Lecithine ausbalancieren

In diesem Unterforum erörtern wir Themen rund um die Entwicklung, Herstellung und Optimierung von Hautpflegeprodukten (inklusive Fehlersuche).

Moderator: Helga

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Judy
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Ungelesener Beitrag von Judy »

Bellis hat geschrieben:Ich war bis jetzt auch noch nicht glücklich mit meinen Versuchen und bin wieder auf meine bewährte Imwitor-Basis umgestiegen. Im Sommer ist meine Haut sehr genügsam. Da reicht mitunter sogar ein mit feuchtigkeitsspendenden Wirkstoffen angereichertes Hydrolat morgens und abends ein paar Tröpfchen Fluid.

Ich werde aber auf jeden Fall weiter testen.
Deine Imwitor-Basis ist das A und O meiner Tagespflege!
Ich kann dir nicht dankbar genug dafür sein :knuddel:

Lipodermin benutze ich gar nicht mehr - habe allerdings Lysolecithin (wieder) lieben gelernt (ist auch im Tagesfluid!).

Nachts reicht mir ein Hydrogel unter einem Nachtöl (im Moment Kaktusfeigenöl!).

Liebe Grüße,
Judy
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Bellis
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Ungelesener Beitrag von Bellis »

Judy hat geschrieben:Deine Imwitor-Basis ist das A und O meiner Tagespflege!
Liebe Judy,
ich mag die Imwitor-Basis auch sehr und möchte sie nicht mehr missen, sowohl in Bezug auf die Pflege als auch die einfache Verarbeitung.

Über Deine Beiträge oder Rezepturen in der Rührküche freue ich mich regelmäßig und lese sie mit Genuss. Ich bin Dir sehr, sehr dankbar für all das Wissen, dass Du teilst und von dem ich schon so oft profitieren durfte. :knuddel:
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Judy
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Ungelesener Beitrag von Judy »

Bellis hat geschrieben: Über Deine Beiträge oder Rezepturen in der Rührküche freue ich mich regelmäßig und lese sie mit Genuss. Ich bin Dir sehr, sehr dankbar für all das Wissen, dass Du teilst und von dem ich schon so oft profitieren durfte. :knuddel:
Liebe Liane,
du bist aber süß, ich komme mir immer wie ein ganz kleines Lichtlein vor bei all dem Fachwissen was ihr und vor allem auch DU beiträgst!
Ich recherchiere sehr gerne und lese mir auch wissenschaftliche Studien durch - das ist aber schon alles...

Liebe Grüße und :knutsch:
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Fragolinchen
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Ungelesener Beitrag von Fragolinchen »

Kleiner Erfahrungsbericht, von dem ich hier auch schon berichtet habe:
Mein Fluid mit 10 % FP aus Jojoba, Squalan, Traubenkernöl mit 1% Phytosterol Macadamiate und 1 % Lipodermin sowie Urea mit Puffer haben leider nicht den gewünschten Erfolg gebracht bzgl. Entzündungen, Unterlagerungen, schuppiger Haut auf der Stirn. Die Wirkstoffe auszutauschen war auch nix.
Daraufhin hab' ich das Lipodermin auf 3 % erhöht - um mittels Fluidisierung die Unreinheiten loszuwerden - und 0,5 % PHP 80 zugegeben, um die Tür sozusagen wieder zu schließen. Haptisch toll, aber auf der Stirn hat die Haut angefangen sich zu schuppen und gefühlt haben sich dort mehr Unterlagerungen, Mitesserchen etc. gebildet. Auf den Wangen, auf denen bis dato eher selten immer mal wieder Unreinheiten aufgetaucht sind, bildeten sich auch erste Entzündungen.
Ich bin ja mittlerweile der Meinung, dass die Tür durch die linolsäurehaltigen Öle und das Lipodermin für mich "zu weit offenstand" und dies durch die Menge an PHP 80 bzw. Phytosterol nicht aufzufangen war. Und dass ich meiner Haut mit den Experimenten zuviel zugemutet habe, und die Unreinheiten eher auf meine empfindlliche Haut (Rosacea?) zurückzuführen waren...
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Bellis
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Ungelesener Beitrag von Bellis »

