Urea in Sheabutter?

In diesem Unterforum erörtern wir Themen rund um die Entwicklung, Herstellung und Optimierung von Hautpflegeprodukten (inklusive Fehlersuche).

Moderator: Helga

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stellainthewoods
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Urea in Sheabutter?

Ungelesener Beitrag von stellainthewoods »

Liebes Forum,

ich habe ein Frage und zwar würde ich gerne eine möglichst simple Creme anrühren, die Urea enthält. Z.B. Sheabutter, Olivenöl und eben Urea. Sowas in der Art. Habt Ihr da einen Tipp? Das wäre toll.

Vielen Dank und liebe Grüße

Stella

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Odorante
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Ungelesener Beitrag von Odorante »

Liebe Stella,

Urea ist wirklich ein feines Stöffchen. Man verwendet es in Emulsionen unter Zusatz von Natriumlaktat und Milchsäure zum Puffern. Siehe hier (falls Du Dich nicht schon eingelesen hast...:lesen:)

Weißt Du auch schon, wie hoch die FP sein soll? Welcher Emulgator soll zum Einsatz kommen? Wie genau möchtest Du die Wirkstoffphase gestalten und welche Gelbildner und Konservierer kommen in Frage?
Herzliche Grüße von Almut.


"Kein Sternenziel ist dir gegeben, der Weg ist Ziel, der Weg heißt Leben."
H. Meise

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Fragolinchen
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Ungelesener Beitrag von Fragolinchen »

Urea funktioniert - feinst zerrieben - auch in rein fettbasierten Produkten (in diesem Fall ist dann auch kein Puffersystem erforderlich, aber nur da!), siehe hier auf ON, Odorante:
Interessanterweise beeinflusst Harnstoff auch das Einziehverhalten von reinen fettbasierten Kosmetika positiv.
Besonders schnell wird Harnstoff aus wasserbetonten O/W-Emulsionen freigesetzt. Tiefer penetriert er jedoch aus fettbetonten W/O-Emulsionen. Feinst zerrieben kann Urea z. B. in einem Oleogel dispergiert werden und bietet eine interessante Möglichkeit, barriererestrukturierende Lipide mit einer feuchtigkeitsbindenden Depotwirkung zu kombinieren, die es zeitlich verzögert auch in tiefen Schichten der Epidermis bewirkt. Es folgt demnach einem ganz anderen Wirksprinzip als dem der schnellen Freisetzung in einem wasserbasierten Präparat
Ich habe es allerdings noch nicht selbst ausprobiert.

Gib' mal "Urea Oleogel" in die Suchfunktion ein, Stella. Da finden sich sicherlich noch Tips und Tricks und auch Erfahrungswerte anderer Rührer.
Vielleicht magst ja noch ein wenig mehr dazu schreiben, wofür Du die "Creme" (also Emulsion oder doch nur rein fettbasiert?) verwenden möchtest. Dann könnte man noch gezielter helfen.
Dem Fröhlichen ist jedes Unkraut eine Blume, dem Betrübten jede Blume ein Unkraut.
(Weisheit aus Finnland)

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

Du kannst Urea optimal mit Lipodermin verrühren (hier etwa doppelt soviel Lipodermin wie Urea) oder mit etwas abgekochtem abgekühltem Wasser (1:1). Es ist darin so hochdosiert, dass keine Verkeimung zu befürchten ist. Dann verarbeitest Du diese Mischung in der abgekühlten Fettbasis.

Lipdermin sorgt für schnelleres Einziehen und eine verringerte fettende Haptik. Zudem ist Phosphatidylcholin (»Lecithin«) ein wertvoller Wirkstoff für die Haut.
Liebe Grüße
Heike

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pflanzenölscheich
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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

Möglichkeiten gibt es, ja. Die Frage ist eher, ob Du wirklich ein Produkt ohne pH-Wert-Korrektur auf der Haut haben willst, aus dem sich der Harnstoff spätestens im Wasser des Hydro-Lipid-Filmes löst und damit ein leicht basisches Milieu erzeugt. Hautphysiologisch wäre es aber leicht sauer (pH 4-6).

