Erfahrene Blicke gesucht

In diesem Unterforum erörtern wir Themen rund um die Entwicklung, Herstellung und Optimierung von Hautpflegeprodukten (inklusive Fehlersuche).

Moderator: Helga

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Nemo
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Erfahrene Blicke gesucht

Ungelesener Beitrag von Nemo »

Hallo in die Rührrunde,

ich habe in der letzten Zeit in jeder freien Minute hier gelesen und finde ein Thema interessanter als das andere. Jetzt würde ich gern mal eure erfahrenen Blicke auf meine neueste Kreation (leicht abgewandeltes Rezept aus dem I-Net) werfen lassen.

Mein Hautproblem: Trocken :muede:
Etwas ausführlicher: Neben extremer Trockenheit, die bisher nur im Winter vorhanden ist, sind je nach aktueller Ausprägung Stirn, Wangen und Kinn auch sehr schuppig. Die Wangen und die Stirn habe ich schon ganz gut in den Griff bekommen. Die seitliche Mundpartie und das Kinn sind aber noch nicht ganz mit der vorhandenen Pflege zufrieden. Einerseits ist es dort immer noch sehr trocken, andererseits sind immer Pusteln, die auch mal nässen oder sogar bluten, vorhanden. Zeitweise bilden sich auch unterirdische Beulen.

Meine bisherigen Versuche haben mit einer Lanolin-Fettcreme (60:40) und 5% Urea die besten Erfolge gebracht. Die ist aber irgendwie doch recht schwer und ich bin auf der Suche nach einer schlankeren Variante für tagsüber.
Eine selbst gerührte Tagescreme 40FP/60WP fühlte sich anfangs zwar gut an, hielt aber nur wenige Stunden vor. Zum späten Nachmittag hin, wurde die Nasolabialfalte immer tiefer und die Schuppen im Kinnbereich bildeten eine fast flächendeckende weiße Schicht. Jetzt creme ich sowohl morgens als auch abends vorerst mit der Lanolincreme und laufe dann halt ein Weilchen wie eine Speckschwarte herum.

Ich würde gern mal folgendes Rezept versuchen:

Die Rezeptur besteht aus folgenden Ingredienzien:
37 % Fettphase (7.4 g)

Öle, Buttern und Wachse (6 g | 30 %):
1.4 g Aprikosenkernöl (7 %)
1.4 g Jojobaöl (7 %)
1.8 g Arganöl (9 %)
0.4 g Wildrosenöl (2 %)
1 g Sheabutter (5 %)

Emulgatoren/Konsistenzgeber (1.4 g | 7 % | 18.9 % der Fettphase¹)
1.4 g Lamecreme (7 %)

63 % Wasserphase (12.6 g)

Wirkstoffe (3 g | 15 %):
0.7 g Glycerin (3.5 %)
0.7 g Harnstoff (3.5 %)
0.6 g D-Panthenol (3 %)
0.6 g Aloe Vera 10 (3 %)
0.4 g Tocopherol (2 %)

9.6 g Wasser (48

Würde mich über Eure Meinungen und Verbesserungsvorschläge freuen.

Es grüßt
Britta

Katharina
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Ungelesener Beitrag von Katharina »

Hallo Nemo! :winke:

Ich gehe mal davon aus, dass du definitiv vorhast zu konservieren und den pH-Wert einzustellen und dir die Hinweise dazu für dein Finishing aufgehoben hast. :)

Grundsätzlich spricht nichts gegen deine Rezeptur, sie ist bis auf ein paar Kleinigkeiten eigentlich eine runde Sache. Ob sie dir bei deiner Hautproblematik helfen wird kann ich nicht sagen; haptisch angenehmer als eine Lanolin-Fettcreme wird sie allemal sein.

Was mir als erstes auffällt, ist dass du der Emulgator sehr hoch eingesetzt werden soll; für Lamecreme reicht eine EK von 4-5%.

Bei deiner Hautproblematik kann ich dir UdA ans Herz legen. Der Rohstoff sollte auf keinen Fall fehlen, egal ob solo oder
in einem hocheffektiven Compount wie der Barriereschutzbasis. :ja: Vermutlich wirst du dich schon beim durchlesen der Vorteile der BSB schon sehr wieder finden, was deinem Hautzustand angeht.