Mein o.g. Konzept brachte mich nicht weiter und ich habe es wieder verworfen, weil meine Haut sehr unruhig wurde. Auch ohne Wirkstoffverkapselung reagierte meine Haut mit Rötungen, Kribbeln, Spannen, Trockenheitsgefühlen. Dann habe ich noch mehr Fett aufgetragen, was wiederum zu Unreinheiten führte. Möglicherweise wurden Wirkstoffe aus der O/W-Grundlage mit Lipodermin sehr schnell in tiefere Hautschichten transportiert und sehr schnell freigesetzt? :gruebel:

Aktuell nutze ich eine separate, reine Lipid-Mischung mit gesättigten und ungesättigten Lecithinen, die ich über einem Feuchtigkeitsfluid auftrage. Aus dieser rein lipiden Grundlage vertrage ich das Lipodermin sehr gut. Meine Haut fühlt sich gut genährt an. Mehr dazu habe ich hier geschrieben. Meine Vermutung geht dahin, dass es je nach Grundlage unterschiedlich schnell freigesetzt wird ? :gruebel:

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?
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Sunsmile
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Ungelesener Beitrag von Sunsmile »

Hallo ihr Lieben,

aus aktuellem Anlasse belebe ich das Thema mal wieder :D
Nachdem meine Haut mit einem Fluid mit 0,5% PHP 80 H und 3% Lipodermin super glatt, weich aber leider auch an der Stirn und an den Wangen unrein geworden ist, sitze ich nun auch (wie so viele von euch) an der Rechnung des ausbalancierens von gesättigtem zu ungesättigtem Phosphatidylcholin (PC) :flehan:

Bei der Patentschrift von Dr. Lautenschläger wurde erwähnt, dass das optimale Verhältnis zur Barrierestärkung bei 1:4 (ungesättigt zu gesättigt) liegt.

Nun scheint es aber, dass meine Haut bei folgendem Verhältnis, das mehr als weit weg von seiner optimalen Empfehlung für Barrierestärkung ist, bereits über eine zu hohe Okklusion (Barrierestärkung) meckert:

0,225 g ungesättigtes PC (in Form von 3% Lipodermin) zu
0,15 gesättigtes PC (in Form von 0,5% PHP 80H)

Nun frage ich mich ob das nicht auch an der in PHP 80 H enthaltenen Stearin- und Palmitinsäure liegt, wie Heike hier anmerkte:
Heike hat geschrieben:
Montag, 31. Oktober 2011, 19:37
chhelga hat geschrieben:Das mit dem "ledrig" empfinde ich auch so, aber auch nicht unangenehm.
Ich würde der Sache gerne auf den Grund gehen, was geht in der Haut
innen vor sich, dass es sich so anfühlt?
Ich empfinde es als … stabilisiert, eingehüllt, geschützt. :-) Zwischen hydrierten Lecithinen und den Hüllen der Korneozyten bestehen Anziehungskräfte. Das Phosphatidylcholin selbst besteht zu 85 % aus Stearinsäure und zu 15 % aus Palmitinsäure, also langkettige, hydrophobe Fettsäuren, die die Hornschicht festigen, wasserabweisender nach außen machen und das hauteigene Wasser halten. Das ist schon ausgeprägter Schutz, der etwas „Festigendes« hat.

Vielleicht kannst Du das so nachempfinden? :-)

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Ich nutze mitlerweile Zink PCA erfolgreich um die Talgproduktion zu drosseln, aber die Fettsäurezusammensetzung meiner Haut ändert sich dadurch ja nicht, es wird nur weniger Talg :) Denke die Veranlagung zu Unreinheiten bei zuviel gesättigten Fettsäuren ist wohl..naturgegeben? :D
Herzliche Grüße,

Sunsmile

Chris
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Ungelesener Beitrag von Chris »

Hallo Sunsmile,

Ich bin auch gerade an einem ähnlichen Problem.
Ich habe angefangen, das FP auf 16% abzusenken. Ausserdem habe ich Lipodermin auf 1% und Phospholipon 1% gesetzt. Dies fühlt sich schon relativ feucht an, ist aber irgendwie nach kurzer Zeit noch fettig glänzend auf meiner Haut. Ich plane jetzt mein Ölzusammensetzung zu ändern (weniger Jojoba und Squale, dagegen mehr Traubenkernöl, Weinschaumöl, und Neutralöl).
Vielleicht ist das eine Versuchsrichtung für Dich?
Viele Grüsse,
Chris

