frische Creme bildet Ammoniak

In diesem Unterforum erörtern wir Themen rund um die Entwicklung, Herstellung und Optimierung von Hautpflegeprodukten (inklusive Fehlersuche).

Moderator: Helga

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Auguste

frische Creme bildet Ammoniak

Ungelesener Beitrag von Auguste »

Hallo ihr Lieben,

mir ist heute etwas ganz merkwürdiges passiert: meine frisch gerührte Creme hat binnen einer Stunde einen beißenden Ammoniakgeruch entwickelt.

Hier das Rezept:

2g Avocadoöl
1g Traubenkernöl
1g Distelöl
1g Olivenöl
1g Hanföl
1,g Sheabutter
1,5g Kokosöl
2g GSSE
0,5g Emulsan
1g Gamma Oryzanol
1g Lipodermin
30g Wasser3,5g Melissengeist
2g Soja/Kornblumenextrakt
2g Rosskastanienextrakt
1,5g Glyzerin
1g Urea
0,5g Panthenol
0,7g Kaliumsorbatlösung
7Tr. Borretschöl

Auslöser war wohl der selbst gemachte Soja-/Kornblumenextrakt (wässrig-alkoholischer Auszug ca 20% Alk.). Um den auszuprobieren habe ich vorgestern Abend in den Rest einer 4 Wochen alten Creme ca 5% reingerührt. Am nächsten Morgen kam mir beißender Ammoniakgeruch in die Nase Igittigitt :eek: .
Okay, dachte das liegt am Alter der Creme, also heute neue gerührt und gleich mein neues Gamma Oryzanol versenkt, freu.
Naja, und dann hat sich innerhalb kürzester Zeit wieder dieses Ammoniak gebildet.
Versteht einer von euch, was da passiert ist? Denke mal, das Urea hat seine Finger mit im Spiel, in der alten Creme war es 1%ig, in der neuen 2%ig.
Chemie ist leider ein gänzlich weißer Fleck auf der Karte meiner Schulzeit, würde mich freuen, wenn mir einer das Phänomen erklären könnte.

Danke und liebe Grüße
Annette

Anemone

Ungelesener Beitrag von Anemone »

Erst einmal herzlich willkommen, Auguste!

Einen Grund hast Du ja schon selbst erkannt. Tinkturen sollten mindestens 40 % Alkohol enthalten für eine längere Haltbarkeit.
Ansonsten tippe ich mal auf den pH-Wert. Der muss bei Kaliumsorbat niedrig sein - schau mal -> hier.

Auguste

Ungelesener Beitrag von Auguste »

Hallo Anemone,

ja, du hast Recht, den PH- Wert hatte ich gar nicht beachtet, eigentlich weiß ich das auch :/

Trotzdem kann ich mir das nur schwer als Ursache vorstellen, weil die Creme ja gerade erst gerührt war. Der zu niedrig konservierte Sojaextrakt war auch erst zwie Tage alt und hat im Kühlschrank gewohnt. Sollte bei 20% kein Thema sein, mein 18%iger Milch-Sahne-Kaffeelikör macht das locker zwei Wochen mit.

Das ganze ging ja auch so schnell vonstatten, dass ich weniger an Gammel als an eine heftige Reaktion denke. Nur wer mit wem, und welche Bedingungen hätten das verhindert :?: Gerne wissen würden ich.

Liebe Grüße
Annette

Anemone

Ungelesener Beitrag von Anemone »

Urea! Schau mal hier. Eine Menge gesammeltes Basiswissen kannst Du dort auch nachschlagen (s. hier oben rechts 4 Links).

haselmaus
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Ungelesener Beitrag von haselmaus »

Auch wenn der pH nicht stimmt, sollte Urea nicht so schnell Ammoniak bilden. Petra (?) hatte da mal etwas nachgeschlagen, dass es wirklich Wochen und Monate dauert, bis sich da etwas bemerkbar macht - selbst bei etwas höheren Temperaturen und unpassendem pH. Da hatte sich für uns Selbstrührer eigentlich angezeigt, dass wir uns wenig oder keine Sorgen machen müssen. :)

