Reihenfolge / Verarbeitung Hydrogel (hitzeempfindliche Rohstoffe)

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Moderator: Helga

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  • Nutze ergänzend die von uns zusammengestellten Infos und Hilfen für Einsteiger im entsprechenden Bereich, vor allem Ressourcen der Mutterseite olionatura.de. Als Antwort wird oft auf diese Ressourcen verwiesen – nicht als Vorwurf, sondern weil da viele Dinge bereits beantwortet sind und man sie nicht immer wieder tippen muss.
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birgitlisa
Rührgeselle
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Reihenfolge / Verarbeitung Hydrogel (hitzeempfindliche Rohstoffe)

Ungelesener Beitrag von birgitlisa »

Hallo zusammen,

ich steh grad vor dem Problem, in welcher Reihenfolge ich die Zutaten für mein Hydrogel am besten rühren kann.

Rezeptur:
Fettphase 10%
5% Avocadin
5% Jojobaöl (hab ich schon zusammen vorgeschmolzen, ist aber breiflüssig/softcremig)

Wasserphase 90%
3% Urea
2% Glycerin
2% Natrium-PCA
1,6% Natriumlaktat (60%ig)
0,5% Milchsäure (80%ig)
2% Lipodermin
1% Xanthan
77,9% Wasser

Ein erster Versuch ist mehr oder weniger misslungen, weil die Fettphase große butterfarbene Klumpen in milchiger Flüssigkeit gebildet hat. Ich habe es mit (gefühlt) 10% FLS retten können, aber das war jetzt nicht unbedingt das was ich mir vorgestellt habe.

Mein Problem ist:
Wenn ich das ganze komplett kalt verarbeite, flockt die Fettphase aus.
Wenn ich es warm verarbeite, leiden die Wirkstoffe.
Wenn ich die Hauptphase heiß verarbeite (also Fettphase, Haupt-Wasserteil, Lipodermin, Xanthan) und die Wirkstoffe nachschütte, ist das Lipodermin "verschenkt" da es nicht mit Wirkstoffen beladen wurde.

Oder hab ich irgendwo einen Denkfehler?

Einzige Idee die ich noch hätte: das Lipodermin weglassen und durch einen fluiden Emulgator ersetzen (z.B Lysolecithin). Was meint Ihr?

Hintergrund für die Rezeptur: Ich möchte für meinen mittleren Rücken, der ziemlich juckt und Trockenheits-Pickelchen kriegt, eine in erster Linie feuchtigkeitsspendende Rezeptur mit gleichzeitig Barriere-aufbauender Wirkung rühren. Die ersten Versuche in die Richtung waren schon sehr erfolgversprechend :-)

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Lavande
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Ungelesener Beitrag von Lavande »

birgitlisa hat geschrieben:
Donnerstag, 14. Juli 2022, 16:35
...Oder hab ich irgendwo einen Denkfehler?
Einzige Idee die ich noch hätte: das Lipodermin weglassen und durch einen fluiden Emulgator ersetzen (z.B Lysolecithin). Was meint Ihr?
Hallo liebe Birgitlisa,

mit 2% Lipodermin und 1% Xanthan wirst Du keine 10% Fettphase emulgieren können. Mit Lysolecithin wäre dies eher möglich, ja. Andere Möglichkeiten zum Kaltemulgieren: Bergamuls
Herzliche Grüße
Lavande

Korsin
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Ungelesener Beitrag von Korsin »

Hallo Birgitlisa, ich schließe mich Lavande an. Und noch ein kleiner Tip, Avocadin muss bei über 100°C aufgeschmolzen werden und sollte in Hydrofluids nur maximal 1% eingesetzt werden. Sonst flockt dir das immer wieder aus. Wenn du das entnimmst, dann rühre auch vorher nochmal gut um, das hat die Tendenz sich zu entmischen und abzusetzen in der Dose.
Liebe Grüße
Korsische Prinzessin

Rabin
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Ungelesener Beitrag von Rabin »

Ich kenne mich mit Avocadin und Urea nicht wirklich aus, aber nachdem ich mir die Rohstoffe noch mal genauer angeguckt habe, würde ich sagen, dass Du mit dem Avocadin deutlich runter musst.

Also:
Avocadin bis maximal 1%, den Rest durch ein anderes Öl ersetzen, gerne aus der B2 Gruppe, damit Du auch etwas Linolsäure hineinbekommst. Ziel ist es, dass die Fettphase nach dem Erkalten homogen und flüssig ist, dann klappt es auch mit der Kaltverarbeitung :kleinehexe:

Xanthan und Lipodermin sollten für eine stabile Dispersion ausreichen, im Zweifel noch etwas Xanthan nachrühren.
Ich selber habe in meinen HDG mit 10% FP 1,5% Lipodermin, 0,5% Xanthan (Cosphaderm X34) und jeweils 0,2% Hyaluronsäure hoch und niedermolekular drin und es bleibt stabil.