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Bellis
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Ungelesener Beitrag von Bellis »

Hallo Sunsmile,
ich habe mich vor einiger Zeit auch damit auseinander gesetzt und bin für mich zu der Erkenntnis gekommen, dass die Formulierungen, die Dr. Lautenschläger vorschlägt, für uns nicht so einfach übertragbar sind. Er arbeitet mit (fast) reinen fettbasierten Salben, die max. 5 % Wasseranteile haben, dazu meist Anteile an wasserlöslichen Wirkstoffen und vor allem Salze, die wiederum das fettige Gefühl der Salben abmildern sollen. Wir arbeiten hier in der RK meist mit betont wasserhaltigen Formulierungen. Zu wasserhaltigen Formulierungen mit PC schreibt Dr. Lautenschläger:
"PC ist insbesondere in seiner liposomalen Form ein effektiver Penetrationsverstärker (K. Egbaria und N. Weiner, Cosmetics & Toiletries 106 (3), 79-93 (1991)). PC kann zwar als wässerige Bilayerquelle in Hautpflegemitteln geschädigte Lipiddoppelschichten der Hornschicht wieder aufbauen (DE 4021082), es erzeugt aber aufgrund seiner niedrigen Phasenumwandlungstemperatur in wässeriger Umgebung nach topischer Applikation in der Hornschicht sehr fluide Lipiddoppelschichten. Diese sind naturgemäß für Hautschutzpräparate wenig geeignet, da sie für äußerlich einwirkende (Schad-) Stoffe durchlässig sind. ...Hautschutzpräparate auf der Basis von PC in wässerigen Formulierungen sind daher nicht sinnvoll, da sie die Hautbarriere nicht in ausreichendem Maß gegen das Eindringen äußerlicher Stoffe stabilisieren können."
Das ungesättigte PC wirkt also in wässriger Umgebung besonders stark und schleust dabei auch Konservierungsmittel und Wirkstoffe effektiver in die Haut ein, was einerseits gewünscht ist, bei sensibler Haut aber auch schnell ins Gegenteil umschlagen kann. Die fluiden Lipiddoppelschichten begünstigen zudem den transepidermalen Wasserverlust.
Ich zitiere hier mal Heike:
Heike hat geschrieben:Interessanterweise kann auch Feuchtigkeitsmangel ein Hautbild, wie Du es beschreibst, fördern. Gründe dafür liegen u. a. darin, dass bei fehlendem Wassermangel exakt die hauteigenen Enzyme nicht mehr aktiv sein können, die Fettsäuren zerlegen. Auf Dauer kommt es zu Unreinheiten und Entzündungen.
Wenn ich mir nun Dein Verhältnis von ungesättigten : gesättigtem PC anschaue, so errechne ich folgendes:
3% Lipodermin (lt. Porträt 16 % PC, also 3x0,16=0,48) enthalten 0,48 % reines, ungesättigtes PC
0,5 % PHP 80 (lt. Porträt 75 % PC, also 0,5x0,75=0,375) enthalten 0,375 % reines gesättigtes PC
ergibt einen Quotienten von 1,28% ungesättigtes PC zu gesättigtem PC.
Gemäß Dr. Lautenschläger sollte das Verhältnis aber nicht über 1,0 liegen und das in lipophilen Grundlagen. Könnte es also sein, dass Deiner Haut Wasser fehlt und damit die hauteigenen Enzyme ihre Arbeit nicht mehr effektiv erledigen können? :gruebel:
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Ungelesener Beitrag von Fragolinchen »

Ich hab' mittlerweile kein Lipodermin mehr in meinen Fluids drin. Ich hatte mit unreiner Haut zu kämpfen, habe erst mit wenig (ca. 05, - 1 %) Lipodermin angefangen und dann auf bis zu 3 % gesteigert. Diese Erhöhung der EK hatte aber zur Folge, dass sich mein Hautproblem nur noch verstärkt hat. Seit ich es weglasse, geht es meiner Haut besser.
PHP 80 H habe ich auch nicht mehr drin. Da war mir das "Plastiktütengefühl" zu arg. Evtl. ist es aber mit beginnender Kälte nochmal eine Option.
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Ungelesener Beitrag von Sunsmile »

