorschießen, dass er nämlich die Kompetenz und die Geschicklichkeit und die technischen Möglichkeiten hat, bei Lagerung und Umfüllung für die geringstmögliche oxidative Belastung oder mikrobielle Kontamination zu sorgen. Bis ein Öl bei mir landet, sind die Werte auf dem Zerti doch ohnehin schon nicht mehr aktuell, oder sehe ich das falsch?

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

Della hat geschrieben:Zwei Dinge verwundern mich hier: Fr. Dr. Oberhauser spricht von einer freiwilligen Selbstkontrolle. Das klingt für mich so, als wäre es in den entsprechenden Gesetzlichen Regelungen gar nicht vernünftig ausformuliert, wie der Nachweis zu erfolgen hat, dass ein Öl den Parametern entspricht, mit denen es in Verkehr gebracht werden soll. Ist das so?
Es gibt klare gesetzliche Vorgaben, die sich aus dem Lebensmittelgesetz und der Kosmetikverordnung ergeben. Richtig ist, dass nicht alle Grenzwerte gesetzlich festgelegt wurden, sondern einer freiwilligen Übereinkunft zur Qualitätssicherung im ölproduzierenden Gewerbe entstammen. De facto wird diese jedoch – z. B. vor Gericht – als Grundlage anerkannt. So gibt es ein Positionspapier der Fachgruppe »Analytik und Qualitätssicherung« der Deutschen Gesellschaft für Fettwissenschaft (DGF), »Qualitätskriterien für kaltgepresste Speiseöle«, das in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen (Verband Deutscher Ölmühlen e. V., Bundesverband dezentraler Ölmühlen e.V. usw.) verfasst worden ist. Daraus resultieren gibt es Leitsätze für Speiseöle und -fette, die bekannte Grenzwerte notieren. In Österreich ist dies übrigens analog geregelt. Kurz: die gesamte Branche verpflichtet sich, diesen Qualitätskriterien zu folgen.

Eine Argumentation, die aus der fehlenden gesetzlichen Fixierung schließt, man müsse sich nicht daran halten, offenbart für mich fehlendes Problembewusstsein. Als Kunde bleibt mir die Möglichkeit, anhand eines Analysezertifikats zu entscheiden, ob ich dieses Produkt kaufen möchte, und bei dieser Entscheidung sind die freiwilligen Leitsätze eine gute Orientierung. Mehr interessiert mich nicht.
Gibt es eine Nachweis- oder Kontrollpflicht für Händler von pflanzlichen Ölen? Für die Produzenten? Oder ist das so wie bei Lebensmitteln, dass es zwar Grenzwerte gibt, aber diese allenfalls in Stichproben amtlich kontrolliert werden? Ist die Zertifizierung wirklich eine freiwillige Selbstkonktrolle?
Biozertifizierung ist freiwillig, aber man darf nur Bio-Produkte anbieten, wenn man zertifiziert ist. Hier gibt es strenge Auflagen. Daher rühren die Angaben in manchen Shops, Öle seien nur für den kosmetischen Einsatzbereich; es fehlt die Zertifizierung für Bio-Lebensmittelöle – die kostet nämlich, und man will sich dieses Geld gerne sparen Das können hochwertige Öle sein, es kann aber auch ein schlechteres, raffiniertes, gedämpftes Produkt oder ein verschnittenes sein. Ich kaufe grundsätzlich nur Öle, die lebensmitteltauglich sind. Kosmetische Öle sind mir zu undurchsichtig.

Was Stichproben angeht: verantwortungsvolle Großhändler kontrollieren jede Charge. Ich kenne persönlich Papiere mit Identitätskontrolle (z. B. Prüfen des Sterol- oder Tocopherolmusters, die für Öle typisch sind), Fettsäurespektrum, Pestizide, PAK usw. … und da gehen Chargen auch mal zurück, weil die Qualität nicht ausreicht oder die Herkunft des Produkts oder sein BIO-Status nicht lückenlos dokumentiert ist. Das schafft Vertrauen.
Liebe Grüße
Heike

micha

Ungelesener Beitrag von micha »

Und wieder einmal beschleicht mich das unangenehme Gefühl, aufgrund des reinen Profites für dumm verkauft zu werden. :/

"Die Fragestellung ist ja, ob der Verbraucher sich dann wirklcih sicher fühlen kann, wenn Zertifikate vorgelegt sind, die er nicht einmal interpretieren und lesen kann"

Was ich lesen und interpretieren kann, kann man ganz getrost mir überlassen, derartige Aussagen machen mich einfach nur wütend. Mein Vertrauen kann man nicht einfordern, das muss man sich schon erarbeiten. Und wer mir etwas verkaufen will, hat auch eine Serviceleistung zu bringen! Wir als Verbraucher sollten jetzt endlich hergehen und unsere Rechte auch einfordern.

Uh, ich merke, ich bin jetzt richtig sauer :<

Trotzdem wünsche ich euch ein schönes Wochenende.