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

pflanzenölscheich hat geschrieben:
Sonntag, 16. Mai 2021, 09:22
… aus dem sich der Harnstoff spätestens im Wasser des Hydro-Lipid-Filmes löst und damit ein leicht basisches Milieu erzeugt.
Es penetriert sehr schnell und es wirkt ausgezeichnet. Das sind Erfahrungsberichte jenseits theoretischer Modelle. :-) Von Neurodermitikern erhalte ich seit Jahren ich begeisterte Resonanzen. Die »Gefahr« dürfte theoretisch größer sein, wenn man es nicht vorlöst (hier könnte ich mir kristalline Partikel vorstellen, die erst durch Schweiß gelöst werden und dadurch länger auf der Haut verbleiben).

In vorgelegter Form ist das Oleogel haptisch eingezogen, bevor man bis 3 zählen kann. Nach innen hin wird's immer basischer.

Pflöschi, ich glaube, hier machst Du ein Fass auf, das nicht geöffnet werden muss.
Liebe Grüße
Heike

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pflanzenölscheich
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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

Heike hat geschrieben:
Sonntag, 16. Mai 2021, 09:56
Es penetriert sehr schnell und es wirkt ausgezeichnet. Das sind Erfahrungsberichte jenseits theoretischer Modelle. :-)
Ich habe an meiner Haut herumexperimentiert wie höchstwahrscheinlich nur wenige. So viel zu den theoretischen Modellen. ;)

Ich habe Harnstoff in allen Varianten ausprobiert: in Wasser gelöst, in Wasser gelöst und mit Milchsäure pH-korrigiert, in Lipodermin gelöst, in Lipodermin gelöst und mit Milchsäure in den sauren Bereich korrigiert (später dann mit einem kompletten Laktatpuffer) und schließlich auch fein gemörsert in einer reinen Fettmischung dispergiert.

Ob man ihn ohne pH-Korrektur verträgt oder nicht, hängt - ebenso wie beim Gebrauch von Seife - davon ab, ob die Haut den pH-Wert selbst und schnell genug wieder sauer stellen kann. Bei vielen Menschen kann die Haut das - sogar bei manchen Menschen mit atopischer Dermatitis, wie ich hier im Forum gelesen habe. Bei manch anderen (wie mir selbst) funktioniert das hingegen nicht gut genug.

Und es kann wohl nicht schaden, wenn man davon weiß und sich bewusst für etwas entscheidet.
Pflöschi, ich glaube, hier machst Du ein Fass auf, das nicht geöffnet werden muss.
Ich will, dass die Menschen den ganzen Sachverhalt bedenken und sich selbst entscheiden können. Siehe oben.

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Heike
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Ungelesener Beitrag von Heike »

pflanzenölscheich hat geschrieben:
Sonntag, 16. Mai 2021, 10:09
Heike hat geschrieben:
Sonntag, 16. Mai 2021, 09:56
Es penetriert sehr schnell und es wirkt ausgezeichnet. Das sind Erfahrungsberichte jenseits theoretischer Modelle. :-)
Ich habe an meiner Haut herumexperimentiert wie höchstwahrscheinlich nur wenige. So viel zu den theoretischen Modellen. ;)
Ich bin kein Neurodermitikerin und habe nur eine »normale« Barrierestörung gehabt – und das Feedback vieler, vieler Leserinnen und Kundinnen. Du hast Deine Erfahrungen, andere haben ihre. :-)
pflanzenölscheich hat geschrieben:
Sonntag, 16. Mai 2021, 10:09
Und es kann wohl nicht schaden, wenn man davon weiß und sich bewusst für etwas entscheidet.
Eben das »davon« stelle ich infrage – auf Basis aller mir verfügbaren Daten und der Erfahrungsberichte. Ich möchte daher Deine Aussage hier mit einer anderen, nämlich meiner Auffassung gegenüberstellen – um Ängste zu mindern (diese werde nämlich schnell geschürt). Entscheidungen müssen Leser immer selbst treffen, da halte ich mich grundsätzlich raus.