Lavande hat insofern Recht, dass Du keine Emulsion bekommst, die FP wird in der WP dispergiert aber nicht emulgiert, was aber am Konzept ohne Emulgator liegt.
Liebe Grüße
Birgit

Animadversor
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Ungelesener Beitrag von Animadversor »

Liebe birgitlisa,

Das Lipodermin kann doch auch kalt verarbeitet werden. Insofern spricht nichts gegen eine heisse Wasser- und Fettphase. Die Wirkstoffe und das Lipodermin kommen dann in die handwarme Lotion oder was auch immer. Da leidet dann auch nichts.
Ich könnte mir sogar vorstellen, dass eine höhere Fettphase besser wäre, wenn es spannt und juckt. Statt Avocadin könntest du auch PhytoMac oder die BSB nutzen. Beides würde ich aber erstmal nur mit 1% dosieren.
Außerdem würde ich D-Panthenol mit 0,5% einsetzen, weil es juckreizmindernd ist.

Liebe Grüße
Ani
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monacensia
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Ungelesener Beitrag von monacensia »

birgitlisa hat geschrieben:
Donnerstag, 14. Juli 2022, 16:35

Wenn ich das ganze komplett kalt verarbeite, flockt die Fettphase aus.
Wenn ich es warm verarbeite, leiden die Wirkstoffe.
Der einizig wärmeempfindliche Wirkstoff in deinem Rezept ist Urea, und das kannst Du am Ende einstreuen, nach Abkühlung.
Den Rest kannst Du durchaus bei den handelsüblichen 70-80° verarbeiten.

birgitlisa
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Ungelesener Beitrag von birgitlisa »

Wow, sehr viele hilfreiche Tipps!

@Lavande: Danke! Ja, an Bergamuls hatte ich auch schon gedacht, falls ich in Richtung Emulsion statt Dispersion gehen möchte.

@Korsin: Danke für die Tipps. Ich denk noch mal drüber nach - vermutlich werd ich die Avocadin-Menge entsprechend deutlich reduzieren.

@Rabin: Auch viele gute Infos, danke. Hast du einen Vorschlag, welche Öle ich dazunehmen könnte? Ich hätte noch Nachtkerze und Argan als interessantere Öle, ansonsten das Übliche (Mandel, Sonnenblume, etc.)

@Animadversor: Ich hatte gedacht, das Lipodermin wäre als tw. emulgierende Komponente in der Hauptphase erforderlich...? Ansonsten gute Tipps, danke.

@monacensia: Super Hinweis! Ich hab echt gedacht, das wäre alles (außer Glycerin) temperaturempfindlich! So werd ich es machen :-)

Rabin
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Ungelesener Beitrag von Rabin »

birgitlisa hat geschrieben:
Freitag, 15. Juli 2022, 14:37
Wow, sehr viele hilfreiche Tipps!...

@Rabin: Auch viele gute Infos, danke. Hast du einen Vorschlag, welche Öle ich dazunehmen könnte? Ich hätte noch Nachtkerze und Argan als interessantere Öle, ansonsten das Übliche (Mandel, Sonnenblume, etc.)
Argan wäre durchaus geeignet, das ist auch gut für trockene und barrieregestörte Haut.
Liebe Grüße
Birgit

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Beauté
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Ungelesener Beitrag von Beauté »

birgitlisa hat geschrieben:
Freitag, 15. Juli 2022, 14:37
... Ich hab echt gedacht, das wäre alles (außer Glycerin) temperaturempfindlich!...
Liebe Brigitlisa
Liest Du eigentlich bei der Konzipierung Deiner Rezepte nicht jeden Wirkstoff nach?
Die Temperatur bei der Verarbeitung ist ja nur ein Thema; es gibt auch Unverträglichkeiten unter Wirkstoffen, WS die vor dem anderen verarbeitet werden müssen etc. etc. Aus meiner Sicht kann "unbedarft zusammenrühren" nur schief gehen. Ich lese auch nach über 7 Jahren jedes Mal die meisten Wirkstoffe wieder nach, obwohl ich die Vorgehensweise und Spezialitäten dokumentiere bei jedem Rezept.
LG - Beauté
Carpe diem!

birgitlisa
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Ungelesener Beitrag von birgitlisa »

Liebe Beauté: Naja, lesen und nachdenken/planen tu ich eher zuviel. Aber nicht alles ist auf Anhieb schlüssig ;-) Über Urea z.B. hab ich mir sehr viel Gedanken gemacht, das Puffersystem, die Verträglichkeit mit den Emulgatoren, usw...

Aber ganz ehrlich: ich habe die Temperatursensibilität der "Wirkstoffe" (also alles was diesen Namen trägt) nie hinterfragt. Und wenn nicht ausdrücklich temperaturstabil dabeisteht (wie bei Glycerin) geh ich halt erstmal davon aus, dass es eben temperatursensibel ist. Die Rezepte die ich bislang gerührt habe (und auch alle Basisrezepturen von olionatura.de), geben derlei Wirkstoffe erst am Ende in die erkaltete Formulierung.

Ich nutze neben den Standard-Hydratisier-Wirkstoffen aus meinem o.g. Rezept aber auch nur noch Panthenol und keine anderen - habe sonst nur noch eine Aloe-Topfpflanze, sowie Niacin und Allantoin hier aber jeweils nur einmal ausprobiert bisher.

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