Bis auf weiteres gutes Gelingen! :)
Freundlich grüßt
Katharina

Nemo
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Ungelesener Beitrag von Nemo »

Hallo Katharina,
vielen Dank für dein informatives Feedback. Da du die Rohstoffe gleich verlinkt hast, konnte ich heute in der Mittagspause schon ganz unproblematisch auf dem kleinen Smartphone die jeweiligen Infos lesen :morgenkaffee: Ganz herzlichen Dank dafür.
Wie gesagt, habe ich mir das Rezept aus dem I-Net gefischt und leicht abgewandelt. Im Originalrezept war die Lamecreme sogar mit 8% angegeben. Allerdings war die Fettphase da auch noch etwas höher. Ich hatte sie in meiner Version schon runtergeschraubt, weil der Rezeptrechner von Heike gegrummelt hat.

Mich würde hierzu noch interessieren, welche Auswirkungen es haben könnte, wenn Lamecreme zu hoch dosiert wird? Oder sollte man Emulgatoren sowieso immer nur in der gerade notwendigen Menge anwenden? Egal welcher Emulgator es ist?

Die Portraits von UdA und BSB lesen sich wirklich toll. Die BSB werde ich mir sicherlich in Kürze zusammenrühren. Ich muss nur meine Ausgaben erstmal etwas unter Kontrolle halten. Sonst gibt es Mecker vom Finanzminister.

Sollte man in einer Creme UdA oder BSB anwenden oder kann man auch beides zusammen reinpacken? Würde es sogar sinnvoll sein? Dann müsste man bei den anderen Wirkstoffen sicherlich den Rotstift ansetzen, weil es sonst zu viel wird?

Fragen über Fragen :/

Liebe Grüße und schon mal Danke vorab

Katharina
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Ungelesener Beitrag von Katharina »

Hallo Nemo,

die hohen Emulgatormengen generell haben nichts mit moderner, hautphysiologisch sinnvoller Naturkosmetik zu tun. Die Rezeptur, die du dir aus dem Internet gefischt hast, ist wohl schon älteren Datums. ;) Hast du die Basics auf olionatura schon gelesen, da wird dir gewiss einiges klarer.
Mit den hochtourigen Rührmethoden, die wir hier praktizieren ist es auch nicht mehr nötig auf die hohen Emulgatormengen zurückzugreifen. Die Emulsionen sind stabiler, haptisch deutlich angenehmer und die Bioverfügbarkeit der Stoffe wird deutlich optimiert. :ja:
Nemo hat geschrieben:Sollte man in einer Creme UdA oder BSB anwenden oder kann man auch beides zusammen reinpacken? Würde es sogar sinnvoll sein? Dann müsste man bei den anderen Wirkstoffen sicherlich den Rotstift ansetzen, weil es sonst zu viel wird?
Wenn du dich für die BSB entscheidest ist eine weitere Zugabe von UdA definitiv nicht mehr nötig. Möglicherweise ist dir nicht bekannt, dass UdA = Avocadin ist. :)
Freundlich grüßt
Katharina

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Helga
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Ungelesener Beitrag von Helga »

Nemo hat geschrieben: Oder sollte man Emulgatoren sowieso immer nur in der gerade notwendigen Menge anwenden? Egal welcher Emulgator es ist?
Darf ich zum besseren Verständnis noch was ergänzen :wink:

Auszug aus Beitrag auf Olionatura "Emulgatoren - Dr. Jekyll oder Mr. Hyde"; klick
Wichtig ist dennoch, ihre Dosierung im Blick zu haben, da Emulgatoren grundsätzlich mit hauteigenen Prozessen in Wechselwirkung treten können (es sind eben durch ihre emulgierenden Eigenschaften »aktive« Substanzen) und unser Ziel ist, diese Prozesse möglichst wenig zu stören.
Liebe Grüße und noch einen schönen Tag :-)

Helga

Nemo
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Ungelesener Beitrag von Nemo »

Guten Abend in die Runde :)
Danke für die Infos Helga und Katharina.
Es ist mir tatsächlich nicht bewusst gewesen, dass man bei den Emulgatoren nur die Menge, die nötig ist, verwenden sollte. Irgendwie lesen sich die Beschreibungen ja auch oftmals wie eine zusätzlich pflegende Komponente.
Den von Helga verlinkten Beitrag kenne ich noch nicht. Ich habe hier und da schon sehr viel gelesen, aber wohl immer an dem Wesentlichen vorbei. Werde ihn mir gleich noch in Ruhe durchlesen. Danach schnappe ich mir wieder das gestern frisch erworbene E-Book :morgenkaffee:

Katharina, doch dass UdA Avocadin ist, hatte ich in deinem verlinkten Portrait gelesen. Auch dass es Bestandteil der BSB ist. Ich dachte nur um der Barriere etwas schneller oder besser auf die Sprünge zu helfen, könnte es vielleicht nicht schaden beides im Rezept aufzunehmen. Ok, weniger ist ja oftmals mehr.