Selbst wenn der pH-Wert kurzzeitig steigen sollte, hat er offensichtlich keine negativen Auswirkungen. Das Resultat ist durchweg positiv, vor allem bei Menschen mit Barrierestörung oder anderen atopischen Hautzuständen. Inspiriert hat mich vor Jahren ein Patent von Hans Lautenschläger. Er verkauft seine Oleogele bis heute, und durch das darin enthaltene Phosphatidylcholin kam ich damals (2009?) auf die Idee, Lipodermin und Urea zu kombinieren, bevor ich es mit einer Fettgrundlage mischte. Der Nebeneffekt – die wirklich erstaunliche Pernetrationsgeschwindigkeit, die sich in einer völlig unfettigen Haptik zeigt – war zusätzlich erfreulich. :-)

Warum sollten wir ein seit über 10 Jahren erfolgreiches Konzept plötzlich mit Aussagen infrage stellen, die verunsichern, wenn es dazu keinen Grund gibt?
Liebe Grüße
Heike

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pflanzenölscheich
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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

Heike hat geschrieben:
Sonntag, 16. Mai 2021, 11:17
Selbst wenn der pH-Wert kurzzeitig steigen sollte, hat er offensichtlich keine negativen Auswirkungen.
... bei den Vielen, deren Haut das kompensieren kann. Das sind nur viele und nicht alle. Ich mache hier bloß darauf aufmerksam, dass es eben kein Naturgesetz ist, dass dieser Ansatz generell funktioniert. Er hängt von etwas ab. Und ich sage eben, wovon er abhängt und dass es gut ist, darüber im Klaren zu sein.

Aber wenn dieser Mechanismus in der eigenen Haut funktioniert, dann kann man es ja tun. :ja: :ja: :ja:
Warum sollten wir ein seit über 10 Jahren erfolgreiches Konzept plötzlich mit Aussagen infrage stellen, die verunsichern, wenn es dazu keinen Grund gibt?
Ich verunsichere nicht, ich präzisiere. Du tust so, als würde es bei jeder Haut funktionieren. Ich sage (aus theoretischen und aus praktischen Gründen - dabei auch, aber nicht nur, aus meiner eigenen leidvollen Erfahrung): bei vielen, aber definitiv nicht bei allen. Ich rate nicht zur Unsicherheit oder gar zur Angst, sondern zu einer informierten Entscheidung. Das ist alles.
:monsieur:

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Helga
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Ungelesener Beitrag von Helga »

stellainthewoods hat geschrieben:
Samstag, 15. Mai 2021, 22:45

ich habe ein Frage und zwar würde ich gerne eine möglichst simple Creme anrühren, die Urea enthält. Z.B. Sheabutter, Olivenöl und eben Urea. Sowas in der Art. Habt Ihr da einen Tipp? Das wäre toll.
Stella, darf ich Dir ein paar Fragen stellen zwecks Tips für "simple Creme"?

1) Du möchtest nur aus den angegebenen Zutaten etwas rühren?
2) oder möchtest Du wirklich eine "Creme" rühren, die beinhaltet aber auch Wasser und Emulgator
3) warum möchtest Du Urea einsetzen, gibt es dafür einen bestimmten Grund?
Liebe Grüße und noch einen schönen Tag :-)

Helga

stellainthewoods
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Ungelesener Beitrag von stellainthewoods »

Vielen vielen Dank für die vielen ausführlichen Antworten und bitte entschuldigt, dass ich mich erst jetzt melde. Ich habe gar nicht gesehen, dass ich Antwort bekommen habe! (Muss wohl noch an den Einstellungen tunen).
Zu den Fragen: Ich habe eine verhornte Stelle am Knöchel, wahrscheinlich durch bestimmte Stiefel. Meine Hautärztin hat mir eine Creme mit Urea empfohlen, daher die Idee.
Ich habe bisher noch keine richtige Creme gerührt, sondern nur recht simple Körperbutter, Seren, etc. Deswegen würde ich die Salbe gern so simpel wie möglich halten. Mit Sheabutter hab ich gute Erfahrungen gemacht, deswegen die Idee die beiden Komponenten irgendwie zu mischen.