Bellis hat geschrieben:
Montag, 5. November 2018, 10:21

Könnte es also sein, dass Deiner Haut Wasser fehlt und damit die hauteigenen Enzyme ihre Arbeit nicht mehr effektiv erledigen können? :gruebel:
Na, also Wassermangel hat sie auf jeden Fall :D Du meinst in dem Sinne, dass sie ihr eigenes Fett dadurch nicht aufspalten kann (Enzymmangel) und sich Komedonen bilden, also die Fettsäuren auf der Haut "liegen bleiben"? Was ja auch Sinn machen würde, feuchtigkeitsarme Haut versucht ja oft durch erhöhte Talgproduktion zu kompensieren (wenig erfolgreich, leider). Ich dachte bei mir eher, dass die Fettsäurezusammensetzung meiner Haut bereits an sich zu viele gesättigte Fettsäuren enthält, meine Haut kann nämlich auch ganz ohne Pflege ganz toll unrein werden... :D Wenn ich also annehme, dass meine Haut sehr viele gesättigte Fettsäuren freisetzt, müsste dann nicht die Hautbarriere 1A sein? :D So toll wie PHP 80 H mit seinen gesättigten Fettsäuren sie festigt....Feuchtigkeit habe ich eigentlich genug drin, arbeite mit Lysogel, Aquaxyl, Hyaluronsäure und Glycerin und das Lipodermin schleust alles auch gut ein, d.h. Feuchtigkeit sollte da sein, wird nur leider nicht besonders gut gehalten, weil die Hautbarriere beeinträchtigt ist.. (oder wird mit Zuviel PHP 80 H super gehalten, mit gratis Unreinheiten oben drauf als Bonus).

Kurzzeitigt hatte ich auch schon philosophiert, ob ich nicht grundsätzlich erst eine "unreine" Phase durchleben muss bei einer erfolgreichen Barrierestärkung? Habe ich dann nach 5 Tagen mit endlosen Unreinheiten wieder weg-philosophiert die Idee, Balance ist dann doch eher das Ziel...oder??? :P

Chris: Neutralöl, Jojoba und Traubenkernöl nativ habe ich alle 3 kombiniert in meinem Fluid, funktioniert ganz gut mit 6,3% Fettphase, die Wangen bekommen ein Tröpfchen extra.
Herzliche Grüße,

Sunsmile

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Ungelesener Beitrag von Bellis »

Hallo Sunsmile,
wenn die Haut das Wasser nicht halten kann, ist das ein Hinweis auf eine nicht intakte Hautbarriere.
Du schreibst in Deinem Profil auch, dass Deine Haut sensibel ist. Ich würde tatsächlich mal ganz ohne Lipodermin arbeiten, vielleicht mal eine Kombi aus Lysogel und Bergamuls testen, wenn Dir PHP alleine zu stärkend wirkt. Jojobaöl und Traubenkernöl hast Du eh schon drin. Traubenkernöl fluidisiert auch, aber milder als Lipodermin.
3-5 % Nicotinamid könnten sich gut machen, wenn Du es verträgst. Nicotinamid kann die Sebumproduktion ausgleichen und die Hautbarriere stärken.
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Ungelesener Beitrag von Sunsmile »

Fragolinchen hat geschrieben:
Montag, 5. November 2018, 14:05
Ich hab' mittlerweile kein Lipodermin mehr in meinen Fluids drin. Ich hatte mit unreiner Haut zu kämpfen, habe erst mit wenig (ca. 05, - 1 %) Lipodermin angefangen und dann auf bis zu 3 % gesteigert. Diese Erhöhung der EK hatte aber zur Folge, dass sich mein Hautproblem nur noch verstärkt hat. Seit ich es weglasse, geht es meiner Haut besser.
PHP 80 H habe ich auch nicht mehr drin. Da war mir das "Plastiktütengefühl" zu arg. Evtl. ist es aber mit beginnender Kälte nochmal eine Option.
Ähnliches stelle ich gerade auch fest: die Haut fühlt sich offen und gereizt an mit so viel Lipodermin. Ich werde PHP 80 H und Lipodermin im nächsten Fluid weglassen. Werde meine erprobte Rezeptur rühren, mit etwas höherer Fettphase (die musste wegen dem Phospholipon runter), Lysogel und den erprobten Feuchtigkeitsspendern. Vielleicht 1℅ Nicotinamid, in geringen Dosen vertrage ich es in einer Emulsion, soll ja der Ceramidsynthese ankurbeln. Es bleibt spannend. :-)
Herzliche Grüße,