Einen schönen Abend wünscht
Nemo

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Helga
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Ungelesener Beitrag von Helga »

Weil es gerade dazu passt: Einige von uns sind mittlerweile von Avocadin (das aus mehreren Bestandteilen besteht) auf Phytosteryl Macadamiate umgestiegen, ich sag nur 1A, Klasse :gut: :)
Liebe Grüße und noch einen schönen Tag :-)

Helga

Silli-Billi

Ungelesener Beitrag von Silli-Billi »

Helga hat geschrieben:Weil es gerade dazu passt: Einige von uns sind mittlerweile von Avocadin (das aus mehreren Bestandteilen besteht) auf Phytosteryl Macadamiate umgestiegen, ich sag nur 1A, Klasse :gut: :)
Das interessiert mich mal : warum sind Einige von Euch vom "Avocadin" auf "Phytosteryl Macadamiate" übergegangen ?
Was ist besser am "Phytosteryl Macadamiate" und wie macht sich der Unterschied bemerkbar ?

Nemo
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Ungelesener Beitrag von Nemo »

Hallo nochmal,
ich habe inzwischen eine Testcreme nach dem obigen Rezept gerührt und ein paar Tage ausprobiert. Ich musste ja die Zeit überbrücken bis die BSB geliefert und gerührt ist :)
Also für die Nacht gefällt mit die Creme soweit ganz gut. Sie ist natürlich wirklich sehr reichhaltig, aber im Moment brauche ich das auch noch. Die Beulen im Kinnbereich sind aber schon fast komplett weg.

Gestern ist das BSB-Set gekommen und ich habe mich gleich in die Küche verzogen. Anfangs dachte ich, ich hätte sie ruiniert. Zwar habe ich mir ganz genau Heikes Reihenfolge aufgeschrieben, aber leider nicht, dass während der Abkühlphase nur gelegentlich gerührt werden soll. Und so rührte ich mit dem Thermometer lustig vor mich hin und im Becherglas bildete sich ein steinharter Klumpen. :kleinehexe:
Ich habe dann alles nochmal erhitzt und dann einfach ohne rühren abkühlen lassen. Das hat soweit gut geklappt, aber ich bin jetzt verunsichert, ob durch das nochmalige Erhitzen irgendwelche Wirkstoffe flöten gegangen sind? Eigentlich sollte ja alles hitzestabil sein ...

Am Wochenende will die die BSB in das Rezept für die Nachtcreme mit einbauen und gern auch für den Tag eine leichtere Creme rühren.
Wildrosenöl und Nachtkerzenöl wollte ich in die Nachtcreme packen. Für die abgespeckte Tagesvariante würde ich gern Granatapfelkern-Extrakt nehmen.
Wie ist es da mit der Oxidation? Sind Extrakte genauso empfindlich, wie das entsprechende Öl?

Es grüßt
Nemo

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Ungelesener Beitrag von Nemo »

Ups Ich glaube, ich kann mir die Frage zum Granatapfel schon selbst beantworten.
Irgendwie habe ich da Extrakt und CO2 Extraktion über einen Kamm geschert :)

Es grüßt
Nemo

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Ungelesener Beitrag von Naturverliebte »

Silli-Billi hat geschrieben:
Donnerstag, 2. März 2017, 03:27

Das interessiert mich mal : warum sind Einige von Euch vom "Avocadin" auf "Phytosteryl Macadamiate" übergegangen ?
Was ist besser am "Phytosteryl Macadamiate" und wie macht sich der Unterschied bemerkbar ?
Das würde mich auch sehr interessieren :lupe:

Vielleicht konnte ja jemand direkte Erfahrungen sammeln?

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Naturverliebte hat geschrieben:
Montag, 25. April 2022, 14:21
Das würde mich auch sehr interessieren :lupe:

Vielleicht konnte ja jemand direkte Erfahrungen sammeln?
Phytosteryl Macadamiate ist besser verarbeitbar als Avocadin® HU 25 (ein Schmelzpunkt unter 50 °C statt 100 °C) und steht diesem in der Wirkung in nichts nach. Außerdem entmischt es sich nicht (Acovadin® neigt zur Phasentrennung), und es hat eine geringere Neigung zur Rekristallisation.
Liebe Grüße
Heike

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Ungelesener Beitrag von Naturverliebte »

Liebe Heike, vielen vielen vielen Dank für deine aufschlussreiche und präzise Antwort!!!

Damit hast du mir sehr weiter geholfen!! :lupe:

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Naturverliebte hat geschrieben:
Dienstag, 26. April 2022, 13:01
Liebe Heike, vielen vielen vielen Dank für deine aufschlussreiche und präzise Antwort!!!

Damit hast du mir sehr weiter geholfen!! :lupe:
Prima. :-)
Liebe Grüße
Heike

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