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Helga
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Ungelesener Beitrag von Helga »

stellainthewoods hat geschrieben:
Sonntag, 23. Mai 2021, 23:32
Zu den Fragen: Ich habe eine verhornte Stelle am Knöchel, wahrscheinlich durch bestimmte Stiefel. Meine Hautärztin hat mir eine Creme mit Urea empfohlen, daher die Idee.
Hallo Stella :), für die verhornte Stelle kann ich Dir noch etwas raten, vielleicht sogar besser als Urea: Phytosteryl Macadamiate, es hat sich schon einige Male gezeigt, dass es wie ein kleines Wundermittel wirkt :wink:. Entweder Du trägst es pur (kleinflächig, also nur auf die verhornte Stelle) auf, Du kannst es aber auch mit Sheabutter mischen (sanft schmelzen).

Kaufen kannst Du es in fast jedem Rohstoff-Shop, ich verlinke Dir mal einen unserer geläufigen :wink:: klick und die Beschreibung zu diesem Rohstoff findest Du hier: klick.
Zuletzt geändert von Helga am Montag, 24. Mai 2021, 01:30, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Ergänzung eingefügt
Liebe Grüße und noch einen schönen Tag :-)

Helga

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bibib
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Ungelesener Beitrag von bibib »

stellainthewoods hat geschrieben:
Sonntag, 23. Mai 2021, 23:32
Ich habe eine verhornte Stelle am Knöchel, wahrscheinlich durch bestimmte Stiefel. Meine Hautärztin hat mir eine Creme mit Urea empfohlen, daher die Idee.
Eine ausgezeichnete Idee - meine Problemstellen an den bergschuhgeplagten Füßen werden mit dem Cranberry Balm in kürzester Zeit wieder zart. Die Öle kannst du ja ein bisschen anpassen, das muss nicht die Luxusvariante sein. :) (Also ich meine, daran kannst du dich orientieren ...)
Liebe Grüße,
bibib

stellainthewoods
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Ungelesener Beitrag von stellainthewoods »

Vielen Dank, das probier ich doch gleich aus!

Susie
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Ungelesener Beitrag von Susie »

Hallo Stella,

ich kann dir zwar die Urea-Frage nicht beantworten, aber kann dir von Heikes Basisrezepten auf Olionatura die leichte Körperbutter echt empfehlen 👍
Ich hab auch erst mehrere Male rein fettbasierte Körpermousse gemixt (aus Sheabutter und diversen Ölen), weil mir eine Emulsion zu kompliziert schien. Die Pflegewirkung ist auch ganz gut, aber halt auch mit sehr fettigem Finish. Und Feuchtigkeit kommt dabei einfach oft zu kurz.
Ich bin auch noch Rührküken, aber Heikes Basisrezept für die Körperbutter ist wirklich easy (ich hab die doppelte Menge gemacht und mit meinem schnöden Handrührgerät gerührt. Ging super!) und man kann die Wirkstoffe ja beliebig austauschen. 😃
Liebe Grüße,
Susie

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bibib
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Ungelesener Beitrag von bibib »

Susie hat geschrieben:
Freitag, 28. Mai 2021, 19:00
Und Feuchtigkeit kommt dabei einfach oft zu kurz.
Das stimmt ja grundsätzlich - aber das Konzept mit Urea und Lipodermin macht in genau diesem Fall eben den entscheidenden Unterschied. :)
Liebe Grüße,
bibib

Susie
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Ungelesener Beitrag von Susie »

bibib hat geschrieben:
Freitag, 28. Mai 2021, 19:15
Das stimmt ja grundsätzlich - aber das Konzept mit Urea und Lipodermin macht in genau diesem Fall eben den entscheidenden Unterschied. :)