Sunsmile

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Ungelesener Beitrag von Bellis »

Dein Vorhaben hört sich gut an, Sunsmile. Viel Erfolg.
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Fragolinchen
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Ungelesener Beitrag von Fragolinchen »

:gut: ! Berichte doch dann bitte, liebe Sunsmile :bussi: .
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Tueftlerin
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Ungelesener Beitrag von Tueftlerin »

Nachdem ich diesen Thread voller Dankbarkeit ob der vielen Infos, weiterführenden Links und Erfahrungen durchgelesen habe, möchte ich doch noch eine Frage an die Erfahrenen loswerden:
Was passiert, wenn man statt Lipodermin Lysolecithin (ebenfalls ungesättigtes PC und hydrophiler) verwendet? Heike schreibt in ihrem Buch S.82 (das ich aktuell verschlinge), daß Lysolecithin auch eine Art von Mizellen bildet. Weiß jemand, ob das ebenfalls (lipophile) Wirkstofftransporte ermöglicht und inwiefern es fluidisierend wirkt -vielleicht ja "sanfter"?
Es soll ja Wasser freimachen -was passiert, wenn gar kein Wasser in der Formulierung drin ist?
Hoffentlich sind diese Fragen nicht zu dumm/unüberlegt.. aber es tauchen für jede Antwort 10 neue Fragen auf!

Herzliche Grüße von Tueftlerin

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Ungelesener Beitrag von Bellis »

Tueftlerin hat geschrieben:Was passiert, wenn man statt Lipodermin Lysolecithin (ebenfalls ungesättigtes PC und hydrophiler) verwendet? Heike schreibt in ihrem Buch S.82 (das ich aktuell verschlinge), daß Lysolecithin auch eine Art von Mizellen bildet. Weiß jemand, ob das ebenfalls (lipophile) Wirkstofftransporte ermöglicht und inwiefern es fluidisierend wirkt -vielleicht ja "sanfter"?
Hallo Tueftlerin,
weil Lysolecithin keine lamellaren Strukturen bildet, sondern Mizellen, ist es nicht in der Lage, sich in unsere ebenfalls lamellar aufgebauten Lipid-Doppelschichten im Stratum corneum zu integrieren. Lysolecithin wird also im Unterschied zu Lipodermin nicht in die Barriere eingelagert und kann diese somit auch nicht fluidisieren. Das kann nur liposomales PC, weil dessen Struktur unserer Haut so ähnlich ist. Eben diese strukturelle Ähnlichkeit mit unserer Haut ermöglicht PC, sich in die Zellmembrane der Barriere einzubauen. Die Fettsäurestruktur von Lipodermin besteht zu ca. 60-70 % aus ungesättigter Linolsäure. Durch die Doppelbindungen der Fettsäure werden sehr flexible liposomale Membrane erzeugt. Diese dringen gut in die Haut ein und nehmen ihre Wirkstoffladungen mit.

In Heikes Rohstoffbuch fand ich noch den Hinweis, dass sich Lysolecithin vermutlich entlang der hydrophilen Proteinhüllen der Korneozyten bewegt und dadurch den Wirkstofftransport in die Haut verbessern kann. Getestet wurde das aber mit Lysophosphatidylcholin, weshalb bei unserem Lysolecithin mit einer wesentlich geringeren Wirkung gerechnet werden muss.
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Ungelesener Beitrag von Tueftlerin »

Ah, danke Bellis, das sind tolle Infos. Das Rohstoffbuch besitze ich noch nicht.
Lipodermin kann ich mir mittlerweile gut "vorstellen" bei seinem Weg durch unsere und in unserer Haut, Lysolecithin begreife ich bislang nur theoretisch...da fehlen mir noch Erfahrungen. Toll, daß ich von Deinen/Euren profitieren kann!
Darf ich fragen, ob Du Lysolecithin gerne einsetzt und ob als Co-/Emulgator oder zum Wasserfreisetzen ? Sehe ich das richtig, daß es pflegetechnisch v.a. im Gesicht nicht so viel bringt und haptisch ist wohl hydriertes Lecithin unschlagbar? Sind Mizellen aber letztendlich auch integrierbar in unsere Zellmembranen?