Liebe Grüße! Micha

Ravena

Ungelesener Beitrag von Ravena »

Liebe Heike,

es ist schon so wie du schreibt - der Markt ist sehr undurchsichtig.

ich möchte hiermit niemanden in Schutz nehmen, aber ich weiß aus Erfahrung, dass es teilweise nicht einfach ist nachzuvollziehen, wie rein ein Produkt ist, wenn man es nicht direkt beim Hersteller kauft, sondern über einen oder gar mehreren Zwischenhändlern.
Gerade die Händler, die mehr als 2-3 Öle anbieten sind darauf angewiesen zu vertrauen, dass sie reine Ware einkaufen und die Zertifikate auch jedesmal stimmen ;-)))

Ich persönlich habe das Glück meine ÄÖ direkt vor Ort einzukaufen und auch da gab es manchmal Überraschungen;-)))
Die ich dann allerdings auf Grund des direkten Kontaktes klären konnte.

Von Arganöl lasse ich z.B. grundsätzlich die Finger, da ich aus gesicherter Quelle weiß, dass auf Grund der großen Nachfrage und des rel. hohen Preises gern nachgeholfen wird;-(((
Und dies kann der Endhändler auch nicht jedes mal nachprüfen. Eigentlich müsste jeder Händler jedes Öl im Labor selbst nachprüfen! Erfordert viel Hintergrundwissen und auch finanziellem Aufwand. Und der Endkunde will es billig!

Aber, ich gebe dir völlig Recht - das Verständnis für Transparenz und Verantwortung darf sich entwickeln.
Dann gibt es auch eine Chance, dass tatsächlich Qualität und Reinheit angeboten wird.

Aufklärung auf allen Ebenen ist angesagt!
Und da bist du ein Pionier auf diesem Gebiet :knuddel:

LG
Ravena

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Ungelesener Beitrag von Heike »

micha hat geschrieben:Und wieder einmal beschleicht mich das unangenehme Gefühl, aufgrund des reinen Profites für dumm verkauft zu werden. :/
Nein, da muss ich Aroma-Zentrum in Schutz nehmen. Den Eindruck hatte ich nie, habe ich nicht. Mich trifft, dass solche Aspekte nicht offen angesprochen worden sind und dass ich merke: ich als Kunde werde mit Erfahrungen und meinem Wunsch nach Transparenz nicht ernst genommen (?). Das ist ein Widerspruch zu der Aussage, dass man die Initiative unterstützen möchte.
"Die Fragestellung ist ja, ob der Verbraucher sich dann wirklcih sicher fühlen kann, wenn Zertifikate vorgelegt sind, die er nicht einmal interpretieren und lesen kann"

Was ich lesen und interpretieren kann, kann man ganz getrost mir überlassen, derartige Aussagen machen mich einfach nur wütend.
Ich verstehe Dich gut. Nur, bitte vergiss' nicht, das war 2008. Bevor wir hier Ölqualität zum Thema gemacht haben, gab es so gut wie kein Problembewusstsein. Das Forum der Aufrührer ist das einzige, dass sich neben uns dieser Thematik kritisch angenommen hat. Das Gros der in Foren Aktiven kennt bis heute tatsächlich nicht die Bedeutung von POZ und FFA. Fakt ist, dass dann aufgrund unserer Diskussionen hier unzählige Zertis angefordert wurden und die Mädels nicht wussten, was sie damit anfangen sollten. Das ist auch ärgerlich für den Händler. Ich habe daher immer dazu aufgefordert, dieses Papiere bitte doch nur dann anzufordern, wenn man sich vorher kompetent gemacht hat.
Liebe Grüße
Heike

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Ravena hat geschrieben:ich möchte hiermit niemanden in Schutz nehmen, …
Doch, mach' das. :-) Ich nenne auch weiter Aroma-Zentrum als empfehlenswerten Händler auf Olionatura oder gebe den Shop als Empfehlung mündlich weiter, da habe ich keinen Zweifel. Es ist menschliche Enttäuschung.
aber ich weiß aus Erfahrung, dass es teilweise nicht einfach ist nachzuvollziehen, wie rein ein Produkt ist, wenn man es nicht direkt beim Hersteller kauft, sondern über einen oder gar mehreren Zwischenhändlern.
Gerade die Händler, die mehr als 2-3 Öle anbieten sind darauf angewiesen zu vertrauen, dass sie reine Ware einkaufen und die Zertifikate auch jedesmal stimmen ;-)))
Ja, bei ätherischen Ölen ergibt sich ein fast noch breiteres Feld des möglichen Pantschens. Ich als Laie könnte ein gut gefälschtes Rosenöl nicht erkennen, Du garantiert. Bei Speiseölen zeigt schon die Sensorik sehr viel auf, also ein moderiger, kratziger Geschmack oder Geruch. Nur: Du bist Fachfrau und hast die Kompetenz, mit Sachkunde einzukaufen – welch Glück für Deine Kunden (Deine beiden Rosenöle, die »alba« und die »damascena« sind übrigens ein Traum :hearts:). Das ist auf dem Ölmarkt selten. Wer seine Öle in gängigen Shops kauft, kann böse auf die Nase fallen – hatten wir ja gerade wieder.