Dann werde ich das spätestens im Winter auch mal testen 😃
Liebe Grüße,
Susie

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Ungelesener Beitrag von LeaMarie »

Tolle Idee mit dem Oleogel und danke für die interessante Diskussion.
Liebe Grüße, LeaMarie

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Ungelesener Beitrag von PhyllisBide »

Hallo zusammen,

Ich habe mein Lipodermin aufgebraucht und auch in nächster Zeit keine Bestellung geplant, daher wollte ich mal testen, wie sich das Ureapulver in einer reinen Fettbasis verhält.

Ich habe also das Urea fein zermörsert, Mangobutter aufgeschmolzen zusammen mit Jojobaöl, Urea rein gemischt und dann abkühlen lassen. Nur: Das Urea hat sofort kleine Klümpchen gebildet, nur ca. 0.5mm im Durchmesser, aber definitiv wesentlich grösser als ich es eigentlich zermörsert hatte. Ich habe sie möglichst mit dem Glasstab zerdrückt, aber beim Auftragen war das Gefühl doch deutlich körnig. Hautgefühl ist super, zuerst etwas fettiger als ich es gerne hätte, aber nach ca. 15 Minuten schön weich, daher möchte ich nicht sofort aufgeben.

Hat jemand Tipps, wie man Urea in einer reinen Fettbasis verarbeiten kann? Oder geht das nur in Kombination mit Lipodermin?
Liebe Grüsse,
Yahel

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bibib
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Ungelesener Beitrag von bibib »

Soweit ich weiß, braucht es das Lipodermin, da sich Urea in dem im Lipodermin enthaltenen Wasseranteil löst (so hat Heike das meiner Erinnerung nach irgendwo erklärt).
Liebe Grüße,
bibib

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pflanzenölscheich
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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

bibib hat geschrieben:
Mittwoch, 30. Juni 2021, 18:42
Soweit ich weiß, braucht es das Lipodermin, da sich Urea in dem im Lipodermin enthaltenen Wasseranteil löst
Wie ich aus einem simplen Reibeschalenversuch (Lipodermin und Urea zusammen mördern) sowie meinem eigenen speziellen Hautpflegekonzept (das ich als "Balsam" bezeichne) weiß, ist es tatsächlich so. :ja:
Dadurch kommt der Harnstoff auch in die Liposome und hat eine entsprechend bessere Möglichkeit, tiefer in die Hornschicht zu kommen.

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PhyllisBide
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Ungelesener Beitrag von PhyllisBide »

Hmm das verwirrt mich jetzt etwas. Ich dachte der Witz der Sache sei eigentlich, dass Urea in einer Fettbasis verteilt erst auf der Haut mit Wasser in Kontakt kommt. Baut sich der Harnstoff sonst ohne Puffersystem nicht ab?
Liebe Grüsse,
Yahel

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bibib
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Ungelesener Beitrag von bibib »

Nach meinem Verständnis: dafür ist zuwenig Wasser da. Es handelt sich hier nicht um ein wasserbasiertes/wasserbetontes Produkt, nicht einmal um eine W/O-Emulsion, sondern um ein (fast) rein fettbasiertes Produkt, daher ist die Gefahr der Hydrolyse nicht gegeben.
Und auch wenn Urea erst auf der Haut mit Wasser in Kontakt kommt, sollte die Zeit zu kurz sein, um entsprechende Prozesse in Gang zu setzen. Der Zerfall setzt ja erst nach einiger Zeit ein. (Soweit ich weiß - falls ich Blödsinn schreibe, bitte um Korrektur ...)
Liebe Grüße,
bibib

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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

pflanzenölscheich hat geschrieben:
Mittwoch, 30. Juni 2021, 19:05
Lipodermin und Urea zusammen mördern
:auslachen:
Mörsern! :huhu:

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pflanzenölscheich
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Ungelesener Beitrag von pflanzenölscheich »

bibib hat geschrieben:
Donnerstag, 1. Juli 2021, 05:39
Nach meinem Verständnis: dafür ist zuwenig Wasser da.
...
Der Zerfall setzt ja erst nach einiger Zeit ein.
Ja, ich habe es auch so verstanden, dass es eine Zeitfrage ist. Und ob eine nur geringe Menge Wasser wirklich schon vor Hydrolyse schützt? Denn die Grundbedingung für Hydrolyse ist das Vorhandensein von Wasser - nicht unbedingt viel Wasser, sondern überhaupt Wasser.
:gruebel:
Ich habe jedenfalls in meinem Balsam, der alles zusammengerechnet auch nur einen Wasseranteil von 5% hat, einen Laktatpuffer - für die pH-Wert-Pufferung der Haut, aber im Produkt eben auch für die Pufferung des Harnstoffes.

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Nine
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Ungelesener Beitrag von Nine »

Hallo zusammen,

ich möchte hierzu noch einmal aus der bereits öfter benannten "Apothekenstudie"1 zitieren. Dort wurde eine 5%ige Urea-Zubereitung (Creme O/W) mit und ohne Puffer untersucht. Wie uns hinlänglich bekannt, kommt es durch Hydrolyse des Urea langfristig (je nach Temperatur, im Kühlschrank passiert quasi nix), d.h. im Verlauf einiger Wochen oder Monate, zu einem pH-Wert-Anstieg, der unsere Konservierer "ausknockt".

Aber, und darauf möchte ich hier hinaus,
Alle Zubereitungen zeigten unabhängig von der Lagerung (25 °C, 60 % r.F. bzw. 2-8 °C) über den geprüften Zeitraum keine Gehaltsminderung des Harnstoffes. Der Gehalt lag innerhalb der für die Apotheken hergestellten Arzneimittel üblichen Spezifikationsgrenzen von 90,0 bis 110, 0 %. [Hervorhebung von mir]
Heißt: Auch bei pH-Werten, die teilweise in der Untersuchung nach 6 Monaten bei pH 9 (!) lagen, wurde dazu nur sehr, sehr wenig Urea "gebraucht" (zersetzt), so dass die eingewogenen Urea-Menge sich kaum veränderte. (Man beachte auch die Spezifikationsgrenzen, oder - mit anderen Worten - wie schlampig in Apotheken gearbeitet wird ... )

Fazit: Neben der pH-Sensibilität von Konservierern und der diesbezüglichen Problematik bei wässrigen Urea-Zubereitungen muss man sich grundsätzlich keine Sorgen um eine Verringerung der rezeptierten Urea-Menge während einer normalen Nutzungsdauer machen, egal welche Form der Zubereitung und/oder Pufferung!

Grüessli Nine

1 "Für Sie untersucht: Stabilitätsuntersuchungen". Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker, Carl-Mannich-Str. 20, 65760 Eschborn. 18.05.2017

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Nine hat geschrieben:
Donnerstag, 1. Juli 2021, 11:36
pH-Wert-Anstieg, der unsere Konservierer "ausknockt".
Und auch nicht mehr im pH-Bereich liegt, den die Haut physiologisch aufweist. Falls man darauf achten will, die eigene Pflege in diesem Bereich zu halten (weil die eigene Haut das erwiesenermaßen so braucht - zum Beispiel meine), wäre das ein weiterer Grund, den ureabedingten pH-Wert-Anstieg zu vermeiden/auszubremsen.

Hochinteressant aber, dass sich selbst für einen kräftigen pH-Wert-Anstieg auf 9 anscheinend trotzdem nur extrem wenig Urea zersetzt. :cool:

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pflanzenölscheich hat geschrieben:
Mittwoch, 30. Juni 2021, 19:05
Lipodermin und Urea zusammen mördern
:boxer:
:huhu: :lach:
Liebe Grüße
Erika
Am Ende des Tages ist nur wichtig, dass ein schöner Moment dabei war, der dich lächeln ließ.

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