Liebe Grüße von Tueftlerin

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Sunsmile
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Ungelesener Beitrag von Sunsmile »

Ich nutze Lysogel (als Lysolecithin mit Xanthan/Cosphaderm) mit 1,6% als alleinigen Emulgator bei Fettphasen bis 10%. Ich schätze die schnelle Wasserfreigabe, das reichhaltige Gefühl bei gleichzeitiger Mattheit. Pflegetechnisch finde ich ihn also bombe..aber, wie oben erwähnt: reparaturtechnisch ist hydriertes Lecithin wohl unschlagbar. Lysolecithin wird von der Haut enzymatisch abgebaut und verhindert so den Auswascheffekt, den einige Emulgatoren haben können wenn sie in der Haut verbleiben und beim Kontakt mit Wasser tun was sie sollen: emulgieren ;-)
Herzliche Grüße,

Sunsmile

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Ungelesener Beitrag von Tueftlerin »

Danke Sunsmile!
Dann werde ich also auch Lysolecithin / Lysogel auf jeden Fall testen, das klingt gut, matt (vermutlich durch das Xanthan) und reichhaltig sowie feucht gleichzeitg. Der fehlende Auswascheffekt ist natürlich auch wertvoll!
Man kann ja eine zweite, eher reparierende Formulierung mit hydriertem Lecithin zusätzlich benutzen oder beides in einer Lotion kombinieren? Ich weiß wohl, daß es da prima und durchdachte Rezepte von Heike schon gibt, aber ich versuche mir immer alles vorzustellen und frage mich dann zwangsläufig, ob die Substanzen (hier eben verschiedene Lecithine) zusammen sich auch dann noch so verhalten, wie einzeln oder ob sie nicht miteinander reagieren und sich womöglich sogar hemmen.
Liebe Grüße von Tueftlerin

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Judy
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Ungelesener Beitrag von Judy »

Ich muss mich hier mal melden, da ich neulich durch Zufall auf [url=https://www.*****design-europe.com/Article/2016/03/09/Liposomes-don-t-penetrate-skin-but-they-may-kick-start-active-ingredient-delivery]diesen[/url] Artikel gestoßen bin der wiederum zu der Studie hier führt und dessen Aussage folgende ist:
Our results suggest that the liposomes do not act as carriers that transport their cargo directly through the skin barrier, but mainly burst and fuse with the outer lipid layers of the stratum corneum.
Also kurz zusammengefasst: Es wurde bewiesen, dass Liposomen nicht direkt die Hautbarriere überwinden und dann ins Stratum Corneum eindringen, sondern dass sie bei Hautkontakt sofort aufbrechen und sich mit der äußeren Schicht des S.C.‘s verbinden bzw verschmelzen.
Dabei erhöhen sie allerdings die Durchlässigkeit der Haut für Chemikalien.

Vielleicht hilft euch das in der Diskussion weiter.
Liebe Grüße,
Judy
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Ungelesener Beitrag von Muscosa »

Hallo Judy,

das ist ja sehr interessant! Vielen Dank für die Links.
Es scheint tatsächlich so, dass man den genauen Weg nun beobachten konnte.

Das Fazit dieser Studie gilt also für Liposomen. Somit auch für Phospholipon 80 - ist das richtig?

Liebe Grüße

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Ungelesener Beitrag von Judy »

Muscosa hat geschrieben:
Montag, 19. November 2018, 08:35
Hallo Judy,

das ist ja sehr interessant! Vielen Dank für die Links.
Es scheint tatsächlich so, dass man den genauen Weg nun beobachten konnte.

Das Fazit dieser Studie gilt also für Liposomen. Somit auch für Phospholipon 80 - ist das richtig?

Liebe Grüße
Bei Phospholipon steht im Porträt nichts von Liposomen - es wird als Emulgator dargestellt.

Liebe Grüße,
Judy
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Muscosa
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Ungelesener Beitrag von Muscosa »

In einem dermatologischen Buch steht, dass die Liposomengröße bei Phospholipon 80 durchschnittlich 200 nm beträgt ...

Leider bin ich neu hier und weiß nicht ob ich Links posten darf/kann.