Wenn ich mitbekomme, dass ein Händler kompetent ist, brauche ich keine Zertis, auch nicht, wenn ich weiß, woher die Öle stammen (wie viele aus Bremen) ;-), weil ich da bereits alle Papiere in der Hand habe und weiß, wie kritisch dort geprüft wird. Bei Aroma-Zentrum habe ich eine sehr schöne Shea getestet mit einwandfreiem Zertifikat. Mensch, es ist doch alles da … um so mehr trifft mich der kurze Austausch, den ich oben zitiert habe.
Liebe Grüße
Heike

Ravena

Ungelesener Beitrag von Ravena »

Oh Danke, da freu ich mich aber, dass gerade Du sie magst :knutsch:

OT aus

Und da wären wir wieder bei dem Preis.
Und das Vertrauen u Kompetenz, die damit einher gehen.

Ich selbst habe es schon erlebt, dass Wissen und KnowHow in zeitaufwändigen Telefonaten oder mails eingefordert wurde, um dann doch im Großhandel zu günstigeren Preisen einzukaufen.
Und natürlich leben wir in der freien Marktwirtschaft und es kann jeder seine Wahl für sich nach seinen Kriterien treffen.

Ich persönlich bevorzuge Händler, die die Kompetenz und die Liebe zum Produkt mitbringen. Ich empfinde es so, dass ich diese Energie mit"kaufe" und diese dann in mein damit hergestelltes Produkt einfließt. Und Spaß machen soll Geld ausgeben doch auch;-))) Und ja, beim Händler meines Vertrauens brauch ich auch nicht immer ein Zertifikat. Und ich weiß, wenn es tatsächlich doch mal Unstimmigkeiten geben sollte, werden sie menschlich geklärt.

Hiermit möchte ich Herrn Reike, von www.naturrohstoffe.de lobend erwähnen.
Es ist mir jedes mal ein Fest bei ihm zu bestellen und mit ihm zu fachsimpeln.
Und auf Grund eines Gespräches zu einem seltenen ÄÖ, kann ich an dieser Stelle bestätigen, dass er es ernst nimmt mit der Qualität und Reinheit.

LG
Ravena

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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

Heike hat geschrieben:In Österreich ist dies übrigens analog geregelt. Kurz: die gesamte Branche verpflichtet sich, diesen Qualitätskriterien zu folgen.
Wenn ich das richtig herausgefunden habe, hält sich die österreichische Lebensmittelaufsicht an eine Variante des Codex Alimentarius, den Codex Alimentarius Austriacus, hier nachzulesen. Darin gibt es zumindest Rahmenwerte der Fettsäuren für die gebräuchlisten Öle, die Peroxidzahl und noch andere Parameter.

Della
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Ungelesener Beitrag von Della »

Toller Link, lieber Pflösch, danke!

Und danke, liebe Heike, für die Aufklärung! Was Du schreibst über die Entstehungsweise von Vertrauen kann ich nur unterschreiben, unterstreichen, gelb markieren und überhaupt. Und auch dass es schön ist zu sehen, wie viel sich schon Positives, auch Vertrauensbildendes getan hat in der kurzen Zeit...

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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

Della hat geschrieben:Toller Link, lieber Pflösch, danke!
Die Grenzwerte für die Peroxidzahl fand ich in dem österreichischen Dokument jetzt nicht. Die muss ich an anderer Stelle gelesen haben. :lupe:

Della
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Ungelesener Beitrag von Della »

pflanzenölscheich hat geschrieben:
Della hat geschrieben:Toller Link, lieber Pflösch, danke!
Die Grenzwerte für die Peroxidzahl fand ich in dem österreichischen Dokument jetzt nicht. Die muss ich an anderer Stelle gelesen haben. :lupe:
Ich habs jetzt noch nicht durchgeschaut - es gab mal einen formulierten Grenzwert, der aber leider wieder rausgenommen wurde, stattdessen steht jetzt an der Stelle eine Definition der Peroxidzahl. Nur weiß ich nicht mehr ob das der Codex war oder ein anderes Dokument, hatte ein pdf, gehe es suchen :weg:

Della
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Ungelesener Beitrag von Della »

habs schon - es IST das Lebensmittelbuch, Codexkapitel B 30, da wurde in der Neuauflage 2009 eine vorher vorhandene Angabe zur Peroxidzahl rausgenommen.

Hier kannst Du das pdf runterladen, es ist das Viertunterste der Ergebnisse, "Codexkapitel B 30"

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

Als ich eben nach dem lateinischen Namen für mein beim Aroma-Zentrum gekauftes Pelargonium-Öl (ätherisches Öl) suchte, fand ich dort den Hinweis auf aktuell eingetroffene Sheabutter und Granatapfelsamenöl, beide auf Wunsch mit Zertifikat.

Das ist eine Umsetzung, die, wie ich finde, Anerkennung verdient. Toll. :ja:

Aber bitte nur anfordern, wenn man es auch lesen kann, ja? ;-) Meine bisherigen Produkte von dort waren alle einwandfrei.
Liebe Grüße
Heike

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