Da es jetzt aber trotzdem passiert ist, tippe ich auf irgendeine Katalysator-Wirkung. Das bedeutet, dass ein Stoff, der selber nicht reagiert, eine andere Reaktion beschleunigt. Nun kommt mir deine Zutatenliste eigentlich recht ungefährlich vor, aber vielleicht katalysiert dein Extrakt den Zerfall des Ureas... anders kann ich es mir nicht erklären. Ist jetzt keine wissenschaftlich befriedigende Antwort (welcher Stoff in diesem Extrakt die Katalysatorwirkung hat), aber wenn deine Chemiekenntnisse eh ein bisschen verstaubt sind, reicht es dir ja vielleicht?
Teste doch mal ein paar Krümelchen Urea in ein paar Milliliter Extrakt, würde mich interessieren, ob es dann auch so schnell riecht. Wenn ja, hast du den Übeltäter entlarvt.

Trotzdem noch eine kleine Warnung: wenn du mit Kaliumsorbat konservierst, musst du den pH-Wert kontrollieren! Außerdem ist Kaliumsorbat nicht gegen alle Keime wirksam. Besser wäre dann Rokonsal (=A-Kons, ebenfalls den pH-Wert kontrollieren) oder Alkohol.

liebe Grüße

Auguste

Ungelesener Beitrag von Auguste »

Haselmaus, das war eine gute Idee mit den Krümeln in den Extrakt, schon nach 10min hat es eindeutig gerochen, der Extrakt hat einen Ph-Wert von ca 6,5. Aber was an dem Extrakt ist so böse? Verträgt sich Urea allgemein nicht mit Eiweiß? Vielleicht liegt es ja auch an dem Extrahieren der rohen Bohnen, ich werde mal paar Krümel in Sojamilch werfen, die ist ja abgekocht.

In dem Rezept ist Alkohol eigentlich der Hauptkonservierer (steht versteckt neben dem Wasser), das Kaliumsorbat wollte ich nur wegen des Sojas noch zusätzlich drin haben, und das mit dem Ph bei Kaliumsorbat hatte ich ganz vergessen, weiß es aber eigentlich.

Liebe Grüße
Annette

haselmaus
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Ungelesener Beitrag von haselmaus »

Tja, was es genau war, kann ich dir nicht sagen - Biochemie ist ein weites Feld und meine Kenntnisse sind arg begrenzt. Immerhin weißt du jetzt, welchen Exktrakt du lieber nicht mehr in die Ureacreme packst. Das ist doch auch schon was.

Auguste

Ungelesener Beitrag von Auguste »

So, also normale Sojamilch aus dem Tetrapack bleibt brav nach der Zugabe von Urea, dann steckt wohl so ein Katalysator in den rohen Bohnen. Gut, damit kann ich leben, nehme ich eben Sojamilch.

Die Idee mit dem Extrakt aus rohen Bohnen stammt aus dieser Patentschrift: https://publications.european-patent-of ... 2223&ki=A1.
Da ich die Bohnen eh im Haus habe, musste das natürlich ausprobiert werden. Ganz wässriger Auszug, wie dort beschrieben, war mir aber wegen der Verkeimung zu gefährlich, ich hatte halb Wodka und halb dest. Wasser genommen, nach 24 std. abgefiltert und nochmal 10% Melissengeist zugegeben.

Ich danke euch für eure Denkarbeit, liebe Grüße
Annette

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Ungelesener Beitrag von Heike »

Auguste hat geschrieben:So, also normale Sojamilch aus dem Tetrapack bleibt brav nach der Zugabe von Urea, dann steckt wohl so ein Katalysator in den rohen Bohnen. Gut, damit kann ich leben, nehme ich eben Sojamilch.
Ich vermute auch ein Enzym, Urease, aus den Sojabohnen, Auguste.
Liebe Grüße
Heike

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