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Ungelesener Beitrag von Judy »

Muscosa hat geschrieben:
Montag, 19. November 2018, 09:25
In einem dermatologischen Buch steht, dass die Liposomengröße bei Phospholipon 80 durchschnittlich 200 nm beträgt ...

Leider bin ich neu hier und weiß nicht ob ich Links posten darf/kann.
Natürlich darfst du hier Links posten, liebe Muscosa!

Liebe Grüße,
Judy
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Ungelesener Beitrag von Muscosa »

Gut dann versuche ich Mal den Link zu posten.
Das Buch heißt 'Dermatologische Externatherapie' (Springer Verlag).

Hier ist der Link für Google Books. Es steht auf Seite 210.

Dermatologische Externatherapie

Ich hoffe, der Link funktioniert?

Das Relevante fängt an in der Mitte der Seite - einen Satz oberhalb der grauen Box. 'Die von uns verwendete Liposomenlösung ... '
Dann graue Box und bis sieben Sätze nach grauer Box.

Liebe Grüße
Zuletzt geändert von Annika am Montag, 19. November 2018, 18:05, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Link versteckt

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Ungelesener Beitrag von Annika »

Ich nehme an, die angegebene Liposomengröße bezieht sich auf die hergestellte Lösung, nicht auf pures Phospholipon?
Deren Zusammensetzung ähnelt damit dem für uns kaufbaren Natipide® II (Lipodermin), nur dass statt Ethanol Propylenglykol (PG) verwendet wird (und wir nicht genau wissen, welches Lecithin für Lipodermin verwendet wird.

Edit: Link funktionierte, ich hab ihn dir aber versteckt, so stört es weniger den Lesefluss.
LG Annika

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Ungelesener Beitrag von Judy »

Danke liebe Annika für die Erklärung!
Das hört sich plausibel an - also keine Bedenken bei PH 80H.
Liebe Grüße,
Judy
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In dem Buch schreiben sie über dem grauen Kasten: "Die von uns verwendetete Liposomenlösung Natipide II PG setzt sich wie folgt zusammen...
Dann heißt es Phospolipon 80, nicht Phospholipon 80 H. Das H steht für hydriert, welches fehlt. Ich gehe deshalb auch davon aus, dass es sich um ungesättigtes Phosphatidylcholin in Liposomenform handelt.
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Bellis hat geschrieben:
Dienstag, 20. November 2018, 07:58
Dann heißt es Phospolipon 80, nicht Phospholipon 80 H. Das H steht für hydriert, welches fehlt. Ich gehe deshalb auch davon aus, dass es sich um ungesättigtes Phosphatidylcholin in Liposomenform handelt.
Den Gedankengang hatte ich auch, allerdings gibt es auf der Seite des Herstellers nur Phospholipon® 80 H... Entweder wurde das Sortiment geändert oder die Angaben im Buch sind ungenau.
LG Annika

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Bellis
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Ungelesener Beitrag von Bellis »

Ich habe noch einen interessanten Artikel in der Pharmazeutischen Zeitung gefunden: "Liposom ist nicht gleich Liposom".
Bisher bin ich davon ausgegangen, dass Lysolecithin Mizellen bildet, ungesättigtes Phosphatidylcholin Liposome (multilamellare Hohlkugeln) und gesättigtes Phosphatidylcholin multilamellare Strukturen. Bei letzteren ging ich davon aus, dass sie aufgrund ihrer steiferen Membrane durch die gesättigten Fettsäuren, keine Kugeln (Liposome) ausbilden können.
Folgt man dem Artikel ist das jedoch nicht so. Es gibt sowohl Liposome aus gesättigtem (hydriertem) als auch aus ungesättigtem PC.
Aber: "Nur die Liposomen mit hohem Anteil an Phosphatidylcholin und ungesättigten Fettsäuren fungierten als Carriersystem. Sie setzen sowohl lipophile als auch hydrophile Wirkstoffe gezielt in der Epidermis frei. Zudem konnte gezeigt werden, dass die flexiblen Liposomen bis in die Haarfollikel penetrieren können und dort den eingeschlossenen Wirkstoff freisetzen."
Es braucht demzufolge Liposome aus ungesättigtem PC in hoher Konzentration, um Wirkstoffe in die Haut zu transportieren.
"Wer auf einen Baum klettern will, fängt unten an, nicht oben." (afrikanisches Sprichwort)

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